Das große Kuddelmuddel
Was kann, will, soll, darf Familienpolitik? Umverteilen? Arbeit für Supernannys schaffen? Oder doch die Vergreisung der Gesellschaft verhindern? Von Thomas E. Schmidt
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Die Frage, ob Familie mehr sei als eine rein funktionale Beziehung zwischen Geschlechtern und Generationen, trennt die Volksparteien. Seit August Bebel haben für die SPD Gleichberechtigung und Integration in den Arbeitsprozess Vorrang. Immerhin hat sich das klassische Modell als ausgesprochen robust erwiesen: In Familien organisiert, konnte sich die Gesellschaft auf die Anforderungen der industriellen Produktion einstellen. Sozialdemokraten mussten ganz andere Gespenster vertreiben. Die Überzeugung, dass Familie vor allem unterdrücke und Neurosen verursache, ist schlechtes Erbe von 68; und dass Familienpolitik durch Frauenpolitik ersetzt werden könne, glauben auch nur noch wenige.
Viele bunte Lebensformen ? und vielfache Armutsrisiken
Es ist recht eindeutig: Die Deutschen leben nach wie vor überwiegend in Familienverbänden, auch wenn die heute anders aussehen als zu Wuermelings Zeiten. Sie bilden die Mitte der Gesellschaft. Und diese Gesellschaft >versingelt« auch nicht. Die Steigerung bei Einpersonenhaushalten ist zum großen Teil ein Phänomen älterer Frauen, die ihre Männer überleben. Die Scheidungsraten steigen zwar, aber es lassen sich vor allem Paare ohne Kinder scheiden. Auch die Wiederverheiratungsraten sind hoch, aber sie werden nicht gegengerechnet. Klar: viele bunte Lebensformen, aber statistisch gesehen, bedeutet jede Abweichung von der Familiennorm ein erhöhtes Armutsrisiko.
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.