WAZ-Artikel: "Die Hälfte des Himmels"
Unter http://www.waz.de/waz/waz.aktuell.volltext.php?kennung=onaufwazPOLWelNational38989&zulieferer=waz&kategorie=T... findet man einen gelungenen Artikel von Sigrid Krause über die Emanzipation der Frau.
Einige Auszüge:
"Feminismus, offensiver gar, ist out, gerade unter jungen Frauen. Schule, Studium, Job-Suche haben sie, die Mitt- bis End-Zwanziger tatsächlich durchlaufen in einem Gefühl von Gleichheit. Benachteiligung? Es gab und gibt sie bis heute. Aber weniger zwischen Mädchen und Jungen, dafür aber verschärft zwischen Kindern armer und reicher Familien."
Natürlich gebt es Benachteiligung. Auch zwischen Mädchen und Jungen. In der Schule vor allem zu Lasten von Jungen. Später dann (Wehr-/Zivildienst, Jugendarbeitslosigkeit) zu Lasten von jungen Männern. Was selbst Feministinnen wie Erdsiek-Rave nicht mehr abstreiten, wird hier für nicht existent erklärt. Erstaunlich.
"Fast 40 Jahre ist es her, dass Studentinnen nicht nur mobil machten gegen Alt-Nazis in der Politik oder den schmutzigen Krieg in Vietnam. Als Eva Herman gerade elf war, stellten sie in Seminaren und Wohngemeinschaften schon die "Frauenfrage". Ganz konkret: Warum reden Männer in der Öffentlichkeit fünfmal länger als Frauen, ohne entsprechend mehr zu sagen? Warum fordern Männer lautstark "die Hälfte des Himmels" für die unterdrückten Frauen in Angola, überlassen aber alle niederen Tätigkeiten (Putzen, Kochen) in der WG den Frauen?"
Gut, dass sich das inzwischen geändert hat. Heute reden Frauen in der Öffentlichkeit eher länger als Männer, und wenn man sich ansieht, wie oft über Frauenthemen gesprochen wird sowie im Vergleich dazu über Männerthemen, dann ist man schon mindestens beim Verhältnis 5:1 angekommen. Allein hieraus wird ersichtlich, welch segensreichen Fortschritt die Emanzipation der Frau über die Menschheit gebracht hat.
Und noch etwas hat sich grundlegend umgekehrt: Frauen fordern lautstark "die Hälfte des Himmels" für die unterdrückten Frauen in Angola, überlassen aber alle niederen/gefährlichen Tätigkeiten (Jobs in der Quecksilbermine, bei Minenräumkommandos, auf Bohrinseln) den Männern.
"Dass heute misshandelte Frauen und ihre Kinder in jeder größeren Stadt Schutz finden in gut organisierten Frauenhäusern, loben heute selbst Konservative. Auch die neuen Gesetze, nach denen prügelnde Ehemänner die gemeinsame Wohnung verlassen müssen, selbst wenn der Mietvertrag ihre Unterschrift trägt."
Ja, solche vor Männerhass triefenden Gesetze, dazu die als Kampfmittel gegen Männer zweckentfremdeten Frauenhäuser sind ein wahrer Fortschritt auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit. Wahre Perlen der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Gleichstellung. Wir alle können auf diese Einrichtungen stolz sein!
"1975: Das "Internationale Jahr der Frau". Die UNO gab den Regierungen der Welt auf, die Rechte der Frauen und Mädchen auf gleiche Bildung, soziale Sicherheit und Berufschancen zu fördern."
Und tut dies bis heute, unverdrossen. So sehr, dass sie für die Probleme der Männer inzwischen blind und taub ist.
"Im öffentlichen Dienst lief es lautloser: 1989 trat das erste NRW-Gleichstellungsgesetz in Kraft, seitdem müssen alle Kommunen und Landesbehörden Frauen systematisch für Führungsaufgaben qualifizieren. Und sie dann auch befördern. Erste Folgen: Weil die Frauen die besseren Noten im Examen haben, stellt das Land etwa immer weniger Männer für den Richterdienst ein. Die Justiz wird weiblich."
Und warum haben Frauen die besseren Noten im Examen? Weil sie klüger, fleißiger und gewissenhafter sind? Weil Professor(inn)en sie für nach wie vor benachteiigt halten und dies durch bessere Noten ausgleichen möchten? Weil so mancher Professor so mancher hübschen Studentin seine Wertschätzung in Form von besseren Noten zuteil werden lässt?
Die Justiz wird weiblich! Wurde aber auch Zeit! Welch unermesslichen Segen dies für unser Land schon jetzt bedeutet, kann man in Matthias Matusseks Buch "Die vaterlose Gesellschaft" nachlesen.
"Der Feminismus - ein Irrweg? Ganz im Gegenteil, finden die, die seit den Anfängen dabei waren. Sie sind heute 55, 60, 65 Jahre alt, oft verheiratet, viele sind mehrfache Mütter und durchaus lebensfroh. Entspannt verweisen sie auf das Erreichte: dass Gewalt in der Ehe und der Missbrauch von Kindern kein Tabu mehr sind; dass Mädchen selbstverständlich Abitur machen und danach jeden Beruf wählen können, der sie interessiert; dass Arbeitgeber, die Frauen offen benachteiligen, deftigen Schadenersatz fürchten müssen. Keine hätte vor 35 Jahren darauf gewettet, dass dies heute Alltag sein könnte."
Und keiner hätte darauf gewettet, dass Gewalt in der Ehe, die von Frauen ausgeht, überraschenderweise immer noch ein mächtiges Tabu darstellt. Dass Jungen selbstverständlich die Mehrzahl der Schulabbrecher und Sonderschüler stellen und - wie die Arbeitslosenquoten der Unter-25-Jährigen zeigen - massive Probleme haben, einen Beruf wählen zu können, der sie interessiert. Dass Arbeitgeber, die Männer durch Frauenquoten benachteiligen, nicht mit Prozessen überschwemmt werden, sondern mit öffentlicher Belobigung. Keiner hätte vor 35 Jahren darauf gewettet, dass dies heute Alltag sein könnte. Denn dann wäre er schon damals ausgewandert.
"Auch nicht, dass ausgerechnet Alice Schwarzer, der Männerschreck der 70er und 80er Jahre, heute von Männern gefeiert wird. Orden und Ehrenzeichen stapeln sich in ihrem Schrank, große Medien-Männer schmücken sich in ihren Talk-Runden mit der "Emma"-Gründerin. Die nutzt den männlichen Hang zur Selbstdarstellung altersmilde mit Humor, um ihre Themen weiter an die Frau zu bringen."
Wie zum Beispiel mit diesem köstlichen Zitat, in dem ihr ganzer Humor zum Vorschein kommt: ?Sie hat ihren Mann entwaffnet. (?) Eine hat es getan. Jetzt könnte es jede tun. Der Damm ist gebrochen, Gewalt ist für Frauen kein Tabu mehr. Es kann zurückgeschlagen werden. Oder gestochen. Amerikanische Hausfrauen denken beim Anblick eines Küchenmessers nicht mehr nur ans Petersilie-Hacken. (...) Es bleibt den Opfern gar nichts anderes übrig, als selbst zu handeln. Und da muss ja Frauenfreude aufkommen, wenn eine zurückschlägt. Endlich.?
"Gut 160 Wissenschaftlerinnen in NRW sind organisiert im "Netzwerk Frauenforschung"; Managerinnen arbeiten systematisch auf, was ihren weiteren Aufstieg bremst und warum Frauen noch immer 15 bis 25 Prozent weniger verdienen als Männer."
Ich hätte da ein paar Erklärungsansätze anzubieten. Zum Beispiel den, dass die meisten Frauen gar keine Lust haben, ihr Leben lang den ganzen Tag zu arbeiten, einen anspruchsvollen Beruf zu wählen, den Mann und die Kinder zu versorgen oder gar Karriere zu machen. Aber da das "Netzwerk Frauenforschung" die Gründe dafür, was den Aufstieg der Frauen bremst, sicherlich mithilfe der sattsam bekannten "tabulosen" Diskussionen ergründet, wird all dies wohl eher nicht zur Sprache kommen.
"Neuerdings mischen "High Potential Mums" (hoch kompetente Mamis) mit, die in Düsseldorf gerade ihr "Mamifest" ausgerufen haben: Sie wollen, quer durch die Parteien, mehr Mütter in alle politischen Gremien bringen."
Na da bin ich aber gespannt, ob das klappt und wer hinterher schuld daran ist, wenn es nicht klappt.
"Als "nicht kommerzielles Lobby-Instrument" sollen sie dafür sorgen, dass sich für Mütter und Kinder endlich was tut im Land."
Na, endlich. Hoffentlich wird bei der Gelegenheit auch mal die unerträgliche Bevorzugung von Vätern, speziell in der patriarchalischen Familiengesetzgebung, beseitigt.
Ich könnte wetten, die Redaktion der "WAZ" freut sich über jede Menge Leserbriefe unter meinungsforum@waz.de