Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Christine ⌂, Thursday, 28.09.2006, 17:50 (vor 7010 Tagen)

HEUTE IM BUNDESTAG **** PRESSEDIENST DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES

Berlin: Do, 28.09.2006 Redaktionsschluss: 12:00 Uhr (284)

Familie/Antrag
KOALITION FORDERT MEHR ÖFFENTLICHE VERANTWORTUNG FÜR DIE ENTWICKLUNG DER KINDER

Berlin: (hib/WOL) Die Rechte von Kindern und die Stärkung der Persönlichkeitsentwicklung durch eine individuelle Förderung stehen im Fokus eines gemeinsamen Antrags von CDU/CSU und SPD (16/2754). Unter Bezug auf den zwölften Kinder- und Jugendbericht,
der einen gesamtheitlichen Bildungsbegriff propagiert und die gesellschaftliche Debatte über Bildungs- und Zukunftschancen befördert habe, solle die grundlegende kinder- und jugendpolitische Ausrichtung und die Ganzheitlichkeit von Bildung, Erziehung und Betreuung fortgesetzt werden.
Dazu soll sich die Regierung auch bei Ländern und Kommunen für den "Nationalen Aktionsplan für ein kindergerechtes Deutschland 2005 bis 2010" einsetzen. In 19 Positionen fordern die Fraktionen, dass Eltern die freie Wahl des Kindergartens für ihr Kind haben sollen.
Dabei sei das in der Sozialgesetzgebung verankerte Recht auch durch die Länder zu gewährleisten und dürfe nicht an Stadt- oder Kreisgrenzen enden.
Neben dem Ausbau von Ganztagsangeboten in der Betreuung von unter Dreijährigen und Kindergartenkindern solle ein Netzwerk mit dem Ziel initiiert werden, sich gemeinsam für die Gestaltung der Lern- und Lebenswelt junger Menschen einzusetzen.
Darin sollen Eltern, Schulen, Jugendhilfe und Jugendgruppen wichtige Informationen, Arbeitshilfen und Empfehlungen für zukunftsfähige Strukturen und Konzepte sowie Praxisbeispiele zur Verfügung gestellt werden.
Außerdem solle das Projekt der Mehrgenerationenhäuser in den kommenden Jahren in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt geschaffen und ausgebaut werden. Ein "Bündnis für Erziehung" solle die enge Kooperation von Wohlfahrts- und Familienverbänden, Wirtschaftsunternehmen, Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften mit allen Beteiligten sichern.
Schließlich seien optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit ältere Menschen ihre Potenziale gewinnbringend für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einsetzen können.
--

Wenn es in den letzten Jahren keine gesetzlichen Änderungen gab, dann war die freie Kindergartenwahl schon immer gegeben. Von daher frage ich mich, was das eigentlich soll oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Die sollten lieber die freie Wahl der Grundschulen einführen, damit Eltern ihre Kinder auf eine ihren Vorstellungen entsprechenden Einrichtung geben können, gerade in Zeiten von PISA/IGLU.

Gruß - Christine

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Garfield, Thursday, 28.09.2006, 20:36 (vor 7010 Tagen) @ Christine

Hallo Christine!

"Außerdem solle das Projekt der Mehrgenerationenhäuser in den kommenden Jahren in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt geschaffen und ausgebaut werden."

Sowas hat man auch in Dänemark mal versucht. Das gab nur Probleme. Die älteren Menschen wollten Ruhe haben und beschwerten sich dann dauernd über das Geschrei der Kinder.

Aber manche werden eben nie schlau.

Freundliche Grüße
von Garfield

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Christine ⌂, Thursday, 28.09.2006, 22:21 (vor 7010 Tagen) @ Garfield

Hallo Christine!

"Außerdem solle das Projekt der Mehrgenerationenhäuser in den kommenden
Jahren in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt geschaffen und
ausgebaut werden."

Sowas hat man auch in Dänemark mal versucht. Das gab nur Probleme. Die
älteren Menschen wollten Ruhe haben und beschwerten sich dann dauernd über
das Geschrei der Kinder.

Aber manche werden eben nie schlau.

Freundliche Grüße
von Garfield

Hallo Garfield,

warst Du schon mal in Spanien oder Portugal und hast die Kinder dort erlebt? Irgendwie empfinde ich das dort anders als hier, obwohl die natürlich auch laut sind, aber eben erträglich.
Was hier anders ist, kann ich nicht erklären.

Gruß - Christine

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Flint ⌂, Thursday, 28.09.2006, 23:20 (vor 7010 Tagen) @ Christine

Wenn es in den letzten Jahren keine gesetzlichen Änderungen gab, dann war
die freie Kindergartenwahl schon immer gegeben. Von daher frage ich mich,
was das eigentlich soll oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Die sollten lieber die freie Wahl der Grundschulen einführen, damit Eltern
ihre Kinder auf eine ihren Vorstellungen entsprechenden Einrichtung geben
können, gerade in Zeiten von PISA/IGLU.

Gruß - Christine

Hallo Christine,

"schön" ausgedrückt: "...öffentliche Verantwortung für die´Entwicklung der Kinder". Ist wohl ein Euphemismus für: "...staatliches Einspringen für die verantwortungslose Selbstsucht von Tussies die Kinder auf die Welt geworfen haben" oder: "...wir werden euch, damit ihr einem imaginären/wahnhaften feministischen Ideal entsprechen könnt, die Verantwortung für die (Fehl)entwicklung eurer Kinder, abnehmen".


hier ein Artikel, der etwas von ihren kranken Absichten beleuchtet:

Feuilleton

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2005, Nr. 21, S. 33


Alles gleichzeitig geht nicht

Warum Eltern für Kinder dasein müssen / Von Kostas Petropulos

"Es muß wieder eine Selbstverständlichkeit sein, Kinder zu haben", fordert die hessische Familienministerin Silke Lautenschläger und wird dafür in der CDU als Vorreiterin einer neuen konservativen Familienpolitik gefeiert. Da keimt die Hoffnung, endlich den "familienpolitischen Durchbruch" zu schaffen: die staatliche Ganztagsbetreuung für Kleinkinder.

Dabei genügt bereits dieser eine Satz, um die mit der Ganztagsbetreuungsvision verbundenen Hoffnungen auf mehr Kinderfreundlichkeit als naive Illusion zu erkennen. Wer seiner Elternrolle gerecht werden will, weiß, daß es nicht genügt, einfach Kinder zu haben. Elternschaft bedeutet, mit Kindern zusammenzuleben. Zeit zu haben, um ihre Bedürfnisse, Fähigkeiten und Sorgen kennenzulernen. Sie auf ihrem langen Weg zu sich selbst und in die Gesellschaft mit Zuwendung und Wissen zu begleiten. Kurz: Eltern sein heißt, im Leben der Kinder eine Hauptrolle zu spielen.

Daß Silke Lautenschläger andere Vorstellungen hat, zeigt sich in ihrer Forderung nach der "Vereinbarkeit von Beruf und Familie". Die Reihenfolge macht die Prioritäten klar: Die Erwerbsarbeit ist der Mittelpunkt der Lebensplanung, um den herum sich alles zu gruppieren hat - auch die Kinder. Das führt zur Forderung nach der Ganztagsbetreuung, um die Mütter zu "nützlichen" Mitgliedern der Gesellschaft zu machen, die dem Arbeitsmarkt - von der Kinderlast befreit - nun umfassend wie bislang nur die Väter zur Verfügung stehen können. Dieser Wertehorizont eint im Kern alle Protagonisten der gegenwärtigen Familiendebatte: angefangen bei Rot-Grün über die Opposition, die Wirtschaft, die Gewerkschaften bis zu den Kirchen und vielen anderen Verbänden. Allerdings unterscheiden sich die Motive. So stand der Bundeskanzler noch zu Beginn seiner Amtszeit für seinen Spruch vom Familienministerium als "Ministerium für Frauen und Gedöns". Heute präsentiert er sich als Kinderfreund. Der harte ökonomische Hintergrund seines Gesinnungswandels wird unverhüllt sichtbar: Das Land vergreist, weil die Menschen immer älter und zugleich die Kinder immer weniger werden. Damit ist nicht nur das Ende der Sozialversicherungssysteme programmiert, sondern auch der weltpolitische Abstieg der deutschen Volkswirtschaft. Genau das läßt den Kanzler und die Wirtschaft nach mehr "Familienfreundlichkeit" rufen, die sich zuvörderst im Ausbau der Ganztagsbetreuung dokumentiert.

Der erwünschte Wirkungsmechanismus lautet: "Mehr Ganztagsbetreuung = mehr Kinder + mehr Mütter in Vollzeiterwerbsarbeit". Das dient der nach Fachkräften ringenden Wirtschaft und entlastet die Staatskasse, weil die Familien ihr Auskommen durch doppelte Erwerbsarbeit absichern können und so auch kein höheres Kinder- oder Erziehungsgeld brauchen. Die Gewerkschaften, Amtskirchen und viele (Frauen-)Verbände unterstützen die Offensive aus einem anderen Motiv. Für sie findet der Mensch allein in der Erwerbsarbeit zu seiner wahren Bestimmung. Deshalb ist für sie die letzte Stufe der Gleichberechtigung erst erreicht, wenn Frauen die gleichen Karrieremöglichkeiten wie Männer haben.

Gern führen beide Lobbygruppen das Argument von der Volkswirtschaft an, die nicht länger "auf die Leistungsbereitschaft gut ausgebildeter Frauen verzichten" könne. Damit wollen sie freilich nicht der Kinderlosigkeit von Akademikerinnen das Wort reden. Es geht um die qualifizierten Mütter, die sich bislang dem Arbeitsmarkt "verweigern" und lieber ihre Kinder erziehen. Nach aktuellen Umfragen ist diese Haltung immer noch in der Mehrheit. Diese gilt es, da sind sich die Ganztagsfetischisten einig, endlich aufzubrechen und skandinavisches oder französisches Bewußtseinsniveau zu erreichen. Ganztagsmütter werden deshalb als Vertreterinnen eines überholten Familienbilds verunglimpft. Was die moderne Mutter auszeichnet, hat die Bundesregierung im Herbst 2000 in einer Anzeige auf den Punkt gebracht: "3 K sind out - www. ist in." - Kinder, Küche, Kirche war gestern, heute ist die High-Tech-Arbeitswelt auch für Mütter angesagt.

Die Anzeige verweist auf das Grundproblem der Familienpolitik, ja unserer Gesellschaft überhaupt: Kinder sind in unserer hochindustrialisierten und global vernetzten Volkswirtschaft Nebensache. Die Beschäftigung mit ihnen ist eine Tätigkeit ohne emotionale und intellektuelle Herausforderung. Deshalb soll man den Nachwuchs ruhig den (häufig überforderten und schlecht bezahlten) Erzieherinnen in Krippen oder Kindermädchen und Tagesmüttern überlassen. Die Haltung prägt auch das "Meisterstück" rot-grüner Familienpolitik: das "Tagesbetreuungsausbaugesetz", mit dem bald Hunderttausende neuer Ganztagsbetreuungsplätze entstehen sollen. Im Vorfeld hatte Ministerin Renate Schmidt den Münchner Kleinkindforscher Wassilios Fthenakis ein Gutachten erarbeiten lassen. Darin räumt er dem Ausbau der Tagesbetreuung höchste Priorität ein. Allerdings plädiert er für eine Ausbildung der Erzieher auf Hochschulniveau. Im dann verabschiedeten Gesetz findet sich dazu nichts Verbindliches. Im Gegenteil: Tagesmütter werden den qualifizierten Erziehern gleichgestellt.

Hauptsache, irgendeine Betreuung. Der Kampf gegen den Fachkräftemangel und für den "flexiblen Menschen" hat Vorrang gegenüber einem statistisch weniger griffig zu erfassenden Phänomen namens Kindeswohl. Deshalb blocken die Regierung und ihre ökonomiegläubigen Berater wie Bert Rürup jede Debatte um ein Erziehungsgehalt für Eltern ab. Daher gibt es keine Initiative der Bundesregierung zur Schaffung von Teilzeitarbeitsplätzen in Führungspositionen. Darum gab es bei den unlängst durchgesetzten Arbeitszeitverlängerungen keinen Widerstand der Familienministerin.

Wenn Kinder und damit dieses Land eine Überlebenschance haben sollen, muß ein klarer Prioritätenwechsel erfolgen. Unsere Gesellschaft darf sich nicht länger nur als Dienstleistungsbetrieb für die Wirtschaft organisieren, sondern umgekehrt:

Weiter HIER

Gruß
Flint


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Der Maskulist
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Familienpolitik

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Christine ⌂, Friday, 29.09.2006, 13:21 (vor 7009 Tagen) @ Flint

Wenn es in den letzten Jahren keine gesetzlichen Änderungen gab, dann

war

die freie Kindergartenwahl schon immer gegeben. Von daher frage ich

mich,

was das eigentlich soll oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Die sollten lieber die freie Wahl der Grundschulen einführen, damit

Eltern

ihre Kinder auf eine ihren Vorstellungen entsprechenden Einrichtung

geben

können, gerade in Zeiten von PISA/IGLU.

Hallo Christine,

"schön" ausgedrückt: "...öffentliche Verantwortung für die´Entwicklung
der Kinder"
. Ist wohl ein Euphemismus für: "...staatliches Einspringen
für die verantwortungslose Selbstsucht von Tussies die Kinder auf die Welt
geworfen haben" oder: "...wir werden euch, damit ihr einem
imaginären/wahnhaften feministischen Ideal entsprechen könnt, die
Verantwortung für die (Fehl)entwicklung eurer Kinder, abnehmen".

Hallo Flint,

ich denke, wir sollten uns zunächst einmal von der Vorstellung verabschieden, das es die ideale Kindererziehung gibt. Was für den einen gut ist, muss für den anderen deshalb noch lange nicht gut sein.
Ich selbst wollte, ich wäre in einen Kindergarten gekommen, viel Leid wäre mir erspart geblieben.
Deine bzw. die Vorstellung vieler hier, bedingt, das es die ideale Mutter gibt, die sich liebevoll zu Hause um die Kinder kümmert, aber das ist und bleibt eine Illusion, denn es gibt sie nicht, weder die ideale Muter, noch den idealen Vater. Diese Vorstellung bedingt weiter, das der Mensch in jungen Jahren bereits die komplette Lebensweisheit gepachtet hat, um den Bedürfnisse von Kindern in allen Lebenslagen gerecht zu werden. Wenn dem so wäre, dann hätten wir den perfekten Menschen ohne Fehler und das ist absolut nicht möglich und wäre mMn für die Fortentwicklung der Menschheit kontraproduktiv.
Was mich an dieser Debatte stört ist die Tatsache, das viele meinen, die beste Lösung zu haben, die es nie geben kann. Der Staat soll sich einfach nur aus der Familienplanung und Kindererziehung heraus halten, damit keine Gruppe stigmatisiert wird.

hier ein Artikel, der etwas von ihren kranken Absichten beleuchtet:

Hier wiederum stört mich, das der Schreiber die Wirtschaft mit ihren Folgen aus der Sicht eines Akademikers
-verständlicherweise- sieht. Der Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung hat aber nun mal nicht studiert und es läuft derzeit immer mehr darauf hinaus, das schon heute ein Verdienst selten allein reicht, um auch nur einigermaßen über die Runden zu kommen. Selbst junge Akademiker verdienen selten genug, als das einer allein die Familie ernähren kann. Wie sieht es denn derzeit mit Löhnen und Gehältern aus? Die gehen, bis auf wenige Ausnahmen überall runter statt rauf, im Gegenzug gehen dafür die Ausgaben allerdings nicht herunter. Folglich ist überall weniger Geld vorhanden. Ich habe es gerade wieder selbst erlebt: Autos ab- und abmelden auf Grund von neuen EU-Vorschriften haben mich mal eben 150 Märker gekostet, hier in Karlsruhe haben die hiesigen Verkehrsbetriebe innerhalb eines Jahres 3 mal die Preise erhöht. Wenn man sich heutzutage also fortbewegen will, ist man so oder so der Gelackmeierte und das ist nur ein einziger Punkt, der uns stetig mehr belastet.
Ich will hier weder für das eine, noch das andere Modell Partei ergreifen, das Leben diktiert uns nun mal die äußeren Bedingungen, mit denen wir leben müssen.

Gruß - Christine

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Dirk, Friday, 29.09.2006, 13:34 (vor 7009 Tagen) @ Garfield

Hallo Christine!

"Außerdem solle das Projekt der Mehrgenerationenhäuser in den kommenden
Jahren in jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt geschaffen und
ausgebaut werden."

Sowas hat man auch in Dänemark mal versucht. Das gab nur Probleme. Die
älteren Menschen wollten Ruhe haben und beschwerten sich dann dauernd über
das Geschrei der Kinder.

Aber manche werden eben nie schlau.

Freundliche Grüße
von Garfield

Ich bin in einem "Mehrgenerationenhaus" aufgewachsen. Mit Schwester, Eltern (beide, noch dazu miteinander verheiratet...), Großeltern väterlicherseits (auch miteinander verheiratet - sie hätten es sogar fast bis zur Diamantenen Hochzeit geschafft), und anfänglich sogar der Uroma.

Es ging. Wunderbar. Ohne "Mietshauslärm", eingeworfene Fensterscheiben und brüllenden Ghettoblaster (den es damals in der Bauweise sowieso noch gar nicht gab *g*). Und wir haben so gut wie jeden Tag an der frischen Luft gespielt.

Ich denke, man muß seinen Kindern die Zurücknahme und Rücksichtnahme vermitteln können und dürfen. Und es muß die Möglichkeit geben, daß die Kinder unbehelligt draußen spielen können. Bei uns auf dem Land ging das, mit Wiese vor dem Haus und damals noch unasphaltierter Straße.

Über Kinderlärm hat sich bei uns nie jemand beschwert. Es gab in der Nachbarschaft obendrein genügend andere Kinder. Die waren dann allerdings teilweise deutlich lärmintensiver.

Wenn das Projekt "Mehrgenerationenhaus" nicht gehen sollte, liegt es an schlecht erzogenen Kindern und kinderunsensiblen Erwachsenen. Bei den Kindern hätte ich die Hoffnung, daß sich da etwas machen läßt.

Dirk.

@Dirk + Christine

Garfield, Friday, 29.09.2006, 17:13 (vor 7009 Tagen) @ Christine

Hallo Dirk + Christine!

Leider kann man die Zustände heute nicht mehr mit denen in früheren Zeiten vergleichen. Zwei Beispiele:

Als meine Frau gerade mal so etwa 8 Jahre alt war, prallte ihr mal beim Spielen auf dem Gehweg ein kleiner Ball gegen ein parkendes Auto. Sie sah nach, ob ein Schaden entstanden war, fand aber keinen. Ihre Mutter hatte ihr aber gesagt, daß sie in so einem Fall immer dem Besitzer des Autos Bescheid sagen soll. Das war ein Nachbar, und so ging sie dorthin, klingelte und erzählte, was passiert war. Der ging dann mit ihr runter, sah nach, fand auch keinen Schaden, und damit war die Sache erledigt. Und wenn ein Schaden da gewesen wäre, dann hätten die Eltern meiner Frau die Behebung des Schadens bezahlt.

Vor einigen Jahren wohnte ich in einem Mietshaus, wo auch eine Familie mit einem zu der Zeit ebenfalls etwa 8jährigen Junge wohnte. Eines Tages entdeckte eine Nachbarin einen Kratzer an ihrem Auto. Sie hatte vorher gesehen, daß dieser Junge mit einem Fahrrad sehr dicht an ihrem Auto vorbei gefahren ist. Also klingelte sie bei seinen Eltern, die kamen mit dem Jungen raus, aber der leugnete alles. Erst nach ewigem Diskutieren gab er endlich zu, daß er mit dem Lenker gegen das Auto gekommen ist. In der Hoffnung, daß es schon keiner gesehen haben wird, ist er dann einfach weiter gefahren, ohne irgendjemandem etwas zu sagen. Und wenn diese Nachbarin ihn nicht dort gesehen hätte, dann wäre sie auch auf dem Schaden sitzen geblieben.

Das ist ganz typisch für die Verhältnisse früher und heute. Viele Eltern bringen ihren Kindern ganz offensichtlich keinerlei Verantwortungsbewußtsein mehr bei. Es gab da z.B. mal einen Fall, wo ein Kind absichtlich im Vorbeigehen ein parkendes Auto mit einem Schlüssel beschädigt hat. Die Mutter war dabei, weigerte sich aber, für den Schaden aufzukommen. Die Sache ging vor Gericht, das stellte fest, daß das Kind selbst für den Schaden haftet, beim Kind war natürlich nichts zu holen und so blieb der Besitzer des Autos auf dem Schaden sitzen.

Kein Wunder, daß immer mehr Eltern diese "Rechts"-Lage ausnutzen, sich einfach darauf verlassen, daß sie sowieso für keine Schäden aufkommen müssen und dann auch nichts tun, um ihre Kinder dazu anzuhalten, erst gar keine Schäden anzurichten. Oft verlassen sich Eltern auch auf Haftpflichtversicherungen. Die nützen den Geschädigten aber nichts, wenn sie nicht gesehen haben, wer den Schaden verursacht hat.

Dementsprechend sieht das auch mit gegenseitiger Rücksichtsnahme aus. Und entsprechend rücksichtslos verhalten sich die Kinder dann eben, zumal ihnen die Erwachsenen das ja auch oft so vorleben. Die Justiz stellt Kindern auch immer wieder Freibriefe für alles Mögliche aus, so daß jeder genau weiß, daß irgendwelche Beschwerden oder gar Klagen vor Gericht völlig nutzlos sind. Ganz im Gegenteil: Dann muß man sich noch als Kinderhasser beschimpfen lassen.

Interessant ist aber, daß die Toleranz vieler Eltern auch sehr schnell ihr Ende findet, wenn die Belästigungen nicht von den eigenen, sondern von fremden Kindern ausgehen. Auch dafür noch ein Beispiel:

Dieser bereits erwähnte Junge aus dem Mietshaus hatte die Angewohnheit, ab und zu neben dem Haus zu sitzen und Steine gegen die Wand zu schlagen. Das ging so manchmal stundenlang und war in den unteren Etagen innen deutlich zu hören. Er hat auch immer, wenn er die Außentür öffnete, nicht an den Griff oder an den Türrahmen gefaßt, sondern gegen die Scheibe, so daß die ständig dreckig war und immer wieder geputzt werden mußte. Natürlich durfte niemand etwas dagegen sagen. Als meine Frau ihn mal dabei erwischte, wie er einen Ball mit voller Absicht immer wieder gegen eine Fensterscheibe unserer Wohnung schoß und sie dann zur Nachbarin ging, um mit ihr darüber zu reden, sagte die nur "Man kann sich auch anstellen" und knallte meiner Frau die Tür vor der Nase zu. Als meine Frau sich dann beim Vermieter beschwerte und der bei der Nachbarin anrief, sagte die, das wäre doch kein Problem, ihr Sohn wäre doch versichert...

Jahre später war er aus dem Alter heraus. Nun wohnte aber eine andere Familie im Haus, die einen etwa 5jähringen Jungen hatte. Der warf nun mal einen Stein gegen die Hauswand. Sofort stand die Mutter des älteren Jungen auf dem Balkon und rief, daß er das gefälligst lassen soll, das würde man ja im ganzen Haus hören... Er hat auch immer an die Scheibe der Tür gegrabscht, wenn er sie öffnen wollte. Dann drückte ihm die Mutter des älteren Jungen eines Tages einen Lappen in die Hand und sagte, er solle gefälligst nicht immer gegen die Scheibe grabschen, und solange er das tut, müsse er sie auch putzen.

Als ihr Sohn das alles gemacht hat, war das natürlich völlig in Ordnung. Das hatte jeder stillschweigend zu erdulden. Jetzt, bei dem anderen Jungen, sah das aber auf einmal völlig anders aus...

Ich denke, die Probleme resultieren aber auch daraus, daß die Menschen in den Wohngebieten nicht mehr soviel Kontakt zueinander haben wie in früheren Zeiten. Vor allem in Wohngebieten mit vielen Mietswohnungen ist es so, daß die Mieter ständig wechseln. So entstehend keine langandauernden Freundschaften mehr, man lebt nebeneinander her und nicht mehr miteinander. Und so sehen viele Eltern eben auch keine Notwendigkeit, ihre Kinder dazu anzuhalten, keinen Ärger mit den Nachbarn zu verursachen. Weil die Nachbarn ihnen schlichtweg egal sind.

In der Straße, in der wir jetzt wohnen, ist die Situation ganz anders. Dort leben viele Leute im eigenen Haus, wohnen deshalb schon seit Jahrzehnten da und kennen sich untereinander. Da verhalten sich auch die Kinder ganz anders. Sie spielen auch auf der Straße und rufen mal etwas - aber das hält sich im normalen Rahmen und wirkt nicht störend. Da brüllt niemand aus Leibeskräften aus purer Langeweile in den Himmel. Da werden auch keine Steine gegen Hauswände und Fenster geworfen oder Leute ohne irgendeinen Anlaß auf der Straße beschimpft. Und wir hatten da bisher keinen einzigen Schaden an den Autos. Im Mietshaus hatten wir damals innerhalb von 6 Jahren zwei zerkratzte Motorhauben und zwei zerkratzte Seitentüren an drei verschiedenen Autos (zwei davon waren nagelneu), und andere Leute dort hatten ähnliche Probleme. Bei einer anderen Familie dort im Haus hatte jemand z.B. an einem Mercedes einen tiefen Kratzer über die gesamte Seite verursacht, schön über beide Kotflügel und beide Seitentüren. Sowas schafft man bei einem stehenden Auto nur mit purer Absicht.

Aber auch die Kinder von Eltern, die sich darum bemühen, ihren Kindern Rücksichtnahme beizubringen, treffen dann im Kindergarten und in der Schule immer wieder auf Kinder, für die Rücksichtnahme ein Fremdwort ist und werden dann zwangsläufig auch von denen beeinflusst.

Freundliche Grüße
von Garfield

..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder

Flint ⌂, Saturday, 30.09.2006, 15:50 (vor 7008 Tagen) @ Christine

Hallo Christine,


" ich denke, wir sollten uns zunächst einmal von der Vorstellung
" verabschieden, das es die ideale Kindererziehung gibt.

Wen meinst Du mit ?wir'? Ich habe niemals in der Kategorie ?Ideale Kindererziehung' gedacht.

"Was für den einen
" gut ist, muss für den anderen deshalb noch lange nicht gut sein.

Das ist sowieso klar.


" Ich selbst wollte, ich wäre in einen Kindergarten gekommen, viel Leid wäre
" mir erspart geblieben.

Na gut. Du wünschst Dir (im nachhinein?) im Kindergarten gewesen zu sein. Diese Aussage "viel Leid wäre mir erspart geblieben" läßt einiges vermuten? Ich denke aber, dies kann man nicht als Norm nehmen. Genauso gibt es mit absoluter Sicherheit -ich weiß nicht, wie viele- Leute, die genau das Gegenteil ausdrücken, nämlich: "Ich selbst wollte, ich wäre nie in den Kindergarten/Schule gekommen, viel Leid wäre mir erspart geblieben". Nebenbei gesagt, ich sehe mich bei der letzteren Kategorie.


" Deine bzw. die Vorstellung vieler hier, bedingt, das es die ideale Mutter
" gibt, die sich liebevoll zu Hause um die Kinder kümmert,

Es gibt Mütter die sich liebevoll zu Hause um die Kinder kümmern. Niemand muß sie deswegen ideale Mutter nennen, warum auch? Diese Wertung hast Du, liebe Christine hier eingeführt. Deine Einschätzung, daß meine und die Vorstellung vieler hier bedingen würde, daß es "Die ideale Mutter" oder "Den idealen Vater" gäbe, ist, was mich betrifft, nicht richtig. Ich brauche solche Begriffe wie ?ideale Mutter' oder ?idealen Vater' überhaupt nicht. Mir genügt für meine Begriffe 'gute (verantwortungsvolle) Mutter' und 'guter (verantwortungsvoller) Vater'.
Es bringt auch nichts, zuerst etwas ins IDEALE zu erheben um dann zu sagen, daß es das nicht gibt. Begnügen wir uns mit GUT, das reicht dann schon.


" aber das ist und
" bleibt eine Illusion, denn es gibt sie nicht, weder die ideale Muter, noch
" den idealen Vater. Diese Vorstellung bedingt weiter, das der Mensch in
" jungen Jahren bereits die komplette Lebensweisheit gepachtet hat, um den
" Bedürfnisse von Kindern in allen Lebenslagen gerecht zu werden. Wenn dem
" so wäre, dann hätten wir den perfekten Menschen ohne Fehler und das ist
" absolut nicht möglich und wäre mMn für die Fortentwicklung der Menschheit
" kontraproduktiv.

Siehe oben


" Was mich an dieser Debatte stört ist die Tatsache, das viele meinen, die
" beste Lösung zu haben, die es nie geben kann.

Es gibt Dinge, die allen gemeinsam sind. Was natürlich ist, ist natürlich. Z.B. die Selbstbestimmung des Kindes zu fördern und zu schützen wäre wünschenswert. Das Gegenteil davon soll vermieden werden. Aber dies geht einigen hier am Arsch vorbei, wenn es darum geht den eigenen Egoismus zu pflegen.


"Der Staat soll sich einfach
" nur aus der Familienplanung und Kindererziehung heraus halten, damit keine
" Gruppe stigmatisiert wird.

So ist es!!!


" ...das Leben diktiert uns nun mal die äußeren Bedingungen, mit denen wir leben
" müssen.
"
" Gruß - Christine

Das ist richtig. Aber es gibt solche, die es sich leicht machen, ihre Kinder verraten und die "Kindererziehung" verantwortungslos anderen überlassen, und solche, die sich den Hintern aufreißen, auf vieles verzichten, die Verantwortung für das Wohl und die Entwicklung ihrer Sprößlinge übernehmen und versuchen, die Dinge zum Wohl aller (inklusive dem schwächsten Glied der Familie) , richtig zu machen.


"Zwei Weise - welcher ist größer?
Wer ist größer? der Weise, welcher sich über die stürmende Zeit erhebt, und sie, ohne zu handeln, nur beschaut, oder der Weise, der von den Höhen der Ruhe sich kühn in das Schlachtgetümmel der Zeiten wirft? - Erhaben ist es, wenn ein Adler durch das Gewitter fliegt, in den heitern Himmel hinauf; aber erhabener ist 's, wenn er, im Blau oben über dem dicken Sturmgewölbe schwebend, sich durch dasselbe stürzt auf den Felsenhorst, wo die seinigen unbefiedert wohnen und zittern." (Jean Paul)

Gruß
Flint

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Der Maskulist
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Familienpolitik

@ Garfield

Nikos, Athen, Saturday, 30.09.2006, 20:20 (vor 7008 Tagen) @ Garfield

Hi Garfield!

Als meine Frau sich dann beim Vermieter beschwerte und der bei der Nachbarin anrief, sagte die, das wäre doch kein Problem, ihr Sohn wäre doch versichert...<<

Meine Reden. Versicherungen regen zur Verantwortungslosigkeit an. Ebenso tun dies zuviele Gesetze. Deswegen bin ich auch gegen neue Regelungen für das zb Femilienleben oder die Kindererziehung. Die vorhandene Regeln genügen völlig wenn sie angewandt werden. Noch mehr davon kann nur mehr Schäden anrichten.

Nikos

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*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*

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