Feigling Plasberg

Ekki, Wednesday, 07.10.2009, 10:38 (vor 5927 Tagen)

Hallo allerseits!

Habe mir die Gästeliste für "Hart aber fair" heute abend über die umstrittenen Äußerungen von Thilo Sarrazin angesehen.

Die Gäste:
Hans-Christian Ströbele (B'90/Grüne, stellv. Fraktionsvorsitzender)
Ayten Kilicarslan (Muslimin; trägt Kopftuch aus religiöser Überzeugung, Vorstand des Dachverbands Türkisch-Islamische Union DITIB)
Kristina Köhler (CDU, Expertin für Islam, Integration und Extremismus)
Oswald Metzger (Publizist und Buchautor; CDU-Mitglied, ehem. Grünen-Politiker)
Matthias Matussek („Spiegel"-Reporter und Kolumnist Spiegel Online)

Wenn da wenigstens halbwegs Ausgewogenheit hergestellt werden sollte, müßten die letztgenannten drei massiv die Sarrazin-Linie vertreten - was ich stark bezweifele.

Dabei waren die Einträge im Gästebuch so zahlreich und so eindeutig wie selten:

So gut wie alle stärkten Sarrazin den Rücken - und etliche forderten, Herrn Sarrazin oder wenigstens Olaf Henkel zur Diskussion einzuladen.

M.E. hätte es Herr Sarrazin selbst sein müssen.

FEIGLING PLASSBERG!

Etliche Gästebucheinträge kündigten an, die Sendung nicht zu schauen, wenn Sarrazin und/oder Henkel nicht eingeladen würden.

Ich werde trotzdem einschalten - um die wichtigsten Äußerungen mitzuschreiben und nachher im Gästebuch dem Plaßberg eine reinzuwürgen, das es kracht!

ZUR SACHE SELBER:

Ich habe mir eigens die Zeitschrift mit dem Interview gekauft (seltsames Ding - Format mindestens A3) und das Interview sorgfältig gelesen.

Vergleiche ich Sarrazins Aussagen mit der Situation in der Stadt, in der ich lebe (Dinslaken), so komme ich zu folgendem Ergebnis:

Sicher gibt es Türken, auf die die Beschreibung Sarrazins zutrifft.

Es wäre aber unzutreffend, unfair und vor allem nicht sachdienlich, wollte man alle über einen Kamm scheren.

Diejenigen Türken, die wirklich voll in der Gesellschaft aufgehen, sind - eben weil sie in der Gesellschaft aufgehen - nicht marktschreierisch, aber angenehm.

Und es sind auch und vor allem Menschen, die in "niederen" (was für ein Wort!) Berufen wie Verkäuferin arbeiten.

Ein gutes Beispiel ist unser Schätzlein-Markt: Der Leiter und viele Kassiererinnen sind Türken/innen bzw. Kurden/innen. Sprachlich rein deutsch, voll integriert (siehe oben), herzlich und fröhlich.

Kopftuch trägt nur die Putzfrau.

Ich hatte erst gedacht: Das ist eine total Verhuschte, Unterdrückte, die kaum ein Wort Deutsch kann.

In jedem Fall aber grüßte ich sie immer genau wie alle anderen Verkäufer/innen.

Als sie mir einmal mit ihrer Putzmaschine entgegenkam und ich ihr Platz machen wollte, hörte ich in reinstem "Pottisch": "Nee, kommen Se durch."

Und da wurde es mir dann doch mulmig.

Nicht, weil ich vor dieser Frau etwa Angst bekommen hätte, sondern weil ich dachte: "Armes Mädchen - hat offenbar toll Deutsch gelernt, aber im Gegensatz zu den türkischen Verkäuferinnen senkt sie grundsätzlich den Blick vor nichttürkischen Kunden und redet in aller Regel nur, wenn sie angesprochen wird."

Ach ja, und da ist da noch mein türkischer Zahnarzt, der seine Praxis zusammen mit einem Landsmann betreibt:

Wohnt nicht im Türkenviertel Lohberg, sondern im feinsten Villenvorort, fährt Mercedes und schickt seine Kinder auf Elite-Internate. Und singt bei der Behandlung der Patienten türkische Lieder.

Mein Ansatz deshalb - im Gegensatz zu Sarrazin:

Man sollte - und jetzt formuliere auch ich bewußt provokativ, meine es aber, wie Sarrazin wörtlich - die integrationswilligen Türken und Araber gegen die nicht integrationswilligen ausspielen, damit die Richtigen gefördert werden und auch so arme Mädchen wie die o.g. Putzfrau nicht mehr scheu den Blick senken, sondern andere Menschen offen und frei anblicken - so, wie es ihre im selben Geschäft arbeitenden Landsleute Tag für Tag tun.

Und noch eins zum Schluß:

Auch und gerade als Übersetzer läuft es mir kalt den Rücken herunter, wenn ich unsere versammelte öffentliche Meinung davon salbadern höre, die Sprachbeherrschung sei der Schlüssel zur Integration.

Ich habe mehr als genug Interviews gehört, in denen die türkischen Gesprächspartner in astreinem Deutsch erklärten, wieso sie mit der deutschen Kultur nichts am Hut hätten.

Und die Attentäter vom 11.09. konnten auch hervorragend Deutsch - Mohammed Atta hatte sogar ein deutsches Architektur-Diplom.

Sprachbeherrschung ist eben nicht alles.

Gruß

Ekki

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Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.