Antwort an Adam
Hallo Lecithin,
Er möchte sich
in kurzer Zeit in einen Blaubarsch verwandeln oder in absehbarer Zeit gar
den Sprung ins Reich der Wirbellosen schaffen. Natürlich meint er, als
Blaubarsch immer noch einen gepflegten Eiskaffee trinken zu können *lol*
Er möchte sich eben jederzeit in einen Blaubarsch verwandeln können, der sich jederzeit in einen Menschen verwandeln kann. DIES aber ist kein Blaubarsch mehr, sondern ein Phantasiegespinst. Hier wäre folglich gerade eine qualitative Differenz aufzuspüren gewesen (zoon logon echon).
Auf den Gedanken, sich vorher ersteinmal in einen friedliebenden Menschen
zu verwandeln, der wirklich Herr seiner Sinne ist und damit als Krone
dieser Schöpfung gelten kann, auf diesen Gedanken kommt er nicht.
Schlimmer noch: ihm ist der Begriff "Krone der Schöpfung" zutiefst suspekt. Warum? Weil er nicht mehr an eine Schöpfung glaubt? Möglich, doch beträfe dies allen die Region des Faktischen. Warum reicht hier die Einbildungskraft nicht über ein vorgestelltes Blaubarschdasein hinaus?
Man möchte meinen, der Mensch will allles sein, nur
nicht ein Mensch.
Eben. Denn: Tiere haben es leichter. Ihnen fehlt die Last der Verantwortung, der Moral, des Sollens - wie man es auch nennen will -, die das Gewicht der Krone bestimmt, die man zugunsten eines unbeschwerten Aufgehens in Trieb und Instinkt den Orkus hinabschleudert.
Es ist ein eigenartiger Drang, insich selbst den gesunden Menschenvertand
zu zerstören. Dabei bemerkt er nicht den Unsinn: Wäre ich ein Blaubarsch,
würde ich auch ohne Gerichtsverhandlung und ohne Gewissen den
Schreiberling fressen dürfen, das dürfte man mir nichtmal zum Vorwurf
machen. Aber der Schreiberling erdenkt es sich nicht, weil es zu gerade
ist. Er bemerkt nicht, welche Konsequenzen seine Gedanken haben, mit denen
er eine Analogie bildet, die auf das Tierreich deutet, gleichzeitig er sich
aber beim Schreiben geschützt fühlen kann durch eben den Humanismus der
Menschenrasse, den er selbst als altmodisch und unpassend anprangern
möchte.
Nunja, ich sehe, ich widerhole nur das mit anderen Worten, was hier schon steht. Sehe das also ganz ähnlich.
PS: Vielleicht hat der kompostmoderne Mensch (herzlichen Dank für dieses
schöne Wort!) bemerkt, dass es zu schwierig ist, nach oben sich zu
entwickeln und sich nach vorne zu orientieren. Nun sucht er unten im
Algentümpel und in der Pferdescheisse nach seiner Heimat.
Es ist dies auch ein Reflex, der uns nur allzu vertraut sein müßte: das Sich-selbst-nicht-leiden-können ist eine Attitüde etwa vieler Deutscher angesichts eines bestimmten in der Tat nicht ruhmreichen Ausschnitts ihrer Geschichte. Dies Haltung ist etwas, das sich der Form nach ziemlich genau in den oktroyierten und oft eben auch freiwillig übernommenen Männerselbsthaß des Zeitgeistes übertragen hat. Der biologische Minderwertigkeitskomplex ist eine weitere Spielart davon und wie schon der Komplex angesichts feministischer Forderungen nicht mehr eine deutsche Besonderheit. Einige betreiben dies wissend; diese nenne ich zynisch.
Aber es liegt hier ein ähnliches oft narzistisches Gedankenmuster zugrunde: Selbstkritik ist etwas positives, also betreiben wir dergleichen um jeden Preis. (Damit will ich nichts gegen differenzierte Selbstkritik gesagt haben.)
Der Mensch fühlt sich eben oft besser, wenn er sich schlechter machen kann.
Gruß
Adam
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- Antwort an Adam -
Lecithin,
18.09.2006, 23:53
- Frage an Lecithin - Nikos, 19.09.2006, 10:21
- Antwort an Lecithin - Dummschwätzer, 19.09.2006, 12:11
- Antwort an Adam - Adam, 19.09.2006, 15:59