"Jungen systematisch benachteiligt" Presseartikel mit Kommentarfunktion
http://www.np-coburg.de/nachrichten/regional/frankenbayern/art2592,1012587
Der Feminismus hat die Stellung der Frau in der Gesellschaft sicher zum Positiven verändert. Ist die Rolle des Mannes dabei auf der Strecke geblieben?
Wir müssen zu neuen, zeitgemäßen Vorstellungen von typisch männlichen und typisch weiblichen Stärken und Tugenden gelangen. Denn die Emanzipationsbewegung der Frauen hat uns zwar gelehrt, dass Mädchen und Frauen Vieles meistern können, was man früher nur dem männlichen Teil der Gesellschaft zugetraut hat. Aber trotzdem gibt es nach wie vor so etwas wie eine Spezialisierung der Geschlechter, die teilweise auf biologischen Unterschieden beruht, vor allem aber kulturell seit Abrahams Zeiten eingeschliffen worden und uns allen sozusagen zur zweiten Natur geworden ist.
Der innere Schwerpunkt liegt bei Männern wie bei Frauen nach wie vor bei den Eigenschaften, die traditionell ihrem Geschlecht zugeordnet werden. Das männliche Rollenbild lässt sich also nicht, wie die tonangebende Pädagogik hierzulande behauptet, beliebig umformen - zumal dann nicht, wenn sie tendenziell alle traditionell männlichen Stärken abwertet und ausgrenzt und allein traditionell weibliche Verhaltensweisen wie Team- und Konsensorierentierung fordert und fördert. Insofern fehlt es in der Tat an positiven männlichen Rollenbildern.
Sie sagen, jungentypisches Verhalten werde schon im Kindergarten vernachlässigt, in der Schule diskreditiert. Können Sie das näher erläutern?
Jungentypische Stärken und Attribute sind beispielsweise Wagemut, Wettbewerbsorientierung, Technikbegeisterung oder Bewegungsdrang. Unsere Erziehungs- und Bildungseinrichtungen sind aber fast ausschließlich darauf ausgerichtet, mädchentypische Stärken und Eigenschaften wie Konsensorientierung, Teamfähigkeit, Fürsorglichkeit und Empathie zu belohnen und zu schulen. In unseren Kindergärten lernen Jungen wie Mädchen zu stricken oder bekommen Märchen vorgelesen, wogegen ja überhaupt nichts einzuwenden ist - aber bewegungsorientierte Wettkampfspiele oder das gemeinschaftliche Zimmern eines Baumhauses, was eben typischerweise die Jungs begeistern würde, finden praktisch nirgendwo statt. In den Schulen basiert der Deutschunterricht überwiegend auf psychologisierenden Erzähltexten, was wiederum typischen Mädcheninteressen entgegenkommt, und gearbeitet wird bevorzugt in Teams, obwohl gerade Jungen oftmals sehr viel motivierter sind, wenn sie sich auch mal als Experten hervortun können.
Dabei ist für die Persönlichkeitsentwicklung und für den späteren beruflichen Erfolg das eine so wichtig wie das andere. Aber gerade solche didaktischen Bausteine, die typischen Jungenstärken entsprechen, sind seit den 1970er Jahren bewusst aus den Lehrkonzepten entfernt worden - damit die Mädchen im Unterricht nicht benachteiligt werden. Das Ergebnis ist jedoch, dass mittlerweile die Jungen systematisch durch Unterrichtsmethoden und -inhalte benachteiligt werden, die nicht geschlechtergerecht, sondern auf Mädchenstärken zugeschnitten sind.
Der Schriftsteller hält am Mittwoch, 14. Oktober, um 19.30 Uhr einen Vortrag im Haus Contakt in Coburg.
Anschließend ist eine
Diskussion mit
dem Autor möglich.
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