Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Die Selbstmordrate bei Männern in Deutschland

Narrowitsch, Berlin, Monday, 21.09.2009, 11:13 (vor 5943 Tagen) @ Christine

Glaube ja niemand, es läge der Problemkreis "Suizid" auf unbeackertem Feld. Natürlich nicht. " Nationales Suizid Präventions Programm " nennt sich eine weithin unbekannte Initiative,die sich dem Phänomen "Selbsttötung" zu nähern versucht.

"Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland nach den offiziellen Statistiken ungefähr 10.000 Menschen das Leben. Im Jahr 2007 waren es 7009 Männer und 2393 Frauen. Diese Zahlen sind deutlich höher als die der Verkehrstoten (2007: 5011). Die Suizidziffer beträgt in Deutschland 17,4/100.000 für Männer und 5,7/100.000 für Frauen. In Deutschland stirbt daher jeder 87. Mann (bei einer mittleren Lebenserwartung von 76,2 Jahren) und jede 243. Frau (bei einer Lebenserwartung von 81,8 Jahren) durch Suizid." - steht in der Einleitung auf ihrer Homepage geschrieben. (Nationale Suizid Prävention)

Angesichts der dort zitierten amtlichen Zahlen, kann Mann nur staunen, mit welcher Gleichgültigkeit die Herolde des Gutmenschentums ihre Fanfaren im Futteral ruhen lassen, unter deren Klängen sie gewöhnlich Katastrophen in die Welt tuten,mit deren Bekämpfung persönliches Engagement für das Gute sich prächtig beweisen und den eigenen Gesinnungsadel vorzeigen lässt. Die Ursache liegt auf der Hand: Selbsttötungen lassen sich nicht in Schemata pressen, die die Welt in Opfer - Täter oder gut und böse einteilen; die Ursachen dürften vielfältiger sein , als es manchem Einfaltspinsel gefällt. Ich vermute, Prävention kann Selbstötungsabsichten nie 100%ig aus der Welt schaffen, Menschen, die über Liebeskummer, Krankheit oder andere Schicksalsschläge des Lebens überdrüssig werden, wird es wohl immer geben. Ich bin auch nicht geneigt, die auffallende Lautlosigkeit üblicher Wohltätigkeitsmarktwirtschaftler allein im Geschlechterkrieg zu suchen, sie ist womöglich Ausdruck von Hilflosigkeit, von Ohnmacht - von etwas also, was dem modernen Zeitgeist widerstrebt.

Vermutlich ist aus der suizidalen Fieberkurve einiges über psychosoziale Gesundheit der (bundes-)deutschen Gesellschaft heraus zu lesen, mehr als ich vermag. Dass es aber genau davon nichts zu hören und zu lesen gibt - ist der eigentliche Skandal. Denn unter allen möglichen Sachverhalten müsste natürlich auch die überproportionale Suizidrate der Männer auffallen. Sich selbst das Leben nehmen - in jedem Fall ein Achtungszeichen.
Freilich ist es ist einfacher, mit roten Schleifchen am Kragen Sendungen zu moderieren oder in Talkshows Banales zu äußern, besonders dann, wenn es irgendwie mit sexueller Freiheit in Zusammenhang steht, als sich selbst mit unangenehmen Wahrheiten herum zu schlagen. Und so kommt es wie es kommen muss: auch die "Präventionsinitative" kommt zu wohlfeilen Reperaturvorschlägen; zur Ursachenanalyse findet sie , vom Alter abgesehen , nicht. Aber immerhin hat sie ein besonderes Augenmerk auf Frauen:

"In den letzten Jahren ist in Deutschland eine Verschiebung des Anteils alter Menschen, insbesondere von älteren Frauen an der Gesamtzahl der Suizide feststellbar. Fast jeder zweite Suizid einer Frau ist mittlerweile der einer Frau über 60 Jahre "

Nun ja. Hier kann dies niemanden wundern.

Aber immerhin, ein wenig Zahlenmaterial. Vielleicht was für´s Archiv?

Narrowitsch

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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