Sie nannten mich "Es"
"...Eine Bestrafungsmethode der Mutter war, Dave hungern zu lassen. In "Mein Kampf um Nahrung" (4. Kapitel) schildert Dave mehrere Situationen, wie er an Lebensmittel gelangt ist, denn nur an "guten" Tagen durfte er weiterhin die Reste seiner Brüder verspeisen. So fing er an, aus den Lunchboxen anderer Kinder Brote zu stehlen. Er stahl sogar im Laden. Zu Hause kam er ja nicht unbeobachtet an Essen, denn sowohl der Kühlschrank, als auch der Mülleimer wurden von der Mutter strengstens kontrolliert. Dave wird natürlich in der Schule beim Stehlen erwischt, worauf seine Mutter informiert wird. Die Mutter hat kein Einsehen. Sie weiß zwar schon, daß ihr Sohn aus Hunger stiehlt, doch sie straft ihn deswegen ausgerechnet mit weiterem Essensentzug. Wie sadistisch veranlagt muß man nur sein, um seinem Kind so etwas anzutun? Man begreift es einfach nicht.
Im 5. Kapitel "Der Unfall" erzählt Dave davon, wie seine betrunkene Mutter ihn mit dem Messer in den Bauch sticht. Furchtbar ist nicht nur diese Tatsache, sondern auch, wie seine Mutter anschließend mit ihm umgeht. Nein, es wird kein Arzt gerufen. Die Wunde wird verbunden und einen Tag lang ist die Mutter sogar mal wieder etwas nett. Doch schon am Folgetag ist Dave auf sich allein gestellt. In Fiebertrance hilft sich das kleine Kerlchen selbst.
Kaum zu glauben ist auch das Gespräch zwischen Vater und Sohn, als Dave seinem Vater erzählt, daß seine Mutter ihm ein Messer in den Bauch gestochen hätte. Darauf sagte der Vater nur: "Weißt du was, du gehst jetzt wieder in die Küche und spülst ab. Ich werd ihr (der Mutter) nicht sagen, daß du´s mir erzählt hast, okay? Dies wird unser kleines Geheimnis sein. Geh einfach nur wieder in die Küche und mach den Abwasch. Geh jetzt, ehe sie uns beide erwischt. Geh!"
Hier glaubt man fast, die Luft zum Atmen zu verlieren. Der Vater war Dave´s letzte Hoffnung. Stillschweigend hatte er schon etliche Torturen über sich ergehen lassen, doch diese schwere Verletzung sah er irgendwie als Hoffnung an, daß ihm sein Vater helfen würde. Doch diese Hoffnung schwindet jäh. Ist schon das Verhalten der Mutter für den Leser unverständlich, so ist es das Verhalten des Vaters erst recht. Weshalb nur schaut er tatenlos zu? Zu verlieren hat er doch nichts, denn in dem Buch wird nie darüber gesprochen, daß das Verhältnis zwischen den Eltern harmonisch gewesen wäre. Weshalb also lehnt sich Dave´s Vater nicht gegen seine Frau auf? Und wenn er es aus unerklärlichen Gründen schon nicht selber kann, weshalb holt er keine Hilfe von außen?
Und trotzdem ergeht es Dave immer noch besser, wenn sein Vater zu Hause ist. Seine Mutter läuft erst auf Hochtouren, wenn sie mit Dave allein zu Hause ist (Kapitel 6 - "Wenn Vater außer Haus ist"). Sie hält seine Hand in die Herdflamme, sperrt ihn mit stark ätzenden Reinigungsmitteln im Bad ein, bis Dave Blut spuckt und er besinnungslos zu Boden fällt. Dave muß stundenlang in der Badewanne liegen, die mit eiskaltem Wasser gefüllt ist...."
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Sie nannten mich "Es"
... an "guten" Tagen durfte er weiterhin die Reste seiner Brüder verspeisen ..
Die Brüder waren schon tot? Kannibalismus?
Viele Grüße
Wolfgang
Sie nannten mich "Es"
Weshalb nur
schaut er (der Vater) tatenlos zu?
Ich erinnere mich an einen Film, eine Tragödie. Ein brutaler Vater, der den Sohn knechtet, dieser schaut in einem besonders bewegenden Moment die Mutter hilfesuchend an, diese aber senkt nur still den Blick. Warum die Mutter nicht helfen konnte, sondern selber hilflos ist, ist klar, muss nicht erläutert werden.
40 Jahre feministische Gehirnwäsche lässt die Frage stellen, warum der Vater tatenlos zuschaut, und nicht einschreitet. Der Gedanke, dass in einer Beziehung die Frau und nicht der Mann der Mächtige ist, kommt erst gar nicht. Unvorstellbar und doch vollkommen an der Realität vorbei. Laut internationaler Forschung ist beim Stichwort "häusliche Gewalt" die Frau genauso als potentielle Täterin wahrzunehmen wie der Mann.
So wird der Vater, der nicht einschreitet, in der Standartwahrnehmung zum eigentlichen Schuldigen, denn - so die Mutmaßung - er hätte ja was machen können.
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Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche
Männers
Ihr solltet nicht an einzelnen Worten der Frau, die dieses Buch gelesen und kommentiert hat, rum hacken, sondern die Geschichte dieses Mannes, der solche Grausamkeiten von seiner Mutter erleben musste, vor Augen führen.