Frage an Ekki bzgl. Vilar
Hallo Sam
Dann hatte ich das falsch in Erinnerung. Es ging mir nicht um ein
spezielles Thema, ich habe nur das Buch bis heute nicht gelesen und war
etwas erstaunt, dass Eva Herman jüngst mehrfach mit Esther Vilar in
Verbindung gebracht wurde (taz, Spiegel Online, Tagesspiegel). Abgesehen
von dem stets begrüßenswerten Bruch mit den erstarrten Ritualen der
politischen Korrektheit gibt es da inhaltlich wohl doch einige
Unterschiede.
Der Hauptunterschied zwischen Eva Herman und Esther Vilar besteht darin, dass Herman die klassische Rollenverteilung favorisiert, während Vilar für gleiche Erwerbstätigkeit für beide Geschlechter plädiert. Ihre Lösung sieht eine Reduktion der täglichen Arbeitszeit auf fünf Stunden vor, die nicht überschritten werden darf. Dadurch wäre es aufgrund des geringen Verdienstes unmöglich, dass eine Person eine andere mitversorgt. Jeder Erwachsene müsste arbeiten gehen, um seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Rollenverteilung mit dem Mann als Ernährer und der Frau als Hausfrau wäre praktisch unmöglich.
Ihre Idee dahinter ist, Männer von ihrem Versorgerdasein zu befreien. jeder Mensch wäre nur noch für sich selbst verantwortlich. Scheidungen wären jederzeit möglich. Unterhalt wäre abgeschafft. Allerdings denkt Esther Vilar nicht an eine Gleichmacherei nach feministischem Muster. Im Gegenteil, sie ist der Überzeugung, dass es nach einer solchen Arbeitsmarktreform innerhalb einer Generation zu einer 50:50-Aufteilung in Männerberufe und Frauenberufe kommen würde. Männer und Frauen würden sich stärker voneinander unterscheiden, denn je.
Ich selbst bin in dieser Frage sehr gespalten. Einerseits könnte ich mir eine solche Aufteilung der Arbeitszeit gut vorstellen. Andererseits denke ich, Vilar hat recht und es würde wirklich zu einer starken Stereotypisierung der Geschlechter kommen, was ich ablehne. Aber die Geschlechter haben nun mal ein starkes Bedürfnis, sich voneinander zu unterscheiden.
Die Trilogie Der dressierte Mann, Das polygame Geschlecht und Das Ende der Dressur - in einem Band als Taschenbuch erhältlich - ist unbedingt lesenswert. Grundsätzlich denke ich zwar, dass Esther Vilar bei allem was sie schreibt, ein gutes Stück übertreibt. Aber wenn man ihre Analyse ernstnimmt, dann ist es für den männlichenn Leser ein harter Brocken. Selbst für mich, der den Selbstbetrug der Männer schon durchschaut hatte, war das Buch schwer zu ertragen. Ich kann verstehen, dass es für Männer unmöglich war, Vilar zu glauben. Deshalb konnte dieses Buch dem Feminismus auch nicht gefährlich werden.
Gruß, Gismatis
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Sam,
08.09.2006, 16:58
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Ekki,
08.09.2006, 17:37
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Sam,
08.09.2006, 21:30
- Frage an Ekki bzgl. Vilar - Gismatis, 09.09.2006, 06:44
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