Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bericht: "Meine Frau schlägt mich"

Mirko, Sunday, 13.09.2009, 19:49 (vor 5950 Tagen)

Gerade eben lief die Sendung "Meine Frau schlägt mich" auf NDR.

Ich muss den Machern der Sendung ein großes Kompliment aussprechen. Sie gehen sehr einfühlsam mit der Thematik um und schaffen es ein Tabu zu brechen. Die Schilderung der gewalttätigen Frauen gerät überzeugend, so dass jeder Gedanke, es wäre schon nicht so schlimm, wenn die Gewalt von einer Frau ausgeht, fernbleibt.

Wie häufig umgekehrt bei bei männlichen Tätern, entfällt aber zum Glück eine Dämonisierung der Täterinnen. Eine kommt ausführlich zu Wort, kann schreckliche Erlebnisse aus der Kindheit schildern, die eigene Gefühle der Macht- und Hilflosigkeit. Sie hat sich schließlich aus freien Stücken zu einer Behandlung in einer psychiatrischen Klinik entschlossen. In diesem Fall leben die Kinder beim Vater, mit gutem Kontakt zur Mutter. Der Mann sieht seine Frau als krank an, und verweigert sich somit einer Verurteilung, kann seiner Ex-Frau verzeihen.

Besonders gefallen hat mir der Verweis auf die unrühmliche Rolle von Jugendamt, Polizei und Staatsanwaltschaft. Hier nimmt der Film fast schon politische Dimensionen an. Deutlich angesprochen wird die Frauen- und Mütterlastigkeit des Systems bei einem kurzen Besuch beim "Väteraufbruch für Kinder"; Franzjörg Krieg bringt es auf den Punkt: "Männer sind als Opfer nicht vorgesehen, Frauen genau sowenig als Täterinnen. Die einzigen Beratungsstellen für Männer sind Täterberatungsstellen."

Die geschilderten Beispiele sind drastisch. Im ersten Fall bekommt der 13-jährige Stiefsohn eines misshandelten Vaters von seiner Psychologin zu hören, dass wenn die Frau den Mann schlägt, dieser ihr vorher etwas Schlimmes angetan hätte. Der Stiefsohn rennt zur Polizei und erstattet (fälschlicherweise) Anzeige gegen seinen Stiefvater. Daraufhin nötigt das Jugendamt die Mutter, mit den Kindern auszuziehen. In der Folge kommt der Vater eines Abends nach Hause und findet eine leere Wohnung vor, wo die Kinder sind, weiß er nicht, kann keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen.

Ähnlich unerträglich der Fall von Thorsten. Zuerst schildert er sein Verhältnis zu Gewalt, die er gänzlich ablehnt. Einen Konflikt gewaltsam zu lösen ist ihm vollkommen fremd, sich regelmäßig in der Beziehung zu prügeln findet er "bekloppt". Die Tochter bleibt nach der Trennung natürlich bei der Mutter. Als er zu einem festgelegten Umgangstermin das Kind abholen will, rastet die Mutter aus und schlägt mit einem Telefon auf ihn ein. Er ruft daraufhin die Polizei - und wird der Wohnung verwiesen, obwohl er sichtbare Schürfwunden im Gesicht hat. Alle seine Anzeigen gegen die Frau werden eingestellt, mangels "öffentlichen Interesses". Ein Staatsanwalt erklärt, dass in solchen Fällen Aussage gegen Aussage stehe, und deshalb das Prinzip "Im Zweifel für den Angeklagten gelte - oder für die Angeklagte", wie er noch hinzufügt. Dass dieses Prinzip bei Männern unter Verdacht nicht gilt, muss ich hier nicht erwähnen.

Am krassesten der dritte Fall. Die Mutter ist gewalttätig sowohl gegen die 4 Söhne als auch gegen den Vater. Um die Kinder zu schützen, hält der Vater lange Jahre in der Beziehung aus, schließlich trennt sich die Mutter. Bei den Kontakten zu den Kindern muss der Vater feststellen, dass die Kinder unterernährt sind, verwahrlost und sichtbare Spuren von körperlichen Misshandlungen aufweisen. Er geht mit den Kindern zu einer Kinderklinik wo der Arzt die Notbremse zieht. Die Kinder werden stationär untergebracht, die Hämatome sorgfältig protokolliert und fotografiert. Zwei Tage später werden die Kinder auf Weisung des Jugendamts - richtig - zurück zur Mutter geschickt. Man möchte nur noch fassungslos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Der Vater ist mit dieser Situation - wen wunderts - überfordert. Nicht nur, dass er Alimente zahlen muss, auch in seinem Beruf muss sich der Lagerist hin und wieder eine Auszeit nehmen, weil er von Emotionen überrannt wird. In einer Stelle im Interview ringt er sichtlich mit Tränen.

Fazit: Ein richtiger und wichtiger Film, wir sollten auf jeden Fall ein positives Feedback geben.

Das Leben! - Meine Frau schlägt mich: Häusliche Gewalt gegen Männer
Redaktion
Michael Krey
Von
Sara Rainer, Ulrike Heimes
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Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche


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