Sexuell lüsterne Frauen
Hallo Odin
Das geht aus dem Hexenhammer weniger hervor als aus biblischen Zitaten.
Ich denke, daß hier Einzug gefunden hat, daß viele Frauen zu jugendlichen
Knaben tendieren. Frischfleisch eben. Hier ist die sexuelle Lust der Frau
am deutlichsten spürbar.
Im Gegenteil! Der Hexenhammer betont das mit seinen Phantasmagorien wesentlich deutlicher als die Bibel. Die einzige Bibelstelle, die mir einfaellt, in welcher eine Frau eindeutig aus sexueller Lust einen Mann verfuehrte (oder es vielmehr versuchte), ist die Szene zwischen Joseph und Potiphars Weib. Bei David und Bathseba scheint weniger sexuelle Lust seitens Bathsebas das treibende Element gewesen zu sein sondern eher die blinde Verliebtheit Davids, der die verheiratete Frau an seinen Hof holt, mit ihr schlaeft, sie schwaengert und ihren Mann ermorden laesst, damit er die Geliebte dann heiraten kann. Bathseba mag zwar aus Berechnung an einer vom Koenigspalast gut einsehbaren Stelle nackt gebadet haben, in der Hoffnung damit die Aufmerksamkeit Koenig Davids zu erregen; ihre Motive werden aber trotzdem nicht naeher benannt und brauchen keineswegs sexueller Natur zu sein, obwohl David umwerfend ausgesehen haben soll.
An anderen Stellen hingegen setzen Frauen ganz gezielt ihre sexuelle Anziehungskraft ein, um ein bestimmtes nichtsexuelles Ziel zu erreichen; Sexualitaet und Erotik ist Mittel zum nichtsexuellen Zweck. Ich denke etwa an Salome, welche den Kopf Johannes des Taeufers fordert und auch bekommt. Oder etwa Delilah, die Simsons Geheimnis seiner Kraft fuer Geld von ihm entreisst und an die Philister verraet. Eva verfuehrt wiederum Adam nicht aus sexuellen Motiven, sondern weil die Schlange ihr verspricht, sie und Adam wuerden durch den Genuss der Verbotenen Frucht gottgleich; sie wird also selber durch Satan verfuehrt. Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe 'guter' Frauengestalten, die allesamt nicht aus Fleischeslust handeln, soweit sie ueberhaupt in irgendeinem erotischen Kontext erscheinen: etwa Ruth und Esther, Jesus' Mutter Maria oder Maria Magdalena. Judith setzt ihre weiblichen Reize gezielt ein, um Holofernes zu toeten; anders als Salome oder Delilah wird sie deswegen jedoch nicht etwa geaechtet sondern als Heldin gefeiert, sie hat es schliesslich zum Wohle des Volkes Israel getan.
In späteren Jahren hast du sicher mit obigem recht.
Nein, ich denke, ich habe mit den oben zitierten alttestamentlichen Frauengestalten Deine Behauptung, dass das Motiv Sex gegen Geld, Macht, Vorteile erst in spaeteren Jahren auftaucht, hinreichend widerlegt. Aber auch wenn man alte nichtbiblische Quellen (etwa altorientalische, aegyptische, antike griechische und roemische) betrachtet, erhaelt man ein viel differenzierteres Frauenbild als das eines eindimensional agierenden Vamps, der einer rein animalisch-sexuellen Lust verfallen ist. Natuerlich gibt es Frauen (und uebrigens zuhauf auch Maenner), die oft aus reiner Freude am Sex handeln, aber ihre Begierden haben meist auch noch andere Seiten. Insbesondere in den altorientalischen Quellen wird Sex und Erotik haeufig als Mittel zum Zweck eingesetzt: die sumerische Goettin Inanna (bzw. ihre semitische Entsprechung Ischtar) ist in dieser Beziehung als intrigante Liebes- und Kriegsgoettin Spezialistin (z.B. gegenueber Enki); das schliesst andererseits nicht aus, dass sie manchmal auch aus fleischlichen Geluesten handelt (etwa im Inanna-Dumuzi-Mythos), wobei sie auch dort ein eher widerspruechliches Bild abgibt. Die diversen altorientalischen Gottheiten (sumerisch oder semitisch) aber auch die griechischen Goetter zeigen ein derart differenziert-menschliches Benehmen, weil sie typisch menschlichen Gefuehlen (Liebe, Hass, Eifersucht, Neid, Ehrgefuehl, Scham, Zorn, Tapferkeit, Feigheit usw. usf.) unterliegen, dass man kaum umhin kommt, sie in gewissem Umfang als Spiegel der damaligen Sittengesellschaften anzusehen.
In der griechischen Mythologie ragen zweifellos Zeus und Aphrodite mit ihren zahllosen Sexaffaeren heraus, wobei ausgerechnet Zeus' Gattin Hera auch wieder als Gegenpol und Korrektiv agiert, von der fanatisch auf ihre Jungfraeulichkeit bedachten, geradezu asexuellen Artemis als Gegensatz zur Aphrodite ganz zu schweigen. Daneben der bekannte Demeter-Persephone-Hades-Mythos in der Demeter als liebende Mutter erscheint, die Rache an der ganzen Welt nimmt, weil ihre Tochter vom verliebten Hades in die Unterwelt entfuehrt wurde; hier begegnen wir einer anderen (asexuellen) Form von Liebe, die sogar in blindwuetige Rache gegenueber Unschuldigen umschlagen kann - ein Mythos, den sich vielleicht manche moderne Mutter zu Herzen nehmen sollte, wenn sie wie eine 'Loewin' ohne Ruecksicht auf Verluste um ihr Kind kaempft.
Die Widersprueche der hochmittelalterlichen Hohen und Niederen Minne habe ich damit noch nicht einmal angeschnitten, wobei ich hier zugegebenermassen kein Fachmann bin. Ebensowenig die nordische/germanische Sagenwelt, in der Fleischeslust und Liebe auf den ersten Blick eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Fazit: wer die mythologischen aber auch geschichtlichen (auf die ich hier gar nicht eingegangen bin) Quellen etwas genauer studiert, gelangt zu erstaunlich stark ausdifferenzierten Bildern von Frauen wie Maennern, die in den jeweiligen Epochen in den Koepfen der Zeitgenossen vorherrschten. Die holzschnittartigen Erscheinungsbilder von Maennern und Frauen der Vergangenheit, wie sie z.B. antiklerikale und klerikale Kreise, progressive und konservative Eiferer, feministische Matriarchats- und Frauenunterdrueckungsphantasten aber auch mancher Desinformierte kolportieren, loesen sich in Schall und Rauch auf. Als Faustregel gilt: je genauer wir ueber eine Epoche Bescheid wissen, desto weniger geschlechterstereotyp erscheinen Maenner und Frauen, wobei es zweifellos erhebliche kulturell bedingte, aber eben nicht so sehr charakterliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab. Bei wenig gesicherten Informationen hingegen schiessen die Spekulationen ins Kraut; es setzen sich dann Mythen durch, wie die 'Sexfixiertheit' der Frauen oder die systematische Unterdrueckung von Frauen durch Maenner oder meinetwegen auch durch die Kirche.
Gruss
Maesi
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