Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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... ein würdiges Grab!

roger, Wednesday, 26.08.2009, 16:48 (vor 5968 Tagen)

Vor geraumer Zeit hat mir der Volksbund Deutsche Kriegsgräbervorsorge e.V. bei der Suche nach dem Grab meines "gefallenen" Großvaters geholfen. Diese (erfolgreiche) Suche war auch mit einer Spende meinerseits verbunden. Seit dieser Zeit erreichen mich in unregelmäßigen Abständen Spendenaufrufe. So auch heute.

Textauszug:
"... noch immer liegen auf den ehemaligen Schlachtfeldern Osteuropas hunderttausende gefallene deutsche Soldaten. So, wie sie während des Krieges von Kameraden eiligst begraben wurden. Viele dieser Grablagen sind heute nur noch schwer zu finden. Sie wurden in den Jahren des Kalten Krieges nicht gepflegt. Sie überwucherten, wurden überbaut oder von Grabräubern geschändet.

Nach wie vor erreichen uns deshalb auch täglich neue Bitten, nach Kriegstoten aus der Familie zu suchen. Oft sind es heute die Enkelkinder oder Großnichten und -neffen, die mehr über ihre familiären Wurzeln und das traurige Schicksal ihrer Verwandten wissen möchten.

Daher ist unsere Arbeit noch lange nicht abgeschlossen. Unterstützt durch Spenden von Menschen, denen das Andenken der Gefallenen wichtig ist, arbeiten die Mitarbeiter des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Osten Europas mit höchstem Einsatz. Dabei sind sie auch auf die Hilfe der Bevölkerung vor Ort angewiesen. Denn oft wissen nur noch die älteren Dorfbewohner, wo genau vor vielen Jahrzehnten noch deutsche Soldatengräber zu erkennen waren. Dieses Wissen müssen wir nutzen, bevor es unwiederbringlich verloren geht.

Und so drängt die Zeit. Wir müssen uns eilen mit der Suche nach den Gefallenen. Damit noch möglichst viele Opfer des Zweiten Weltkrieges in einem würdigen Grab ihre letzte Ruhe finden. Damit etwas Licht ins Dunkel vieler trauriger Schicksale fällt.

Und damit die noch lebenden Ehefrauen, Geschwister und Kinder endlich den Ort kennen, an dem sie ihren Lieben wieder nah sein können..."

Begleitet war das Schreiben von einem Faltblatt mit diesem Bild:
[image]

ohne Worte - roger

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fight sexism - fuck 12a GG

... ein würdiges Grab!

Holger, Wednesday, 26.08.2009, 21:11 (vor 5967 Tagen) @ roger

Schön, Roger.

Mit Hilfe dieser Organisation und dem russischen Pendant fand ich den Gedenkstein meines Großonkels, der im russisch- japanischen Krieg 1906 auf den Kurilen gefallen ist.

Das harmlos anmutende Wort 'gefallen' beinhaltet traditionell unvorstellbar Schreckliches, nämlich das systematische, legalisierte Schlachten von Männern.
Selbstverständlich meiden es deshalb unsere Politnutten, siehe Afghanistan.
Genauso für wichtig wie die systematische Verschleppung ganzer Schülergenerationen in ehemalige KZ's halte ich den Besuch des Gebeinehauses in Verdun.

Wir haben am Denkmal gebetet für ihn, so wie es Tradition ist, obwohl keiner von uns ihn kannte.
Familie eben.
Der Friedhof meines Herkunftortes füllt sich allmählich mit meinen Anverwandten.Ich lasse keine Gelegenheit aus, sie dort zu besuchen und es tröstet mich.
Wir werden hier noch bitter erfahren müssen, wie wichtig Familie ist.

... ein würdiges Grab!

roger, Thursday, 27.08.2009, 11:05 (vor 5967 Tagen) @ Holger

Wir haben am Denkmal gebetet für ihn, so wie es Tradition ist, obwohl
keiner von uns ihn kannte.
Familie eben.
Der Friedhof meines Herkunftortes füllt sich allmählich mit meinen
Anverwandten.Ich lasse keine Gelegenheit aus, sie dort zu besuchen und es
tröstet mich.

Hallo Holger,
angesichts der Millionen toter Soldaten der vergangenen Kriege hat wohl jeder von uns eines oder mehrere solcher Ereignisse in seiner Familienchronik gebunkert.

Ohne das Thema instrumentalisieren und groß ausbreiten zu wollen; und ich weiß auch nicht, ob das Bild mit dem kleinen Jungen am Kreuz seines "gefallenen" Großvaters gestellt ist;
[image]
wie dem auch sei, meine Reaktion war nicht die, nach dem Portemonnaie zu greifen und etwas zu spenden, sondern eine Mordswut über die Gedankenlosigkeit der Leute, die solche Bilder konstruieren, um damit Geld zu sammeln. Soll der Kleine etwas schon einmal seine ihm von diesem Staat und seinen Politikern und Politikerinnen zugedachte Rolle als Kanonenfutter einüben?

Sollte man nicht lieber die Weiber, die sich in grenzenloser Hybris anmaßen, für Männer die "Wehrpflicht" zu fordern und dazu auch noch so etwas wie eine VerteidigungsministerIN für normal und politisch erstrebenswert halten, so lange an den Ohren über Soldatenfriedhöfe ziehen, bis ihr dummes Weibermaul für immer gestopft ist.

oh tempora, oh mores!

roger

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... ein würdiges Grab!

Hemsut, Thursday, 27.08.2009, 11:37 (vor 5967 Tagen) @ roger

Hallo roger,


Hallo Holger,
angesichts der Millionen toter Soldaten der vergangenen Kriege hat wohl
jeder von uns eines oder mehrere solcher Ereignisse in seiner
Familienchronik gebunkert.

... jow. Sowohl aus dem ersten als auch aus dem zweiten Weltkrieg. Am Grab der "Gefallenen" war ich nie, keiner meiner Großonkel, Urgroßonkel oder mein Urgroßvater ist an Orten begraben, die sich leicht erreichen lassen - wenn überhaupt. Die Bezeichnung "im Osteinatz gefallen" kann alles mögliche heißen. Auch, daß die Knochen meines Urgroßvaters irgendwo vor sich hinmodern.


Ohne das Thema instrumentalisieren und groß ausbreiten zu wollen; und ich
weiß auch nicht, ob das Bild mit dem kleinen Jungen am Kreuz seines
"gefallenen" Großvaters gestellt ist;

... sieht gestellt aus, tut aber hier nichts zur Sache. Ich würde meiner nachfolgenden Generation gerne nahebringen, daß es in der Familienchronik mindestens (aus dem Stegreif) vier "Gefallene" und Vermißte in den Weltkriegen gab. Und wenn ich dann schon dabei wäre, es ihnen zu erklären (im Moment sind sie noch zu klein dazu), dann kann man ihnen auch gleich erklären, daß jegliches Kriegs"opfer" sinnlos ist. Da bin ich zu sehr Pazifist, als daß ich Kriege, Feldzüge oder sog. Konflikte gutheißen könnte.

Überhaupt glaube ich, daß es wichtig ist, die familiäre Vorgeschichte einigermaßen zu kennen. Nur so kann man viele seiner eigenen Eigenheiten besser erklären. Schade ist es, wenn die Großeltern- oder Urgoßelterngeneration weggestorben ist, bevor man den Wert der eigenen Familiengeschichte schätzen lernt. Dann werden die Nachforschungen mühsam und spätestens wenn einem ein Pfarrer aus einer polnischen Hinterwäldlergemeinde bedauernd erklärt, daß sämtliche Unterlagen durch den Abzug der Wehrmacht und danach durch die Rote Armee vernichtet wurden, könnte man alles hinschmeißen.

Wichtig ist, die eigene Familiengeschichte, die sich aus vielen einzelnen Zweigen zusammensetzt, als das zu nehmen, was sie ist: eine Ansammlung oft skuriler Typen, die man vielleicht nicht unbedingt mögen muß, deren Blut jedoch in den eigenen Adern fließt und deren Gene man mit sich herumschleppt. Und dazu gehört auch das unrühmliche Kapitel sämtlicher Kriege dieser Welt. Wir blenden ja auch nicht das Schiffsunglück von Oma aus, den Selbstmord von Onkel Friedrich, das Alkoholproblem von Tante Gerda und den unglücklichen Treppensturz mit Todesfolge von Großonkel Ferdinand (der, der immer so schön Mundharmonika spielte, wenn er etwas zuviel von Uromas Selbstbranntem intus hatte).

wie dem auch sei, meine Reaktion war nicht die, nach dem Portemonnaie zu
greifen und etwas zu spenden, sondern eine Mordswut über die
Gedankenlosigkeit der Leute, die solche Bilder konstruieren, um damit Geld
zu sammeln. Soll der Kleine etwas schon einmal seine ihm von diesem Staat
und seinen Politikern und Politikerinnen zugedachte Rolle als Kanonenfutter
einüben?

... nein, glaub ich nicht. Siehe oben. Nicht die ganze Welt ist schlecht, auch wenn wir sie gerne dafür halten. Was ich denke, was ich tu...


Sollte man nicht lieber die Weiber, die sich in grenzenloser Hybris
anmaßen, für Männer die "Wehrpflicht" zu fordern und dazu auch noch so
etwas wie eine VerteidigungsministerIN für normal und politisch
erstrebenswert halten, so lange an den Ohren über Soldatenfriedhöfe ziehen,
bis ihr dummes Weibermaul für immer gestopft ist.

... da geb ich dir recht.


oh tempora, oh mores!

roger

Gegen die Wehrpflicht - Hemsut

... ein würdiges Grab!

roger, Friday, 28.08.2009, 11:40 (vor 5966 Tagen) @ Hemsut

Gegen die Wehrpflicht - Hemsut

Hallo Hemsut,

ein sehr, sehr schweres Thema mit vielen Facetten, wie auch aus den Beiträgen von Dir, Narro und DA ersichtlich ist, und es verdient eine qualifizierte Neuauflage. Insbesondere, weil die betroffenen und die noch nicht Betroffenen (wie der kleine Junge auf dem Bild) ein verdammtes Anrecht darauf haben, aus dem Mief von Ritualen, perversen Rollenansprüchen, Heldendenkmälern oder schlichtem Vergessen befreit zu werden.

Wer bereit ist, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, kommt um die Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht herum. Und wer bereit ist, Verantwortung für die Zukunft seines Jungen zu übernehmen, den zwingen die Umstände zum Widerstand.

gruß roger

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Friedensarbeit

Narrowitsch, Berlin, Thursday, 27.08.2009, 16:20 (vor 5967 Tagen) @ roger

High Roger,

Vor Moskau, rund um Petersburg und auf der Krim habe ich mich auf den ehemaligen Schlachtfeldern der 2. WK herum getrieben. Was ich dort sah, lehrte mich einerseits das Grauen, auf der anderen erfüllt es mich mit Hoffnung.

Ich sah zum Beispiel im "Tatarenwall" auf der Krim noch immer Schädel und Knochen in der Sonne bleichen, wenige 100 Meter von der Straße, die diese Landenge kreuzt, entfernt. An den Helmen - damals (1998) war noch nicht alles in den Händen der Militariamaffia - war zu erkennen, dass Russen und Deutsche dort friedlich nebeneinander lagen. Grausig. Nicht viel anders sah es auf den anderen Schlachtfeldern, die ich besuchte, aus.
Ein russischer General sagte einst (Namen vergessen), ein krieg sei erst beendet, wenn der letzte ein Grab fand. Ich meine er hat recht...

Aber ich sah auch eine beachtliche Reihe von jungen Leuten, die unter Anleitung der Kriegsgräberfürsorge - die erst nach Perestroika dort tätig werden durfte - während der Ferien und faktisch für Gotteslohn, Gebeine sammelten, sie aus Löchern gruben, in denen einst Soldaten beider Seiten verscharrt waren. Nicht selten finden sie noch Erkennungsmarken, Schicksale finden so ihre Aufklärung - noch leben Angehörige...

Überall dort entstehen nun Friedhöfe, ich fände es nicht schlecht, wenn deutsche Jugendliche dort weitaus mehr in Erscheinung träten, als sie es bislang tun. Ein paar Mädchen aus Deutschland stünde es gut an, dort ein paar Wochen zu arbeiten; vielleicht käme bei ihnen ein Denken in Sachen feminazischer Geschichtsverzerrung in Gange. Vielleich fände ihre empatiefähigkeit neue Wege.
Jedenfalls, diesen Friedensdienst, den die (russischen) Jugendliche dort freiwillig und unter erbärmlichen Bedingungen leisten - erfüllt mich mit Hoffnung, dass sich die Völker nie wieder aufeinander hetzen lassen.

Was das von Dir beanstandete Foto betrifft, man mag darüber streiten. Mich stört die Pose nicht, marketing funktioniert wohl wesentlich mit suggestiven Posen. Freilich wäre mir eins mit Knochenbergen lieber. Oder ein Foto von den markanten Kreuzen, die die Kriegsgräberfürsorge aufstellt. Fakt ist: die Kriegsgräberfürsorge geht durchaus nicht massenhaft auf Gutmenschenbetteltour, wie es die Welthungerhilfe und dergleichen lieben. Auf die Idee nur oder in erster Linie mit weiblichen Opferinnen hausieren zu gehen, kam dort noch niemand.Holger schreibt, wie ich finde, höchst treffend:

Genauso für wichtig wie die systematische Verschleppung ganzer
Schülergenerationen in ehemalige KZ's halte ich den Besuch des
Gebeinehauses in Verdun.

Oder eben auf den Schlachtfeldern des Ostens. Auch, was Hemsut und Du schreiben, sollte weit mehr im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken,als es bisher der Fall ist: Die Wahrnehmung der eigenen Familiengeschichte.

Ich vermute, dies ist effektivere Arbeit für Frieden, als all die Demos der Gutmenschen, die nicht selten nur mit den Schultern zucken, geht es um die Opfer deutscher Landser, Vertriebene, Bombenopfer. Von Russen Vergewaltige genießen da ganz ander Stellenwerte und so zieht auch in dieses Thematik der Femiwahn. Das Thema ist also nicht mal OT...

Übrigens ist die Kriegsgräberfürsorge eine der wenigen Organisationen, denen ich von Zeit zu Zeit ein paar Groschen spende.

Herzliche Grüße!

Narrowitsch

--
Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.

Friedensarbeit

Donna Amaretta, Thursday, 27.08.2009, 18:47 (vor 5967 Tagen) @ Narrowitsch

Aber ich sah auch eine beachtliche Reihe von jungen Leuten, die unter
Anleitung der Kriegsgräberfürsorge - die erst nach Perestroika dort tätig
werden durfte - während der Ferien und faktisch für Gotteslohn, Gebeine
sammelten, sie aus Löchern gruben, in denen einst Soldaten beider Seiten
verscharrt waren. Nicht selten finden sie noch Erkennungsmarken, Schicksale
finden so ihre Aufklärung - noch leben Angehörige...

Hallo, Narrowitsch

Es gibt viele Menschen, für die die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge, Vermisstensucher
und Archivare große Bedeutung hat.Ein Neffe, der nach seinem Onkel forscht,
Enkel, die den Großvater zu suchen beginnen, Besatzungskinder, z.B. eine Französin,
deren Mutter sich mit einem österreichischen Soldaten einließ, die Familie unterband den Kontakt,
die schwangere junge Frau wurde nach Paris fortgeschickt, damit niemand im Dorf die Schande
bemerkte, heute sucht die Tochter nach ihrem unbekannten Vater, lebt er noch, fiel er, wer war er?

Hier das Beispiel einer Witwe, die suchte und mit Hilfe solcher Vereine und Organisationen fand:

"GESTERN....das ist schon so lange her....16.September 1944.Aber für mich bleibt es GESTERN
....als 2 Offiziere vom Wehrkreiskommando kamen, und mir sagten,
dass mein Mann gefallen sei. Meine Welt brach zusammen. Ich konnte
es nicht begreifen, dass nun unser kleiner Sohn und mein Mann nicht mehr lebten.
Nur ich allein wusste, was ich verloren hatte.
Einige Tage später erhielt ich den letzten Feldpostbrief,
2 Stunden vor seinem Tod geschrieben: "...sorg` Dich nicht um mich,
ich habe ja meinen guten Schutzengel, wie immer,
- der mich heil zu Dir zurück führen wird."
Aber am 16. September war der sonst so zuverlässige Schutzengel außer Dienst ...
Ich machte das Versprechen, dass ich meinen Mann eines Tages suchen würde.
Wie, wo, wann, das stand in den Sternen. Der Krieg ging weiter und zu Ende.
Es kam der Dienst beim Roten Kreuz, - Flucht - Bombenangriff auf Dresden -
die unrühmliche Geschichte amerikanischer Gefangenschaft und alles war vorbei.
Ebenso unser beider Leben und Glück, -
Hoffnungen und Pläne, Heimat und gemeinsame Zukunft.
(...)
Es verging kein Tag, an dem ich nicht an meinen Mann dachte.
Was ging mir alles immer und immer wieder durch den Kopf?
Wie waren seine letzten Minuten?
War er gleich tot?
Wo haben sie ihn eingescharrt?
Er fiel bei Ergli, wurde aber in Indrikeni begraben?
Wer hat ihn noch bis dahin gebracht?
Wer lebt noch von damals? Hptm. von Daimling?
Oblt. Hagerli? Ltnt. Weber? Hptm. Jochen? Oblt. Karn? Obergefr. Minth?
Dr. Schultz? Gen.-Lt. Wagener? Oblt. Bidermann? Oblt. Volle?
Wen gibt es noch von der 132. I.D. - I.R. 436/437 - Füs.-Btl. 132?
(...)
Im Jahre 1970 erhielt ich von der Dienststelle WASt nähere Angaben.
Mein Mann wäre in einem Reihengrab in Indrikeni, 1,5 km SO Bahnhof Licupe, beerdigt…
Nr. 30. Meine Vergangenheit ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
In 1999 - 55 Jahre später - begann ich neue Nachforschungen.
Sehr erleichtert durch die neue politische Beziehung zwischen Lettland und Deutschland.
Wobei der Computer und das Internet die größte Rolle spielte. Ich fand Menschen,
die heute meine Freunde sind. Der VDK war überall am Umbetten der Kriegsgefallenen.
Da sah ich meine Chance, mehr zu erfahren. Das Erste war, dass ich nach Lettland wollte
und den Platz finden, wo mein Mann, zusammen mit anderen Kameraden, in Reihengräbern
beerdigt war. Irgendwo, nicht mehr erkennbar...
Im September 2001 begann meine Reise in die Vergangenheit...
(...)
Handvoll für Handvoll wurde alles freigelegt, dann kam die Erkennungsmarke
und sie bestätigte, es war mein Mann: Major Heiner Ochßner.
Das war nun das Ende meiner Suche und ich bin sehr froh darüber,
dass noch so viele Kameraden gefunden wurden. Nur 4 hatten keine Erkennungsmarke.
Sie alle werden die nächsten Wochen in kleinen weißen Särgen nach RIGA-BEBERBEKI,
auf den Soldatenfriedhof überführt. Dort finden sie dann ihre letzte Ruhe
und es werden sich vielleicht noch Angehörige finden, die bislang vergeblich gesucht haben.
Ich selber kann dann endlich an einem Grab stehen, worauf ich so unendlich lange
gewartet habe. Und meine lettischen Freunde werden dafür sorgen,
dass er immer Blumen am Grab haben wird.
Noch ist alles so unwahrscheinlich, aber ich hoffe doch, dass der innere Friede kommen wird.
Und wäre es nicht all die Mühe des VDK`s gewesen und der Freunde in Lettland
- der Hilfe, ich hätte meinen Mann nie wieder gesehen."

Ich habe den Text gekürzt,falls jemand Zeit und Geduld aufbringt,
findet man ihn hier:
http://www.kurland-kessel.de/default.html
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Dieser Text wird dich, Narrowitsch, sicher interessieren.
Stichworte Tscherkassy,Krim (Simferopol) "Taurisches Tagebuch"
Die Berichte sind unter oben genanntem Link zu finden unter
"Feldpostbriefe aus dem Kurlandkessel"
Bei dem zitierten Text handelt es sich um eine Art Vorwort des Sohnes zu den Briefen.

Briefe von Hauptmann Erich Neuß - 24. Inf.-Div.


Mein Vater, E.N. der am 8. Mai 1945 mit einem der letzten Lazarettschiffe dem Kurlandkessel entkam, hat, wie wohl viele seinesgleichen, über seine Erlebnisse im 2. Weltkrieg wenig gesprochen, jedenfalls gegenüber seinen vier Kindern.
Wer nicht dabei gewesen ist, kann das alles nicht verstehen', äußerte er gelegentlich.
Dabei war gerade er als Historiker, Archivar und nicht zuletzt als Autor mehrerer Bücher
ein Mensch, der in den Erinnerungen lebte, der zu beobachten verstand und sich in der Regel
über Gesehenes und Geschehenes auch Gedanken zu machen pflegte.
So war er während des Krieges fest entschlossen, nach Kriegsende ein "Taurisches Tagebuch"
über seine Erlebnisse als Soldat auf der Krim zu schreiben.
In seinen Feldpostbriefen sammelte er dafür schon Material und seine Frau las daraus
mitunter Freunden und Bekannten vor, die sich beeindruckt zeigten.
So wurden sowohl seine Briefe wie auch die seiner Frau Ella über 5 Kriegsjahre hin von beiden sorgfältig gesammelt und aufbewahrt.
Doch die Verhältnisse während des vierzigjährigen Bestehens der DDR und die Ideologie der Machthaber, den selbst ernannten "Siegern der Geschichte", erlaubten nicht, an irgendeine Form
der Auswertung oder Veröffentlichung zu denken.
Rund 25 Jahre nach dem Tode der beiden Eltern war es an der Zeit, einmal in die Briefmappen
hinein zu schauen. Obwohl es der geistige Habitus der Briefeschreiber erwarten ließ,
war die Überraschung doch groß, welch intensives Zeit- und Persönlichkeitsbild sich bei der
Lektüre einstellte.
Neben den Kapiteln "Belgien", "Ukraine" und "Krim" ist das Kapitel "Kurland" die letzte Phase
des Krieges, die E.N. erlebt. Da ohne eine kurze biographische Betrachtung seines Werdegangs
für viele Leser die Briefauswahl doch wohl etwas fragmentarisch bleiben würde,
möchte ich diese hier einschieben.
E.N., 1899 geboren, war noch 1917 in den 1.Weltkrieg gezogen.
1920 kam er aus französischer Gefangenschaft zurück, studierte Staatswissenschaften
(Dr. rer. pol.) und wurde 1928 Stadtarchivar in Halle/S., aber 1933 von den Nazis nach
dem sogen. "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" sofort aus dem Amt geworfen. Weitläufige Freunde intervenieren an "höchster Stelle", und die Stadt muss ihn 1937 wieder einstellen, allerdings in ein "geringeres Amt" und E.N. muss in die Partei eintreten.
Aus diesem Pyrrhus-Sieg - "Es gibt noch Richter in Berlin" *) bildet E.N. sich ein -
resultiert seine verhältnismäßig lang dauernde Loyalität gegenüber den Spitzen des NS - Staates, nicht jedoch gegenüber dem Partei-Apparat. 1939 absolviert er einen Res.-Offz. - Lehrgang
und wird im Febr. 1940 eingezogen, zuerst an die belgische Küste.
Im Febr. 1941 wird er Leutnant; gelangt im Mai 1941 nach Polen und ist beim Einmarsch
in die SU dem Stab eines Feldersatz - Bataillons der 24. Infanterie-Division (Eisbär-Division) zugeteilt. Er marschiert zum Dnjepr (Tscherkassy) und schließlich zur Krim (Simferopol).
Dort kommt es zur Bekanntschaft mit einer tatarischen Familie und zur Freundschaft mit jener Asime, von der die Rede sein wird. Sie pflegt ihn nach seiner Verwundung am 2. 3. 1942
im Lazarett und wird 1944 vor der Räumung der Krim nach Deutschland evakuiert.
Erst im Juni 1943 ist E. N., mittlerweile Oberleutnant, wieder soweit hergestellt,
dass er zur Division, die inzwischen südlich von Leningrad steht, zurück kann.
Dort wird er als Div.- Betreuungsoffizier eingesetzt und Anfang 1944 zum NSFO
(NS-Führungsoffizier) gemacht, was er angesichts seiner Erfahrungen von 1933
für einen "Treppenwitz" hält. Er bleibt es auch nur wenige Monate, weil ihn ein neuer Kommandeur, dem er und der ihm unsympathisch ist, des Postens wieder enthebt. E.N. ist darüber empört,
aber seine Frau schreibt ihm sinngemäß:
"er solle doch froh sein, dass er den Landsern nun nichts mehr vorlügen brauche".
Im Nov. 1944 ist er Hauptmann, was auf den Kriegsverlauf von geringer Wirkung ist.
14 Tage vor Kriegsende bekommt er Schmerzen und Fieber, muss operiert werden und gelangt
so auf das letzte Schiff, das den Hafen Windau am 8. 5. 1945 verlassen kann und drei Tage
später heil in Kiel einläuft."

LG Donna Amaretta

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