Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nicht unbedingt OT: Von Preisen und Leistungen

BVK, Wednesday, 05.08.2009, 17:29 (vor 5988 Tagen)

Von Michael Winkler http://www.michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html

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Preisverleihung (5.8.2009)

Leider muß ich Sie gleich wieder enttäuschen: Ich habe nicht vor, einen Preis zu verleihen. Nicht einmal Ihnen als treuen Leser, ja noch nicht einmal der lob-, preis- und ehrwürdigsten Bundeskanzlerin aller Zeiten. Es geht hier auch nicht darum, wer weswegen den Dankesorden des Deutschen Volkes verliehen bekommen soll, den Laternenpfahl am hanfenen Halsband.

Es geht in diesem Text darum, wofür diese Preise verliehen werden.

Beginnen möchte ich mit dem ehrlichsten aller Preise, der olympischen Medaille. Gelernte Altphilologen muß ich jetzt schon darauf hinweisen, daß ich nur die Olympischen Spiele der Neuzeit betrachte, Leserbriefe mit dem in Altgriechisch verfaßten Trainingsplan der Pankration-Kämpfer von Milet werden folglich nicht berücksichtigt. Wobei Pankration, der antike Allkampf, an Eindeutigkeit des Ergebnisses kaum zu übertreffen war: Der Überlebende war fast immer auch der Sieger.

Wenn eine Gruppe bestens gebauter junger Männer wie die Wahnsinnigen über 100 Meter wetzen, läßt sich spätestens beim Zielphoto feststellen, wer die berühmte Nase vorne hatte. Die Physik läßt eindeutig messen, wer nun weiter werfen, höher springen oder schneller schwimmen kann. Oder wer die bessere Apotheke hat, mit ein paar Mittelchen, die im internationalen Vergleich noch nicht nachgewiesen werden.

Ursprünglich war der Gedanke, daß sich bei Olympia Amateure miteinander messen. Also Leute, die beim ASV Nordoosterstedt in der Kindergruppe Teebeutelweitwurf üben, anschließend bei den Bundesjugendspielen Siegerurkunden einheimsen, bei Jugend trainiert für Olympia auffallen und schließlich die Goldmedaille im Hammerwerfen erringen. Und das, obwohl sie nebenbei Dachdecker (bzw. -geselle, -gehilfe oder -helfer) sind und sich von diesem Beruf ernähren.

Spätestens seit der Erfindung der Sowjetunion wurde der Staatsamateur geboren, der zweimal im Jahr mit einem Dachziegel in der Hand photographiert wird und ansonsten nur noch mit Hammer und Sichel trainiert. Das westliche Gegenstück sind für ihre Sportlichkeit bekannte Beamte. Ob nun Polizei oder Grenzschutz, Armee oder Sportgruppe des Katasteramts, Beamte mit 98%-Freistellung vom Regeldienst haben sich als Amateure durchaus bewährt.

Neben Talent und Biomechanik spielen inzwischen Hilfswissenschaften wie die leistungsgerechte Ernährung eine Rolle. Die richtige Ernährung - gerne auch intravenös - hilft ungemein beim Muskelaufbau. Sachkundige Ärzte helfen bei Sportverletzungen und noch sachkundigere Pharmazie hilft vorbeugend, Leistungstiefs zu vermeiden. Die Spiele der Amateure sind ein einträgliches Geschäft geworden, vor allem für die Funktionäre, die entscheiden, wo sie als nächstes stattfinden.

Der renommierteste aller Preise ist ein richtig nobler Preis, der sogar so heißt. Alfred Nobel wollte damit junge Wissenschaftler fördern, ihnen die Mittel für ihre Forschung zukommen lassen. Deshalb bekommen den Nobelpreis in der Regel alte Männer, die ihr Forscherleben weitgehend hinter sich haben und deren Kritiker inzwischen weggestorben sind. Bahnbrechende Erkenntnisse über die genetischen Reparaturvorgänge in den Zellen radioaktiv bestrahlter Spulwürmer sind zweifellos viel weniger nobelpreiswürdig, als ein Mittel, das Aidskranke drei Monate länger leben läßt und der Herstellerfirma drei Milliarden Dollar pro Jahr einbringt.

Wobei der Nobelpreis seine Eigentümlichkeiten aufweist: Für die Wirtschaftswissenschaften ist es überaus hilfreich, ein Amerikaner jüdischer Abstammung zu sein. Allerdings haben die Laureaten im Dauer-Abonnement nicht verhindert, daß die Wirtschaft der USA in den letzten Jahrzehnten im steten Niedergang begriffen ist. Juden in anderen Ländern verstehen viel weniger von Wirtschaft, egal ob nun aus Rußland oder Israel, aus Deutschland oder Frankreich, nur als Amerikaner haben sie Anspruch auf Preiswürdigkeit. Womit nachgewiesen ist, daß bei der Preisvergabe die Religion keine Rolle spielt.

Noch schwerer tut man sich bei den Literaturnobelpreisen. Sind nun russische Gedichte preiswürdiger als arabische Frauenromane? Passen die auf Englisch verfaßten Holocausterinnerungen eines Auschwitz-Überlebenden der dritten Generation besser als eine moderne französische Heldensaga im Stil des Hochmittelalters? Es hilft, wenn sich eine Regierung für einen Autor einsetzt, also intensiv betont, wie unglaublich wichtig das Gesamtwerk des jeweiligen Autoren im Kampf der Kulturen doch sei. Oder wie wichtig der jeweilige Autor im Kampf gegen die die Kultur seines Heimatlandes ist.

Richtig kompliziert wird es in der Reihe der kleinen Preise. Bundesverdienstkreuz oder Leo-Baeck-Medaille, Karlspreis, "Reporter des Jahres", Orden wider den tierischen Ernst, Bayerischer Verdienstorden, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - es gibt eine Unmenge von Preisen, die bei passenden und unpassenden Gelegenheiten vergeben wird.

Es gibt unglaublich viele Orden. Haben Sie schon einmal Bilder von einer königlichen Hochzeit gesehen? Da laufen Leute herum, die sind derart mit Orden behängt, daß man meint, sie hätten den zweiten Weltkrieg ganz allein gewonnen. Besonders geschmückt war übrigens ein Kaiser Bokassa, von dem überliefert ist, daß er extra lange Jacken getragen hat, um Platz für alle Orden zu haben. Die Medaillen und sonstigen Preise der deutschen Kanzlerin werden leider nicht als Orden getragen, sonst müßte sie ihre Hosenanzugsjacken der Marke eng & kurz gegen ein kleidsames Bokassa-Modell austauschen.

Nordkoreanische, burmesische und sonstige Armutsländer-Generale machen aus der Not eine Tugend: Da diese Herren fast alle im weit fortgeschrittenen Alter stehen, ersetzt ihnen die Ordenspracht das sonst nötige Stützkorsett.

Solche Preise sollen in erster Linie eines: sie sollen auszeichnen. In der DDR gab es damals haufenweise Auszeichnungen und Orden für beinahe jeden, an Stelle von Gehalt und preiswerten Konsumgütern. (Ja, liebe Oberlehrer, ich weiß, daß Lebensmittel etc. in der DDR günstig waren, so günstig, daß es sich lohnte, subventioniertes Brot an Schweine zu verfüttern.) Diese Orden und Ehrenmedaillen erfüllten einen wichtigen Zweck: den der Bestechung.

Unabhängig davon, ob bei einer Olympiade die Leistung des Sportlers seiner Apotheke oder seiner ausgeklügelten Sportförderung zu verdanken ist, die Leistung läßt sich in Sekunden oder Metern messen. Eindeutig messen! Bei einer Hundeprämierung sieht das ganz anders aus. Zwei Cockerspaniel lassen sich noch miteinander vergleichen, aber wie will man festlegen, ob eine Dogge eine schönere Dogge ist, als ein Pekinese ein Pekinese? Schaut der Dackel treuherziger oder der Golden Retriever?

Bei Bundesverdienstkreuzen sind die Vergabekriterien mehr die einer Hundeschau als jene der Olympischen Spiele. Wer genug am Bund verdient hat, ob als Unternehmer oder Politiker, bekommt auf jeden Fall so ein Blechstück. Das gehört einfach dazu, so wie im Kindergarten die Erzieherin lieben Kindern den Kopf tätschelt. Eine Leistung, ein wirklicher Verdienst, ist dazu weniger erforderlich.

Es ist ein bißchen so wie im Krieg, wo nach und nach eine Ordensinflation stattfindet. Die Tapferen der ersten Stunde bekommen das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Da diese Männer weiterhin tapfer kämpfen, benötigt man höhere Auszeichnungen. Ritterkreuz, mit Eichenlaub, Schwertern und Brillianten für die absoluten Spitzenleute, Tapferkeitsmedaillen und Verwundetenabzeichen für die angehenden Helden. Je höhere Orden im Krieg verliehen werden, desto geringer werden die Anforderungen für die Grundstufen, um den einfachen Soldaten zu mehr Mut zu ermuntern. Wobei die deutsche Wehrmacht arg konservativ geblieben ist: Kasino- und politische Orden ohne Pulverdampf und Blutvergießen, ohne Gefahr für Leib und Leben, waren dort die große Ausnahme, im Gegensatz zu anderen Armeen.

Am schlimmsten ist es in Vielvölkerarmeen, wo jeder Stamm irgendwie berücksichtigt werden muß. Da bekommt der eine seinen Orden dafür, daß er mit dem Kampfmesser einen Feindpanzer ausschaltet, der andere dafür, daß er auf der Flucht stolpert, zurückbleibt und sich gut genug versteckt, um vom Feind nicht entdeckt zu werden. Außerdem hilft es natürlich, wenn derjenige, der die Orden vergibt, der gleichen Ethnie oder Religionsgemeinschaft angehört, wie derjenige, der diesen Orden empfangen soll.

Die Inflation ist beim Bundesverdienstkreuz längst eingetreten. "Verdienste" lassen sich ja schlecht messen. Zehntausend Arbeitsplätze sind zehntausend Arbeitsplätze und damit preiswürdig. Dabei ist es völlig egal, ob diese Arbeitsplätze schlecht bezahlt sind und die Arbeiter durch das Betriebsklima zur schnellen Kündigung oder zum Selbstmord getrieben werden. Fünf Arbeitsplätze, gut bezahlt und ein hervorragendes Betriebsklima sind dagegen keinerlei Verdienst, da wird eher ein Stadtrat bekreuzigt als so ein Kleinunternehmer.

Am schönsten ist es, wenn sich die Leute gegenseitig auszeichnen können. Wenn Politiker Verdienstkreuze verteilen, dann hat kaum jemand mehr Verdienste erworben, als andere Politiker. Parteifreunde, die beim Aufstieg in die Dienstwagenränge auf der Strecke geblieben sind, werden zum Ausgleich bekreuzigt. Sie haben sich ja den unsterblichen Verdienst erworben, durch ihren Verzicht der Parteifreundin zum Titel "Frau Ministerin" zu verhelfen.

Gerne genommen werden von Politikern Ehrendoktorhüte. Gedacht waren diese einmal, um Menschen auszuzeichnen, die außerhalb der Universitäten Meriten für die Wissenschaft erworben haben, die einem "normal erworbenen" Doktortitel nicht nachstehen. Ein gutes Beispiel ist der Postbote, der sein ganzes Leben der Froschforschung widmet, nach zwanzig Jahren auf akademischem Niveau Artikel veröffentlicht und nach weiteren zwanzig Jahren kurz vor seiner Pensionierung den Dr. h.c. verliehen bekommt. Ein Politiker braucht dafür nicht extra zu arbeiten, schon gar keine 40 Jahre. Es genügt, wenn er milde Gaben aus Steuergeldern verteilt, um "Verdienste" um die Wissenschaft zu erlangen.

Wenn ein Dr. h.c. Dr. h.c. "Joschka" Fischer seine beiden Ehrendoktorate aus Israel bekommen hat, läßt sich daraus ganz sicher ableiten, daß der Herr Ex-Außenminister die deutschen Steuergelder vermutlich nicht bei der Universität Heidelberg abgeliefert hat.

Der Nobelpreis war einst dazu gedacht, aufstrebende Leute zu fördern, heute wird er verliehen, um eine Lebensleistung zu belohnen. Förderpreise gibt es heute immer noch. Natürlich nennt man einen Preis nicht so, wie er gemeint ist. Journalisten werden deswegen nicht als "Systemhure des Jahres" ausgezeichnet, obwohl genau das die Absicht des Preises ist. Investigativer Journalismus in Merkel-Deutschland bedeutet, die Dissidenten aufzuspüren und ins Lächerliche zu ziehen. Wer heute als Journalist ausgezeichnet wird, ist nicht der Anwalt der kleinen Leute, sondern ein staatlich genehmer Lohnschreiberling, der für sein Wohlverhalten staatlich prämiert wird.

Preise eignen sich zudem wunderbar als Bestechungsgelder. Dem Ministerpräsidenten 20.000 Euro in die Hand zu drücken, ist stillos. Da beauftragt man lieber einen Goldschmied, eine hübsche Kleinskulptur anzufertigen (2.000 Euro), richtet für 4.000 Euro eine schöne Feierstunde aus (mit Abendessen im kleinen Kreis), zahlt weitere 4.000 Euro für die Pressearbeit und überreicht dem Herrn Landesvater 10.000 Euro und einen Otto-Gebühr-Gedächtnispreis. In der Festrede sagt man zwei Sätze zu dem bekannten Schauspieler Otto Gebühr und lobt zwei Stunden den Preisempfänger (mit Abdruck für die Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen). Dafür muß sich der Herr Ministerpräsident erkenntlich zeigen, weil er sonst der groben Undankbarkeit bezichtigt wird. Das ist viel effizienter, als einfach einen Scheck in einen Umschlag zu stecken.

Noch besser ist die "Möhre". Sie kennen das Bild bestimmt: An einer Stange baumelt eine Möhre an einem Faden, die einem Esel vor der Schnauze baumelt. Das Grautier möchte unbedingt die Möhre und zieht deswegen tüchtig die Karre. Soweit mir bekannt ist, sind die Esel zu intelligent, um auf diesen Trick hereinzufallen. Er funktioniert jedoch wunderbar bei Politikern. Ein diskreter Hinweis, daß der Herr Minister oder die Frau Bundeskanzlerin für eine kleine Genehmigung oder praktizierte Toleranz die Abdul-Feisal-Medaille bekommen würde, wirkt Wunder. Toleranz ist immer etwas Gutes, außer gegen Rechts, natürlich.

Das Publikum darf applaudieren und bestaunen, was für ein jeder Ehrungen würdiges politisches Personal wir doch haben, wenn selbst internationale Organisationen selbige mit Preisen überhäufen. Und noch etwas darf das Publikum: Bezahlen. Solche großartigen Medaillen gibt es schließlich nicht umsonst, sondern dafür, daß Geld den Besitzer wechselt. Vorzugsweise von öffentlich an privat, denn öffentliche Gelder sind irgendwie herrenlos. Erst in privaten Taschen werden sie Vermögen. Der Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler sieht man schließlich nicht an, wie viele Synagogen, Moscheen, Unterseeboote oder Ehrenmedaillen dafür gekauft worden sind.

Die Preise werden verliehen, um dem Preisverleiher zu nutzen. Buchpreise sind ein sehr nettes Beispiel dafür. Wenn ein unbekannter Autor einen Bestseller schreibt, bekommt er alsbald einen Buchpreis. Warum? Aus einem einfachen Grund: Dutzende von Verlagen und Lektoren haben diesen Autor abgelehnt, das wird jetzt unter den Teppich gekehrt. Oder der Autor ist ein Kunstprodukt, geschaffen, um vermarktet zu werden, hochgejubelt von Presse und Kritik, folglich muß diese Schöpfung durch möglichst viele Preise bestätigt werden. Das geht sehr leicht durch einen Preis, über den berichtet wird. Kostenlose Werbung, erkauft durch einen Preis.

Natürlich funktioniert das mit den Ethnien und Religionen ebenso. Wenn Verlag, Autor und Kritiker alles Scientologen sind und die Zeitungen der Scientologen diesen Autor in höchsten Tönen loben, ist er natürlich preiswürdig. Dann bekommt er einen schönen Preis von Scientologen verliehen. Es gibt eine Variante davon: Der Autor heißt Solschenizin und ist sowjetischer Dissident. Da werden seine Bücher im Westen hochgelobt, vor allem jene, welche die Sowjetunion kritisieren. Und damit auch jeder weiß, daß dies eine unglaublich lesenswerte Literatur ist, gibt es gleich noch den Nobelpreis.

Ich fürchte, Palästinenser, die gegen Israel schreiben, haben keinen solchen Marktwert. Perser, die gegen den Iran schreiben, sind viel beliebter.

Ich möchte mit der Erkenntnis schließen, daß Preis tatsächlich für eine Leistung verliehen wird. Bei der Tour de France schon mal für die Leistung der Apotheke, nicht für die des Radfahrers, aber trotz allem für eine Leistung. Allerdings decken sich nur ganz selten Leistung und offiziell genannter Grund für die Preisverleihung. Die bayerischen Landesminister Sinner und Stevens haben kürzlich den bayerischen Verdienstorden erhalten, der deutlich seltener verteilt wird als das Bundesverdienstkreuz. Warum? Weil ihre Parteifreunde sie längst aufs Altenteil gejagt haben und so ein kleiner Orden dafür sorgt, daß die Herrschaften weiterhin daran denken, wem sie alle Wohltaten verdanken und weiterhin loyal zur CSU stehen, bis zum bitteren Ende. Der offizielle Grund waren natürlich ihre großartigen Leistungen als Minister. Falls Sie dieses Pärchen nicht kennen sollten - keine Sorge, ich kann Ihnen ebenfalls keine denkwürdige Leistung der beiden aufzählen.

Eine Lebensrettungsmedaille wird ganz gezielt für eine gute Tat verliehen, da läßt sich nur ganz wenig zurechtbiegen. Bestenfalls bekommt mal einer eine solche Medaille mit, der relativ wenig dazu beigetragen hat. Einfache, unbekannte Bürger, die sich Jahrzehnte im Ehrenamt aufgearbeitet haben, bekommen ihr Bundesverdienstkreuz ebenfalls für eine wirkliche vorzeigbare Leistung.

Bei Beamten ersetzt ein Orden schon mal die Beförderung; ab einem gewissen Rang gehört das Bundesverdienstkreuz dazu. Der Steuerinspektor bekommt es nicht, der Ministerialdirektor hat es längst. Es gehört eben dazu und da Beamte solche Vorschlagslisten führen, setzen die natürlich Beamte auf diesen Listen ganz weit oben drauf. Das beruht auf Gegenseitigkeit, wer heute dem lieben Kollegen hilft, dem wird morgen von dem lieben Kollegen ebenfalls zum Orden verholfen.

Bei Politikern überwiegt der Belohnungs- und Bestechungsaspekt. Die Partei hat nicht nur immer recht, sondern auch die Möglichkeit, Staats-Orden für treue Partei-Dienste verleihen zu lassen. Und Interessenverbände, die einen guten Draht zur Politik erhalten wollen, erkaufen sich mit privatem Preisgeld öffentliche Förderungen. Journalisten und Autoren bekommen diese Preise als Belohnung. Entweder wegen besonderer Systemtreue (bei Reportern) oder auch schon mal als Dank für das einträgliche Geschäft (bei Autoren). Internationale Preise werden verliehen, um politische Interessen zu fördern.

Es lohnt sich immer, bei solchen Preisen darauf zu achten, wer sie verleiht. Daraus läßt sich erschließen, warum sie wirklich verliehen wurden. Der beste Ansatz ist das Geld. Nicht das Preisgeld, das ist nicht mehr als ein bißchen Provision. Die Provision fließt selten vorschüssig, meistens wird sie für geleistete Dienste bezahlt. Es ist nicht anders als bei der Tierdressur: Erwünschtes Verhalten wird mit einem Stück Hundekuchen belohnt. Und am Ende tut der Minister brav, was sein Herrchen von ihm verlangt, ob Männchen machen, Salto schlagen oder Unterseeboote verschenken.

Und ich? Solange ich keine Männchen mache, sondern nach den "Herrchen" schnappe, dürfte ich keinen Preis bekommen. Damit muß ich mich abfinden. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind eben nicht preiswürdig.

Michael Winkler
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Nicht unbedingt OT: Von Preisen und Leistungen

phaidros52 @, Wednesday, 05.08.2009, 19:04 (vor 5988 Tagen) @ BVK

Von Michael Winkler http://www.michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html

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Preisverleihung (5.8.2009)

Michael Winkler


Also von mir bekommst du einen Preis für deine wunderschöne Analyse. Dieser Preis ist meine Anerkennung, aber nicht mit Geldzuwendungen verbunden.

Danke schön

Ph.

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