FTD: Womenomics - Hammer-Artikel
Lucy Kellaway ist FT-Kolumnistin.
Am 4. September 2006 berief ein Unternehmen, das jetzt im britischen Börsenindex FTSE 100 vertreten ist, zwei Frauen in den Verwaltungsrat. Von diesem Tag an ist der Aktienkurs des Unternehmens um 18 Prozent gestiegen, obwohl der Markt insgesamt 28 Prozent verloren hat.
Wäre ich eine dieser Frauen, würde ich gern darlegen, dass die erste Tatsache die zweite herbeigeführt hat. Aber da es nunmal so ist, dass Verwaltungsratsmitglieder vor allem auf die Zahlen schauen und versuchen müssen, vernünftig mit ihnen zu arbeiten, muss ich leider sagen, dass die bessere Kursentwicklung andere Ursachen hat: Die Tatsache, dass zwei Frauen berufen wurden - für ungefähr neun Sitzungen im Jahr -, hat genauer gesagt nichts damit zu tun.
Wie dem auch sei, die Kursentwicklung lässt auch mich Teil einer neuen statistischen Orthodoxie werden, die sich rühmt, einen definitiven Zusammenhang zwischen Frauen und Geld gefunden zu haben.
Die Lehre der "Womenomics"
In den vergangenen beiden Tagen hat dieser Glaubensgrundsatz meinen Hals gleich zweimal anschwellen lassen. Das erste Mal, als der Grundsatz auf einem Dinner für weibliche Führungskräfte schlicht als Fakt dargestellt wurde. Das zweite Mal geschah es durch ein neues Buch namens "Womenomics", das zwei TV-Moderatorinnen geschrieben haben. Zentraler Punkt ist die "Östrogen-Kapital-Relation". Dahinter steckt der Gedanke, Unternehmen mit mehr weiblichen Führungskräften seien profitabler. Bei dieser Relation wird mir gleich aus drei Gründen übel. Erstens: Sie ist eklig. Zweitens: Sie diskriminiert Frauen, die nach den Wechseljahren über weniger Östrogene verfügen. Drittens: Sie ist kompletter Mumpitz.
Lucy Kellaway ist FT-Kolumnistin
Lucy Kellaway ist FT-Kolumnistin
"Rechne es dir doch aus!", schreiben die Autorinnen. Ach je, ich kann mir das nicht ausrechnen, weil ich keine Statistikerin bin. Aber ich habe Leute gefragt, die es können und die es für alles andere als klar halten, dass weibliche Führungskräfte zu besseren Aktienkursen verhelfen. Um das zu beweisen, bräuchte man nämlich eine große Stichprobe - die es momentan noch nicht gibt. Man müsste tausend Dinge einbeziehen, die die Rentabilität beeinflussen. Und selbst wenn es gelänge, einen Zusammenhang nachzuweisen, blieben weitere Fragen offen: Behandeln Unternehmen, die Frauen befördern, ihre Mitarbeiter generell gut? Sind sie auch innovativer? Diese Aspekte könnten einen größeren Einfluss auf die Rentabilität haben als die Östrogene.
Gibt ja auch keinen Sinn: Einerseits wollen die Pauer-Wummen die Aktienkurse explodieren lassen, auf der anderen Seite kritteln sie doch genau über den Männern herum, sie täten unmenschliche Züge in der Wirtschaftskrise rauskehren. Diesen Spagat schaffen nur FRAUEN gleichzeitig
Man kann da halt nicht nur eine Seite der Medaille nehmen, die Rückseite gehört auch dazu.
"Womenomics" ist dann ja wohl ehr "WomenComics"
o.
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- FTD: Womenomics - Frauenanteil kein Erfolgsfaktor -
Tarzno,
09.07.2009, 23:27
- FTD: Womenomics - Frauenanteil kein Erfolgsfaktor -
Mustrum,
09.07.2009, 23:46
- FTD: Womenomics - Frauenanteil kein Erfolgsfaktor - Nihilator, 10.07.2009, 00:23
- FTD: Womenomics - Hammer-Artikel -
OlivER,
10.07.2009, 00:11
- FTD: Womenomics - Hammer-Artikel - Nihilator, 10.07.2009, 00:26
- Wummenomics! [kT]
-
Borat Sagdijev,
10.07.2009, 00:58
- FTD: Womenomics - Hammer-Artikel - adler, 10.07.2009, 01:54
- FTD: Womenomics - Frauenanteil kein Erfolgsfaktor, bitte aufheben! - reinecke54, 10.07.2009, 13:42
- FTD: Womenomics - Frauenanteil kein Erfolgsfaktor -
Mustrum,
09.07.2009, 23:46