Weitere Beschwerde eines Mannes

Christoph , Thursday, 28.05.2009, 20:57 (vor 6056 Tagen) @ Christine

Hier Antwort und Gegen-Antwort von mir...

Sehr geehrter Herr [...],

vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Ihre kritischen Anmerkungen zur Sendung "Frontal21" vom 26. Mai und der Abmoderation von Hilke Petersen haben wir der Redaktion bereits zur Kenntnis gebracht. Dort werden sie in der internen Auseinandersetzung mit unseren Sendungen zusammen mit anderen Rückmeldungen berücksichtigt. Zudem fließt Ihr Schreiben in unsere hausinterne Auswertung der Zuschauerreaktionen ein, die wichtige Hinweise für die Weiterentwicklung unseres Programms liefert.

Nach Rücksprache mit der Redaktion können wir Ihnen versichern, dass die betreffende Abmoderation von Frau Petersen als augenzwinkernde, ironische Bemerkung, keinesfalls aber als generelle Abqualifizierung des männlichen Geschlechts zu verstehen war. Dass Frau Petersens Äußerung nicht Ihrem Humorverständnis entgegenkommt, tut uns leid und bitten wir, zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Leist
ZDF, Zuschauerredaktion

Sehr geehrte Frau Leist,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Dem ersten Absatz steht es zwar für meine Begriffe sehr deutlich ins Gesicht geschrieben, daß es sich vermutlich um einen vorgefertigten Textbaustein handelt; doch der zweite scheint mir immerhin noch einer kurzen Behandlung wert.

Die rhetorische Figur, etwas im nachhinein als "ironisch gemeint" zu verkaufen und an das Humorverständnis des Adressaten zu appellieren (beziehungsweise ihm selbiges augenzwinkernd wegzuattestieren), sobald man signalisiert bekommt, daß man sich im Ton vergriffen hat, ist wohl so alt wie die Rhetorik selbst. Ich kann Sie jedoch, was mein Humorverständnis angeht, völlig beruhigen: es ist sehr breit gefächert und durch die verschiedensten Schulen gegangen; es ist, von Britisch (Monty Python, Douglas Adams) bis Kölsch, von Loriot bis Ingo Appelt, von Gerhard Polt im Süden bis Ina Müller im Norden (um wenigstens auch einmal EINE wirklich komische Frau zu nennen), mit so ziemlich allem kompatibel und verträglich, was sich noch einigermaßen im Rahmen der guten Sitten befindet. Frau Petersens Bemerkung aber ist definitiv NICHT komisch – was Sie, verehrte Frau Leist, übrigens sehr leicht nachprüfen können, indem Sie etwa einmal den Satz "Weiße sind die besseren Menschen" oder "Christen sind die besseren Menschen" laut vor sich hinsagen (am besten in einer vollbesetzten S-Bahn vor multikulturellem Publikum!) und dann in sich hineinspüren, wie sich das anfühlt. Sie werden staunen!

Ich könnte Ihnen jetzt Hunderte Beispiele dafür bringen, wie in den traditionellen Medien schon seit vielen Jahren landauf, landab und rund um die Uhr das immergleiche Klischee von den stets nur "guten" Frauen und den stets nur "schlechten" Männern verbreitet wird; doch das würde hier zu weit führen. Genug, Ihre Frau Petersen sollte vielleicht einmal das Experiment wagen, das "Humorverständnis" ihrer EIGENEN Geschlechtsgenossinnen zu testen, indem sie beispielsweise einen Beitrag über Kindsmörderinnen mit dem Satz abmoderiert: "Was lernen wir daraus? Mütter sind für Kinder manchmal gefährlicher als der berüchtigte 'liebe Onkel'!" Allerdings müßte das ZDF sich dann darauf gefaßt machen, auf Befehl von Alice Schwarzer nicht nur seine Moderatorin unverzüglich feuern zu müssen – wir erinnern uns an die Hexenjagd auf Eva Herman! –, sondern von einem besonders humorverständigen feministischen Mob auch noch gleich den ganzen Lerchenberg angezündet zu bekommen. Die Damen nämlich wären von DIESER Art "Ironie" möglicherweise doch etwas überfordert. Mit Männerschelte dagegen sind Sie immer auf der sicheren Seite – und vor allem: auf der Seite der GUTEN!

Es grüßt Sie herzlich
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