Feminismus - Nur Neid und Mißgunst?
Nur mal als Beispiel. Zur Zeit wird gerne auf Männern (auf wem sonst?) herum gehackt, sie wären an der Finanzkrise schuld und sollten deswegen ihre Führungsjobs an die Frauen (an wen auch sonst?) abgeben.
Was insbesondere auffiel: Männer seien angeblich bis zur groben Fahrlässigkeit risikobereit, die Frauen hingegen nicht, was die Krise verhindert hätte, hätten sie das Sagen gehabt.
Mal abgesehen davon, dass solche Bemerkungen weder davon zeugen, dass deren Urheberinnen sich mit internationalen, nationalen, regionalen oder sonst irgendwelchen Finanzmärkten auskennen noch einen Schimmer haben, wie es zu der aktuellen Finanzkrise überhaupt erst kam, so fragt man sich, wieso ausgerechnet die angeblich "schädliche" Risikobereitschaft der Männer so scharf kritisiert wird.
Jeder Unternehmer weiß: Ohne Risiken gibt es keine Chancen. Wer also keine Risiken eingeht, kann auch keine Chancen wahrnehmen. Und wer keine Chancen wahrnimmt, kann nicht Unternehmer sein, da ein Unternehmen ohne die Chance auf einen Gewinn nur ein Verlustgeschäft und damit wirtschaftlicher Unsinn sein kann.
Je nach Risikobereitschaft kalkuliert ein Unternehmer so: Das Unternehmen geht mit 20 % Wahrscheinlichkeit in die Binsen, mit 80 % Wahrscheinlichkeit geht es gut, im Fall 1 ist das Risiko ein Verlust von -100, im Fall 2 die Chance ein Gewinn von +50, d.h., 0,2 x -100 + 0,8 x 50 = -20 + 40 = +20, also positiv. Wenn man den worst case von -100 verkraften kann (und diese Überlegung hat man sich vor der aktuellen Krise offenbar vielfach gespart), dann - und nur dann - hat das Unternehmen - mit einem kalkulierten Risiko - stattzufinden.
Frauen kalkulieren anders, nämlich: ein Unternehmen wird nur durchgeführt, wenn es mit 100 % Wahrscheinlichkeit gut geht oder im worst case und jedem anderen unvorteilhaften Szenario jemand anders den Schaden (die Verantwortung) zu übernehmen hat. In letzterem Fall kann frau es sich sogar gestatten, Risiken völlig zu ignorieren, wie das z.B. bei der HRE der Fall war. Seinen Job als CRO derart grob fahrlässig auszuüben, dazu gehört schon gehörig Risikobereitschaft und die hat man nur, wenn man weiß, dass man im Zweifel ungeschoren davon kommt...
Es liegt auf der Hand, dass Unternehmungen mit 100 % Erfolgswahrscheinlichkeit rar sind und i.d.R. findet sich auch niemand, der anderer Leute Risiken auf sich nehmen mag (im Falle der HRE ist es der Steuerzahler und der kann sich das nicht aussuchen). Wer so kalkuliert, kommt somit zu gar nichts, weil - s.o. - Risiken nun mal zwingend dazu gehören.
Wer also - pardon - zu feige (d.h., zu risikoavers fürs normale Geschäftsleben) ist, unternehmerisch erforderliche Risiken einzugehen, wird kaum an Unternehmensspitzen anzutreffen sein, den dort gelangt man nur hin, wenn man wirtschaftlich Erfolg hat, wozu wiederum das vorherige Eingehen von Risiken der Chance wegen zwingend erforderlich ist.
Worauf ich hinaus will: Ich meine, das wissen die ganz genau und reden deswegen die entscheidende Eigenschaft, die für das Innehaben von Führungspositionen erforderlich ist und über die sie selbst nun mal nicht verfügen - nämlich Mut (zum kalkulierten Risiko) - missgünstig und neidisch schlecht.
Das Selbstbewusstsein und die Innovativität von Männern (und der damit oftmals einhergehende Erfolg) wurde schon öfters - und das nicht ohne Neid - als bei Frauen selten bis gar nicht auffindbar beklagt,
nur konnte man diese - genauso wie Risikobereitschaft - notwendigen Faktoren unmöglich angreifen oder gar schlecht reden, ohne als neidisch und missgünstig da zu stehen. Nur deswegen haben sie's m.E. nicht gemacht. Im Falle der Risikobereitschaft ging das aber scheinbar.
Sicher, in der aktuellen Finanzkrise ist viel kaputt gegangen, aber ohne die Bereitschaft, Risiken einzugehen, wäre gar nichts dagewesen, was überhaupt erst kaputt gehen hätte können.
"Frauen fragen schon beim ersten Banktermin, was passiert, falls ihr Projekt scheitert. Sie sind Realisten."
Oder einfach nur zu feige?