Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

Hardy @, Sunday, 17.05.2009, 09:06 (vor 6067 Tagen)


Julie Delpy im Interview:
Ist Die Gräfin ein feministischer Film?

Film-Trailer hier:
http://www.youtube.com/watch?v=4pOkxvFHFzI

Ich wuchs mit zwei Feministen auf – meine Mutter bekannte sich dazu und noch mehr mein Vater – und ich stehe aus irgendeinem Grund definitiv auf Frauengeschichten aus weiblicher Sicht.


Aufgewachsen mit Feministin-Mutter und lila-Pudel-Vater? Was soll dabei rauskommen? Sie steht aus irgendeinem Grund auf Frauengeschichten aus weiblicher Sicht? Überall nur frauenzentrierte Egozentrik, Frauen malen Frauen, Frauen schreiben über Frauen, Frauen machen ausschließlich Frauenpolitik, das ist doch nichts außergewöhnliches, das ist Mainstream-Egozentrik-Feminismus pur.


Frauenfiguren werden oft nur eindimensional oder mit ein paar wenigen Charakterzügen dargestellt. Mit Die Gräfin wollte ich eine Person schaffen, die vielschichtiger ist. Sie ist wahnsinnig, aber auch zurechnungsfähig und intelligent. Sie denkt logisch und ist doch konfus, manchmal ist sie gutherzig, aber auch haarsträubend grausam.


Halt ne ganz normale Emanze ;-)


Ich finde komplexe Verhaltensmuster überaus interessant und wollte dieses Thema an der Geschichte dieser Frau ausloten. Der Film zeigt auch eine Männerwelt mit nur einer mächtigen Frau unter ihnen, die von diesen Männern zum Opfer gemacht wird, mit den Mitteln der Liebe und mit Machtspielchen. Selbst wenn sie stark zu sein scheint, ist sie doch auch sehr zerbrechlich.

Ooooooooooooooooch ;-)
Die Pauer-Wummen-Mörderin als Opfer, da haben wir es wieder, sie will doch halt so zerbrechlich sein. So einen Spagat schaffen nur Frauen. Wenn nicht, wird halt wieder auf Knopfdruck bissi geheult ;-)


Ich habe mit einer bestimmten Richtung des Feminismus Probleme, für die Frauen grundsätzlich bessere Menschen sind als Männer. Ich bin der Meinung, das hängt ganz von der Person ab. Einige Frauen sind ganz und gar nicht besser. Immerhin sind es Frauen, die in einigen Ländern kleine Mädchen genital verstümmeln.


Normal BRAVO, Zustimmung, Applaus.
Aber leider geht es weiter:

Und doch bin ich sehr für die Gleichberechtigung und für Chancengleichheit, von der wir aber fast überall auf der Welt und selbst in unseren Ländern noch weit entfernt sind. Als ich zu schreiben begann, litt ich sehr unter der Vorstellung, man könnte mich auslachen, weil ich eine Frau und eine Schauspielerin und irgendwie hübsch bin. Viele vermuten bei einer Frau auch nicht meine Art von Humor, vorlaut und politisch völlig unkorrekt.

Was bitte ist daran unkorrekt, womöglich politisch unkorrekt? Nix aber auch gar nix. Mainstream-Feminsimus pur. Frauenzentrierter Gender-Käse und Mitleids heischend weil sie sich zu hübsch findet, so einen Quatsch hört man selten.


Das ganze Jammertal hier:
http://www.moviepilot.de/news/julie-delpy-im-interview-102590


In DEN Film gehe ich nicht, ich finanziere doch keine notleidenden, bemitleidenswerten Mörderinnen, oder gar frauenzentrierte Feministinnen, die sich dann dafür noch zu schön empfinden, nee, muss nicht sein.

(das Fette ist von mir)

Hardy

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

Mustrum, Sunday, 17.05.2009, 12:28 (vor 6067 Tagen) @ Hardy

Frauen suhlen sich mal wieder im selbsterfundenen Leid ihres Daseins.

Und als Mann muss man - damit das auch funktioniert - als Bösewicht herhalten, ob einem das passt oder nicht.

Eine hübsche kleine Psycho-Welt, die da geschaffen wird, um sich bloß nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen.

Realität: Ich bin 'ne Pfeife.
Psycho-Welt: Ich bin zwar dem Anschein nach 'ne Pfeife, aber wenn man genauer hinschaut, bin ich's nicht, weil irgendein Mann dran schuld ist, gegen den ich mich standhaft zur Wehr setze!!!

Blöd nur, wenn Männer sich für diesen Psycho-Scheiß, der mittlerweile ÜBERALL ausgelebt wird, nicht mehr hergeben mögen.

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

Christine ⌂, Sunday, 17.05.2009, 12:47 (vor 6067 Tagen) @ Hardy


Julie Delpy im Interview:
Ist Die Gräfin ein feministischer Film?

Film-Trailer hier:
http://www.youtube.com/watch?v=4pOkxvFHFzI

Was gibt es denn daran zu meckern, wenn eine Frau zeigt, das auch Frauen grausam sein können? Ich verstehe das irgendwie nicht.

Grübelnd - Christine

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

achim, Sunday, 17.05.2009, 13:09 (vor 6067 Tagen) @ Christine

Was gibt es denn daran zu meckern, wenn eine Frau zeigt, das auch Frauen
grausam sein können? Ich verstehe das irgendwie nicht.

Grübelnd - Christine

ist das ergebnis einer übersensibilisierung durch übermäßiges auftreten gewisser phänomene, die dann reflexhafte abwehr hervorrufen. vielleicht nicht in jedem fall gerechtfertigt, aber in einer schwade aus stechmüvcken schlage ich nur noch um mich, selbst wenn ich versehentlich ein marienkäferchen treffen sollte.

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

Roslin, Sunday, 17.05.2009, 15:52 (vor 6067 Tagen) @ Christine

Was gibt es denn daran zu meckern, wenn eine Frau zeigt, das auch Frauen
grausam sein können? Ich verstehe das irgendwie nicht.

Grübelnd - Christine

Hardy hat wohl das geärgert, Zitat J.Delpy:

Ich finde komplexe Verhaltensmuster überaus interessant und wollte dieses Thema an der Geschichte dieser Frau ausloten. Der Film zeigt auch eine Männerwelt mit nur einer mächtigen Frau unter ihnen, die von diesen Männern zum Opfer gemacht wird, mit den Mitteln der Liebe und mit Machtspielchen. Selbst wenn sie stark zu sein scheint, ist sie doch auch sehr zerbrechlich.<

Die Frau ist zwar grausam (Und wie, der Film erzählt von Erzsebet Bathory!), aber eigentlich ist sie ja doch in erster Linie FRAU, UND DAS HEISST OPFER, OPFER DER MÄNNER, NIEMALS GENUIN BÖSE, NIEMALS SELBST DESTRUKTIV, aus sich heraus, aus eigenem Recht, in eigener Machtvollkommenheit, in eigener Verantwortung, aus eigenem bösen, egoistischen Wollen.
Für alles Destruktive, das Frauen begehen, an sich und an anderen, werden grundsätzlich in erster Linie MÄNNER als Verantwortliche hingestellt.
Frauen sind für NICHTS verantwortlich, nur für das Gute, Wahre und Schöne wollen Feministinnen dieser Art verantwortlich sein.
Dafür allerdings alleine, ganz ohne Mitwirkung von Männern.
Das Böse in dieser Welt hat männlich zu sein, der Teufel hat männlich zu sein.
Darüber regt sich Hardy auf, denke ich, und das zu Recht.
Auch dieser Film verbreitet offenbar die bequeme Mär, dass für alles Böse, das Frauen tun, letzten Endes die patriarchalen Verhältnisse, also Männer, verantwortlich sind.
Auch hier anscheinend die übliche denkfaule, platte Selbstgefälligkeit, die davon ausgeht, dass Frauen ja doch irgendwie die besseren Menschen seien.
Wenn sie Böses tun, muss man nur die eigentlich schuldigen Verhältnisse/Männer identifizieren und die Frauenwelt ist wieder paradiesiscch heil und hell, unschuldig, wie nur Frauen es sein können.

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

__V__ @, "über Ganken nachdenken ...", Sunday, 17.05.2009, 18:18 (vor 6067 Tagen) @ Roslin

Mein erster Reflex auf das Posting von Hardy war tatsächlich auch, dass er überreagiert. Und das zu Recht.
Aber trotzdem nicht mein Fall. Kurz erklärt:

Ich gestehe jedem Menschen ein, dass es schwer ist, über sich nachzudenken und dabei gewohnte Muster zu verlassen. Je nach Umstand gelingt dies früher oder später, eventuell auch gar nicht. Und jeder hat ein Recht darauf, sich für sich zu interessieren. Das ist keine Egozentrik. Da sind wir uns hoffentlich einig. In der Balance zum Mitmenschen liegt der Schlüssel zum Glück.

Dieses Gleichgewicht lese ich aus der Beschreibung von Hardy's Posting heraus. Und deshalb verstehe ich sein Posting auch eher als persönlich Psycho-Hygiene.

Ich gönne meinen Frauen Freude, Erholung, Spaß, solange sie ein Maß darin finden (das muss nicht zwangsläufig mein Maß sein).
Dieser Film scheint eine Erholungsgeschichte für Frauen zu sein , die sich in ihrer Freizeit mit ihrer inneren Welt jeseits von Bauchpinselung beschäftigen.

Und wenn sich ein Mensch mit seinen eigenen Aggression etc. durch diesen Film auseinandersetzt, dann ist da meiner Meinung nach schon eine Basis geschaffen, die ein gutes Gespräch zur Folge haben kann.

Mir gefällt der Gedanke des Einzelkämpfers, der hier vor kurzem erst aufkam. Dieses Einzelkämpfertum in Zusammenhang mit der Fähigkeit des Gönnen-Könnens, ist meiner Meinung nach ein erfolgversprechender, mindestens bzgl. des eigenen Lebensgefühls.
Es ist schön, aufrecht zu gehen, und sich nicht über allem zu erheben. Dies gilt zu mindest für mich.

Und sicher auch für Hardy. Vielleicht liest er jetzt mein Posting nochmal von Beginn an, und anschließend überfliegt er "sich selbst" noch einmal.
Der Mensch hat ein Recht darauf, sich für sein Geschlecht zu interessieren, und dabei kein schlechtes Gefühl haben zu müssen.

Sollen ab jetzt die Vorzeichen umgedreht werden? Können "wir" dann sagen, dass Feminismus Faschismus ist, und erst, wenn dieser Faschismus nicht mehr "uns" trifft, ist es gut auf der Welt?

Ich halte mich nicht für schlau genug, um der Welt etwas beizubringen. Aber ich habe gelernt, dass es mir gut tut, wenn mir etwas gegönnt wird. Und Gleiches unterstelle ich allen anderen. Über diese "Gedankenschiene" erlange ich als Erwachsener Zufriedenheit.
Es ist nicht gut, wenn ich "nur" geliebt werde - ich möchte auch zurücklieben. Und zwischen diesen beiden Polen kommt noch der Punkt, wo ich lieber nur selbst liebe, als nur geliebt zu werden. Und diesen Gedanken kann ich nicht widerlegen, egal wie ich-zentriert ich denke. Wer weiß, viellecht bin ich noch nicht alt genug ...

Um den Bogen in meinem Beitrag zu schließen: ich finde also, dass Hardy sich sehr wohl aufregen darf - schließlich gibt es genug frauen-blabla-Propaganda, und ich mute mir nicht zu, zu sagen, dass es eigentlich keinen Grund zu jammern hat (schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit?).
Aber ob es dieser Film wert ist, ihn masku-technisch ähnlich zu stigmatisieren, wie femifaschistisch die Welt des Mannes interpretiert wird? Da sind mir meine Gefühle zu wertvoll, als dass ich dort meinen Zorn darin investiere ...


Gönnen können ist mein Mantra.

s`o´nnige Grüße wieder einmal,
-Stefan

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

Hardy @, Sunday, 17.05.2009, 19:12 (vor 6067 Tagen) @ Roslin

Genau Roslin,

was mich stört ist halt die beliebige Schuld-immer-bei-den-Männern-suchende Opfer-Mentalität, und das, obwohl sie eine Serien-Mörderin verkörpern sollte.

Aktuelle Parallelen sind täglich bei Kindstötungen zu bestaunen, wo ein Mann unreflektiert 12 Jahre und eine Frau viel Verständnis und einen guten Psychologen kriegt.

der Unterschied verstimmt ;-)
Hardy

Einfach prosaisch gelungen, Kompliment Roslin:

> ........und die Frauenwelt ist wieder paradiesisch heil und hell, unschuldig, wie nur Frauen es sein können.

Versuch einer Textanalyse zum Film DIE GRÄFIN

__V__ @, Sunday, 17.05.2009, 19:47 (vor 6067 Tagen) @ Hardy

was mich stört ist halt die beliebige
Schuld-immer-bei-den-Männern-suchende Opfer-Mentalität

Was heißt beliebig? Wer hat bei dir in deinem Leben Schuld?
Bei einem Amoklauf ist auch der Versuch erlaubt, diesen über strukturelle Begebenheiten zu erklären, und den meisten hier im Forum ist auch klar, wie es dazu kommt.
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber, dass ich der Gegenseite das gleiche Recht zugestehe, sich als "unschuldig" zu interpretieren.

Aktuelle Parallelen sind täglich bei Kindstötungen zu bestaunen, wo ein
Mann unreflektiert 12 Jahre und eine Frau viel Verständnis und einen guten
Psychologen kriegt.

Dies als Erklärung dafür, warum du diesen Film zerreißen willst?

der Unterschied verstimmt ;-)

Dann achte darauf, dass du nicht den selben Fehler machst.

Hardy

Stefan

Einfach prosaisch gelungen, Kompliment Roslin:

........und die Frauenwelt ist wieder paradiesisch heil und hell,

unschuldig, wie nur Frauen es sein können.

Prosaisch? Ja klar ... aber sei's drum. Ich gönn dir deinen Wortschatzgebrauch ;) ...

Auf dass es kein Licht ohne Schatten gibt - wär ja schade darum.

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