Die herbeigeredete Hysterie - eher nein.

Chato, Tuesday, 28.04.2009, 03:23 (vor 6086 Tagen) @ EinLeser

Sicher werden da das Hysteriebedürfnis und die Sensationsgeilheit bedient;
nebenbei geht's auch um handfeste wirtschaftliche Interessen (Tamiflu,
Forschungsgelder). Aber: Im Gegensatz zu H5N1, dem Vogelgrippevirus, ist es
H1N1 gelungen, die Speziesbarriere per mutationem zu überwinden. Kein
Wunder, sind wir doch mit dem lieben Schwein genetisch eng verwandt. Die
Nummer hat also schon Potential für eine größere Zahl von Toten - auch bei
uns. Denn die Mutationen laufen im Menschen u. U. zu "verbesserten
Bedingungen" weiter, was Ansteckungsfähigkeit und krankmachende
Eigenschaften beträchlich steigern könnte. Von Herbeigeredetsein sollte man
also besser nicht sprechen.

So ist es. Noch sind Kontagiosität, Pathogenität und Letalität offenbar nicht extrem furchterregend, aber das ist zu Beginn auch nicht anders zu erwarten und kann sich sehr schnell ändern. Das Potential zu einer hochletalen Influenza-Pandemie wie der "Spanischen Grippe" nach dem Ersten Weltkrieg (ebenfalls hervorgerufen durch ein Influenza-Virus vom Typ H1N1) mit seinerzeit ca. 27 Mio. Toten weltweit – das sind 50% mehr Menschen, als im gesamten 1.Weltkrieg während seiner vierjährigen Dauer fielen – ist real vorhanden. Eine eventuelle Hysterieerzeugung (oder Abwiegelung, je nach dem) wäre natürlich ebenfalls real, stünde aber nicht im Zusammenhang mit der Frage nach der Gefährlichkeit der mexikanischen Schweinegrippe, sondern hätte jeweils eigene Gründe. Es sind zwei getrennte Fragen, nicht eine. Die Antworten auf die eine und auf die andere sind unabhängig voneinander.

"Die Schweinegrippe kann nicht besonders gefährlich sein, weil die Bevölkerung damit in Angst und Schrecken gehalten und manipuliert werden soll", oder "... weil jemand damit Reibach zu machen hofft" usw. wären sachlich und logisch unsinnige Aussagen. Dieser Denkfehler wird in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder begangen. Ein anderes Beispiel dafür wäre der Klimawandel. Der findet erstens statt und wird zweitens politisch vernutzt. Auch das sind zwei getrennte Tatsachen, die nichts übereinander auszusagen vermögen.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.