Hier MEINE PHANTASIE

RTW, Thursday, 12.03.2009, 21:16 (vor 6131 Tagen)

Es findet, wie immer nach solchen Ereignissen, im Mainstream ein schon x-mal durchexerziertes Ritual statt: Es wird nach den „Ursachen“ „geforscht“. Die üblichen Verdächtigen sind: Die „Medien“, das „Internet“, das „Fernsehen“, die „Computerspiele“, die „Schule“, die „Gesellschaft“, die „Erziehung“, das „Elternhaus“, die „heutige Zeit“, relativ neu ist die „Benachteiligung der Jungen“, es wird von Hormonen in der Pubertät schwadroniert, Gottlosigkeit beklagt, der Niedergang des Vereinswesens in der ostschwäbischen Provinz als Ursache ausgemacht, usw.

All dies bringt nichts. Wie jeder weiß.

Da werden Kerzchen aufgestellt bzw. hochgehalten, Liedchen gesungen, die Frage „Warum“ auf Schildchen geschrieben und am Tatort drapiert, es werden hochintelligente Trauma - Psychologen zuhauf eingesetzt, um die Betroffenen zu betreuen, es wird gebetet, ökumenische Gottesdienste werden abgehalten, und und und.

All dies bringt nichts. Wie jeder weiß.

All dies sind Symbolhandlungen, die nichts verständlich machen.

Ich ging schon vor vielen Jahren einen völlig anderen Weg. Und dabei wurde ich fündig.

Ich erinnerte mich an meine Schulzeit. Ich erinnerte mich an einen ganz bestimmten Lehrer, den hoch geachteten Pädagogen Herrn Direktor Dr. XY.
Ich erinnerte mich daran, wie in meinem Inneren in einer bestimmten Phase meines Schülerinnendaseins ein Tagtraum entstand, den ich pflegte und hegte, ausschmückte und zu einem Plot mit vielen vielen Details ausarbeitete. Niemandem erzählte ich von dieser meiner Phantasie, es war mein kleines, gemeines Geheimnis, an dem ich mich sehr erfreute.

Ganz grob ging der Plot folgendermaßen:

Ich ging mit einer Maschinenpistole in die Schule. Ich ging auf das Rektorat. Die Sekretärin zwang ich mit vorgehaltener Waffe, den Direktor aus seinem Büro zu rufen. Sie pinkelte sich vor Angst ein, ihre Pisse rann an beiden bestrumpfhosten Beinen unter ihrem Faltenrock hervor. Der Direktor kam. Ich befahl ihm, mit mir in die Klasse zu gehen. Als er sich weigerte („Ruth, was soll das!“), schoss ich der Sekretärin ins Bein und sagte: „Wenn du nicht folgst, du Wixer, bringe ich die Schlampe um.“ Da folgte er zitternd, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ich führte ihn in die Klasse. Vor der total geschockten Meute sprach ich die Worte: „Dafür, dass Herr Direktor Dr. XY uns immer wieder gedemütigt und wie den letzten Dreck behandelt hat, wird er nun hingerichtet. Verurteilter, hast Du noch etwas zu sagen?“ – Er fiel auf die Knie und wimmerte: „Bitte, bitte, lassen Sie mich leben! Ich habe es doch immer nur gut mit meinen Schülern gemeint. Ich gebe es zu, ich habe Fehler begangen, aber ich bin doch nur ein Mensch. Gnade, Gnade!“ – „Ich bin auch nur ein Mensch und mache jetzt einen Fehler, du Wixer. Ich meine es auch nur gut. Du alte Drecksau!“ Mit diesen Worten schoss ich ihm eine Garbe durch seine Nadelstreifenanzugshose in sein Gemächt. Schreiend vor Schmerzen wälzte er sich auf dem Boden. Ich stellte ihm meinen rechten Fuß auf die Brust und rief: „Das war´s, Arschloch!“ und schoss das Magazin in seine elende Fresse leer. Das Blut spritzte überall herum. Ich schaute in die Klasse. Keiner sagte etwas, das nackte Entsetzen schaute aus ihren Visagen. „Na, wenn es richtig war, was ich getan habe, dann erwarte ich jetzt Beifall, sonst passiert noch mehr!“ Da kam der Applaus. Die ganze Klasse applaudierte stehend, Jubel brandete auf, alle tanzten vor Freude, dass der alte Wixer, das Arschloch, Direkter Dr. XY, endlich seiner gerechten Strafe zugeführt worden war.

So, das war meine Phantasie, in einer Zeit, in der es noch keinen PC gab, in der es nur 3 Fernsehprogramme gab, als jeder noch in der Kirche war, in der die Familie noch „in Ordnung“ war usw. usf.

Es gibt allerdings einen Unterschied:
Ich setzte die Phantasie nie in die Tat um. Und: Die Phantasie verflüchtigte sich nach einiger Zeit. Aber ansonsten muss ich sagen:

„ICH KANN DEN TÄTER SEHR, SEHR GUT VERSTEHEN.“

So, das war´s.

Wenn Ihr schlau gewesen wärt, hättet Ihr was in der Art geschrieben, als ich Euch zur Innenschau aufrief, aber dem ist halt nicht so. Auch der Schüler Max hat mich sehr, sehr enttäuscht. Dachte ich doch bisher von ihm, er hätte etwas mehr Grips im Hirn. Naja, vielleicht ist es auch nur die allgemeine Aufregung, die sich hirnvernebelnd ausgewirkt hat.

Gruß

Ruth (der nichts menschliches fremd ist)