Nachlese zum Weltfrauentag
Ein Liebesroman mit Happy-End
Fast noch "Alpha-Mädchen" und doch schon "Starke Frau" führt Charlotte Roche durch das letzte Tabu der Gegenwart: "Der weibliche Intimbereich und seine spezifischen Hygieneprobleme".
Gekonnt gewährt sie aus der Sicht einer Insiderin Einblick in das, was Mann immer schon wissen wollte...oder auch nicht...oder jetzt nicht mehr...
Mit fäkalakrobatischer Geschicklichkeit trifft die Autorin ein ums andere mal zielgenau Geschmacksnerv und Würgeimpuls des unbedarften Lesers, wenn sie ihn auf 220 Seiten gleichsam zwischen Skylla und Charybdis hindurch über den weiblichen Damm lotst, während zur Linken und Rechten des Ahnungslosen die flüssigen oder festeren weibliche Stoffwechselprodukte aus grauenvollen Höhlungen heraus infernalisch wabern und noch infernalischer dampfen.
Keine weibliche Untiefe bleibt im Dunklen verborgen. Alles wird bis zur letzten Pore ausgeleuchtet, keine ungestellte Frage bleibt unbeantwortet – alles muss raus. Wahrlich, so opfert unwiderstehliche Frauen-Power das "Mysterium der Frau" auf dem Altar des weiblichen Stoffwechsels, dem Kackstuhl. Fürwahr, ein angemessener und würdiger Ort.
![[image]](http://www.fotos-hochladen.net/feuchtgebietecoverwo5tepm9.jpg)
Wie gut doch, dass Frauenbücher nicht auch noch riechen.
Eine ausgewählte Leseprobe der harmloseren Art (Seite 18-20):
Hygiene wird bei mir kleingeschrieben.
"Mir ist irgendwann klar geworden, dass Mädchen und Jungs unterschiedlich beigebracht kriegen, ihren Intimbereich sauber zu halten. Meine Mutter hat auf meine Muschihygiene immer großen Wert gelegt, auf die Penishygiene meines Bruders aber gar nicht. Der darf sogar pinkeln ohne abwischen und den Rest in die Unterhose laufen lassen."
[Anmerkung: Als Frau und Mutter weiß Sie aus eigener Erfahrung, dass Jungs bauartbedingt deutlichst weniger Hygieneprobleme haben.]
Weiter:
"Aus Muschiwaschen wird bei uns zu Hause eine riesenernste Wissenschaft gemacht. Es ist angeblich sehr schwierig, eine Muschi wirklich sauberzuhalten. Das ist natürlich totaler Unfug. Bisschen Wasser, bisschen Seife, schrubbel¬schrubbel. Fertig.
[...]
Wenn eine einparfümierte Frau an mir vorbeigeht, wird mir kotzübel. Egal, wie dezent es aufgetragen ist. Was hat sie zu verbergen? Frauen sprühen auch, nachdem sie gekackt haben, in öffentlichen Toiletten mit ihrem Parfüm rum. Sie denken, dann riecht alles wieder angenehm. Ich rieche aber immer die Kacke durch. Mir ist jeder alte Kacke- und Pissegeruch lieber als diese ganzen gekauften Ekelparfüms.
Eine andere Muschiregel meiner Mutter war, dass Muschis viel leichter krank werden als Penisse. Also viel anfälliger sind für Pilze und Schimmel und so. Weswegen sich Mädchen auf fremden oder öffentlichen Toiletten niemals hinsetzen sollten. Mir wurde beigebracht, in einer stehenden Hockhaltung freischwebend zu pinkeln, ohne das ganze Igittigitt-Pipi¬Mobiliar überhaupt zu berühren. Ich habe schon bei vielen Dingen, die mir beigebracht wurden, festgestellt, dass die gar nicht stimmen.
Also habe ich mich zu einem lebenden Muschihygiene¬selbstexperiment gemacht. Mir macht es Riesenspaß, mich nicht nur immer und überall bräsig voll auf die dreckige Klobrille zu setzen.
[...]
Das mache ich jetzt schon seit vier Jahren auf jeder Toilette. Am liebsten an Raststätten, wo es für Männer und Frauen nur eine Toilette gibt. Und ich habe noch nie einen einzigen Pilz gehabt."
Insgesamt ein männerfreundlicher Liebesroman. Weiter so, Charlotte, weiter so! Und beim nächsten Buch nehmen wir uns nach dem "Biologischen Mysterium der Frau" das "Soziale Mysterium der Frau" vor. Freue mich schon auf die Rezension.
schrubbel¬schrubbel. Fertig – roger
fight sexism – fuck 12a GG
Nachlese zum Weltfrauentag
Das wirklich Eklige ist, wie einem der Inhalt dieses "Buches" wirklich überall aufgedrängt wird. Wer will das wissen?!
Wann schnallen die wohl, dass JEDER so was "verfassen" könnte, genau so, wie auch jeder in einem vollbesetzten Aufzug furzen kann.
Es macht nur keiner bei klarem Verstand.
Dieses Buch ist genau so. Im Aufzug furzen, sich deswegen zum Rebellen und Tabubrecher erklären, alle anderen verklemmt heißen, von Selbstbestimmtheit und Emanzipation daherfaseln usw. usf.
Kein Wunder, dass die Leute irgendwann die Treppe nehmen.
Und lieber Kafka lesen.
Nachlese zum Weltfrauentag
Shit, als Zivi habe ich doch echt genug dreckige Mösen gewaschen.
Und Charlotte Roche ist echt nicht die Einzige, der Hygiene scheißegal ist...
Nachlese zum Weltfrauentag
Das wirklich Eklige ist, wie einem der Inhalt dieses "Buches" wirklich
überall aufgedrängt wird. Wer will das wissen?!
Wir hatten dieses Thema bereits hier und hier:
Damals hatte ich mir vorgenommen, die prägnantesten Stellen von "Feuchtgebiete" zu scannen und die dann bei passender Gelegenheit als argumentative "Wurfgeschosse" zu verwenden.
Das hab' ich gemacht. Leider stellte sich bei näherer Sichtung des Materials heraus, dass diese Zitate wohl kaum durch Rainers Filter gehen würden (vielleicht sollte man es mal ausprobieren
).
Bei dieser Sichtung habe ich verschiedene Erfahrungen gemacht:
1. irgendwann überwindet man die Ekelschwelle und
2. ab da wird die Struktur und die Botschaft des Buches sichtbar.
Kurz gesagt: Es ist die Geschichte eines sonderbaren Mädchens, dass unter der Trennung seiner Eltern leidet und in diesem Zustand sehr ungewöhnliche Verhaltensweisen entwickelt. Eine Operation führt sie ins Krankenhaus. Dort verliebt sie sich in einen Krankenpfleger. Und nun stellt dieses merkwürdige Trennungsopfer die unmöglichsten Dinge an, um im Krankenhaus bei ihrem Angebeteten bleiben zu können. Kurz gesagt: es ist eine Liebesgeschichte der anderen, besonderen Art.
Es fällt auf, dass sie auf eine radikal tabulose Art mit weiblicher Biologie umgeht. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass an dieser Stelle die meisten Rezipienten die Analyse beenden - verständlich und nachvollziehbar bei diesem Thema und auf diesem Niveau von Sprache und Ästhetik. Aber nur auf den ersten Blick.
Denn andererseits geht die Autorin sehr behutsam mit männlicher Biologie um – ganz im Gegensatz zum Umgang mit der weiblichen. Der Gegensatz ist krass und ungewohnt. Und genau das ist es, was an diesem Buch gefällt.
Was hat man Männern jahrzehntelang in Büchern, Zeitungen, Film, Fernsehen oder medialen Sonstwo an sexistisch-biologistischen Sauereien zugemutet. Wie viele Feuchtgebiete müssten geschrieben werden, um auch nur einen Teil dessen zu kompensieren?
Ob sie nun eine Botschaft hatte, und wenn ja welche, sei einmal dahingestellt. Allein dass jemand und dazu noch eine verheiratete Frau und Mutter den grassierenden Weiblichskeitwahn so radikal angreift, verdient Respekt.
roger
fight sexism - fuck 12a GG