Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Goofos @, Thursday, 26.02.2009, 01:13 (vor 6146 Tagen)

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Der Mann sei in der Krise, tönt es immer lauter. Bücher, Filme, Medien tun das ihre zum Krisendiskurs dazu. Was steckt hinter der Krise des Mannes? Die Krise der Weltwirtschaft gar? Ein Gespräch mit der Berliner Philosophin, Feministin und Journalistin Ines Kappert.
http://www.nachrichten.at/ratgeber/familie/art124,109227

List sich ganz nett bis auf ein paar ideologisch getriebene Sätze, wie z.B.:

"Gründe dafür sind, dass der Mann als Ernährer zunehmend zurückgedrängt wird, Frauen stärker ins Erwerbsleben eintreten und entsprechende Ansprüche reklamieren."

Frauen erheben Anspruch als Ernährer? :))

Mann in der Krise, weil Krise in Frau

Borat Sagdijev, Thursday, 26.02.2009, 04:13 (vor 6146 Tagen) @ Goofos

Kappert: Gerade angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise wird der Diskurs über Männer in der Krise deutlich zurückgedrängt. Das, was auf der Hand liegt, nämlich eine spezifisch männliche Hybris zu thematisieren, findet nicht statt. Das hängt auch damit zusammen, dass man sich in einer Situation, die wirklich ernst ist, nicht mehr über Geschlechterkonstruktionen unterhalten mag. Die Mehrheit begreift die Geschlechterfrage nach wie vor als Zusatzbelastung, die nur in guten Zeiten zu leisten ist. Dabei zeigt uns die

Auf der Hand liegt in der tat die spezifisch menschliche Hybris zu thematisieren.
Diese bringt Krisen und Fortschritt, im Grunde das gleiche nur anders benannt.
Dass man sich in der Krise nicht mehr über Geschlechterkonstruktionen unterhält zeigt dass diese eine überflüssige Zusatzbelastung sind. Die Krise wirkt reinigend und effektivierend. Wäre das nicht so wäre nach der ersten Krise schluss gewesen.

Wirtschaftskrise etwas anderes: Wir müssen im ganz großen Stil umdenken. Die neoliberale Ideologie, die wir alle mitgetragen haben, ist gescheitert. Und damit ist auch die vorherrschende Performance von Männlichkeit gescheitert.

Wer ist Wir? Wir Feministinnen?
Ich habe eher das Gefühl bei 18% FDP die neoliberale Ideologie grassiert und der Sozialismus ist wirklich Gescheitert und schon lange von allen guten Geiseln verlassen.
BWL Studierte Investmentbanker sind für mich nicht die vorherrschende Peformance der Männlichkeit, so wie Feministinnen nicht die vorherrschende Performance von Mütterlichkeit sind.

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Mirko, Thursday, 26.02.2009, 09:39 (vor 6146 Tagen) @ Goofos

Männer sind nicht in der Krise, Männer werden betrogen!

--
Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Mirko, Thursday, 26.02.2009, 09:48 (vor 6146 Tagen) @ Goofos


List sich ganz nett bis auf ein paar ideologisch getriebene Sätze, wie
z.B.:

Liest sich nett? Nee, hier wird Neurotisierung betrieben.

--
Wer gegen Monster kämpft, muss achtgeben, nicht selbst zum Monster zu werden - Nietzsche

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Goofos @, Friday, 27.02.2009, 01:36 (vor 6145 Tagen) @ Mirko

Liest sich nett? Nee, hier wird Neurotisierung betrieben.

Hm ... ja, könnte sein. Zumindest liegt sie mit einme Punkt richtig, dass ich ne Krise bekomme.

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Adam, Thursday, 26.02.2009, 15:06 (vor 6146 Tagen) @ Goofos

Frauen erheben Anspruch als Ernährer? :))

Kleiner Tipfehler: statt als muß es heißen: an. Dann stimmt's wieder.

Nicht zu danken.
Adam

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Joe, Friday, 27.02.2009, 02:18 (vor 6145 Tagen) @ Goofos

Der Mann sei in der Krise, tönt es immer lauter.
Ein Gespräch mit der Berliner
Philosophin, Feministin und Journalistin Ines Kappert.

Hä? Was hat bitte eine Feministin zum Thema Mann zu melden?

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Manifold ⌂, Friday, 27.02.2009, 13:23 (vor 6145 Tagen) @ Goofos

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Ich habe dieses Thema auf meinem Blog behandelt und muss zum gleichen Schluss kommen, wie schon ein paar Poster über mir: Die Krise des Mannes wird einerseits verzerrt wahrgenommen (die wahren Gründe für eine allfällige Krise werden gemieden) und andererseits politisch instrumentalisiert und aufgebauscht.

Ich bin mir sicher, dass die Lektüre sich für den Interessierten lohnt:

Der Mann in der Krise

Gruss,
Manifold

Die Söhne von Perseus

--
"Zur Durchführung seines Zieles erachtet der Maskulismus [...] als aufrichtig und sinnvoll: [...] das ursprüngliche Anliegen einer wirklichen Gleichberechtigung beider Geschlechter." - Michail A. Savvakis

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Maesi, Tuesday, 03.03.2009, 00:45 (vor 6141 Tagen) @ Goofos

Hallo Goofos

Mann in der Krise, weil Krise im Mann

Der Mann sei in der Krise, tönt es immer lauter. Bücher, Filme, Medien tun
das ihre zum Krisendiskurs dazu. Was steckt hinter der Krise des Mannes?
Die Krise der Weltwirtschaft gar? Ein Gespräch mit der Berliner
Philosophin, Feministin und Journalistin Ines Kappert.

http://www.nachrichten.at/ratgeber/familie/art124,109227

List sich ganz nett bis auf ein paar ideologisch getriebene Sätze, wie
z.B.:

"Gründe dafür sind, dass der Mann als Ernährer zunehmend zurückgedrängt
wird, Frauen stärker ins Erwerbsleben eintreten und entsprechende Ansprüche
reklamieren."

Genau umgekehrt: ziemlicher Schwachsinn bis auf ein paar wenige zaghafte Einsichten, wo sich Frau Kappert der Wirklichkeit nicht mehr vollstaendig verweigern kann.

Nachstehend versuche ich mal Stellung zu ihren Aussagen zu nehmen:

'Kappert: Der Mann in der Krise wird als eine Person beschrieben, die grundlegend verloren ist. Sie ist ihrer Souveränität verlustig gegangen, obwohl sie einfach nur normal war und auch nie etwas anderes sein wollte. Der Mann in der Krise gehört der gehobenen Mittelschicht an, er ist nicht krank, er hat einen Job, und Geld ist nicht sein Problem. Trotzdem bietet ihm die Gesellschaft keine Möglichkeit, glücklich zu werden. Er leidet wie ein Hund.'

Was Frau Kappert da beschreibt, sind einfach modern ausgestaltete, klassische Tragoedien, wie sie schon seit ueber 2500 Jahren produziert werden. Inwieweit man daraus Rueckschluesse auf die reale gesellschaftliche Gesamtsituation ziehen kann, ist aeusserst unsicher. Die Mann-in-der-Krise-Literatur ist - abgesehen von aufgebauschten Berichten in den Medien - ohnehin weitgehend ein Randphaenomen.

'Kappert: Ja, eine Identitätskrise, die sich in der Depression äußert. Der ganz normale Mann, das ist die Grundbehauptung dieser Krisenszenarien, steigt aus der Gesellschaft aus, aber nicht als Rebell, sondern als Patient. Auffällig ist auch, dass der Durchschnittsmann in der Regel sein Unglück nicht überlebt. Wir sehen ein apokalyptisches Szenario, der Mann stirbt am Ende, und mit ihm geht nichts weniger als die vernünftige Welt unter...'

Tragoedien haben immer etwas apokalyptisches an sich, insbesondere fuer den Protagonisten. Wenn dabei der Blick nicht bloss auf dessen Aussenwelt sondern auch auf seine geistig-emotionale Innenwelt, seine Identitaetskrise gerichtet wird, macht das eine Tragoedie ueberhaupt erst zu einem tauglichen Werk. Es schildert normalerweise die Identitaetskrise einer einzelnen (fiktiven) Person.

'Kappert: Laut dieser Szenarien bleibt das Schwarze Loch, das Chaos. Die Gesellschaft geht unter. Markant ist: Wenn der normale Mann nicht überleben kann, hat auch die Gesellschaft als solche keine Überlebenschance.'

Eine der wenigen Passagen, wo Kappert einmal ein kleines Zipfelchen der Wahrheit erhascht. Die Gesellschaft geht tatsaechlich unter, wenn der normale Mann nicht ueberleben kann. Sie ginge uebrigens auch unter, wenn die normale Frau nicht ueberleben koennte. Maennern war das immer bewusst und deshalb beschuetzten und versorgten sie ihre Frauen.

Geht aber unsere Gesellschaft unter, weil der normale Mann nicht mehr ueberleben kann? Oder geschieht das nicht vielmehr deshalb, weil wir zuwenige Nachkommen zeugen und damit keine Zukunft mehr haben? Der einzelne Mann behauptet sich heute noch immer recht gut. Auf jeden Fall nicht schlechter als vor 100 Jahren. Aber das materielle Ueberleben des einzelnen atomisierten Individuums reicht halt einfach nicht aus. Und das erkennt ausgerechnet eine Philosophin nicht? Ein Armutszeugnis! Naja, sie ist daneben auch noch Feministin und deswegen ideologiebedingt erkenntnismaessig massiv herausgefordert. Ich verweise in dieser Hinsicht auch auf Thea Dorn, die mit aehnlichen 'Behinderungen' zu kaempfen hat.

'Kappert: Die enorme Popularität dieser Bücher, etwa „Elementarteilchen“ von Houellebecq, oder Filme wie „American Beauty“ und „Fight Club“, zeigt, dass diese Krisenszenarien den Nerv treffen. Das heißt zwar nicht, dass der Mann derart in der Krise ist. Es heißt, dass das ein Thema ist.'

Auch hier wieder. Sie erkennt einen kleinen Teil der Wahrheit aber auch nicht mehr. Wuerde man die naemlichen Massstaebe an der sogenannten Frauenratgeberliteratur anlegen, kaeme man(n) zum Schluss, dass Frauen noch eine viel groessere Identitaetskrise durchmachen als Maenner. Die emotionale Auseinandersetzung der Frauen mit den 'Macken' der Maenner nimmt nicht bloss einen weit groesseren Anteil in Literatur und Film ein sondern wird auch viel haeufiger von Frauen gekauft und konsumiert. Jede Frauenzeitschrift verraet Tips, wie frau sich ihren Traumprinzen angeln kann, wie sie ihn sich zurechtbiegt und mit ihm zurechtkommt. In der Frauenkrimiliteratur aber auch in diversen feministischen Machwerken reden Autorinnen sich und ihren Juengerinnen pausenlos ein, wie ueberfluessig Maenner seien; wenn es so waere, weshalb muessen sie dann soviel darueber schreiben? Auch suchen Frauen viel oefter Psychologen/Psychiater auf, absolvieren Selbstfindungsseminare, nehmen esoterische Hilfe in Anspruch etc. etc. Was sagt uns das alles ueber die psychische Stabilitaet der betreffenden Frauen aus? Wenn man Kapperts Ansatz gegenueber Maennern konsequent auch auf Frauen anwendet, kommt man dann nicht zum Schluss die sogenannte maennliche Identitaetskrise ein Fliegendreck gegen die weibliche ist?

'Kappert: Weil das Rollenverständnis im Umbruch ist. Gründe dafür sind, dass der Mann als Ernährer zunehmend zurückgedrängt wird, Frauen stärker ins Erwerbsleben eintreten und entsprechende Ansprüche reklamieren. Auch die ökonomische Situation für den durchschnittlichen Mann hat sich deutlich verschärft. Gerade in westlichen Industriegesellschaften sind gewisse Privilegien nur durch das Mann-Sein nicht mehr gegeben. Männer müssen Akzeptanz und Anerkennung heute deutlich härter erwirtschaften. Der Leistungsdruck hat zugenommen.'

Das ist gleich aus mehreren Gruenden Nonsens. Der Mann als individueller Ernaehrer wird zunehmend durch den Staat als Kollektivernaehrer ersetzt; der Staat aber holt sich seine Kohle wiederum mehrheitlich von den Maennern; abgesehen davon, dass Maenner mittels Staatsgewalt auch noch millionenfach zu Unterhalt (also zur gesetzlich angeordneten Ernaehreraufgabe) gezwungen werden. Die Abhaengigkeit von maennlicher Erwerbstaetigkeit besteht nach wie vor, nur ist sie nicht mehr so offensichtlich, weil der Staat inzwischen als Mittler zwischen Vaetern und Muettern auftritt und damit die wahren Verhaeltnisse verschleiert. Das Ideal der vom Manne materiell unabhaengigen Frau trifft bestenfalls auf kinderlose Frauen zu; sobald Kinder im Spiel sind, ist's mit der Unabhaengigkeit aber vorbei. Wenn man gleichzeitig noch bedenkt, dass deutlich mehr Frauen fruehverrentet sind, dass sie weit oefter in Staatsdiensten oder im Gesundheitswesen taetig sind und damit von den ueberwiegend von Maennern aufgebrachten Steuer- und Sozialabgaben leben, dann dehnt sich die Abhaengigkeit auch noch auf einen Teil der kinderlosen Frauen auf. Wenn Frau Kappert schon dem Geschlechterkollektivismus froent, dann sollte sie ihn wenigstens konsequent durchdenken.

Desweiteren ist natuerlich auch das 'Rollenverstaendnis' (welch graesslicher Begriff) der Frauen im Umbruch. Kind oder Karriere ist die Frage, die viele Frauen quaelt; und nicht wenige, welche unter feministischer Propaganda letzteres waehlen, bereuen das spaeter. So manche Katze und so manches suesse Schosshuendchen dient einer aeltlichen Kinderlosen als Kind- und manchmal auch als Partnerersatz. Ich bin fest davon ueberzeugt, dass Maenner im allgemeinen mit Kinderlosigkeit besser zurechtkommen als Frauen.

Die oekonomische Situation hat sich fuer Maenner insofern verschaerft, dass sie einerseits haeufiger in der Privatwirtschaft taetig sind. Darin sind sie einem staerkeren Konkurrenzdruck ausgesetzt als die Frauen, die eher in Staatsdiensten anzutreffen sind. Andererseits werden v.a. klassische (maennlich dominierte) Arbeiterberufe zunehmend wegrationalisiert, waehrend der (weiblich dominierte) Dienstleistungsbereich vorderhand noch eher ausgebaut wird. Daneben sind Maenner auch weit oefter als Frauen unterhaltspflichtig, was ihnen neben dem Erwerbsstress auch noch zusaetzlichen Druck von Jugendaemtern und Familienrichtern beschert.

'Kappert: Das ist ja auch genau die Diskrepanz zwischen Realität und Krisenszenarien. Darin wird ja das Bild entworfen, es sei nicht mehr fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf. Würde man dem rückwärtsgewandten Bedrohungsbild folgen, müssten wir davon ausgehen, dass tatsächlich diese ganzen Männerrollen im Umbruch sind und deshalb auch Bilder des neuen Mannes im Mainstream greifen. Das ist aber mehrheitlich nicht der Fall. Trotzdem ist etwas in Bewegung geraten. Beispiel ist die Elternzeit (Karenzzeit-Modell in Deutschland, Anm.), die aber nur 15 Prozent der Väter nutzen, es handelt sich also um eine Minderheit. Ein Umdenken in Sachen Männlichkeit ist bislang nicht mehrheitsfähig.'

Kappert erkennt die Diskrepanz zwischen Realitaet und Krisenszenarien, aber sie merkt einmal mehr nur zu einem geringen Teil, was die Konsequenzen sind. Die Lebensweise der Maenner (vulgo 'Maennerrolle') aendert sich tatsaechlich langsam aber stetig zugunsten des kinderlosen Singles. DAS ist der 'neue Mann' und nicht etwa der Vater, der eine moeglichst gute Mutter sein will, indem er seine Kinder wickelt, ihnen das Flaeschchen gibt oder sie badet. Die Elternzeit fuer Vaeter wird zwar von einer Minderheit der Vaeter genutzt, gleichzeitig gibt es aber immer weniger Kinder bei der Hauptzielgruppe dieser familienpolitischen Massnahme, den autochthonen Deutschen. Kinder werden weit oefter von Immigranten gezeugt und denen geht die Elternzeit fuer Vaeter schlichtweg am Allerwertesten vorbei. Klassisches Beispiel von Fehlplanung, wie sie in sozialistischen Planwirtschaften haeufig vorkommen.

In Bezug auf die autochthonen Deutschen ist fuenf nach zwoelf vorbei, da hat es vielmehr schon laengst dreizehn geschlagen. Die Deutschen (und nicht bloss die) werden sich damit abfinden muessen, dass sie frueher oder spaeter eine Minderheit im eigenen Land sein werden. Immigranten werden das Bevoelkerungsvakuum auffuellen und selbstverstaendlich ihre kulturellen Eigenheiten mitbringen. Inwieweit die deutsche Kultur fuer die Einwanderer attraktiv ist, darueber sollte man sich keinerlei Illusionen hingeben. Dass das Ideal des 'Neuen Vaters', der sich gemaess feministischer Ideologie wie ein Mutter verhalten soll, dabei auf der Strecke bleibt, ist noch das geringste 'Uebel'. Ausser den Feministen wird das wohl kaum jemanden wirklich graemen.

'Kappert: Es gäbe die Chance, sich von der Idee zu verabschieden, dass richtige Männlichkeit erst dann erlangt werden kann, wenn man überlegen ist. Das klassische Männlichkeitskonstrukt basiert ja darauf, dass man andere Positionen wie Frau-Sein, Schwul-Sein, Schwarz-Sein abwertet und darüber seine eigene Identität schafft. Das heißt, es ist ein hierarchisches Modell, kein dialogisches Modell. Das hierarchische Modell hat immer den Anspruch, dominant sein zu müssen und bringt einen enormen Leistungsdruck mit sich. Männer haben Privilegien, aber sie sind auch in diesem Leistungs-Korsett gefangen. Sie müssen einfach immer besser sein, wenn sie sich in ihrer Rolle wohlfühlen wollen. Die Chance liegt darin, dass man begreift, dass in der Gleichberechtigung oder im dialogischen Prinzip auch eine Entlastungsmöglichkeit steckt. Der Mann muss nicht immer besser sein.'

Tja, hier kommen wieder mal die klassischen feministischen Phrasen zum Vorschein: der Mann werte Frau-Sein, Schwul-Sein, Schwarz-Sein ab und schaffe sich dadurch ueberhaupt erst eine maennliche Identitaet. Maennliche Hierarchie vs weiblicher Dialog. Hat zwar mit der Wirklichkeit wenig zu tun, aber eine stramme feministische Ideologin kuemmert das ueberhaupt nicht. Frauen sind beispielsweise weit hierarchieglaeubiger als Maenner. Frauen wollen alles institutionalisieren. Institutionen sind jedoch die Eckpfeiler jeder formellen Hierarchie. Gerade die Staatsfeministen sind besonders auf Institutionalisierung erpicht (Quotenregelung, 'Diskriminierungsverbote', staatliche Hilfs- und Foerdermassnahmen usw. usf.), deshalb gibt es soviele staatlich besoldete Gleichstellungskommissare, pardon -beauftragte. Gender Mainstreaming ist die totale staatliche Regelung der Geschlechterverhaeltnisse schlechthin und stellt damit eine besonders rigide Form von Hierarchie dar. Wie Frau Kappert die geschlechterobrigkeitliche Regelungswut in ein dialogisches Modell umdeuten will, harrt noch der Erklaerung. Wahrscheinlich weiss sie aber gar nicht, was Hierarchie ueberhaupt bedeutet.

Worin liegt das groesste Entlastungspotential fuer Maenner? Offensichtlich sind derzeit immer mehr der Meinung, dass Entlastung nicht in irgendeinem anstrengenden Dauerdialog mit ihren Frauen zu finden ist, die heute dies und morgen etwas anderes wollen, sondern im Verzicht auf Ehe und Familie, womit man(n) sich einen ganzen Rattenschwanz von Problemen erspart. Angesichts des emotionalen Stresses, den die heutigen Familien mit sich bringen, wenn sie vom Feminismus zum Kriegsgebiet zwischen Mann und Frau erklaert werden und der Staat dort auch noch aktiv den (Scheidungs-)Krieg schuert, eine verstaendliche Haltung.

Quizfrage: lehnen schwarze Maenner ebenfalls das Schwarz-sein ab oder wie laeuft das eigentlich bei denen?

'Kappert: Neue Väter sind Beispiele, wie sich das Prinzip Fürsorge in das Selbstverständnis von Männlichkeit integrieren lässt, ohne dass man deshalb als Memme deklariert wird. Das ist eine große Chance, weil sie den Zugang zu einer bestimmten emotionalen Welt ermöglicht. Den fehlenden Zugang zur Emotion, zum Gefühl beklagen diese Krisenszenarien ja massiv. Diese Männer sind abgeschnitten von ihren Gefühlen und kippen deshalb in die Depression.'

Gerade 'Neue Vaeter' sind jedoch besonders schlimm von Trennung/Scheidung betroffen, wie bereits Kodjoe/Koeppel in der Diplomarbeit 'die psychosoziale Situation nichtsorgeberechtigter Vaeter' feststellten. Sie trifft es besonders hart, wenn sie ihre Kinder nicht mehr sehen koennen, weil die Mutter sie sich mit rechtsstaatlicher Billigung unter den Nagel gerissen hat. Die traditionellen Vaeter verkraften sowas hingegen deutlich besser. Abgeschnitten werden Maenner nicht von ihren Gefuehlen sondern von ihren Kindern, was dann natuerlich im Extremfall Depressionen hervorrufen kann. Das waere bei Frauen exakt genauso, wenn es sie betraefe.

Zur momentanen Wirtschaftskrise weiss Kappert folgendes zu berichten:
'Kappert: Diese Formen von Hybris, Rücksichtslosigkeit und Abwehr eines fürsorglichen Denkens – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – sind Parameter einer neoliberalen Ideologie, die sich in einem patriarchalischen Männermodell wiederfinden lassen. Ich warne aber davor, die Wirtschaftskrise auf diesen Geschlechteraspekt zu reduzieren.'

Wenn das stimmte, dann haetten wir gemaess allgemeiner feministischer Lesart schon seit 5000 Jahren eine 'neoliberale' Tradition, weil ja schon seit so langer Zeit ein 'patriarchalisches Maennermodell' besteht.

Fuersorglichkeit beruht immer auf Freiwilligkeit. Insofern ist der heutige Wohlfahrtsstaat natuerlich gerade das blanke Gegenteil von Fuersorglichkeit, da er ja ausschliesslich auf Zwangsabgaben baut. Uebrigens: wie nachhaltig ist eigentlich unser Sozialsystem, das bereits heute nach wenigen Jahrzehnten aus dem letzten Loch pfeift? Verglichen mit 5000 Jahren 'Patriarchat' ist es jedenfalls eine aeusserst kurzlebige Angelegenheit - und das trotz der Tatsache, dass die Produktivitaet der Wirtschaft, welche der Sozialstaat in erheblichem Umfang fuer die ideologisch begruendete Umverteilung abschoepft, noch nie so hoch war wie heute.

Zur Krise der Eliten und der 'maennlichen Monokultur' in den Fuehrungsetagen:
'Kappert: Sicher. Wobei ich glaube, dass mangelnde Selbstkritik Teil des Problems ist. Ich sehe keinen Ansatz, dass es diese Selbstkritik nunmehr gibt, die ja wieder eine Umgestaltung von Männlichkeitskonzeption in Gang setzen müsste.'

und
'Kappert: Selbstkritik – jenseits der Selbstzerstörung. Das Problem ist ja, dass das patriarchale Prinzip Männlichkeit keine Selbstkritik verträgt, weil es ein ganz starres Konstrukt ist. Wenn kritisiert wird, steht sofort die Identität in Frage. Deshalb wäre der Ausweg die Integration von Selbstkritik und Dialogfähigkeit.'

Selbstkritik war noch nie eine Staerke von Menschen. Sieht man an den Politikern genauso wie an den Fuehrern in der Wirtschaft und nicht zuletzt auch an feministischen Ideologen wie Frau Kappert, die geradezu Weltmeister sind im kollektivistisch begruendeten Verschieben von Schuld an die Adresse der Maenner. Wie selbstkritisch und dialogfaehig ist eigentlich ein Feminismus, der mit dummdreisten Falcshbehauptungen (z.B. Maenner seien in Partnerschaften gewalttaetiger als Frauen) und einer Unmenge von Worthuelsen (z.b. die Maer von der jahrtausendelangen Unterdrueckung von Frauen durch Maenner) operiert?

'Kappert: Gerade angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise wird der Diskurs über Männer in der Krise deutlich zurückgedrängt. Das, was auf der Hand liegt, nämlich eine spezifisch männliche Hybris zu thematisieren, findet nicht statt. Das hängt auch damit zusammen, dass man sich in einer Situation, die wirklich ernst ist, nicht mehr über Geschlechterkonstruktionen unterhalten mag. Die Mehrheit begreift die Geschlechterfrage nach wie vor als Zusatzbelastung, die nur in guten Zeiten zu leisten ist. Dabei zeigt uns die Wirtschaftskrise etwas anderes: Wir müssen im ganz großen Stil umdenken. Die neoliberale Ideologie, die wir alle mitgetragen haben, ist gescheitert. Und damit ist auch die vorherrschende Performance von Männlichkeit gescheitert.'

Worin soll eigentlich eine spezifisch maennliche Hybris bestehen und gibt es womoeglich eine spezifisch weibliche Hybris? Frau Kappert stellt vage formulierte ideologische Pauschalbehauptungen als feststehende Tatsachen hin. Nichts als heisse Luft.

Natuerlich verliert die 'Geschlechterfrage' angesichts der gegenwaertigen Krise an Bedeutung. Jetzt geht es ans Eingemachte und das gekuenstelte Gleichberechtigungsgefasel tritt in den Hintergrund. Umdenken muessen wir durchaus, fragt sich bloss in welche Richtung. Die 'vorherrschende Performance von Maennlichkeit' ist gescheitert. Was, bitteschoen, soll dieser Schmus eigentlich aussagen?

Ich bin jedenfalls ueberzeugt davon, dass Leistungsdenken - eine geradezu klassisch maennliche Eigenschaft - jetzt wieder vermehrt an Bedeutung gewinnen wird. Vorlaeufig ausgedient hat hingegen der grassierende Umverteilungsstaat, der die Leistungstraeger ausbeutet und deren Wertschoepfung der von ihm abhaengigen Klientel zuschanzt. Dadurch wurden systematisch schmarotzende Leistungsempfaenger herangezuechtet und die Leistungstraeger verprellt. Das funktioniert auf Dauer einfach nicht, auch wenn gewisse Wohlfahrtsromantiker das noch so gerne haetten. Vermehrt werden ausgebeutete Leistungstraeger ins Lager der Leistungsempfaenger hinueberwechseln und/oder die Fruechte ihrer Leistung der umverteilenden Obrigkeit durch List und Schlauheit (Steuerhinterziehung, Schattenwirtschaft) entziehen.

Die Erhoehung der Staatsquote infolge massiver Wirtschaftshilfeprogramme wird den Niedergang des Umverteilungsstaates noch beschleunigen, aber zunaechst erleben wir wohl ein nochmaliges Aufbaeumen und Aufblaehen der Wohlfahrt, bevor die harten Gesetze der Marktwirtschaft zuschlagen, und die staatlich gesteuerte Umverteilung fuer eine laengere Zeitspanne wieder der direkten Solidaritaet zwischen Menschen (z.B. innerhalb von Familien) weicht, wie es waehrend vielen Jahrtausenden in allen Kulturen die Regel war. Die heutigen Leistungsempfaenger werden dann wieder auf ihre eigene Leistungsfaehigkeit zurueckgeworfen sein und direkte persoenliche Verbindungen zwischen Leistungstraegern und -empfaengern an Bedeutung zunehmen.

Besonders fuer alleinerziehende Muetter wird das sehr hart. Nach Wegfall der staatlichen Leistungen und Unterhaltsgarantien werden sie sich entweder einen neuen Versorger suchen muessen, der sie freiwillig alimentiert oder ganz einfach zugrunde gehen. Nach Lesart der Feministen werden sie dann wieder vom Mann unterdrueckt, der fuer seine mit eigenen Haenden erarbeite Alimentationsleistung fuer Weib und Kind von diesen eine reelle Gegenleistung einfordert (was fuer eine Unverschaemtheit!). Fragt sich bloss, wieviele Maenner tatsaechlich bereit sein werden, die zahllosen Alleinerziehenden zu versorgen. Jene Muetter, die den leiblichen Vater erfolgreich weggebissen haben, werden jedenfalls ziemlich schlechte Karten haben. Nicht jeder Mann ist bereit, Stiefvater zu spielen - schon gar nicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und zugunsten von Kindern, deren Mutter womoeglich schon mal bewiesen hat, dass bei ihr der (leibliche) Vater ihrer Kinder nichts gilt und ihn deshalb skrupellos abserviert hat.


Gruss

Maesi

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