Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Der Tuntenstreit

pappa_in_austria, wien, Thursday, 19.02.2009, 17:53 (vor 6152 Tagen)

Der Tuntenstreit - Die Strategiediskussion

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Der Konflikt brach dann anläßlich der ersten schwulen Demonstration in Westberlin Pfingsten 1973 aus. Feministen (Tunten) traten im Fummel offen-provokativ als Schwule auf. Sie produzierten ihre Tuntigkeit mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie die HAW-Schwulen ihre Männlichkeit. Dieser Konflikt führte zur Diskussion ‘Was ist schwul?’. Innerhalb der HAW entstand eine ‘Feministengruppe’, die es für unerläßlich hielt zur allgemeinen Emanzipation, d. h. zur Veränderung der Gesellschaft, einen spezifisch schwulen Beitrag zu leisten. Dazu regten die ‘Feministen’ auch das Tragen des ‘Rosa Winkel’ an. Dies würde die Solidarität der Gruppe erhöhen, da sich die ‘männlichen’ HAW-Schwulen dann auch nicht mehr verstecken könnten und sich dadurch das Verhältnis zur intern verachteten ‘Tunte’ verbessern würde. Die übrigen HAW-Mitglieder setzten auf die Veränderung der Gesellschaft im allgemeinen antikapitalistischen Kampf, wobei die Schwulenbewegung gleichzeitig noch gegen den Spezialfall ‘Homosexuellenunterdrückung’ zu kämpfen habe. Die Grundfrage für beide Positionen wurde folgendermaßen formuliert: "Wenn wir für unsere Schwulenarbeit eine sozialistische Perspektive zu erarbeiten suchen, müssen wir uns vorher im klaren sein, welche Funktion die Schwulenunterdrückung in der kapitalistischen Gesellschaft besitzt. Kann man sie in diesem System durch Reformen aufheben, oder stellt die Homosexualität aufgrund ihrer Negation der Zeugungsintention eine permanente Provokation für das ‘bürgerliche Sexualverhalten’ dar?" Die Beantwortung dieser Frage wurde für die politische Strategie der Bewegung als essentiell betrachtet. Bei der HAW entstanden die Arbeitsgruppen ‘Relativ heiter, doch streng sozialistisch’, die ‘Feministengruppe’ und die ‘AG Sexualität und Herrschaft’, die je ein Diskussionspapier entwickelten. Die Diskussion führte zunächst in Berlin zu heftigen Auseinandersetzungen, verbreitete sich aber auch bei den anderen Schwulengruppen im Bundesgebiet sehr schnell.

http://nuernberg.gay-web.de/nsp/Archiv/1997/11/n971102.htm


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