Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Joe, Tuesday, 03.02.2009, 23:23 (vor 6168 Tagen)
Bei der Kfz-Versicherung zahlen Männer als Fahrzeughalter üblicherweise deutlich mehr als Frauen.
Nun wurde ja bei privaten Krankenversicherungen festgestellt, daß das nicht mit der Gendergerechtigkeit vereinbar ist, wenn Frauen mehr zu zahlen haben.
Gilt das umgekehrt auch?
Wie kann man diese Diskriminierung beseitigen?
Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Joseph S, Wednesday, 04.02.2009, 22:10 (vor 6167 Tagen) @ Joe
Bei der Kfz-Versicherung zahlen Männer als Fahrzeughalter üblicherweise
deutlich mehr als Frauen.Nun wurde ja bei privaten Krankenversicherungen festgestellt, daß das
nicht mit der Gendergerechtigkeit vereinbar ist, wenn Frauen mehr zu zahlen
haben.
Simmt nicht, in der privaten Krankenversicherung zahlen die Frauen in den meisten Fällen mehr, weil der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Kosten klar statistisch nachweisbar ist.
Bei der Kfz-Versicherung zahlt sich dagegen für die Frauen aus, daß sie weniger Auto fahren, und daher weniger Unfälle pro Jahr verursachen.
Gruß,
Joseph
Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Andi, Friday, 06.02.2009, 02:11 (vor 6166 Tagen) @ Joseph S
Hallo Joseph
Bei der Kfz-Versicherung zahlt sich dagegen für die Frauen aus, daß sie
weniger Auto fahren, und daher weniger Unfälle pro Jahr verursachen.
Da Du Dich mit der Gestaltung von Kfz-Versicherungstarifen auszukennen scheinst:
Männer verursachen insgesamt höheren Kfz-Schaden als Frauen, je gefahrenen Kilometer verursachen sie aber weniger Schaden.
Bei Kfz-Versicherungstarifen wird sowohl das Kriterium "Mann oder Frau", als auch das Kriterium "Jahresfahrleistung" berücksichtigt. Der durchschnittliche Mann fällt daher in eine höhere Jahresfahrleistungskategorie als die durchschnittliche Frau und zahlt daher höhere Tarife. Allerdings müßten Männer in der gleichen Jahresfahrleistungskategorie ja weniger Beiträge zahlen als Frauen, die genausoviel Strecke zurücklegen, da Männer ja weniger Schaden je km verursachen. Das ist aber nicht der Fall, Männer zahlen auch mehr als Frauen mit der gleichen Jahresfahrleistung.
Kannst Du das mit Statistik und Versicherungsmathematik erklären? Oder ist das nicht doch ein Fall für eine Klage nach dem Antidiskriminisierungsgesetz?
Viele Grüße,
Andi
Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Joseph S, Friday, 06.02.2009, 23:46 (vor 6165 Tagen) @ Andi
Hallo Andi,
Da Du Dich mit der Gestaltung von Kfz-Versicherungstarifen auszukennen
scheinst:
Leider nein, an diesem Zweig habe ich nur recht oberflächlich was mitgekriegt, und als Nichtautobesitzer habe ich auch keine Versicherungskundensicht. Der Schwepunkt meiner Versicherungskenntnisse ist die private Krankenversicherung.
Männer verursachen insgesamt höheren Kfz-Schaden als Frauen, je gefahrenen
Kilometer verursachen sie aber weniger Schaden.
Das interessiert die Versicherung jedenfalls wenig, da die Prämien nicht pro Kilometer sonder pro Jahr gezahlt werden.
Bei Kfz-Versicherungstarifen wird sowohl das Kriterium "Mann oder Frau",
als auch das Kriterium "Jahresfahrleistung" berücksichtigt. Der
durchschnittliche Mann fällt daher in eine höhere
Jahresfahrleistungskategorie als die durchschnittliche Frau und zahlt daher
höhere Tarife. Allerdings müßten Männer in der gleichen
Jahresfahrleistungskategorie ja weniger Beiträge zahlen als Frauen, die
genausoviel Strecke zurücklegen, da Männer ja weniger Schaden je km
verursachen. Das ist aber nicht der Fall, Männer zahlen auch mehr als
Frauen mit der gleichen Jahresfahrleistung.Kannst Du das mit Statistik und Versicherungsmathematik erklären? Oder ist
das nicht doch ein Fall für eine Klage nach dem
Antidiskriminisierungsgesetz?
Das kann ich nicht erklären.
Von einem Versicherungsmathematiker aus diesem Bereich habe ich mal die Aussage gehört, daß es mal für Menschen aus einem bestimmten Bereich Europas entsprechend der beobachteten Schäden teuerere Tarife als für sonstige Europäer gegeben habe, aber das wegen dem Diskriminierungsvorwurf aufgegeben wurde, und als Ersatz dafür andere Kriterien gesucht und gefunden wurden. Ob bei sonst gleichen Kriterien die Frauen in einer Jahresfahrleistungskategorie wirklich günstiger fahren, wäre noch zu ermitteln. In der Krankenversicherung kommt es zwar meistens zu höheren Preisen für Frauen, aber in speziellen Fällen zahlen auch Männer mehr. Das Kriterium Geschlecht wir also keineswegs pauschal angewendet. Meistens entscheiden die Versicherer sowas nach Wirtschaftlichkeit, auch wenn in der Kfz-Versicherung auch viel Verkaufspolitik drin steckt. Nach dem Kriterium Geschlecht darf nach meinem Kenntnisstand nur unterschieden werden, wenn Statistiken veröffentlicht werden, die diese Abhängigkeit belegen. Das müssen die Versicherer jedenfalls erbringen. Das haben sich unserere Verischerungen beim Abwehrkamf gegen Unisextarife im Antidiskriminierungsgesetz abtrotzen lassen. Ob bei einer Klage mehr herauskommt, wage ich zu bezweifeln. Letztlich bleibt noch die marktwirtschaftliche Bestrafung als Möglichkeit, vom diskriminierenden Versicherer zum weniger diskriminierenden und somit billigeren Versicherer zu wechseln. Bei dieser Möglichkeit kann man im Gegensatz zu einer Klage nur gewinnen.
Gruß,
Joseph
Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Joe, Friday, 06.02.2009, 05:44 (vor 6165 Tagen) @ Joseph S
Bei der Kfz-Versicherung zahlen Männer als Fahrzeughalter üblicherweise
deutlich mehr als Frauen.Nun wurde ja bei privaten Krankenversicherungen festgestellt, daß das
nicht mit der Gendergerechtigkeit vereinbar ist, wenn Frauen mehr zu
zahlen
haben.
Simmt nicht, in der privaten Krankenversicherung zahlen die Frauen in den
meisten Fällen mehr, weil der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Kosten
klar statistisch nachweisbar ist.
Stimmt, mir fällt gerade auf, daß dieser Entwurf des Antidiskriminerunggesetzes (bislang) gescheitert ist.
Die Unisextarife gibt es nur bei der Riester-Rente.
Bei der Kfz-Versicherung zahlt sich dagegen für die Frauen aus, daß sie
weniger Auto fahren, und daher weniger Unfälle pro Jahr verursachen.
Die vorgeschobenen Gründe sind mir bekannt. Es gibt eben Bestrebungen geschlechtsspezifische Unterschiede einzuebnen, aber nur dort, wo Frauen Vorteile davon hätten.
Das eigentlich wichtige bei der Kfz-Versicherung ist aber, daß dort ein Auto versichert wird - nicht der Halter oder Fahrer. Und ein Auto hat weder ein biologisches noch ein soziales Geschlecht. Dafür hat es aber eine Typklasse, die sich je nach Risiko stark auf die Höhe des Beitrages auswirkt.
Von vertraglichen Spezialfällen abgesehen darf auch ein Mann ein Auto fahren, das auf eine Frau zugelassen ist und umgekehrt. Daher verstehe ich die Diskriminierung von Männern hier nicht.
Kfz-Versicherung Gendergerechtigkeit
Hemsut, Friday, 06.02.2009, 09:40 (vor 6165 Tagen) @ Joe
Das eigentlich wichtige bei der Kfz-Versicherung ist aber, daß dort ein
Auto versichert wird - nicht der Halter oder Fahrer. Und ein Auto
hat weder ein biologisches noch ein soziales Geschlecht. Dafür hat es aber
eine Typklasse, die sich je nach Risiko stark auf die Höhe des Beitrages
auswirkt.
Die Kfz-Versicherung ist auch für Versicherungskaufleute manchmal ein Buch mit mindestens sieben Siegeln. Die Kriterien, die dort seit der Umstellung eine Rolle spielen, sind manchmal nicht mehr nachvollziehbar. Typklasse, schadenfreie Jahre, Zulassungsbezirk etc. Das alles kann ganz schnell einige hundert Euro ausmachen. Ein schneller BMW kann daher in einem Landkreis mit geringerer Schadenauffälligkeit genauso viel oder wenig kosten wie ein popeliger Golf in einem Landkreis mit extremer Schadenhäufigkeit.
Von vertraglichen Spezialfällen abgesehen darf auch ein Mann ein Auto
fahren, das auf eine Frau zugelassen ist und umgekehrt. Daher verstehe ich
die Diskriminierung von Männern hier nicht.
Jein, nicht ganz korrekt. Wer ein Fahrzeug auf sich zuläßt bzw. versichert, muß bei der Versicherung die möglichen Fahrer mit angeben. Sobald einer unter 23 dabei ist, wird´s teuer. Und zwar völlig egal, ob Männlein oder Weiblein. Wenn eine Frau das Fahrzeug versichert, wird davon ausgegangen, daß sie fährt und der Mann/Freund/Lebensgefährte seltener. Umgekehrt genauso. Das ist erst mal nicht zu beanstanden.
Was die Schadenhöhe angeht, die bei der Beitragsberechnung natürlich auch eine
Rolle spielt, wird nur der tatsächliche Schaden zur Berechnung herangezogen. Also der Parkschaden der Frau gegen den etwas heftigeren Unfall des Mannes. Hier reden wir über Tatsachen: Frauen verursachen zwar prozentual gesehen mehr Unfälle, haben aber in der Endberechnung die geringere Schadenhöhe. Frauen sind eher die Verursacher von sog. Kleinschäden. Und das ist bei der freien Berechnung der Tarife auch nicht zu beanstanden.
Was spielt sonst noch eine Rolle bei der Berechnung? Garagenfahrzeug ja/nein. Das hat allerdings nur Sinn, wenn man eine Kasko-Versicherung benötigt, wird aber auch für "nur Haftpflicht" nachgefragt. Kinder unter 15 Jahren? Ganz vernünftige Frage. Wer kleine Kinder hat, ist im Allgemeinen vorsichtiger. Wohneigentum ja/nein. Sinnlose Frage, hat nur was mit der internen Berechnung zu tun. Usw. usf.
Die Zeiten, in denen wirklich das Fahrzeug im Vordergrund stand, sind seit Beginn der 90er vorbei. Die Kfz-Versicherung ist zu einem Sammelsurium an unnützem Drumherum verkommen, die für viele Bevölkerungsschichten seit der Umstellung zu einem teuren Spaß geworden ist. Und da ist es wurscht, ob Männlein oder Weiblein. Man muß einfach sehen, wo man bleibt und alle Schlupflöcher nutzen, die einem die Verträge anbieten. Auf wen, meinst du, ist unser Auto versichert, hm? Wir reden hier von einer Ersparnis von knapp 100 Euronen im Jahr - die verfreß ich doch lieber, als daß ich sie völlig ungerechtfertigt jemand anderem in den Rachen schmeiße...
Gruß - Hemsut