TäterInnenforschung im Heute
Auf bis zu 200.000 Personen wird die Zahl derjenigen geschätzt, die sich
im Nationalsozialismus aktiv an der Ermordung von Juden, Roma,
Homosexuellen und politisch Andersdenkenden beteiligten. Sie waren die
Täter, doch aus welchen Motiven heraus handelten diese Menschen? Die
Bundeszentrale für politische Bildung lud nach Berlin, um neueste
internationale Forschungsarbeiten über den Holocaust vorzustellen und zu
diskutieren.[/i]
Einen anderen Anlass zum Thema (geistiger) Täterschaft könnte ich mir bei dieser Institution auch nur schwer vorstellen.
"Und dieses Denken, dass Asoziale ein Problem waren, oder dass Frauen, die
immer wieder verschiedene Kinder von verschiedenen Männern bekamen, ein
Problem waren, dieses Denken war schon da. Und ich denke, auf dieser Basis
konnten die Nationalsozialisten auch aufbauen, als sie versuchten, die
Frauen, die schon in diesen Berufen waren, zu mobilisieren, für neue
Tätigkeiten, für neue Pflichten, für Meldepflichten, dass sie Frauen melden
sollten, die ein behindertes Kind geboren hatten."
Merken die Leute vom Deutschlanfunk, was sie zum Thema küren ? Ohne es freilich zu beleuchten...
Frauen mit Kinder verschiedener Männer...Asoziale...
Probleme, die Leute, die tatsächlich Gutes beabsichtigen, dann in die falschen Arme treibt, wenn diese Probleme eben nicht nur nicht gelöst werden. Sondern - im Gegenteil: Wenn Asoziale - gern auch als Milliardäre- und Frauen mit Kindern verschiedener Männer als Ausdruck größter Freiheit gelten sollen?
Es habe kein Bewusstsein für die Ungeheuerlichkeit der eigenen Tat
geherrscht, meinte Harvey, auch nicht bei Frauen, die als Aufseherinnen
oder Ehefrauen von Aufsehern in den Konzentrationslagern eine Fassade
bürgerlichen Lebens aufrecht erhielten, während in der unmittelbaren
Nachbarschaft gemordet und gequält wurde. Die Beteiligten hätten sich noch
nicht einmal vorstellen könne, für ihre Taten jemals zur Rechenschaft
gezogen zu werden.[/i]
Diese Passage verwundert- gewiss. Aber diese noch mehr - mich jedenfalls.
"Jeder Tabubruch, auf den nicht sofort reagiert und dem Einhalt geboten wird, so Michael Wildt, ist irrevisibel und öffnet ein neues Möglichkeitsfenster: Was vorher nicht denkbar war, wird auf einmal möglich, weil diese Aktion möglich gewesen ist."
Auch wenn ich hilfloslos vor dem Möglichkeitsfenster stehe, weil ich nicht weiß, was das ist, so erstaunt mich die Erkenntnis über die Mechanismen von Tabubrüchen. Schließlich lese ich alle Nase lang (Eigen)-Lob sozialwissenschaftlicher Tabubrecher, die den Tabubruch als löbliches Handwerk verstehen. Familie galt lange für den Staat als Tabu,das Private allgemein....
Michael Wildt vom Hamburger Institut für Sozialforschung:
"Wir sind in einer bürgerlichen Gesellschaft gewohnt, in einem Rechtstaat: Gleichheit vor dem Gesetz, gleiche Rechte und Pflichten, für alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, und auch Rechtssicherheit. Und wenn eine Gruppe das Recht verletzt, erwarten wir, dass die Organe, die damit beauftragt sind, Polizei, Justiz, dass die da eingreifen."
Das schreibt ausgerechnet ein Angestellter des Hamburger Sozialinstitituts, einem Werkzeug des Herrn Jan Philipp Reemtsma. Reemstma brillierte nicht nur in Sachen Wehrmachtsausstellung , auch der Alice Schwarzers Wirken ist ihm Herzensache. So übernahm er die Anschubfinanzierung für den Frauenmedienturm, jenem Archiv in dem Feministinnen Zeugnisse ihres Wirkens hüten. Er erwartet gleiche Rechte und Pflichten? Gleichheit vor dem Gesetz? Oder Beugung des Rechts, um Ungleiches Gleich zu machen? Vermute ich da zu recht ein ganz wenig Scheinheligkeit, Unaufrichtigkeit?
"Wie schnell man Teil eines Systems war, an dessen Ende ein Massenmord stand, machte die Historikern Elisabeth Harvey von der University of Nottingham anhand der Biographie von Frauen fest, die schon vor 1933 in etablierten weiblichen Berufen tätig waren, die als Sozialarbeiterinnen oder als Hebammen gearbeitet hatten, und daran gewöhnt waren, wie Elisabeth Harvey sagte, "in Kategorien von sozialer Disziplinierung, Kontrolle, Überwachung und auch Erziehung" zu denken."
Schön, dass es mal eine sagt. Nur ist diese Aussage mit einem Makel behaftet; es gilt scheinbar nur in nationalsozilistischen- faschistischen Zusammenhängen. "in Kategorien von sozialer Disziplinierung, Kontrolle, Überwachung und auch Erziehung" zu denken."- Dies ist es doch, was wir täglich hier und heute erleben, kritisieren.
Die leise Ahnung, totalitäre Verbrechen könnten der Kontinuität ähnlicher sozilalengagierter Milljöhs eine gewisse fortwährende Akzeptanz verdanken,keimt in der Erlauchten Runde wohl nicht auf. Mit anderen Worten: Gutmenschen, die im Gutmenschentum vergangener Zeiten den Keim schlimmer Verbrechen ausmachen, können sich nicht vorstellen, in welchem Maße eigenes Gutmenschentum Keime für neue Verbrechen züchtet.
Die halboffizielle Anklage desweiblichen Anteilsan staatlich geförderten Verbrechen in der Vergabgenheit bleibt solang halbherzig, bis ein Bedenken möglicher Weiterwirkungen jener Mechanismen in der Gegenwart Platz in der Öffentlichkeit findet....
Narrowitsch
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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-
Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.
gesamter Thread:
- Täterforschung im globalen Kontext -
roser parks,
30.01.2009, 23:57
- Die schlimmsten Täter waren schon immer die Überzeugungstäter -
Lude,
31.01.2009, 00:30
- Die schlimmsten Täter waren schon immer die Überzeugungstäter - Don Peppino, 31.01.2009, 01:12
- Die schlimmsten Täter waren schon immer die Überzeugungstäter - roger, 31.01.2009, 01:27
- TäterInnenforschung im Heute -
Narrowitsch,
31.01.2009, 13:25
- TäterInnenforschung im Heute - Sophie X, 02.02.2009, 15:52
- Die schlimmsten Täter waren schon immer die Überzeugungstäter -
Lude,
31.01.2009, 00:30