Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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100 Mann und ein Befehl

Christine ⌂, Friday, 30.01.2009, 13:42 (vor 6172 Tagen)

Als Donna Amaretta vor ein paar Tagen diesen Thread eröffnete, ist mir das, genauso wie bei nihi im Forum, sehr nahe gegangen. Ich hatte bereits angefangen, einen Beitrag zu verfassen, auch weil sie hier angegriffen worden war, aber ich konnte ihn nicht vollenden.
Immer wieder gingen mir meine beiden Opas durch den Kopf, wovon ich einen noch nicht einmal kennen gelernt habe, da dieser kriegsfolgenbedingt ein paar Jahre nach Beendigung gestorben war.
Meinen anderer Opa habe ich zwar noch viele Jahre erlebt, er hat sogar noch meine Tochter kennen gelernt, ist aber 6 Monate nach ihrer Geburt gestorben.
Vielleicht liegt es an meinem Alter, aber mir ist, ausgelöst durch Donnas Thread viel zu diesem Opa durch den Kopf gegangen und was Beide wohl haben durchmachen müssen. Dadurch das diese Generation Männer (öffentlich) so lange geschwiegen hat bzw. schweigen musste, ist den nachfolgenden Generationen viel genommen worden und ich persönlich denke mir, es hat etwas mit unseren Wurzeln zu tun.
Heute schäme ich mich dafür, das ich meinen Opa mit Worten angegriffen und kein Verständnis für ihn aufbringen konnte, warum er im Krieg war und das Ganze mitgemacht hatte. Das Ganze ist nun über 30 Jahre her und es tut mir mittlerweile in meiner Seele weh, weshalb ich wohl auch u.g. Lied und seinen Text verlinken "muss".
Irgendwie war es mir ein Bedürfnis, das jetzt niederschreiben, vermutlich auch, um die Einleitung zu meinem eigentlichen Thema hinzubekommen.

Manchmal gehe ich her und schaue mir meine im Lesezeichen gespeicherten Videos an und durch anklicken von Liedern in der rechten Leiste, bin ich zu folgendem Video gestoßen http://de.youtube.com/watch?v=EcrivAsy8es&feature=related
Hierzu gibt es auch noch einen Text unter mehr Infos, den ich hier auch noch einstelle:

Der eiserne Vorhang ist gefallen, der kalte Krieg ist vorbei, unsere
Marineeinheiten und Soldaten sind dennoch weltweit im Einsatz.
Ob ein Einsatz in der Bevölkerung umstritten ist oder nicht, wir sollten
alle hinter ihnen (Marine und anderen Teilstreitkräften) stehen.
Als ich die Einleitung zu diesem Lied hörte, ich lächelte und nickte, ja es
stimmt und ich dachte freiwillig zieht niemand in den Krieg.
Respekt und Hochachtung an die Besatzungsangehörigen und Soldaten unserer
Einheiten an der deutschen, an den internationalen Küsten und an Land in
fremden Ländern, die dort für den Frieden und die Sicherheit sorgen.
Vielleicht denkt der eine oder anderen mal über die hier im Forum
veröffentlichten (unsinnigen) Ballerfilme nach und macht sich seine
Gedanken.
Als das 1. Kontingent für den Einsatz UNIFL am 21.09.2006 Richtung
libanesische Küste aufbrach überschlugen sich die Medien.
Als sie im März 2007 gesund zurückkamen und durch das 2. Kontingent abgelöst
worden waren war das Medieninteresse sehr gering.
Dieses wiederholte sich mit der Rückkehr des 2. Kontingentes 14./16.09.2007
HRO und KI, wir waren dabei.
Ob Abschied oder Wiedersehen nach gut einem halben Jahr, sehr oft stockte
mir und uns der Atem.
Während wir Weihnachten zusammen feierten trennten viele Angehörige der
Marine und anderer Teilstreitkräft hiervon 1.000e von km, das verdient
Anerkennung und Respekt.
Dieses gilt nicht nur für Deine Kameraden bei der Marine sondern auch der
andere Teilstreitkräfte der Bundeswehr.
So können es nur die blauen Jungs des Marinemusikkorps singen und spielen.
--------
Irgendwo im fremden Land
ziehen sie durch Stein und Sand
fern von zu Haus und vogelfrei
100 Mann und er ist dabei

100 Mann und ein Befehl
und ein Weg, den keiner will
tagein tagaus, wer weiß wohin
verbranntes Land und was ist der Sinn?

Ganz allein in dunkler Nacht
hast Du oft daran gedacht,
daß weit von hier der Vollmond scheint
und weit von hier ein Mädchen weint

Und die Welt ist doch so schön.
Könnt ich Dich noch einmal seh'n.
Nun trennt uns schon ein langes Jahr,
weil ein Befehl unser Schicksal war.

Wahllos schlägt das Schicksal zu.
Heute er und morgen Du
Ich hör' von fern die Krähen schrei'n
im Morgenrot, warum muß das sein?

Irgendwo im fremden Land
ziehen sie durch Stein und Sand
fern von zu Haus und vogelfrei
100 Mann und er ist dabei.

Es hat mich unglaublich berührt, mir stiegen Tränen in die Augen. Ich habe dabei aber nicht nur an meine Opas gedacht, sondern auch an die Männer, die meinem Leben nahe stehen. Wer weiß, was uns die Zukunft bringt und ob nicht auch wir, ausgelöst durch die weltweite Krise, irgendwann in einen wie auch immer gearteten Krieg hinein gezogen werden. Sollte es soweit kommen, dann wird jeder Mann eingezogen, denn dieses Recht hat der deutsche Staat. Aus dieser Perspektive heraus kann man sogar verstehen, warum die Zwangswehrpflicht nicht abgeschafft wird.

Christine

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

100 Mann und ein Befehl

Garfield, Friday, 30.01.2009, 14:58 (vor 6172 Tagen) @ Christine

Hallo Christine!

Ich sehe es auch so, daß man es nicht den für Kampfhandlungen eingesetzten Soldaten anlasten darf, daß sie vielleicht für eine falsche Sache kämpfen. Viele dieser Soldaten sind entweder noch nicht einmal freiwillig in diesen Krieg gezogen, oder sie haben sich nur aus finanzieller Not heraus bereitgefunden, in die Armee einzutreten.

Sie sind letztendlich auch nur Opfer, die im Krieg nicht nur ihr Leben und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Viele Kriegsveteranen sind auch psychisch nicht mehr die, die sie vor dem Kriegseinsatz waren.

Ich habe mal eine Präsentation gesehen, die in den USA vermutlich von der Armee in Umlauf gebracht wurde. Trotzdem die Grundaussage dieser Präsentation eher falsch war, waren einige Aspekte doch durchaus treffend dargestellt. Da stand dann z.B. so etwas wie "Du bist heute früh in deinem weichen Bett aufgewacht. Er hat seit 48 Stunden zum ersten Mal Gelegenheit zum Schlafen gefunden." Darunter war ein Bild eines US-Soldaten, der auf der blanken Erde lag und schlief. Da mußte ich unwillkürlich an meine Wehrdienstzeit denken, als ich mal während eines Manövers bei -20 °C in einem ungeheizten Raum auf dem Übungsgelände mit meiner Felddienst-Uniform und einer dünnen Decke auf einem Holztisch schlafen mußte. Und das war ja durchaus noch harmlos, wenn man bedenkt, daß ich dabei nicht in Lebensgefahr war.

Es ist unglaublich, was Soldaten im Kampfeinsatz abverlangt wird. Im Zweiten Weltkrieg entwickelten deutsche Landser ein System, das es ihnen ermöglichte, beim Marschieren zu schlafen. Sie hakten sich mit den Armen aneinander fest, einer mußte wach bleiben und bestimmte die Richtung, die anderen schliefen im Gehen. Das war nötig geworden, weil sie ansonsten häufig keine Möglichkeit zum Schlafen hatten.

Ich fürchte, daß auch wir Deutschen in Zukunft wieder häufiger in Kriege involviert sein werden. Obama wird aus innenpolitischen Gründen versuchen, US-Truppen nach Hause zu holen, und zwar ohne daß sich in den Einsatzgebieten irgendetwas ändert. Deshalb wird der Druck auf die Europäer und damit auch auf die Deutschen zunehmen - die USA haben ja schon mehr europäische Soldaten in Afghanistan verlangt.

Freundliche Grüße
von Garfield

100 Mann und ein Befehl

Roslin, Friday, 30.01.2009, 16:15 (vor 6172 Tagen) @ Christine
bearbeitet von Roslin, Friday, 30.01.2009, 16:20

Hallo, ChrisTine

Aus dieser Perspektive heraus kann man sogar verstehen, warum die Zwangswehrpflicht nicht abgeschafft wird.<

Das kann man umso mehr verstehen, als ich davon überzeugt bin, daß es schwer sein dürfte, junge Männer dazu zu bewegen, diesen Staat, der sie so wenig wert schätzt, auch noch mit ihrer Gesundheit, gar mit ihrem Leben, zu verteidigen.
Das könnte ja in nicht allzu ferner Zukunft nötig sein, ist es ja bereits jetzt, denn dieses Land führt Kriege, wenn es auch "nur" Kleinkriege sind.
Wer männliche Qualitäten abwertet, diffamiert, am liebsten aus der Welt schaffen möchte, zerstört den tragenden Pfeiler des Selbstbehauptungswillens einer Gesellschaft, einer Kultur.
Gerade deshalb bin ich umso mehr für die Abschaffung der Wehrpflicht ODER ihre Ausweitung auf Frauen.
Denn es kann nicht sein, daß die eine Hälfte der Gesellschaft über das Riskieren von Gesundheit und Leben der anderen Hälfte der Gesellschaft mit entscheidet und sich nicht in GLEICHEM Maße, dem Risiko, Gesundheit und Leben zu verlieren, ausgesetzt sieht.
Daß Mütter und Väter ihre Söhne nicht leichtfertig in Kriege verwickeln wollen, davon gehe ich aus.
Aber was ist mit all den kinderlosen Alphamädchen, die keinen Gedanken darauf verschwenden müssen, daß es ihre Knochen sein könnten, die auf anderen Kontinenten zermahlen werden?
Wie verantwortlich werden sie entscheiden, sie, die keine Söhne haben, oft nicht einmal Brüder oder Väter, die sie lieben, als Kinder alleinerziehender Mütter?
Es geht ja nur um die Leben junger Männer, die ihre körperliche Unversehrtheit
(bisher noch) in fernen Ländern riskieren sollen.
Eine Entfernung, groß genug, um es unseren frauenfixierten Medien mühelos zu erlauben, männliche Opfer zu übersehen, was ja bereits jetzt immer häufiger geschieht.
Und wenn ich mir anhöre, daß eine Alice Schwarzer darüber schwadroniert, den Islam "zur Not auch mit antidemokratischen Mitteln zu bekämpfen", dann will ich Frauen in die Pflicht genommen sehen oder Männer entpflichtet.

Geht das schon wieder los?

Beelzebub, Saturday, 31.01.2009, 16:22 (vor 6171 Tagen) @ Christine


So können es nur die blauen Jungs des Marinemusikkorps singen und
spielen.
--------
Irgendwo im fremden Land
ziehen sie durch Stein und Sand
fern von zu Haus und vogelfrei
100 Mann und er ist dabei

100 Mann und ein Befehl
und ein Weg, den keiner will
tagein tagaus, wer weiß wohin
verbranntes Land und was ist der Sinn?

Ganz allein in dunkler Nacht
hast Du oft daran gedacht,
daß weit von hier der Vollmond scheint
und weit von hier ein Mädchen weint

Und die Welt ist doch so schön.
Könnt ich Dich noch einmal seh'n.
Nun trennt uns schon ein langes Jahr,
weil ein Befehl unser Schicksal war.

Wahllos schlägt das Schicksal zu.
Heute er und morgen Du
Ich hör' von fern die Krähen schrei'n
im Morgenrot, warum muß das sein?

Irgendwo im fremden Land
ziehen sie durch Stein und Sand
fern von zu Haus und vogelfrei
100 Mann und er ist dabei.
[/i]

Es hat mich unglaublich berührt, mir stiegen Tränen in die Augen.

Gute Guete, ist es tatsaechlich schon wieder so weit, dass sich einige von schmierig-schwuelstigem Militaerkitsch zu Traenen ruehren lassen, auf dass der propagandistische Boden bereitet wird fuer das naechste grosse Massenmorden zu Nutz & Frommen der Ruestungsindustrie.

Ein Befehl, der Menschen in Kampf und Tod fuer's Vaterland* schickt, ist niemals unabaenderliches Schicksal, sondern ein kuehl kalkuliertes Verbrechen, dem man sich widersetzen kann, soll und muss.

Wer weiß, was uns die Zukunft bringt und ob nicht
auch wir, ausgelöst durch die weltweite Krise, irgendwann in einen wie auch
immer gearteten Krieg hinein gezogen werden. Sollte es soweit kommen, dann
wird jeder Mann eingezogen, denn dieses Recht hat der deutsche Staat. Aus
dieser Perspektive heraus kann man sogar verstehen, warum die
Zwangswehrpflicht nicht abgeschafft wird.

Daran ist richtig, dass man sich nicht aussuchen kann, ob man im Kampf faellt. Was man sich aber immer aussuchen kann, ist, im Kampf gegen wen man faellt. In diesem Zusammenhang faellt wieder mal auf, wie aktuell alte Dichtung sein kann, etwa die zwei Sachen von B.Brecht:

Wenn es zum Marschieren kommt, wissen viele nicht
Daß ihr Feind an ihrer Spitze marschiert.
Die Stimme, die sie kommandiert,
Ist die Stimme ihres Feindes.
Der da vom Feind spricht,
Ist selber der Feind.

oder

In Erwägung: ihr hört auf Kanonen -
Andre Sprache könnt ihr nicht verstehn -
Müssen wir dann eben, ja, das wird sich lohnen
Die Kanonen auf euch drehn!


Beelzebub

der sehr genau weiss, auf wen er im Falle eines Falles schiessen wird.


* Vaterland ist die Bezeichnung, die sich der Staat zuzulegen pflegt, wenn er auf Massenmord aus ist.

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)

Jetzt gehts los!

æØÐ, Saturday, 31.01.2009, 18:38 (vor 6171 Tagen) @ Beelzebub

der sehr genau weiss, auf wen er im Falle eines Falles schiessen wird.

Du bist ein Held.

100 Mann und ein Befehl

Drakon, Sunday, 01.02.2009, 13:42 (vor 6170 Tagen) @ Christine

Ich danke Dir sehr für diesen Beitrag.
Als Zwangseingezogener habe ich die Situation 15 Monate lang selbst erlebt. Nein, ich war nicht stark genug, mich gegen den Entzug elementarer Menschenrechte zu wehren. Und ja, ich hätte auf andere Männer geschossen, bevor ich selbst erschossen worden wäre.

Seien wir froh, dass wir nicht wie einst die Hessen von unserem Landesfürsten einfach verkauft werden können, um als Landser an fremden Küsten verheizt zu werden (obwohl, wenn ich mir das Wort "unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt" anhöre, so sehr viel anders ist das jetzt auch nicht, nur verlogener).

Mein Onkel war einer der wenigen, die lebend aus Stalingrad entkommen konnten. Einer, der sich stets geweigert hat, der Partei beizutreten. Einer, der den kompletten Krieg er- und überlebt hat. Ein musischer Mensch, der nichts mehr aus seinen Talenten machen konnte, der "danach" nur noch leben wollte.

Heute ist mein Sohn - gegen meinen Willen - Offiziersanwärter beim Bund. Gebe Gott, dass er nie, nie die "Freiheit" verteidigen muss, die andere für sich in Anspruch nehmen!

--
Das menschliche Gehirn hätte sich ohne die biologische Zweiheit der Geschlechter niemals so weit entwickelt, dass es sogar Theorien wie jene ersinnen konnte, diese Zweiheit sei ein "soziales Konstrukt"
(Michael Klonovsky)

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