Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

"Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir"

Christine ⌂, Friday, 30.01.2009, 12:06 (vor 6172 Tagen)

Folgendes ist zwar Off-Topic, aber ich habe mich so kaputt gelacht, weil ich das schon kabarettreif finde [image]
---------

"Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir"
Do, 29.01.2009

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erläutert in der der Berliner Zeitung, warum das Konjunkturpaket II richtig sei. Das Programm ist "stimmig" Schließlich werden Investitionen gefördert und die Nachfrage angekurbelt.

Das Interview im Wortlaut:

Berliner Zeitung: Herr Steinbrück, Ihrer Meinung nach wird zu viel an den Rettungsschirmen herumgemäkelt. Sie dürfen jetzt in einfachen Worten erklären, warum wir uns freuen sollen.

Peer Steinbrück: Unser Programm ist in sich stimmig. Wir fördern Investitionen, stimulieren die Nachfrage, helfen einer deutschen Leitindustrie...

Berliner Zeitung: ... stopp, das versteht wieder keiner...

Steinbrück: ... klar doch. Wir tun, was in unseren Kräften steht. Wir tun es mit Vernunft. Und das wird verstanden. Schauen Sie doch nur, was in den Autohäusern los ist. Trotz der Nörgelei der üblichen Bedenkenträger ist die Abwrackprämie der Renner. Wir können nicht versprechen, dass wir allein mit unseren Mitteln die Rezession verhindern können. Aber die Folgen glätten, das können wir schön.

Berliner Zeitung: Bei der ersten Rettungsaktion für eine Bank im September sagten Sie: "Wir haben in den Abgrund geschaut. " Wo schauen wir jetzt hin?

Steinbrück: Nach wie vor in einen dunklen Tunnel. Ich weiß nicht, was noch passieren wird. Es gibt viele Probleme: das enorme Ausmaß der weltweit auf Pump finanzierten Konjunkturpakete, Staaten, denen Zahlungsschwierigkeiten drohen, massive Verwerfungen auf dem Markt für Staatsanleihen.

Berliner Zeitung: Es ist die erste globalisierte Krise, gegen die ein kleiner Finanzminister...

Steinbrück:... ein mittlerer...

Berliner Zeitung:... wogegen ein mittlerer nationaler Finanzminister wenig tun kann?

Steinbrück: Es gibt kein Drehbuch, schon weil alles auf einmal kam: eine weltweite Rezession, ein tektonisches Beben auf den Finanzmärkten und die Strukturkrise der Automobilbranche. Es gibt keine Blaupause für die Lösung. Ich bin aber überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Berliner Zeitung: Wird Ihnen nicht bange bei so vielen staatlichen Eingriffen? Wie wollen Sie aus der Interventionsspirale wieder herauskommen?

Steinbrück: In Deutschland sind wir ordnungspolitisch auf der einigermaßen vorsichtigen Seite. Schließlich verstaatlichen wir ja keine Industriebetriebe, wie es ein origineller Ministerpräsident der CDU gefordert hatte. Aber Sie haben recht: Es bleibt die Frage, wann und wie der Staat den Rettungsschirm für die Banken wieder zuklappen kann.

Berliner Zeitung: Auch die Schaeffler-Gruppe ruft nach Hilfe, die Conti-Übernahme droht zu scheitern. Spannen Sie einen neuen Rettungsschirm?

Steinbrück: Ganz klares Nein. Es ist nicht Aufgabe des Staates, in solchen Fällen einzugreifen, in denen unternehmerische Entscheidungen möglicherweise nicht durchdacht genug waren. Wir können es doch keinem Menschen erklären, Unternehmen, hinter denen Milliarden-Vermögen stehen, mit Steuergeldern zu unterstützen.

Berliner Zeitung: Lehnen Sie eine Bad Bank für Problempapiere der Banken weiter ab?

Steinbrück: Es wird eine solche zentrale institutsübergreifende Lösung mit staatlichem Geld, also zu Lasten der Steuerzahler, nicht geben. In Anerkennung der Auswirkungen fauler Wertpapiere in den Bilanzen der Banken stellt sich aber die Frage, ob nicht jedes einzelne Institut die Möglichkeit bekommt, Problempapiere aus seiner Bilanz auszulagern und so neu durchzustarten. Die Verantwortung für die Risikopapiere bleibt dann bei der jeweiligen Bank, nicht beim Steuerzahler. Der abgetrennten ,Good Bank' müsste dann gegebenenfalls über den Rettungsschirm geholfen werden.

Berliner Zeitung: Auch die Zwangsverstaatlichung scheint kein Tabu mehr zu sein. Was haben Sie mit dem Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate vor?

Steinbrück: Man kann nicht auf Dauer Milliardensummen in ein großes schwarzes Loch pumpen, ohne dass sich etwas verbessert. Das dürfen wir schon im Interesse der Steuerzahler nicht. Also müssen wir auch die Voraussetzungen für eine mögliche Verstaatlichung prüfen, um eine grundlegende Sanierung maßgeblich mitzubestimmen. Entscheidungen gibt es bisher noch nicht.

Berliner Zeitung: Prüfen Sie auch eine Enteignung der Aktionäre?

Steinbrück: Ich kann und will nichts ausschließen.

Berliner Zeitung: Glauben Sie, die Wähler kommen bei all den Themen noch mit?

Steinbrück: Die Menschen fühlen sich schon durch die vielen englischen Fachbegriffe ausgeschlossen. Die Akteure auf den Finanzmärkten haben sich ohnehin abgeschottet. In Wirklichkeit ist das eine sehr kleine Bruderschaft gewesen, die sich für heilig hielt. Die sitzt jetzt zu Recht auf der Schleifmaschine.

Berliner Zeitung: Was können Sie national tun, um solche Krisen künftig zu vermeiden?

Steinbrück: Es geht um Managergehälter, Steueroasen, Eigenkapitalregeln, internationale Bankenaufsicht oder die Zulassung von Finanzprodukten. Bei Managervergütungen oder Steueroasen macht die Union jetzt einen Rückzieher. Es ist bemerkenswert, dass sie meinen Referentenentwurf ablehnt, mit dem Steueroasen bekämpft werden sollen. Die SPD besteht darauf, dass es Anfang März im Koalitionsausschuss zu einer abgestimmten Linie für den Finanzgipfel Anfang April in London kommt.

Berliner Zeitung: Durch die Rettungspakete ist vieles verfrühstückt, was die Parteien für den Wahlkampfaufheben wollten. Kann es noch Versprechen geben?

Steinbrück: Das würden die Leute uns sowieso nicht glauben. Ich sage immer: Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir. Das kommt besser an, als Sie denken. Ich werde das auch im Wahlkampf machen.

Berliner Zeitung: Und wenn Union und FDP Steuersenkungen versprechen?

Steinbrück: Sollen sie machen. Dann nehme ich ihnen das im Wahlkampf auseinander. Die Zeiten für vollmundige Steuerversprechen sind längst vorbei. Das weiß auch die Union.

Berliner Zeitung: Gilt das auch für die SPD? Also etwa für Senkungen der Sozialabgaben?

Steinbrück: Aus jetziger Sicht gibt es auch für Abgabensenkungen keinen Spielraum mehr. Ich rate meiner Partei, keine voreiligen Versprechen zu machen.

Berliner Zeitung: Hat Politik überhaupt noch Gestaltungsspielraum?

Steinbrück: Gestalten heißt ja nicht automatisch Geld ausgeben. Beim Steuertarif etwa kann man auch umverteilen, also im oberen Einkommensbereich die Belastung erhöhen, damit man sie im unteren senken kann. Das wäre seriöse Finanzpolitik. Die SPD wird damit auf Zustimmung stoßen.

Berliner Zeitung: Derzeit liegt sie bei 25 Prozent.

Steinbrück: Die Krise ist nicht dazu da, dass wir uns parteipolitisch profilieren. Die Menschen erwarten zurecht, dass die Regierung geschlossen handelt. Mein Sohn würde sagen: Die sollen einen guten Job machen.

Berliner Zeitung: Merkel rettet die Konjunktur, und Steinbrück ist der übelste Schuldenmacher - geht Ihnen diese Rollenverteilung nicht auf die Nerven?

Steinbrück: Soweit ich das sehe, sind die Umfragen für den Finanzminister nicht gerade die schlechtesten.

Berliner Zeitung: Weil viele nicht wissen, dass er in der SPD ist?

Steinbrück: Wie nütze ich meiner SPD am meisten? Indem ich als Parteifunktionär auftrete oder als Finanzminister über Parteigrenzen hinweg wirke? Ich bin von letzterem überzeugt.

Berliner Zeitung: Die SPD steht trotzdem nicht besser da als zu Zeiten von Kurt Beck.

Steinbrück: Nun sein Sie mal nicht so ungeduldig. Die Wahl ist in acht Monaten. Das ist noch ein weiter Weg.

Berliner Zeitung: Was hat sich denn unter dem SPD-Chef Franz Müntefering geändert?

Steinbrück: Die Lage an der Parteispitze hat sich klar verbessert. Das ganze Zusammenwirken, die Ansagen, die politische Zügelführung, auch die Kommunikation. Ich kenne keine bessere Aufstellung der SPD.

Berliner Zeitung: Sieht das auch die Parteibasis so?

Steinbrück: Mein Eindruck ist, dass die Partei mit der Aufstellung an der Spitze zufrieden ist. Es weiß aber auch jeder: Diese Konstellation ist unsere letzte Chance vor der Wahl. Wenn wir die jetzt auch noch vergeigen, dann ist alles zu spät.

Das Gespräch führten Timot Szent-Ivanyi und Regine Zylka.

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2009/01/2009-01-29-steinbrueck-berliner-zeitung.html

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

"Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir"

Garfield, Friday, 30.01.2009, 14:26 (vor 6172 Tagen) @ Christine

Hallo ChrisTine!

Trotz der Nörgelei der üblichen Bedenkenträger ist die Abwrackprämie der Renner.

Den Eindruck habe ich nicht. Hier bei mir in der Gegend hat gerade ein Autohaus Insolvenz angemeldet, und von einem anderen Autohaus weiß ich, daß die Geschäfte da momentan auch ganz mies laufen.

Alle deutschen Autohersteller haben über Jahrzehnte hinweg die Strategie verfolgt, die Autos immer aufwändiger und teurer zu machen, um so Preise und damit die Gewinne immer mehr erhöhen zu können. Was die Händler dieser Hersteller von Kunden mit geringem Einkommen hielten, brachte mal ein Geschäftsführer eines Autohauses hier in der Gegend (genauer: in Aachen) klar zum Ausdruck. Da kam nämlich ein Student und fragte nach einem Gebrauchtwagen. Tatsächlich standen auf dem Hof genügend Gebrauchtwagen herum, die man für Neuwagen in Zahlung genommen hatte. Man hätte dem Studenten also durchaus einen davon verkaufen können. Der Geschäftsführer persönlich sagte ihm aber, daß sie keine Gebrauchtwagen verkaufen. Als ihn danach ein Mitarbeiter fragte, wieso er ihm keinen der Gebrauchtwagen verkaufen wollte, sagte dieser Geschäftsführer: "Solche Kunden will ich hier nicht haben."

Exakt das ist die Einstellung, die auch die deutschen Autohersteller heute noch haben. Selbst wenn sie sich dazu herablassen, Kleinwagen herzustellen, dann sind die immer teurer als vergleichbare Fahrzeuge mancher ausländischer Marken, sogar dann, wenn sie nicht nur weitgehend identisch sind, sondern auch in derselben Fabrik hergestellt wurden. Man will keine Kunden mit niedrigen Einkommen - die können ja Gebrauchtwagen oder Neuwagen von asiatischen oder osteuropäischen Herstellern kaufen. Westeuropäische und nordamerikanische Autohersteller machen denselben Fehler.

Dummerweise kürzt man der arbeitenden Bevölkerung nun aber schon seit fast 20 Jahren die Real-Einkommen immer weiter zusammen. So gibt es immer mehr Menschen, die sich die teuren Karrossen nicht mehr leisten können. Da hilft dann oft auch keine 0%-Finanzierung mehr.

Da hätten die Hersteller schon längst mit marktgerechten, kleineren und preisgünstigeren Modellen gegensteuern müssen, aber der Wille dazu fehlte total. Und er ist auch jetzt nicht da. Deshalb schreit man ja nach dem Staat, der durch Umweltzonen, CO2-Steuer und eben auch durch Abwrackprämien den Markt so hinbiegen soll, wie die deutschen Autohersteller ihn sich wünschen. Man glaubt ernsthaft, auf diese Weise so weiter wurschteln zu können wie bisher.

Das wird so natürlich nicht funktionieren. Wer sich bisher keinen Neuwagen für 15.000 Euro oder mehr leisten konnte, der kann ihn sich meist auch nicht leisten, wenn man ihm 2.500 Euro dazugibt. Obendrein muß die arbeitende Bevölkerung all diesen Unsinn ja letztendlich auch noch finanzieren und hat so am Ende des Monats noch weniger Geld übrig.

Steinbrück tut so, als wäre die derzeitige Krise nur durch eine Handvoll Börsianer und Banker entstanden, die sich mit ihren Anlagen zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Das ist natürlich auch Unsinn. Diese Börsianer und Banker hätten niemals soviel Geld verzocken können, wenn man es ihnen nicht gegeben hätte. Gegeben wurde es ihnen von Menschen, die den Hals einfach nicht voll bekamen, die immer höhere Renditen haben wollten, ohne etwas dafür tun zu müssen.

Einige von denen haben dabei viel Geld verloren, und sie versuchen nun, dieses Geld aus in ihrem Besitz befindlichen Firmen wieder herein zu bekommen. Andere hatten Glück und haben weniger Geld verloren. Die trauen aber nun den Finanzmärkten nicht mehr, sie suchen sichere Anlagen, und sie erwarten, daß die Gewinne, die ihnen nun nicht mehr aus den mittlerweile geplatzten Finanzblasen zuströmen, jetzt aus anderen Quellen kommen.

So wird derzeit in mittleren und großen Firmen, die ja zum großen Teil im Besitz von Superreichen sind, gespart, was das Zeug hält. Und das wirkt sich dann natürlich wieder auf andere Firmen aus, und zwar auch auf kleine und mittlere. Die Papierveredler und Druckereien stellen derzeit z.B. Auftragseinbrüche fest, weil weniger Werbeplakate und Prospekte in Auftrag gegeben werden. SAP muß zum ersten Mal in seiner Geschichte Personal abbauen, weil das Geschäft mit Unternehmenssoftware nun auch schlechter läuft. Usw. - das zieht immer weitere Kreise.

Viele Firmen wird das in die Insolvenz treiben. Das wird die Arbeitslosenzahl erhöhen und auf vielen Märkten die Bildung von Monopolen und Oligopolen beschleunigen, und dann beginnt die Krise erst richtig...

Freundliche Grüße
von Garfield

"Ich verspreche nichts, also glauben Sie mir"

Rainer ⌂, Friday, 30.01.2009, 15:01 (vor 6172 Tagen) @ Garfield

Hallo

Trotz der Nörgelei der üblichen Bedenkenträger ist die Abwrackprämie
der Renner.

Den Eindruck habe ich nicht. Hier bei mir in der Gegend hat gerade ein
Autohaus Insolvenz angemeldet, und von einem anderen Autohaus weiß ich, daß
die Geschäfte da momentan auch ganz mies laufen.

Wieder eine unausgegorene Sache. Durchgewunken von Leuten die überhaupt nicht wissen um was es geht.

Monitor:
Die Bundesregierung verkauft ihre Abwrackprämie gerne auch als "Umweltprämie". Ein Etikettenschwindel, wie sich jetzt zeigt. Denn die Regelung lädt ein zum Betrug. Polizei und Umweltschützer warnen: Viele Alt-Autos, für die der Staat die Abwrackprämie zahlt, werden danach wieder auf den Straßen rollen. MONITOR machte die Probe aufs Exempel und verkaufte zum Schein ein zur Verschrottung vorgesehenes Auto gleich dreimal wieder. Sogar die Wiederzulassung in Deutschland war möglich. Dabei wäre ein wirksamer Betrugs-Schutz eigentlich ganz einfach.

Video von Monitor (8 Minuten)
http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2009/0129/abwrack.php5

Rainer

--
[image]
Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Ausbeuter Verschwörung!

Borat Sagdijev, Friday, 30.01.2009, 15:30 (vor 6172 Tagen) @ Garfield

Alle deutschen Autohersteller haben über Jahrzehnte hinweg die Strategie
verfolgt, die Autos immer aufwändiger und teurer zu machen, um so Preise
und damit die Gewinne immer mehr erhöhen zu können. Was die Händler dieser
Hersteller von Kunden mit geringem Einkommen hielten, brachte mal ein
Geschäftsführer eines Autohauses hier in der Gegend (genauer: in Aachen)
klar zum Ausdruck. Da kam nämlich ein Student und fragte nach einem
Gebrauchtwagen. Tatsächlich standen auf dem Hof genügend Gebrauchtwagen
herum, die man für Neuwagen in Zahlung genommen hatte. Man hätte dem
Studenten also durchaus einen davon verkaufen können. Der Geschäftsführer
persönlich sagte ihm aber, daß sie keine Gebrauchtwagen verkaufen. Als ihn
danach ein Mitarbeiter fragte, wieso er ihm keinen der Gebrauchtwagen
verkaufen wollte, sagte dieser Geschäftsführer: "Solche Kunden will ich
hier nicht haben."

Und Opel scheint das am schlimmsten getrieben zu haben?
Hat es nicht eher damit zu tun, dass wenn die Leute "Krise" Hören sie erstmal auf alles nicht unbedingt nötige Verzichten und Rücklagen erhalten/aufbauen?
Auch ein "preiswertes" Auto muss dazu nicht neu sein.

Exakt das ist die Einstellung, die auch die deutschen Autohersteller heute
noch haben. Selbst wenn sie sich dazu herablassen, Kleinwagen herzustellen,
dann sind die immer teurer als vergleichbare Fahrzeuge mancher
ausländischer Marken, sogar dann, wenn sie nicht nur weitgehend identisch
sind, sondern auch in derselben Fabrik hergestellt wurden. Man will keine
Kunden mit niedrigen Einkommen - die können ja Gebrauchtwagen oder Neuwagen
von asiatischen oder osteuropäischen Herstellern kaufen. Westeuropäische
und nordamerikanische Autohersteller machen denselben Fehler.

Was du jetzt Fehler nennst war bisher ein beträchtlicher Teil der Wirtschaft. Es macht keinen Sinn für alle Hersteller gleichzeitig und in gleicher Weise einen Markt von low-cost Kleinwagen zu bedienen.
Und mit teurerem Personal machen wertigere Autos mehr sinn.

Dummerweise kürzt man der arbeitenden Bevölkerung nun aber schon seit fast
20 Jahren die Real-Einkommen immer weiter zusammen. So gibt es immer mehr
Menschen, die sich die teuren Karrossen nicht mehr leisten können. Da hilft
dann oft auch keine 0%-Finanzierung mehr.

Die Ausbeuter Verschwörung kürzt der arbeitenden Bevölkerung bei uns das Real-Einkommen, damit wir im Media-Markt den neuen super flat TV kaufen mit steigendem Real-Einkommen in China produziert.

Die "hungrige" arbeitende Bevölkerung in "ärmeren" Ländern kürzt die Real-Einkommen der arbeitenden Bevölkerung seit mindestens 20 Jahren.

Da hätten die Hersteller schon längst mit marktgerechten, kleineren und
preisgünstigeren Modellen gegensteuern müssen, aber der Wille dazu fehlte
total. Und er ist auch jetzt nicht da. Deshalb schreit man ja nach dem
Staat, der durch Umweltzonen, CO2-Steuer und eben auch durch
Abwrackprämien den Markt so hinbiegen soll, wie die deutschen
Autohersteller ihn sich wünschen. Man glaubt ernsthaft, auf diese Weise so
weiter wurschteln zu können wie bisher.

Wenns das alte Auto tut ist egal ob das neue "marktgerecht", "klein" oder "preisgünstig" ist.

Das wird so natürlich nicht funktionieren. Wer sich bisher keinen Neuwagen
für 15.000 Euro oder mehr leisten konnte, der kann ihn sich meist auch
nicht leisten, wenn man ihm 2.500 Euro dazugibt. Obendrein muß die
arbeitende Bevölkerung all diesen Unsinn ja letztendlich auch noch
finanzieren und hat so am Ende des Monats noch weniger Geld übrig.

Plädierst du für mehr Eigenverantwortung?

Steinbrück tut so, als wäre die derzeitige Krise nur durch eine Handvoll
Börsianer und Banker entstanden, die sich mit ihren Anlagen zu weit aus dem
Fenster gelehnt haben. Das ist natürlich auch Unsinn. Diese Börsianer und
Banker hätten niemals soviel Geld verzocken können, wenn man es ihnen nicht
gegeben hätte. Gegeben wurde es ihnen von Menschen, die den Hals einfach
nicht voll bekamen, die immer höhere Renditen haben wollten, ohne etwas
dafür tun zu müssen.

Und vergiss nicht die "Geiz ist Geil" Menschen, die im Mediamarkt den Hals nicht voll bekommen können und die asiatische Wirtschaft und damit Investoren unterhalten.

Einige von denen haben dabei viel Geld verloren, und sie versuchen nun,
dieses Geld aus in ihrem Besitz befindlichen Firmen wieder herein zu
bekommen. Andere hatten Glück und haben weniger Geld verloren. Die trauen
aber nun den Finanzmärkten nicht mehr, sie suchen sichere Anlagen, und sie
erwarten, daß die Gewinne, die ihnen nun nicht mehr aus den mittlerweile
geplatzten Finanzblasen zuströmen, jetzt aus anderen Quellen kommen.

So wird derzeit in mittleren und großen Firmen, die ja zum großen Teil im
Besitz von Superreichen sind, gespart, was das Zeug hält. Und das wirkt
sich dann natürlich wieder auf andere Firmen aus, und zwar auch auf kleine
und mittlere. Die Papierveredler und Druckereien stellen derzeit z.B.
Auftragseinbrüche fest, weil weniger Werbeplakate und Prospekte in Auftrag
gegeben werden. SAP muß zum ersten Mal in seiner Geschichte Personal
abbauen, weil das Geschäft mit Unternehmenssoftware nun auch schlechter
läuft. Usw. - das zieht immer weitere Kreise.

Also ich finde auch gut, dass weniger Altpapier anfällt weil die Superreichen weniger Prospekte drucken lassen.

Viele Firmen wird das in die Insolvenz treiben. Das wird die
Arbeitslosenzahl erhöhen und auf vielen Märkten die Bildung von Monopolen
und Oligopolen beschleunigen, und dann beginnt die Krise erst richtig...

Ein Oligopol der Papierveredler und Druckereien mit Superreichen Inhabern?
Schrecklich!

Ausbeuter Verschwörung?

Garfield, Friday, 30.01.2009, 16:42 (vor 6172 Tagen) @ Borat Sagdijev

Hallo Borat!

Es macht keinen Sinn für alle Hersteller gleichzeitig und in gleicher Weise einen Markt von low-cost Kleinwagen zu bedienen. Und mit teurerem Personal machen wertigere Autos mehr sinn.

Real war das Personal aber keineswegs immer teurer. So werden beispielsweise Waschmaschinen in Polen produziert und dann merkwürdigerweise hier in Deutschland mehrere 100 Euro teurer verkauft als in Polen. Der Transport von Polen nach hier scheint also pro Waschmaschine enorm teuer zu sein - das liegt dann bestimmt an den hohen Löhnen der osteuropäischen LKW-Fahrer, oder?

Und selbst wenn das Personal in Deutschland teurer ist als z.B. in Indien: Das ist oft nur auf den ersten Blick betrachtet so. Gerade weil in Indien die Löhne nämlich niedriger sind, hat sich da bislang kaum jemand Gedanken darüber gemacht, wie man das Personal effektiv einsetzt und wie man überhaupt die Arbeitszeit möglichst effektiv nutzen kann. Deshalb brauchen z.B. indische Software-Häuser verglichen mit deutschen Software-Häusern für denselben Umsatz ein Vielfaches an Personal. Der niedrigere Stundenlohn relativiert sich dann sehr schnell.

Gerade die Automobilindustrie hat in den letzten Jahrzehnten viel automatisiert. Die Zeiten, als täglich viele tausend Mitarbeiter durch die Tore einer großen Fabrik strömten, sind in Deutschland generell lange vorbei, und dementsprechend fallen auch die Lohnkosten heute oft weniger ins Gewicht als in früheren Zeiten.

Es wäre sehr wohl möglich, auch in Deutschland billige Kleinwagen zu bauen und die zu einem marktgerechten, günstigen Preis zu verkaufen. Die hätten dann natürlich keine Klimaanlagen, keine 100-PS-Motoren und auch sonst keinen unnötigen Schnickschnack. Aber das ist offensichtlich nicht gewollt.

Im übrigen sinken die Umsätze der deutsche Auto-Industrie auf dem deutschen Markt nicht erst seit der Finanzkrise. Das war schon vorher so. Als VW im letzten Jahr stolz Umsatzgewinne meldete, vergaß man zu erwähnen, daß die einzig und allein aus einem guten Auslandsgeschäft resultierten. Auf dem deutschen Markt dagegen waren die Umsätze auch damals schon sinkend. Jetzt läuft aber wegen der Finanzkrise auch das Auslandsgeschäft schlechter - nun wird der deutsche Markt auf einmal wichtiger, und schon ist das Gejammer groß.

Die Ausbeuter Verschwörung kürzt der arbeitenden Bevölkerung bei uns das Real-Einkommen

Das hast du geschrieben.

Wenns das alte Auto tut ist egal ob das neue "marktgerecht", "klein" oder "preisgünstig" ist.

Nein, denn ein altes Auto bringt ja immer auch höhere Reparaturkosten mit sich, hinzu kommt oft noch eine höhere Steuerbelastung. Ich denke, daß viele Menschen sich aus diesen Gründen gern ein neues Auto kaufen würden - sie können es sich nur nicht leisten. Hinzu kommt, daß Neuwagen oft auch nicht wesentlich weniger Treibstoff verbrauchen als ältere Autos, man kann da also auch nicht mit einem großen Spareffekt rechnen.

Plädierst du für mehr Eigenverantwortung?

Na, sicher doch, aber das hat damit wenig zu tun.

Und vergiss nicht die "Geiz ist Geil" Menschen, die im Mediamarkt den Hals nicht voll bekommen können und die asiatische Wirtschaft und damit Investoren unterhalten.

Na, so beliebt kann der "Geiz ist geil"-Spruch wohl doch nicht sein, denn der Mediamarkt nutzt ihn nicht mehr. Im Übrigen ist der Mediamarkt inzwischen bekannt dafür, zwar ab und zu günstige Lockangebote zu haben, ansonsten aber keineswegs billig zu sein. Sie verkaufen zwar viel aus Asien, aber meist nicht zu niedrigen Preisen.

Ein Oligopol der Papierveredler und Druckereien mit Superreichen Inhabern?

Nein. Das wird so die gesamte Wirtschaft betreffen. Weil letztendlich alle in den Strudel hineingerissen werden. Wenn einer mittleren Firma ein wichtiger Großkunde wegen Insolvenz wegbricht, dann kann das für diese mittlere Firme durchaus ebenfalls die Insolvenz zur Folge haben.

Schrecklich!

Du hast es erfaßt. Oder?

Freundliche Grüße
von Garfield

Ausbeuter Verschwörung?

Borat Sagdijev, Friday, 30.01.2009, 19:47 (vor 6172 Tagen) @ Garfield

Hallo Borat!

Es macht keinen Sinn für alle Hersteller gleichzeitig und in gleicher
Weise einen Markt von low-cost Kleinwagen zu bedienen. Und mit teurerem
Personal machen wertigere Autos mehr sinn.

Real war das Personal aber keineswegs immer teurer. So werden
beispielsweise Waschmaschinen in Polen produziert und dann
merkwürdigerweise hier in Deutschland mehrere 100 Euro teurer verkauft als
in Polen. Der Transport von Polen nach hier scheint also pro Waschmaschine
enorm teuer zu sein - das liegt dann bestimmt an den hohen Löhnen der
osteuropäischen LKW-Fahrer, oder?

Marketing bestimmt den Preis. Wo mehr verdient wird kann mehr verlangt werden.

Und selbst wenn das Personal in Deutschland teurer ist als z.B. in Indien:
Das ist oft nur auf den ersten Blick betrachtet so. Gerade weil in Indien
die Löhne nämlich niedriger sind, hat sich da bislang kaum jemand Gedanken
darüber gemacht, wie man das Personal effektiv einsetzt und wie man

Genau das Gegenteil ist Realität. Gerade wegen der hohen Löhne (+Folgekosten,etc.) holt man hier viel eher alles aus einem Arbeitnehmer als in Thailand. Mit ein Grund für Automatisierung. Dass man versucht mit möglichst wenigen Arbeitnehmern möglichst viel zu erreichen ist ja wohl offensichtlich.
In Thailand kann z.B. der Test eines Produkts einen Arbeitnehmer zu ähnlichen Kosten viel länger beschäftigen als in Deutschland. Hier macht man es mit einer automatisierten Testvorrichtung.
Da machen sich qualifiziertere Leute halt mehr Gedanken das Personal hier wie da effektiver einzusetzen ...

überhaupt die Arbeitszeit möglichst effektiv nutzen kann. Deshalb brauchen
z.B. indische Software-Häuser verglichen mit deutschen Software-Häusern für
denselben Umsatz ein Vielfaches an Personal. Der niedrigere Stundenlohn
relativiert sich dann sehr schnell.

Es scheint sich aber doch zu Lohnen (im Vergleich), oder?

Gerade die Automobilindustrie hat in den letzten Jahrzehnten viel
automatisiert. Die Zeiten, als täglich viele tausend Mitarbeiter durch die
Tore einer großen Fabrik strömten, sind in Deutschland generell lange
vorbei, und dementsprechend fallen auch die Lohnkosten heute oft weniger
ins Gewicht als in früheren Zeiten.

Die Lohnkosten dominieren nach wie vor. Es sind nicht die "Fließbandarbeiter" von Gestern, sondern auch die Techniker und Ingeneure aus der Produktionsorganisation Automation / Wartung der Automation.
Die sind in der Tat in Deutschland meist Günstiger (wegen Qualifikation) zu "Schwellenländern", um die Auto's wie bekannt zu produzieren.
Deswegen werden die dann mit mehr Geld ins Ausland geschickt.

Es wäre sehr wohl möglich, auch in Deutschland billige Kleinwagen zu bauen
und die zu einem marktgerechten, günstigen Preis zu verkaufen. Die hätten
dann natürlich keine Klimaanlagen, keine 100-PS-Motoren und auch sonst
keinen unnötigen Schnickschnack. Aber das ist offensichtlich nicht
gewollt.

Der Markt wird doch effektiv bedient. Haben deutsche Autobauer eine Marktbedienungspflicht?

Im übrigen sinken die Umsätze der deutsche Auto-Industrie auf dem
deutschen Markt nicht erst seit der Finanzkrise. Das war schon vorher so.

Sinken die Umsätze nicht Weltweit?

Als VW im letzten Jahr stolz Umsatzgewinne meldete, vergaß man zu erwähnen,
daß die einzig und allein aus einem guten Auslandsgeschäft resultierten.
Auf dem deutschen Markt dagegen waren die Umsätze auch damals schon
sinkend. Jetzt läuft aber wegen der Finanzkrise auch das Auslandsgeschäft
schlechter - nun wird der deutsche Markt auf einmal wichtiger, und schon
ist das Gejammer groß.

Die Ausbeuter Verschwörung kürzt der arbeitenden Bevölkerung bei uns
das Real-Einkommen

Das hast du geschrieben.

Wenns das alte Auto tut ist egal ob das neue "marktgerecht", "klein"
oder "preisgünstig" ist.

Nein, denn ein altes Auto bringt ja immer auch höhere Reparaturkosten mit
sich, hinzu kommt oft noch eine höhere Steuerbelastung. Ich denke, daß
viele Menschen sich aus diesen Gründen gern ein neues Auto kaufen würden -
sie können es sich nur nicht leisten. Hinzu kommt, daß Neuwagen oft auch
nicht wesentlich weniger Treibstoff verbrauchen als ältere Autos, man kann
da also auch nicht mit einem großen Spareffekt rechnen.

Die Frage ist eher wann sich ein neues Auto lohnt. Und in unserem Wohlstandsland eher später als früher.
Es gibt doch sparsame Auto's.
Doch die Leute wollen kein zahnloses Statussymbol, auch wenn sie es behaupten.

Plädierst du für mehr Eigenverantwortung?

Na, sicher doch, aber das hat damit wenig zu tun.

Und vergiss nicht die "Geiz ist Geil" Menschen, die im Mediamarkt den
Hals nicht voll bekommen können und die asiatische Wirtschaft und damit
Investoren unterhalten.

Na, so beliebt kann der "Geiz ist geil"-Spruch wohl doch nicht sein, denn
der Mediamarkt nutzt ihn nicht mehr. Im Übrigen ist der Mediamarkt
inzwischen bekannt dafür, zwar ab und zu günstige Lockangebote zu haben,
ansonsten aber keineswegs billig zu sein. Sie verkaufen zwar viel aus
Asien, aber meist nicht zu niedrigen Preisen.

Der Spruch hat Jahrelang seinen Dienst Getan. Und der Geist des Spruchs geht subtil weiter.
Aus Asien kommen wertige Produkte.
Ja, und Marketing macht Mediamarkt auch.
Trotzdem verkauft Mediamarkt keine Grundig Sat-Receiver. Die gibts bei der Menschenrechtsorganisation LIDL.

Ein Oligopol der Papierveredler und Druckereien mit Superreichen
Inhabern?

Nein. Das wird so die gesamte Wirtschaft betreffen. Weil letztendlich alle
in den Strudel hineingerissen werden. Wenn einer mittleren Firma ein
wichtiger Großkunde wegen Insolvenz wegbricht, dann kann das für diese
mittlere Firme durchaus ebenfalls die Insolvenz zur Folge haben.

Dann ist endlich mal Schluss mit der Langeweile auf höchstem Niveau. Endlich passiert mal was!
So oft wie das aber Angekündigt wird hat sich aber auch schon eine Gewaltige Erwartung aufgebaut.
Nicht dass ich so Enttäuscht bin wie vom Waldsterben, Klimakatastrophe, BSE und AIDS!

Ausbeuter Verschwörung?

Garfield, Monday, 02.02.2009, 18:18 (vor 6169 Tagen) @ Borat Sagdijev

Hallo Borat!

Marketing bestimmt den Preis. Wo mehr verdient wird kann mehr verlangt werden.

Genau. Nur leider verdienen immer mehr Menschen in Deutschland nicht mehr genug, um die deutschen Preise bezahlen zu können. Deshalb gehen polnische Erntehelfer ja mittlerweile lieber z.B. nach Dänemark arbeiten als nach Deutschland. Deutschland ist in der Alt-EU zum Niedriglohnland geworden, und in Dänemark oder Luxemburg sind schon länger auch Deutsche unter den Billigarbeitern.

Genau das Gegenteil ist Realität. Gerade wegen der hohen Löhne (+Folgekosten,etc.) holt man hier viel eher alles aus einem Arbeitnehmer
als in Thailand.

Ja, natürlich. Wenn man nun aber Jobs ins Ausland verlagert, weil dort die Stundenlöhne niedriger sind, dann stellt man oft fest, daß dort alles länger dauert, daß man letztendlich also gar nicht soviel spart oder sogar noch draufzahlt.

Da machen sich qualifiziertere Leute halt mehr Gedanken das Personal hier
wie da effektiver einzusetzen ...

Dabei stößt man in Ländern wie Indien aber schnell an Grenzen. Die Mentalität vieler Menschen ist dort eben anders als sie sich in Deutschland herausgebildet hat.

In der Industrie funktioniert die Verlagerung der Produktion ins Ausland nur, weil die Fabriken in Asien oder sonstwo auch stark automatisiert sind. Und die Produktion wurde oft gar nicht so sehr wegen der Lohnkosten ins Ausland verlagert, sondern oft auch oder sogar vor allem, weil man die Märkte in Asien, vor allem in China und Indien, als enorm wichtig einschätzt. Immerhin lebt doch allein in diesen beiden Ländern schon etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.

Mittlerweile versucht man aber auch in anderen Branchen, die Wertschöpfung ins Ausland zu verlagern, z.B. in der Software-Entwicklung. Da ist es mit der Automatisierung schwieriger, man braucht mehr Personal, und dann stößt man eben auf die erwähnten Probleme.

Es scheint sich aber doch zu Lohnen (im Vergleich), oder?

Jain. Es haben sich schon viele Firmen damit in die Nesseln gesetzt. Es gibt da oft zwei Probleme:

1. wird im Ausland gern schlechtes Material verwendet, um die Kosten auf den geforderten niedrigen Stand zu bringen und dabei noch ordentlich Gewinn einzufahren. Das bekam z.B. eine deutsche Firma zu spüren, die hochwertige Sanitäreinrichtungen herstellt. Die dachten auch, sie könnten Badewannen billig in Indien produzieren lassen und sie dann in Deutschland teuer verkaufen. Das hielten sie für ein Super-Geschäft, bis dann die ersten Beschwerden von Kunden kamen. Eine Kundin hat sich z.B. in so einer Badewanne die Füße aufgeschnitten, an der abgeplatzten Beschichtung.

2. stellt man eben fest, daß man für gleiche Aufgaben mehr Personal benötigt als in Deutschland und daß die gelieferte Qualität obendrein noch schlechter ist. Man muß gründlicher spezifizieren und testen und mehr nachbessern.

In der Softwarebranche soll mittlerweile schon der Punkt erreicht sein, wo sich die Zahl der Firmen, die wieder davon abgehen, im Ausland entwickeln zu lassen in etwa die Waage hält mit der Zahl der Firmen, die beschließen, Entwicklungs-Standorte im Ausland aufzubauen. Da war es lange Zeit so, daß man gar nicht genau nachgerechnet hat, ob sich das überhaupt lohnt. Die Controller in ihren Büros sahen immer nur die geringeren Stundenlöhne. In manchen Firmen wunderte man sich dann bald darüber, daß die Gewinne nicht wie erwartet stiegen, sondern sogar sanken. Dann hat man nachgerechnet und schnell wieder auf die ausländischen Billigarbeiter verzichtet.

Der Markt wird doch effektiv bedient. Haben deutsche Autobauer eine Marktbedienungspflicht?

Nein. Wenn man aber meint, auf einem Markt nichts anbieten zu müssen, dann darf man sich auch nicht darüber wundern, daß man nichts mehr verkauft.

Sinken die Umsätze nicht Weltweit?

Jetzt sinken sie weltweit. Aber noch vor etwa einem Jahr konnte VW stolz Umsatzsteigerungen verkünden. Das bezog sich wahrscheinlich noch auf 2007. Da haben sie im Ausland noch gut verkauft, im Inland gab es aber damals schon Umsatzrückgang.

Jetzt ist aber auch das Auslandsgeschäft eingebrochen. In den Häfen stehen überall massenweise Neuwagen herum, die niemand mehr will. Und nun auf einmal stört der schwächelnde deutsche Binnenmarkt.

Die Frage ist eher wann sich ein neues Auto lohnt. Und in unserem Wohlstandsland eher später als früher.

Wenn man genug Geld hat, um sich alle 2 Jahre ein neues Auto zu kaufen, spart man schon mal die Kfz-Steuer. Denn man hat ja immer den neuesten Katalysator drin. Reparaturkosten fallen auch nicht an. Das würde schon dafür sprechen, sich möglichst bald ein neues Auto zu kaufen. Wenn man genug Geld übrig hat...

Es gibt doch sparsame Auto's.

Ähm, ja, z.B. den 3-Liter-Lupo von VW... Selbsternannte Umweltschützer wie auch die VW-Führung verweisen gern darauf, daß dieser 3-Liter-Lupo ja kaum verkauft worden wäre. Das würde doch beweisen, daß die Käufer solche Autos gar nicht wollen...

Erst einmal hat dieser Lupo ja tatsächlich schon noch etwas mehr als 3 Liter auf 100 km verbraucht. Und vor allem war es ein Diesel. Bei Dieselautos langt der Staat aber steuerlich stärker hin. Deshalb lohnen sie sich nur für längere Strecken. Der Lupo ist mit seinem 30-Liter-Tank aber ganz klar ein Kurzstrecken-Auto.

Somit ist doch klar, wieso er kein Verkaufsschlager geworden ist, und das war der VW-Führung von Anfang an vollkommen klar. Dieser 3-Liter-Lupo war nur eine Art Feigenblatt, mehr nicht. Er wurde von Anfang an ganz bewußt so konzipiert, daß man damit rechnen konnte, daß er sich kaum verkaufen wird. Weil VW ihn überhaupt nicht verkaufen wollte.

Ansonsten verbrauchen auch moderne Kleinwagen immer noch so etwa um 6 Liter auf 100 km.

Doch die Leute wollen kein zahnloses Statussymbol, auch wenn sie es behaupten.

Ja, sicher würden viele Leute gern einen Ferrari fahren, oder einen Kompressor-Mercedes, oder einen Porsche, oder einen VW Touareg... Nur kann sich die Masse der Bevölkerung so etwas nur als Modellauto in der Vitrine leisten. Da geht es schon lange nicht mehr darum, was man will, sondern darum, was finanziell möglich ist. Und da zählt nicht nur der Anschaffungspreis (der wird eh auf Raten abgezahlt), sondern die monatlichen Kosten. Im Moment ist der Druck ein wenig gesunken, weil Treibstoff wieder billiger geworden ist, dafür steigen in anderen Bereichen die Preise aber fröhlich weiter.

Der Spruch hat Jahrelang seinen Dienst Getan. Und der Geist des Spruchs geht subtil weiter.

Ja, aber wie konnte es denn soweit kommen, daß man Sprüche wie "Geiz ist geil" oder "billig will ich" in der Werbung verwenden konnte? In den 1960er Jahren wäre sowas voll nach hinten losgegangen. Als es dann ALDI gab, wollte lange niemand zugeben, daß er dort kaufte. Klar - man freute sich, wenn man etwas günstiger bekam, aber man wollte keinen Billigmurks, und wenn man ihn doch kaufte, sollte es zumindest niemand wissen.

Mit dem Thema Arbeitslosigkeit ist das ganz ähnlich: Früher war es eigentlich jedem peinlich, zuzugeben, daß man arbeitslos war. Manchmal ging man trotzdem täglich mit der Aktentasche aus dem Haus, damit auch ja kein Nachbar etwas davon bemerkte...

Heute ist es vielen Menschen weitaus weniger peinlich, zuzugeben, daß man arbeitslos ist und/oder wenig Geld hat. Das ist so, weil das heute so oft vorkommt, daß es mittlerweile als normal empfunden wird!

Dann ist endlich mal Schluss mit der Langeweile auf höchstem Niveau. Endlich passiert mal was!

Die Frage ist nur, was dann passiert. Interessant finde ich, daß auf einmal von hohen Führungskräften aus der Wirtschaft Aussagen kommen wie z.B. "das ist eine ausreichende Gehaltssteigerung, damit unsere Mitarbeiter auch weiterhin als Konsumenten die Kaufkraft stärken können". Noch vor etwa 2 Jahren wurde das Problem, daß viele Firmen sich hier auf dem Binnenmarkt mit ihrer Lohndrückerei selbst die Märkte zerstören, bestenfalls ignoriert; oft wurde es schlichtweg geleugnet.

Erstaunlich, welche Erkenntnisse auf einmal möglich sind, wenn der Binnenmarkt plötzlich wieder wichtiger wird. Allerdings glaube ich nicht wirklich an ein Umdenken.

Nicht dass ich so Enttäuscht bin wie vom Waldsterben, Klimakatastrophe,
BSE und AIDS!

Na ja, Waldsterben und Klimakatastrophe waren bzw. sind Konsum-Förder-Kampagnen. Da war bzw. ist ja klar, daß nicht viel bzw. gar nichts dahinter steckt.

Was man aber bisher aus der Wirtschaft hört, ist wirklich besorgniserregend. Zumindest hier in der Gegend (bei Aachen und Köln) gibt es in den letzten Wochen viele Insolvenzen. Ich bin mal gespannt auf erste offizielle Zahlen dazu. Je mehr Firmen pleite gehen, umso schlimmer wird es werden.

Freundliche Grüße
von Garfield

Ausbeuter Verschwörung?

Dark Knight, Monday, 02.02.2009, 22:57 (vor 6169 Tagen) @ Garfield

Was man aber bisher aus der Wirtschaft hört, ist wirklich
besorgniserregend. Zumindest hier in der Gegend (bei Aachen und Köln) gibt
es in den letzten Wochen viele Insolvenzen. Ich bin mal gespannt auf erste
offizielle Zahlen dazu. Je mehr Firmen pleite gehen, umso schlimmer wird es
werden.

Freundliche Grüße
von Garfield

Dennoch ist Geld genug vorhanden. In unser aller Leben hat sich nichts geändert. Also was soll diese "Finanzkrise"? Ist doch lächerlich, das mit 1929 zu vergleichen. Damals brach der Konsum ein. Davon kann heute keine Rede sein. In den Einkaufspassagen wird geshoppt wie eh und je. Ich muss immer den Kopf schütteln vor Unverständnis, wenn wieder mal die Rede davon ist, dass jetzt alles anders wird. Auch nach 9-11 hat man in den Talkshows düster das Ende der Spassgesellschaft verkündet. Nichts hat sich geändert. Und auch diesmal wird sich nichts ändern. Eine wahre Krise hätten wir erst dann, wenn in den Einkaufsmeilen Flaute herrscht, wenn plötzlich wenig Leute durch die Haupteinkaufsstrassen ziehen, wenn auf den Strassen wenig Autos fahren, ja dann wäre das Gejammer berechtigt. Solange wir aber Strom verbrauchen, Wasser verprassen und Treibstoff verpulvern können wie es uns beliebt, kann doch von einer Krise nicht die Rede sein.

Dark Knight

Ausbeuter Verschwörung?

Garfield, Tuesday, 03.02.2009, 13:20 (vor 6168 Tagen) @ Dark Knight

Hallo Dark Knight!

Mit der Zeit nach 1929 kann man die heutigen Verhältnisse in der Tat bisher nicht vergleichen. Damals schlug die Krise in Deutschland viel stärker durch, weil der Staat sie weitaus weniger durch Sozialleistungen und Geschenke für die Wirtschaft abpufferte.

In den USA sieht die Situation momentan schlimmer aus als in Deutschland. Das ist ja auch der Grund, wieso die Autobranche in den USA so sehr schwächelt, sogar noch mehr als hierzulande. Da hat man jahrzehntelang große Spritschlucker gebaut, und es galt als Zeichen für sozialen Abstieg, wenn man einen Kleinwagen fuhr. Die Finanzkrise hat da sehr schnell für ein Umdenken gesorgt.

Auch ist es ja so, daß wir durch die Massenmedien keineswegs immer korrekt informiert werden. Im Moment gibt es da zwei gegenläufige Trends:

Manche Firmen bauschen die derzeitige Krise auf, weil sie sich so bessere Chancen auf Unterstützung seitens der Politik ausrechnen. Außerdem ist so eine Finanzkrise eine schöne Gelegenheit, um hausgemachte Probleme als unverschuldete Folgen der Krise auszugeben.

Andere Firmen haben aber ein starkes Interesse daran, die Krise möglichst klein zu reden. Denn der absolute Super-GAU würde eintreten, wenn jetzt alle Konsumenten plötzlich sparen oder sogar noch ihr Geld vom Konto holen würden. Deshalb muß alles, was einen solchen Trend vermuten läßt, verschwiegen werden.

In meiner Gegend gibt es bei einer Bank neuerdings nur noch 200 Euro am Automaten. Offensichtlich hat es zumindest dort tatsächlich ungewöhnlich viele Abhebungen gegeben, so daß man auf diese Weise gegensteuern mußte. In den Medien wurde darüber aber nicht berichtet.

Und der Konsum in Deutschland ist ja in vielen Bereichen schon seit Jahren rückläufig. Der private PKW-Verkehr übrigens ebenfalls. In den nächsten Monaten wird sich das wohl noch stärker auswirken, weil die Arbeitlosenzahl steigen wird.

So eine Krise wirkt sich ja nicht auf einen Schlag überall gleichmäßig aus, sondern das ist wie beim Domino: Ein Stein stößt den nächsten um, ab und zu wackelt mal ein Stein, bevor er umkippt, so daß sich die Kettenreaktion verzögert... Die Firmen entlassen dann auch nicht sofort Personal, sondern hoffen natürlich auf eine baldige Besserung der Situation. Da werden dann erst einmal Überstunden abgebummelt, dann gibt es Kurzarbeit...

Eine wahre Krise hätten wir erst dann, wenn in den Einkaufsmeilen Flaute herrscht, wenn plötzlich wenig Leute durch die Haupteinkaufsstrassen ziehen...

In manchen kleineren Städten ist das bereits so, allerdings nicht erst seit der Finanzkrise. Geh mal z.B. in Stolberg im Rheinland durch die Einkaufszone - es ist erschreckend, wie viele leere Schaufenster es da schon gibt.

Freundliche Grüße
von Garfield

powered by my little forum