Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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FDP-Fraktion: Kitas auch in Wohngebieten bauen

Garfield, Wednesday, 28.01.2009, 18:37 (vor 6174 Tagen) @ Tigresa

Hallo Tigresa!

Denn praktisch in jedem Hof eines Neubaublocks und auch sonst überall dort, wo Platz war, gabs eine Krippe, eine Kindergarten oder einen Hort.

Hm, also ich habe das in der DDR so erlebt, daß Kindergärten - wie auch Schulen - oft auch etwas abgelegen lagen, also nicht direkt neben Wohnhäusern. In den ländlichen Regionen ergab sich das häufig allein schon daraus, daß ehemalige Gutshäuser u.a. als Kindergärten genutzt wurden. Die feinen Herrschaften hatten vorher ihre Residenzen selbstverständlich nicht direkt neben den Häuschen des einfachen Volkes platziert, sondern immer etwas davon entfernt und sie obendrein gern mit Parks umgeben. Aber auch in Städten habe ich oft gesehen, daß Kindergärten Abstand zu Wohnhäusern hatten. Sie waren meist auch nicht irgendwo in Hinterhöfen - Hinterhöfe gab es in den Plattenbausiedlungen überhaupt nicht. Kindergärten wurden üblicherweise von vorneherein mit eingeplant, wenn man ein Wohngebiet hochzog, und dafür wurden eigens Gebäude errichtet, mit Spielfläche dran.

Die von dir beschriebenen Zustände kann es natürlich in Altbauvierteln von Großstädten gegeben haben, wo die Möglichkeiten eingeschränkt waren. Das waren dann aber eher Provisorien, denke ich.

Von einigen Rentern weiß ich, daß sie das Kinderlachen - und geschrei eigentlich vermissen.

Früher war das ja auch nicht dasselbe. Heute gibt es das Problem, daß Kindern keine Grenzen gesetzt werden. Das ist von oben gewollt, denn die kleinen Prinzen und Prinzessinnen sollen ja ordentlich Konsum und damit Gewinne und Steuern generieren. Das klappt so aber nur, wenn die Prinzen und Prinzessinnen zu Hause das Sagen haben und nicht ihre Eltern. Es ist generell für den Konsum immer gut, diejenigen, die das Geld verdienen müssen, möglichst weitgehend zu entrechten und zu entmündigen und gleichzeitig denjenigen, die das Geld hauptsächlich ausgeben oder für die es hauptsächlich ausgegeben wird, möglichst viele Rechte und Privilegien zu geben. Um es mal konkret auszudrücken: Wenn ein Kind laut schreit, weil es die bunten, teuren Bonbons vor der Kasse haben will, dann ist es für den Konsum sehr abträglich, wenn die Eltern das Kind mit einer Ohrfeige schnell zum Schweigen bringen.

Das hat aber den Effekt, daß Kindern heute generell kaum noch Grenzen gesetzt werden. Manche Eltern interessiert es überhaupt nicht, was aus ihren Kindern wird; andere fühlen sich hilflos, denn schon bei einer kleinen Ohrfeige kann ihnen ja eine Anzeige blühen. Wieder andere versuchen zwar mehr oder weniger erfolgreich, ihre Kinder zu erziehen, manche kapitulieren dann aber bald, wenn sie sehen, wie all ihre Bemühungen durch Kontakt des Kindes mit verzogenen Gören wieder zunichte gemacht werden. Kinder brauchen aber Grenzen und versuchen, sie zu finden, indem sie prüfen, wie weit sie gehen können. Das hat logischerweise zur Folge, daß Kinder heute viel mehr über die Stränge schlagen als in früheren Zeiten.

Wir waren ja alle mal Kinder, und ich kann mich natürlich auch noch an meine Kindheit erinnern. Natürlich haben wir damals auch mal laut durchs ganze Dorf gebrüllt. Wir haben beim Spielen auch mal laut gelacht oder etwas gerufen.

Aber es hat sich niemand hingestellt und einfach sinnlos aus Leibeskräften in die Luft gebrüllt. Heute machen Kinder sowas.

Oder sie setzen sich an eine Hauswand und schlagen stundenlang mit Steinen dagegen - auf so eine Idee wäre ich als Kind nie gekommen!

Wir haben früher auch oft auf einer Straße gespielt. Wenn ein Auto kam, dann gingen wir schnell beiseite, und wenn es weg war, spielten wir weiter. Wir haben das nur gemacht, weil es halt keine ebene Fläche gab, wo wir Ball spielen konnten. Hätte es so eine Spielfläche gegeben, wären wir dorthin gegangen. Heute sieht man es immer wieder, daß Kinder auf Straßen spielen, obwohl es nur wenig entfernt Spiel- und Bolzplätze gibt. Und wenn dann ein Auto kommt, gehen die auch nicht unbedingt weg - ganz im Gegenteil, dann wird erst recht provokant stehen geblieben, schließlich möchte man ja cool sein. Wenn man irgendeinen Schläger in der Hand hält, setzt man auch noch gern einen drauf und schlägt in Richtung des Autos, oder man spuckt dagegen - das wäre mir als Kind nie in den Sinn gekommen.

Was ich auch schon erlebt habe: Man fährt ahnungslos eine Straße entlang, und plötzlich springt nur wenige Meter vor dem Auto ein Kind hinter einem Baum hervor und läuft über die Straße. Und zwar nicht versehentlich, sondern mit voller Absicht. Meine Frau hat mal erlebt, daß sich ein Put plötzlich ein Skateboard schnappte, das vor sich auf die Straße warf und nur etwa 2 m vor ihrem Auto über die Straße rollte. Das sollen wohl Mutproben sein.

Sowas hat niemand gemacht, als ich ein Kind war. Die benehmen sich heute viel extremer.

Und deshalb erzeugen Kinder heute eben auch mehr Lärm als früher. Vor einigen Jahren wohnten meine Frau und ich noch in einem Wohngebiet, wo viele Familien mit Kindern wohnten. Ich kam abends nach Hause, und da war ein extremer Lärm hinter dem Haus. Ich fragte meine Frau, ob da eine Kindergartengruppe ist, aber sie sagte, da wären nur drei Kinder. Ich konnte das echt nicht glauben, sah aus dem Fenster - und tatsächlich, es waren wirklich nur drei Kinder, die diesen Lärm machten.

An einem anderen Tag kam meine Frau nach Hause und hörte eine Kinderstimme laut "Hilfe, Hilfe!" rufen. Sie ging ans Fenster, sah raus und da stand dort hinter dem Haus ein kleines Mädchen mitten auf der Wiese. Die Kleine war da ganz allein, weit und breit war niemand zu sehen, sie sah in die Luft und rief immer wieder laut "Hilfe, Hilfe!", ohne daß dafür irgendein Grund erkennbar war. Meine Frau hörte an ihrer Stimmlage auch deutlich, daß sie keine Angst hatte, sondern nur aus Langeweile schrie. Sie sah dann meine Frau am Fenster stehen und lachte.

Freundliche Grüße
von Garfield


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