Ausgesetztes Baby: Mutter in Warschau aufgespürt
Weinheim/Warschau (ddp-bwb). Die Mutter des am Freitag vor einer
Arztpraxis in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) aufgefundenen Babys hält
sich laut einer Mitteilung der Polizei vom Sonntag in Polen auf. Die
25-jährige Frau hatte nach Polizeiangaben am Freitagvormittag mit dem
Säugling und einem weiteren Kind - einem eineinhalb Jahre alten Sohn
- ihr Zuhause in Weinheim aus unbekannten Gründen verlassen. Der
Vater beider Kinder und Lebensgefährte der Polin, ein 36-jähriger
Iraker, hatte am Freitagabend Vermisstenanzeige erstattet.
Am Sonntag teilte die Polizei mit, dass sich die 25-Jährige
zusammen mit ihrem eineinhalb Jahre alten Sohn in der polnischen
Hauptstadt Warschau aufhalte. Nachdem Verwandte der Frau der Polizei
einen Hinweis gegeben hatten und das Bundeskriminalamt die polnischen
Behörden kontaktierte, wurden die 25-Jährige und ihr Sohn bei der
Familie der Frau in Warschau angetroffen. Weshalb sie nach Polen
zurückgekehrt war, sei Gegenstand der weiteren Ermittlungen, hieß es.
Keine Todesgefahr - keine Straftat
Das acht Wochen alte Baby war von Patienten im Treppenhaus der
Arztpraxis in einem Kindersitz entdeckt worden. Es war in zwei Decken
eingewickelt und hatte ein Fläschchen mit warmer Milch bei sich. Der
Junge, der nach Angaben der Polizei gesund ist, wurde inzwischen in
einem Kinderheim untergebracht.
Die 25-Jährige wurde in Warschau nicht festgenommen. «Sie kann
sich frei bewegen>, sagte ein Polizeisprecher. Ihr werde keine
Straftat vorgeworfen. Eine strafbare «Aussetzung> läge nur dann vor,
wenn sie das Kind in die Gefahr des Todes gebracht hätte. Dies sei
aber bei der Arztpraxis, in der Patienten ein- und ausgingen, nicht
der Fall gewesen. Von der Polizei sei die 25-Jährige lediglich zur
Feststellung des Aufenthaltsorts ausgeschrieben gewesen. Nun werde
sich voraussichtlich das Jugendamt einschalten. Dann werde man sehen,
«wem das Kind zugesprochen wird>.
19.01.2009 Ta
http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=93063
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein