Sex, Spaß, Kohle machen: Die"neuen Feministinnen" kreisen vor allem um sich selbst
Sex, Spaß, Kohle machen: Die „neuen Feministinnen“ kreisen vor allem um sich selbst
Wenn der Gegner fehlt
Von Ellen Kositza
Vergangene Woche wartete die sonst schmucklose Startseite der Internet-Suchmaschine Google mit einem Bildchen auf: ein Mädchen, breitbeinig vor einer Rechentafel stehend. Oh ja, Europa feierte Girls’ Day! Hierzulande waren es Institutionen wie das Bundesbildungs-, Forschungs- und Familienministerium, die eher unbekannte Gleichstellungs- und Frauenministerienkonferenz und der DGB, die alljährlich einhellig beklagen, daß Jungs wie Mädels sich beruflich zu „eindimensional“ orientierten.
Also: Während die Knaben in Pflege- und Erziehungsberufen unterrepräsentiert sind, meiden die Mädels Sparten wie Elektronik und Metallverarbeitung. Weil Ministerien, Verbände und ihre Subalternen (Medien und Pädagogen) diese Sachlage als schief empfinden, war der 24. April wieder Tag des Rollentausches. Der Passant durfte sich an gelangweilten Jungs in Kita-Sandkästen und blaumannfreien Kichermädchen in Autowerkstätten erfreuen.
Dazu mag passen, daß über den Tag hinaus ein „Neuer Feminismus“ ausgerufen worden ist. Uns steht, so soll es scheinen, ein neuformuliertes „weibliches Selbstbewußtsein“ ins Haus. (Wozu, nebenbei, Angela Merkels breit diskutiertes Dekolleté paßt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.) Was nun wäre neu am „Neuen Feminismus“, und was daran feministisch?
Zunehmend selbstgewisser Staatsfeminismus
So dürfte die Reihenfolge stimmen: Aus der rebellischen, doch quantitativ vernachlässigungswerten Frauenbewegung der sechziger und siebziger Jahre erwuchs ein zunächst schüchterner (Ministerinnen wie Claudia Nolte und Merkel), dann zunehmend selbstgewisser Staatsfeminismus.
Akademisch blähte sich in der postmodernen Umbruchszeit um 1989 ein Studienzweig namens Gender Studies auf, der inzwischen fächerübergreifend tätig ist und dessen „Forschungsergebnisse“ auch in Ämter und Gesetze Einzug gehalten haben. Stichworte: Quotenregelungen, Gender Mainstreaming, Gleichstellungsparagraphen.
Vor drei Jahren dann das kurze Zwischenspiel: Da war zum einen die Demographiedebatte über den Zeugungs- und Gebärstreik der Deutschen. Zum anderen stellte Nachrichtensprecherin Eva Herman grundsätzlich die Erfolge der Frauenemanzipation in Frage. Ihre heiß umstrittenen Verweise auf die Nebenwirkungen feministischer Befreiungskriege wurden von zahlreichen Seiten flankiert.
