Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Mehr Männer sterben

Wolfgang A. Gogolin ⌂, Hamburg, Thursday, 15.01.2009, 11:49 (vor 6187 Tagen)

'...Mehr Männer sterben

Nach den massiven Privatisierungen in der Wirtschaft der ehemals kommunistischen Länder ist die Sterberate bei Männern spürbar angestiegen. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich in den 90er Jahren um fast 13 Prozent, wie aus einer Studie britischer Wissenschaftler hervorgeht, die im Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde ... Als einen wichtigen Faktor für die höhere Sterberate sehen die Wissenschaftler den starken Anstieg der Arbeitslosenquote, weil Arbeitgeber den Beschäftigten bis zur Privatisierung eine umfassende Gesundheits- und Sozialpflege geboten hätten.'

n-tv

Das finde ich erstaunlich - wird bei uns nicht gern behauptet, Männer seien an ihrem frühen Tod selbst schuld, weil sie sich nicht um ihre Gesundheit kümmerten?

Viele Grüße
Wolfgang

Mehr Männer sterben

Sophie X, Thursday, 15.01.2009, 12:21 (vor 6187 Tagen) @ Wolfgang A. Gogolin

'...Mehr Männer sterben

Nach den massiven Privatisierungen in der Wirtschaft der ehemals
kommunistischen Länder ist die Sterberate bei Männern spürbar angestiegen.
Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich in den 90er Jahren um fast 13 Prozent,
wie aus einer Studie britischer Wissenschaftler hervorgeht, die im
Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde ... Als einen
wichtigen Faktor für die höhere Sterberate sehen die Wissenschaftler den
starken Anstieg der Arbeitslosenquote, weil Arbeitgeber den Beschäftigten
bis zur Privatisierung eine umfassende Gesundheits- und Sozialpflege
geboten hätten.'

n-tv

Das finde ich erstaunlich - wird bei uns nicht gern behauptet, Männer
seien an ihrem frühen Tod selbst schuld, weil sie sich nicht um ihre
Gesundheit kümmerten?

Viele Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Wo siehst Du da den Widerspruch?

So wie ich den Text verstehe, haben vor der Privatisierung die Arbeitnehmer eine unfassende Gesundheitspflege erhalten ( vielleicht mussten sie diese sogar gezwungendermaßen in Anspruch nehmen ).

Jetzt ist dies offensichtlich nicht mehr der Fall; eine Gesundheitspflege wird nicht mehr verordnet oder wohlfeil angeboten. Nun muss man(n) sich, möglicherweise sogar mit großem Aufwand, selber kümmern. Offenbar geschieht das aber nicht bei allen; ob aus finanziellen Gründen oder aus Bequemlichkeit wird nicht gesagt.


Nebenbei:

Die Aussage, Männer kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit, mag durchaus stimmen. Die Frage nach den Gründen ( z.B. Angebotsspektrum ) wird in vielen Fällen leider nur marginal und oberflächlich betrachtet.

Gruß
Sophie X

Mehr Männer sterben

Roslin, Thursday, 15.01.2009, 13:25 (vor 6187 Tagen) @ Sophie X
bearbeitet von Roslin, Thursday, 15.01.2009, 13:37

Ich glaube, das Risiko der Arbeitslosigkeit hat den psychischen Druck, der ohnehin auf Männnern sehr viel stärker lastet als auf Frauen, so erhöht, daß sie vermehrt in Suchtverhalten ausweichen (Alkohol, Rauchen).
Da Männer sich sehr viel stärker in ihrem Selbstbewußtsein über beruflichen Erfolg definieren und vor allem auch von Frauen darüber definiert werden (guter Mann = guter Versorger), fürchten die, die noch Arbeit haben, vermehrt um ihren Arbeitsplatz, die, die arbeitslos sind, suchen erst recht "Trost" in irgendwelchen Süchten, mit entsprechenden Folgen für die Lebenserwartung.
Fallen dann die regelmäßigen Pflichtuntersuchungen durch den Betriebsarzt weg, wie sie für das Betriebskollektiv vorgeschrieben waren (soviel ich weiß), dann ist diese Entwicklung leicht erklärbar.
Beträfe sie Frauen, redete man von OPFERN struktureller Gewalt.
Da Männer aber ohnehin ja Täter sind, gilt auch hier in erster Linie der Grundsatz SELBER SCHULD.
Die übliche Folge feministischer Gesellschaftsanalyse ist dann FRAUEN MUSS MAN HELFEN, MÄNNER KÖNNEN SEHEN, WO SIE BLEIBEN.
Eine Sichtweise, die leider von Alpha-Männern geteilt wird, die ihr Ohr gerne klagenden Frauen leihen und als weiße Ritter bestrebt sind, Frauenforderungen nachzukommen, aber Männer, die im Dreck liegen, genauso gründlich übersehen, wie die meisten Frauen, die so sehr damit beschäftigt sind, ihren eigenen Opferstatus zu feiern und die dominierenden Alpha-Männer zu beneiden, daß sie glatt übersehen, daß nicht nur die Spitze, sondern genauso der Bodensatz einer Gesellschaft von Männern dominiert wird, es eben nicht die Frauen sind, die am benachteiligsten, ärmsten, unterdrücktesten sind.
Auch hier sind Frauen ja wieder einmal um den Mittelwert herum dichter gepackt als die Männer, weniger Frauen in der Spitze, aber auch viel weniger im Lumpenproletariat.
Einen Mann macht es eben an, einer Frau helfen zu können. Das hebt sein Selbstbewußtsein.
Dagegen einem anderen Mann zu helfen, ist längst nicht so "erotisch".
Und Frauen sind ebenfalls eher geneigt, sozial deklassierte Männer zu übersehen, denn die sind für sie auch nicht interessant, nichts, womit man das eigene Ego schmücken kann, die unerotischsten Lebewesen überhaupt. "Ansehen" bei deklassierten Männern zu gewinnen, reizt die Durchschnittsfrau nicht, sie will die Blicke der Alphamänner anlocken und blickt deshalb selbst vor allem in diese Richtung, will denen gefällig sein, denen "helfen".

Mehr Männer sterben

Joseph S, Friday, 16.01.2009, 00:19 (vor 6187 Tagen) @ Roslin

Ich glaube, das Risiko der Arbeitslosigkeit hat den psychischen Druck, der
ohnehin auf Männnern sehr viel stärker lastet als auf Frauen, so erhöht,
daß sie vermehrt in Suchtverhalten ausweichen (Alkohol, Rauchen).
Da Männer sich sehr viel stärker in ihrem Selbstbewußtsein über
beruflichen Erfolg definieren und vor allem auch von Frauen darüber
definiert werden (guter Mann = guter Versorger), fürchten die, die noch
Arbeit haben, vermehrt um ihren Arbeitsplatz, die, die arbeitslos sind,
suchen erst recht "Trost" in irgendwelchen Süchten, mit entsprechenden
Folgen für die Lebenserwartung.

Ich denke auch, daß die psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit der stärkste Faktor für diese Veränderung sind. Dabei würde ich weniger das Abgleiten in die Sucht ins Zentrum stellen, auch wenn das viel zu oft vorkommt, sondern die Resignation und Lebensziellosigkeit, die dazu füht, daß der Kampf ums Weiterleben aufgegeben wird, wenn der Körper mit etwa Wille noch könnte. Wer sich selbsr aufgibt, stirbt schneller.

Dieses Phänomen kann auch für Neurentner auftreten, für die zuhause kein Platz mehr vorgesehen ist.

Gruß,
Joseph

Mehr Männer sterben

roser parks, Thursday, 15.01.2009, 18:32 (vor 6187 Tagen) @ Sophie X

'...Mehr Männer sterben

Nach den massiven Privatisierungen in der Wirtschaft der ehemals
kommunistischen Länder ist die Sterberate bei Männern spürbar

angestiegen.

Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich in den 90er Jahren um fast 13

Prozent,

wie aus einer Studie britischer Wissenschaftler hervorgeht, die im
Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde ... Als einen
wichtigen Faktor für die höhere Sterberate sehen die Wissenschaftler

den

starken Anstieg der Arbeitslosenquote, weil Arbeitgeber den

Beschäftigten

bis zur Privatisierung eine umfassende Gesundheits- und Sozialpflege
geboten hätten.'

n-tv

Das finde ich erstaunlich - wird bei uns nicht gern behauptet, Männer
seien an ihrem frühen Tod selbst schuld, weil sie sich nicht um ihre
Gesundheit kümmerten?

Viele Grüße
Wolfgang


Hallo Wolfgang,

Wo siehst Du da den Widerspruch?

So wie ich den Text verstehe, haben vor der Privatisierung die
Arbeitnehmer eine unfassende Gesundheitspflege erhalten ( vielleicht
mussten sie diese sogar gezwungendermaßen in Anspruch nehmen ).

weil Arbeitgeber den Beschäftigten bis zur Privatisierung eine umfassende Gesundheits- und Sozialpflege geboten hätten.

Das würde mich interessiern wie das definiert wird?


Jetzt ist dies offensichtlich nicht mehr der Fall; eine Gesundheitspflege
wird nicht mehr verordnet oder wohlfeil angeboten. Nun muss man(n) sich,
möglicherweise sogar mit großem Aufwand, selber kümmern. Offenbar geschieht
das aber nicht bei allen; ob aus finanziellen Gründen oder aus
Bequemlichkeit wird nicht gesagt.

Als Arbeitsloser mit einem Berufsbild das nicht zukunfstfähig ist, dürfte man nicht mehr über die finanziellen Mittel verfügen!


Nebenbei:

Die Aussage, Männer kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit, mag durchaus
stimmen. Die Frage nach den Gründen ( z.B. Angebotsspektrum ) wird in
vielen Fällen leider nur marginal und oberflächlich betrachtet.

Gruß
Sophie X

Freilich hat man wieder an der Oberfläche gefischt!

Die Forschungsergebnisse seien eine wichtige Lehre für andere Länder wie etwa China oder Indien, die einen ähnlichen Wandel ihrer Industrien planten, urteilten die Wissenschaftler.

Die Forschungsergebnisse, dürften in China und Indien belanglos sein!
Eher dürfte die Zukunft vieler Männer gerade in westlichen Gesellschaften so aussehen.

powered by my little forum