Wie Juristen Flüsse bergauf fließen lassen - Die Sprache der Familienpolitik
Familien-Kongress 2006
Wenn Begriffe das Begreifen verhindern - Dr. Jürgen Borchert
Mit der Sprache erzielt man Wirkungen, die stärken oder schwächen, ja verletzen können, die aufklären oder - wenn falsche Begriffe richtiges Verständnis verhindern - in die Irre führen können.
Für "wirbelwind" sprach Frauke Obländer-Garlichs mit dem Renten- und Sozialexperten Dr. Jürgen Borchert zur Semantik in der Sozial- und Familienpolitik und ihren fatalen Folgen.
In unserem Interview geht Borchert den Begriffen an die Wurzeln.
Fazit: Rentenversicherung, Generationenvertrag, versicherungsfremde Leistungen, Familienleistungsausgleich, kostenfreie Mitversicherung, nachhaltige Sozialpolitik usw. - alles Begriffe, die täuschen, die nicht sagen, was wirklich ist!
wirbelwind: Herr Dr. Borchert, Sie sehen einen verhängnisvollen Einfluss der Semantik auf die Familien- und Sozialpolitik der vergangenen Jahrzehnte bis heute.
Borchert: Wie einst der Turmbau zu Babel fällt derzeit unsere Gesellschaft auseinander, weil die Sprache nicht ehrlich ist und deshalb die Verständigung nicht mehr klappt. Selbst die Politik kann unter lauter falschen Begriffen nicht mehr die Tatsachen erkennen. Nicht zuletzt durch den fehlerhaften Gebrauch der Sprache wurde die systematische und über Jahrzehnte anwachsende, für unser Gemeinwesen lebensgefährliche Benachteiligung von Familien durch die Mechanismen des Sozialstaates von Politik und Öffentlichkeit bis in die jüngste Zeit nicht in ihrer Tragweite wahrgenommen. Die gesellschaftlichen Rezeptoren funktionieren offenbar ähnlich wie bei einem Frosch: Setzt man ihn in kaltes Wasser und erhitzt dieses nur sehr langsam, bleibt der Frosch sitzen und stirbt! Ein Frosch hingegen, der in heißes Wasser geworfen wird, so lehrt die Neurophysiologie, springt wieder heraus und überlebt, wenn auch verletzt.
http://www.familienkongress.de/fileadmin/pdfs/fk06/Borchert2_01.pdf (2 Seiten)
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein