Der Drache und der Prinz

Nior aon Duine, Sunday, 04.01.2009, 20:22 (vor 6197 Tagen)

Und zur Abwechselung von mir mal einen absolut unwissenschaftlichen, total unausgewogen Beitrag aus der Abteilung "Was ich schon immer mal posten wollte":

Ein junger Prinz beschloss einst, Abenteuer zu suchen und einen Drachen zu töten. Er kaufte sich ein Schwert und eine Rüstung und machte sich auf den Weg. In der Höhle des Drachen angekommen, sieht er sich um, als er plötzlich etwas auf seiner Schulter spürt. Er drehte sich herum und vor ihm stand ein RIESIGER Drache, der einen Finger auf seine Schulter gelegt hatte.
Der Drache fragte den Prinzen: "Hallo! Was machst denn Du hier?"

Prinz: "Äh - hm - also ...."

Drache: "Immer das gleiche mit den jungen Rittern. Gib's zu, du wolltest mich töten!"

" Äh - naja - also - ja ..."

"Hör zu, das ist nicht das erste Mal. Die dummen Jünglinge kommen an und meinen, wir Drachen wären so doof, dass man uns einfach so abmurksen könnte, und dabei haben sie noch nie einen von uns gesehen. Eigentlich sollte ich dich einfach auffressen. Aber ich habe heute gute Laune und mache Dir einen Vorschlag: wenn Du versprichst, Weisheit zu suchen, lasse ich Dich am Leben. Du hast von jetzt an ein Jahr Zeit, mir eine Frage zu beantworten. Wenn mich die Antwort zufrieden stellt, bekommst Du die Hälfte meines Drachenschatzes, ansonsten fresse ich Dich auf."

"Hm - bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig ..."

"Genau! Ach ja, und komm nicht auf die Idee, abzuhauen und nie wieder zu kommen - ich finde Dich!"

"Na gut - und wie lautet die Frage?"

"Die Frage lautet: Was ist Frauen wirklich wichtig?"

Daheim angekommen, befragte der Prinz jede Frau im Schloss, was ihr wichtig sei. Von der Königin bis zur einfachsten Magd. Er bekam viele Antworten wie "Schönheit", "Reichtum", "Macht", "Einen lieben Mann ...". Aber zu jeder Antwort gab es auch viele Frauen, die sie für völlig falsch hielten.

Er war schon am Verzweifeln, bis ihm jemand den Vorschlag machte, die uralte weise aber böse Hexe im Sumpf zu befragen, die einige Tagesreisen weit weg wohnte. Als er bei der Hexe ankam, schilderte er ihr sein Problem. Diese meinte, die wirkliche Antwort zu kennen, aber sie würde sie nur um den Preis verraten, dass er sie heiraten würde.

Da bekam der Prinz einen Riesenschreck, denn es gab nicht nur üble Gerüchte über den Charakter der Hexe. Die Hexe war auch noch die hässlichste Frau, die er jemals gesehen hatte: ein Buckel, die Beine unterschiedlich lang, eine große Warze auf der Nase; sie roch fürchterlich, und ihre Stimme war ein ekelhaftes Gekrächze.

Nach einigem Nachdenken beschloss er jedoch, dass dies gegenüber dem Drachen das geringere Übel sei und versprach, die Hexe zu heiraten, wenn der Drache die Antwort akzeptieren würde.

Daraufhin gab sie ihm ihre Antwort: "Was sich jede Frau wünscht ist, über die Dinge, die sie persönlich betreffen, selbst bestimmen zu können".

Der Drache akzeptierte die Antwort und überließ dem Prinzen einen Teil seines Schatzes.

Fröhlich ritt der Prinz nach Hause, bis er wieder an die alte Hexe dachte. Da er jedoch ein Prinz war, bleibt ihm nichts übrig, als sein Versprechen einzuhalten, und die Hochzeit wurde angesetzt. Das war ein seltsames Fest! Die Braut war die ganze Zeit tief verschleiert und niemand durfte sie ansprechen. Erst als der Priester sagte "Ihr dürft die Braut jetzt küssen" hob der Prinz zögernd den Schleier. Doch welche Überraschung erwartete ihn: Statt in das hässliche Gesicht der alten Hexe sah er in das wunderschöne Gesicht einer jungen Frau. Ihre Zähne waren gesund und gerade, sie stank nicht, sondern roch wunderbar nach Rosen, und Haare schimmerten himmlisch.
Der Prinz konnte sein Glück kaum fassen und das Paar verabschiedete sich bald ins Schlafzimmer.

Als sie dort ankamen, sah die Braut wieder wie die uralte, weise aber böse Hexe aus und der arme Prinz überlegte sehr, ob der Drache nicht doch das kleinere Übel gewesen wäre.

Die Hexe teilte dem Prinzen nun mit, dass sie als Hexe natürlich auch die Fähigkeit habe, ihr Aussehen zu verändern und dass ihr Aussehen während der Hochzeit der erste Teil seiner Belohnung für das gehaltene Versprechen gewesen sei. Der zweite Teil sei, dass er sich aussuchen dürfe, ob sie künftig am Tag die alte Hexe und in der Nacht die junge schöne Frau sei - oder, genau andersherum, am Tag schön und in der Nacht die Hexe. Der Prinz könne sich aussuchen, was ihm lieber wäre.

Der Prinz überlegte lange, was besser wäre - tagsüber eine schöne Frau, um die ihn alle beneiden würden, aber schreckliche Nächte, oder tagsüber das Gespött eines jeden zu sein und dafür die Nächte genießen zu können.
Wie hat er sich wohl entschieden?

Wenn du ein Mann bist, lese bitte nicht gleich weiter.
Überlege zuerst: Was wäre DEINE Wahl gewesen?