Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.

katja, Sunday, 02.07.2006, 11:30 (vor 7097 Tagen) @ DschinDschin

Hallo DschinDschin,

ich antworte mal hier, weil mich nihi an anderer Stelle auf dein Post aufmerksam gemacht hat.

Auch wenn ein geäußerter Wunsch noch lange nicht das Gleiche ist, als wenn
ein Mensch echte Anstrengungen unternimmt, um aus diesem Wunsch
Wirklichkeit werden zu lassen (Jeder Volkswirt kennt den Unterschied
zwischen Bedürfnis und Bedarf), so würde ein logisch denkender Mensch, die
Männer in den Fokus seiner Bemühungen stellen, da hier mit 25% Anteil der
größere Überzeugungsmarkt gegeben ist.

Soweit ich das bisher beurteilen kann, wollen Männer keine Kinder, weil sie vor den Folgen einer Trennung Angst haben. Eine Trennung bedeutet häufig ein finanzielles Desaster und eine Trennung von den Kindern. Ich sehe da durchaus einen grossen Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit von Frauen. Eine Frau, die in der Ehe arbeitet, wird das auch nach der Trennung weiterhin tun, der Ehegattenunterhalt fällt weg. Auch sind solche Frauen möglicherweise nicht so fixiert auf Kinder und Mutterrolle, was einen gemeinsamen Umgang nach der Trennung fördert. Erstens brauchen sie den Vater eher als betreuende Person und zweitens sind sie eher in der Lage, sich nicht ausschliesslich über ihren Status als Mutter zu identifizieren.

Was ich lese ist reine Frauenförderung. Männer sollen gegen ihren
offensichtlichen Willen noch zusätzliche Lasten aufgebürdet werden. Sie
sollen sich nicht nur im Beruf der Konkurrenz weiblicher Mitbewerber
erwehren und zusätzlich ihren Frauen helfen, anderen Männern Konkurrenz zu
machen.

Puh, das ist heftig. Das heisst, deine Solidarität mit anderen Männern ist stärker als das Bestreben, deiner Partnerin zu helfen.

Wo die Daten herkommen, dass mehr Berufstätigkeit der Frau zu mehr Kindern
führt? Ich habe meine Zweifel?

Ich dachte immer, Frankreich sei ein Beispiel. Werden dort nicht mehr Kinder geboren als beispielsweise in Italien, wo die meisten Frauen daheim bleiben?

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einen hohen Bedarf an
Betreuungsangeboten formulieren vor allem Frauen ohne Kinder.
Alleinerziehende haben in allen Bereichen einen großen Bedarf an
Unterstützung.
Der Löwenteil der Kinder kommt aber aus intakten Ehen mit Vater, Mutter
und Kinder. Gefördert werden sollen aber Randerscheinungen. Toller
Lösungsansatz, Randgruppen zu fördern.

Da fühle ich mich angesprochen. Ich bin ebenfalls kinderlos und befürworte ein besseres Betreuungsangebot. Die frage war, soweit ich mich erinnere, welche Massnahme den Anreiz für ein Kind erhöhen würde. Da verstehe ich deine Reaktion nicht wirklich. Frauen ohne Kinder sind ja nicht zwangsläufig Singles, sondern leben durchaus in intakten Ehen/Partnerschaften. Bloss halt kinderlos bisher.


Was hier vorgestellt wird sind Modelle, wie sie ein Zweitverdiener fahren
kann, nicht jedoch derjenig, welche die Basisversorgung der Familie
sicherstellen muss, in der Regel also der Mann. Was hier als
Musterbeschäftigungsverhältnis vorgestellt wird, sind prekäre
Beschäftigungsverhältnisse. Und das soll die tolle Lösung sein?

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein besseres Angebot an Teilzeitstellen oder Stellen mit flexibler Zeiteinteilung gleich eine solche Bedrohung darstellen. Das heisst ja noch lange nicht, dass es ausschliesslich solche Stellen geben soll. In vielen Bereichen ist das sogar unmöglich.


Die Quintessenz aus diesem Text ist:

Moderne Paare leben in Sachen Kinder aneinander vorbei: Wenn sie kann,
will er nicht. Und wenn er endlich will, kann sie nicht mehr. Jeder fünfte
kinderlose Mann im Alter von 35 bis 44 gibt gemäss der Studie «männerleben>
an, dass sein Alter oder das der Partnerin dagegen spricht.
Fertilitätskliniken können ein Lied davon singen: Paare, die ihren
Kinderwunsch in letzter Sekunde noch realisieren wollen und auf
natürlichem Weg nicht zum Ziel kommen, drücken sich dort die Klinke in die
Hand. «Sozial verursachte Sterilität> nennen die Soziologen die
generationstypische Krankheit moderner Paare.

Wird nach Ursachen für die Fortpflanzungsmisere gesucht, ist die
Indifferenz der Männer die wohl spannendste Fährte. Der Berliner
Familien-Soziologe Hans Bertram beobachtet in diesem Zusammenhang eine
Verschiebung der emotionalen Machtbalance zu Gunsten der Männer. «Wenn sie
gut verdienen, können sie alle Hausarbeiten problemlos outsourcen>, sagt
er, «dafür brauchen sie keine Frauen. Und da in unserer Gesellschaft auch
Sexualität ohne Auflagen verfügbar ist, sinkt der Marktwert derjenigen,
die durch einen Kinderwunsch belastet sind.> Das aber sind nun einmal in
erster Linie die Frauen.

Es ist also längst nicht nur die fehlende Life-Work-Balance, die einer
steigenden Geburtenrate im Wege steht, sondern das postfeministische
Verhältnis von Mann und Frau schlechthin.

Ja, sicher. Für meine Begriffe hat sich das aber im Wesentlichen aus ersterem entwickelt.

Gruss

katja


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