Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Nicht ganz Off Topic

Lude, Friday, 07.11.2008, 03:21 (vor 6256 Tagen)

Zitat aus einer Rede von PABLO PICASSO, gehalten am 2. Mai 1952.

"Seit die Kunst nicht mehr Nahrung der Besten ist, kann der Künstler sein Talent für alle Launen und Wandlungen seiner Fantasien verwenden. Alle Wege stehen einem intellektuellen Scharlatanismus offen. Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Raffinierten, die Reichen, die Nichtstuer und Effekt-Hascher suchen in ihr Neuheit, Seltsamkeit, Originalität, Verstiegenheit und Anstößigkeit. Seit dem Kubismus, ja schon früher, habe ich selbst all diese Kritiker mit den zahllosen Scherzen zufriedengestellt, die mir einfielen, und die sie umso mehr bewunderten, je weniger sie ihnen verständlich waren. Durch diese Spielerei, die Rätsel und Arabesken, habe ich mich schnell berühmt gemacht. Und der Ruhm bedeutet für den Künstler: Verkauf, Vermögen, Reichtum! Ich bin heute nicht nur berühmt, sondern auch reich. Wenn ich aber allein mit mir bin, kann ich mich nicht als Künstler betrachten im großen Sinn des Wortes. Große Maler waren: Giotto, Tizian, Rembrandt, Goya. Ich bin nur Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat, und alles, was er konnte, herausgeholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen."

Nicht ganz Off Topic

Durchblicker, Friday, 07.11.2008, 03:40 (vor 6256 Tagen) @ Lude

Danke für dieses Zitat! So off-topic ist es nicht. Hier der "Maskulist" über die Stimmung bei den Neu-Gierigen Intellektualisten vergangener Jahrzehnte:

"... Die Welt kann nicht nur etwas ganz anderes sein, sondern sie muß es auch werden.

Mag nun diese Forderung nicht viel Unsympathisches an sich haben, gezeugt hat sie allerdings einen neuen Trend, der die Forderung nach dem "ganz anderen" und "völlig Neuen" als globalen Kult auf allen möglichen Kulturgebieten übertrug und dahin tendierte, daß Neu- bzw. Anderssein fortan wertstiftend wurde, oft unabhängig von aller weiteren Qualität des anders- bzw. neuseienden Gegenstandes. Diese Mentalität hat am deutlichsten in der Kunst Umstrittenes erzeugt..."

Wir machen weiter!

Nicht ganz Off Topic

Maximilianeum, Sankt Oberkunsttupfing, Friday, 07.11.2008, 20:17 (vor 6255 Tagen) @ Durchblicker

Picasso war ein Filou! Er stellt sein Licht allerdings schon ein bisschen unter den Scheffel, wie ich finde. Grundsätzlich hat er aber Recht. Wurden die von ihm genannten Maler alle noch für ihre Kunstfertigkeit bewundert, so werden viele der "Künstler" heute dafür beklatscht, daß sie den Betrachtern ihrer Werke Interpretationsspielraum lassen, innerhalb dem sie sich selbst bewundern können. Dafür nämlich, was sie bei so viel Interpretationsvermögen für einen tollen Kunstverstand offenbaren. Kurz: Was bin ich für ein Kopf, wenn ich mir jene Farbkomposition anschaue, von der ich noch nicht mal genau sagen kann, ob sie absichtlich -, oder nur zufällig so entstanden ist. Feingeistig muß man aber interpretieren, nicht grob! Nehmen wir mal die Fettecke mit den Luftpumpen von Beuys: Wenn ich jetzt interpretiere "Der Jahrhundertkünstler Beuys schuf hier einen Appell an uns, rank, schlank und sportlich zu bleiben, auf daß es uns erspart bleibe, vermittels einer Luftpumpe in unserem fetten Arsch schnaufen zu müssen", dann ist das keine gültige Interpretation. Eine gültige Interpretation, die unseren herausragenden Kunstverstand unterstreicht, wäre bspw. die: "Hineingeworfen in das Nichts dieser Welt wie in die öde Ecke einer leeren Badewanne, verlassen von allem, was uns menschliche Geborgenheit im Unendlichen sein könnte ... äh ... *grübel-grübel* ... sind wir nichts weiter als ein fetter Streifenpolizist, der eine Bande von Fahrraddieben in flagranti ertappt hat und mit Luftpumpen erstochen wurde."

In der Musik ist es ähnlich. Nie zuvor wurden innerhalb von vierzig Jahren so viele Dilettanten so berühmt, wie in den letzten vierzig Jahren.

Künstlich - Max

Nicht ganz Off Topic

Durchblicker, Saturday, 08.11.2008, 04:30 (vor 6255 Tagen) @ Maximilianeum

Hi Max!

"Picasso… stellt sein Licht allerdings schon ein bisschen unter den Scheffel,.."

Wahrscheinlich im Bewußtsein, daß das, was er als Qualität in seinem Schaffen erachtete, von seinem wohlwollenden Publikum ohnehin kaum wahrgenommen werden konnte. Auf der anderen Seite sollte man aber auch Picassos Impuls (Zerrbild des Wirklichen) nicht überbewerten.

Was Beuys betrifft: Ihm wäre es wohl am rechtesten, wir würden an seiner Fettecke die statische Ausdauer des anfälligen Objekts an den Wänden der Kunstakademie als das eigentliche Können seiner Kunst ansehen.

"so werden viele der 'Künstler' heute dafür beklatscht, daß sie den Betrachtern ihrer Werke Interpretationsspielraum lassen.."

Ja! Der Interpretationsspielraum (institutionalisierte Ratlosigkeit) ermöglicht allerdings nicht nur Nichtkönnern Präsenz in den Kunsthallen. Zusätzlich soll dadurch auch das Prinzip des "Alles ist möglich" erhärtet werden, damit gewisse Doktrinen, die an sich das Unmögliche anstreben, von der Kunst als legitimiert abgesegnet werden.

Soweit erst einmal

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