Männer in den Medien
Hallo
Vor einiger Zeit habe ich mir vom östereichischen "Ministerium für soziale Sicherheit Generationen und Konsumentenschutz" die Studie "Männer in den Medien" zukommen lassen. Die rücken das Teil leider nur in Papierform heraus (350 Seiten). Dafür haben sie mir es kostenlos zugesendet.
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Daraus folgender Text einfach mal so zum lesen. Was mir besonders auffiel habe ich fett geschrieben.
Rainer
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1.2.3 Das Anlage-Umwelt-Problem
Die Frage nach der Wirkung von Medieninhalten auf unsere geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen, etwa durch Übernahme von Vorbildern oder kolportierten Wertvorstellungen, steht in engem Zusammenhang mit der Anlage-Umwelt-Problematik bezogen auf Geschlechtsunterschiede. (Der folgende Abriss richtet sich dabei nach Palz und Partner, 2006.) Auch hier ist die Literatur uneins, ob eher dem Anlage- oder dem Umwelt-Aspekt mehr Bedeutung zu zollen ist, wenngleich sie (siehe etwa Palz und Partner, 2006) sich mittlerweile darin einig sein müsste, dass beide Einflüsse existieren und nicht vernachlässigbar sind. Sie kann auch nicht objektiv bewerten, ob allfällige genetische Prädispositionen Argumente sind, 'männliche' Eigenschaften zu akzeptieren oder vielmehr pädagogisch umzuformen. Die 'ideologisierte Debatte' kennt etliche Argumente für eine biologistische Erklärung unterschiedlicher Geschlechterrollen. Zum Beispiel findet sich in der Literatur die Vorstellung, wonach traditionelle Geschlechtsrollenzuweisungen einfach das reflektieren, was für die meisten Menschen mit dem geringsten erzieherischen Aufwand einhergehe (Bischof-Köhler, 1985) und aufgrund der vermuteten biologischen Grundlagen demnach auch kulturübergreifend wirksam sei. Baron-Cohen (2003) argumentiert eine derartige Sicht der Dinge damit, dass geschlechtsspezifische Spielzeugpräferenzen bereits vor Kenntnis der Geschlechterrollen zu bemerken seien.
Nach Romberg (2003) resultieren geringere soziale Kompetenzen bei Männern aus dem Zusammenwirken genetischer Anlagen mit der geschlechtstypischen Erziehung durch die Mütter, auch Bischof-Köhler (2002) sieht Genderunterschiede bereits von Geburt an, also vor jeder möglichen Beeinflussung durch Sozialisationseffekte. Weiters werden biologische Korrelate von Geschlechtsunterschieden oft als Argument für eine genetische Grundlage der geschlechtstypischen Verhaltensunterschiede benutzt. So geht eine Überproduktion von Testosteron mit üblicherweise als männlich angesehenen Verhaltensweisen bei Frauen einher bzw. mit besserer Raumvorstellung (Lipp, 2002), wohingegen Testosteronmangel bei Männern eine Verschiebung mancher Verhaltensweisen ins weibliche Stereotyp fördert (Berenbaum & Hines, 1992). Die Überlegenheit weiblicher sprachlicher Fähigkeiten drückt sich nach Bennet und Shaywitz (1995) durch die Aktivierung auch der rechten Hemisphäre bei vielen Frauen aus, während bei Männern nur die linke Hemisphäre bei bestimmten sprachlichen Aufgaben beteiligt ist. Auch Daly, Wilson und Weghorst (1982) sehen evolutionäre Ursachen. Nickel und Schmidt-Denter (1980) stellen fest, dass in den sog. "Kinderläden", welche im Geist der 68er antiautoritäre Ideale umsetzten, die Geschlechterstereotypen nicht abgeschwächt werden konnten, sondern sich sogar noch stärker entwickelten als in der klassischen Erziehung.
Geschlechterstereotype bestehen laut der klassischen Studie von Maccoby und Jacklin (1980) darin, dass Männlichkeit als wettbewerbsorientiert, logisch, geschäftstüchtig und selbstbewusst in Erscheinung tritt, während Weiblichkeit sich sanft, empathisch und gefühlsbetont manifestiert. Diese geschlechtstypische Eigenschaftszuordnung wurde in vielen Folgestudien immer wieder bestätigt, etwa in der ARIANNE-Studie und auch für Österreich durch Zulehner (2003) und Palz und Partner (2006). Die Art des evolutionären Vorteils, welcher einer genetischen Entwicklung und damit Auslese zugrunde liegen müsste, ist gelegentlich Gegenstand der Diskussion. Warum sich etwa die Neigung männlicher Jugendlicher zu riskanten Mutproben oder riskantem Verhalten genetisch entwickelte, wird entweder auf Vorteile aus vergangenen Zeitaltern zurückgeführt oder als günstiges Verhalten Frauen gegenüber eingestuft (Lipp, 2002).
Allerdings finden sich auch viele Argumente für die Rolle der Sozialisation bei der Ausprägung von geschlechterstereotypischen Einstellungen und Verhaltensweisen. Horstkemper (2001), Eisenberg, Martin und Fabes (1996), Lipp (2002) und Violi (2003) betonen in verschiedener Weise die Rolle der Eltern und deren geschlechtsspezifischer Erwartungen (nach Spiel & Wagner, 2003, bei Vätern noch ausgeprägter als bei Müttern). Baron-Cohen (2003) meint hingegen, dass sich die Eltern in der Erziehung gar nicht geschlechterstereotyp verhalten würden. Auch Lytton und Romney (1991) sehen kaum Unterschiede bei Einschränkungen, Zuneigung und Leistungsbeurteilungen. Nach Lorenz (1999) helfen Buben vor der Pubertät sogar mehr im Haushalt, lehnen aber dann als weibliche empfundene Arbeit wegen des Drucks der peer-group ab. Violi (2003) formuliert, dass die Stereotype vorhandene Persönlichkeitsaspekte von Buben verdrängen würden, sodass als angestrebte Eigenschaften vor allem Mut, Furchtlosigkeit, Heldenmut und Konkurrenzfähigkeit übrig bleiben.
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