Wurde der moderne Feminismus von einem Mann erfunden?
Letztens las ich wieder die Sartre- Biografie von Cohen-Solal. Und seitdem frage ich mich, ob der Feminismus der sich auf Simone de Beauoir bezieht nicht eigentlich die Explikation des Existenzialismus am beispiel der Geschlechtersituation ist.
Hat also Sartre den Feminismus erfunden?
Wurde der moderne Feminismus von der Rockefeller Foundation erfunden?
ein Leser, Thursday, 30.10.2008, 08:41 (vor 6263 Tagen) @ Dummerjan
Letztens las ich wieder die Sartre- Biografie von Cohen-Solal. Und seitdem
frage ich mich, ob der Feminismus der sich auf Simone de Beauoir bezieht
nicht eigentlich die Explikation des Existenzialismus am beispiel der
Geschlechtersituation ist.Hat also Sartre den Feminismus erfunden?
Möglicherweise hat der Feminismus seinen Ursprung nicht bei Sartre, sondern wurde ursprünglich von der Rockefeller Foundation ins Leben gerufen und gesponsert.
Gibt es eine Sünden-Ziege oder sind wir selbst schuld?
Student(t), Thursday, 30.10.2008, 11:32 (vor 6263 Tagen) @ Dummerjan
Hat also Sartre den Feminismus erfunden?
Ich kenne zwar nicht die zitierte Sarte-Biografie; bekannt ist mir allerdings, daß Sartre und S. de Beauvoir zeitlebens eng befreundet waren und sich natürlich gegenseitig beeinflußt haben.
Doch ob nun der Feminismus von Sarte erfunden wurde oder - wie in der erste Antwort auf deinen Beitrag behauptet wird -, von einem der Rockefellers (ein sehr bemerkenswerter Blog übrigens !), so beschäftigt mich die Frage einer eventuell männlichen Urheberschaft des Feminismus von Beginn meines Denkens zu diesem Thema.
o Ist der der Feminismus weiblichen Ursprungs, dann haben wir eine Sündenböckin (richtig: Sünden-Ziege) und können sagen: Die Weiber sind schuld. Und böse. Aber das wäre dann auch ein Eingeständnis unserer Hilflosigkeit. Denn dann könnte nur ein Dritter, eigentlich: Gott, uns erlösen.
o Ist der Feminismus männlichen Ursprungs, so beinhaltet das, daß wir ihn auch wieder beenden können. Wir müßten nur einsehen, daß wir einen Fehler - oder auch viele Fehler - gemacht haben. Wir sind vom Wege abgewichen. Wir können wieder zurück und dann den richtigen Weg weitergehen. Damit hätten wir unsere männliche Würde bewahrt.
Im Grunde ist dieses Dilemma das große Thema der christlichen Theologie. Ob euch das nun gefällt oder nicht. Das Christentum ist, ganz anders als z.B. der Islam, selbst als das Judentum, die Religion des Sündenfalls und der Erlösung; J.C. ist der Erlöser schlechthin. In seinem mythischen Ursprung ist Adam durch Eva verführt worden; diese durch die Schlange, welche ihrerseits eine verschleiernde Verbildlichung des Weibes ist. - Nun haben die Kirchenväter (z.B. Augustinus, 354-430) noch und noch diskutiert über die Frage: Ist das Weib allein schuld ? Oder ist es Adam, weil der ja der eigentliche Mensch ist ? Oder trifft ihn nur eine Mitschuld ?
Das sind genau die Fragen, die sich stellen angesichts des Feminismus oder Sexismus. Wenn man sie beantworten will, so wäre ein Blick in die Sündentheologie sicher hilfreich.
Gruß
Student
Wurde der moderne Feminismus von einem Mann erfunden?
Thomas, Thursday, 30.10.2008, 19:19 (vor 6263 Tagen) @ Dummerjan
Lt. Esther Vilar, "Das Ende der Dressur" „Für einen weiblichen Feminismus“ S.376 ist die Theorie von der Unterdrückung der Frau von Männern aufgestellt : Marx, Engels, Bebel, Freud.
„Sie wurden von frühester Kindheit an von ihren bougoisen Müttern manipuliert und blieben bis zum Lebensende Objekte weiblicher Ausbeutung. Ihre bougeoisen Ehefrauen ließen, wo immer das möglich war, sogar ihr bischen Hausarbeit noch vom Personal erledigen“. Es wird die These aufgestellt dass Simone de Bouvoir 1949 genau auf diese Thesen Bezug genommen hat, daher sieht Ester Vilat den männerdämonisierenden Feminismus als „männlichen Feminismus“.
Im Jahre 1800 schrieb zum ersten Mal ein Autor etwas über den angeblich schlechteren Mann, der Kriege führt u.a. (hab den Link nicht mehr), ist also keine typisch weibliche Erfindung. Als erste Feministin könnte man eine Schriftstellerin am französischen Hof (Name kann ich morgen benennen) betrachten.
Die Suffragetten im England führten teilweise regelrechte Attacken aus (ca. vor 200 Jahren). Am erfolgreichsten waren Frauen und Männer seit 1908 bis 1918 mit kooperativen Methoden wie Petitionen u.v.a.m. und erarbeitetet das Wahlrecht für Frauen u.v.a.m.
Das vorwiegend männerdominierte deutsche Parlament führte 1958 das Gleichberechtigungsgesetz ein.
Der Feminismus wie wir ihn hier kennen wurde von der Meinungshoheit einer Person vereinnahmt und damit auch hierzulande geprägt. Moderne Feministinnen nehmen davon öffentlich Abstand. In Frankreich gibt es noch Namen wie Elisabeth Badinter, Doris Lessing die mittlerweile sehr kritisch ist und auch Fr. Astrid von Friesen, die sehr für Väter-/Männerbelange einsteht.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/834504/
Das Thema Feminismus sollte sehr differenziert betrachtet werden. Moderne liberale Feministinnen bevorzugen eine Gemeinsamkeit mit den Männern, wollen keine Eigenlobhudeleien wie wir sie kennen und sind rigoros gegen Misandrie und für die kritische Hinterfragung von Rollenstereotypen und Erziehung, denen wir möglicherweise immer aufliegen. Die von Ihnen favorisierten Quoten geben Anlaß zu heftigen Diskussionen und decken sich dagegen nicht mit dem Bild „Protektionismus ist frauenfeindlich“.
Dieser moderne liberale Feminismus ähnelt m.E. dem von Esther Vilar beschriebenen „weiblichen Feminismus“ deren für Männer positive Auswirkungen in „Das Ende der Dressur“ angenehm beschrieben wurde, indem Männer von ihrem seit langen zugewiesenen Rollenkorsett befreit werden und nur noch quasi um ihrer selbst willen und nicht wegen ihrer Versorgerqualitäten geliebt werden.
Es sind bei differenzierter Betrachtung interessante Denkansätze zu finden.
Hierzulande sind wir etwas ins Hintertreffen geraten aufgrund der beschriebenen Vereinnahmung der Denkhoheit im Vergleich zu Ländern wie Neuseeland oder Schweden, wo es z.B. keinen nachehelichen Unterhalt mehr gibt.
Wurde der moderne Feminismus von einem Mann erfunden?
Student(t), Friday, 31.10.2008, 14:06 (vor 6262 Tagen) @ Thomas
Als erste Feministin könnte man
eine Schriftstellerin am französischen Hof (Name kann ich morgen benennen)
betrachten.
Da bitte ich drum.
Es sind bei differenzierter Betrachtung interessante Denkansätze zu
finden.
Ich hoffe, mehr darüber zu lesen ! Hast du eine eigene Webseite oder Präsenz in einem bestimmten Forum ?
Gruß
Student
http://www.blogigo.de/Sexismuskritik
http://sexistinnen-pranger.de
Wurde der moderne Feminismus von einem Mann erfunden?
Thomas, Friday, 31.10.2008, 15:01 (vor 6262 Tagen) @ Student(t)
Als erste verbriefte Feministin gilt ein spätmittelalterliches Burgfräulein : Die junge Witwe Christine de Pisan. Sie verfasste das Buch "Die Stadt der Frauen".
Sicherlich kein Meilenstein in der Schaffung sozialen Friedens war das Buch "Vom physiologischen Schwachsinn des Weibes" vom Mediziner Paul Moebius um 1900, der möglicherweise heute noch Anlass zu revanchistischem Gedanken liefert.
Die alte Frauenbewegung formierte sich Mitte des 19. Jh. und endete 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Bis 1949 blieb der Feminismus vollkommen zersplittert. Elisabeth Selbert und Helene Wessel stzten sich für den Gleichberechtigungsgrundsatz im Grundgesetz ein. genau in diesem Jahr erschien das berühmte Buch von Simone de Beauvoir "Das andere Geschlecht". Die neue Frauenbewegungung in Deutschland startete mit dem berühmten Tomatenwurf von Sigrid Rüger auf einer Versammlung der SDS 1968.
Das Buch "Der kleine Unterschied" erschien dann 1975 und läutete den uns vertrauten deutschen Feminismus ein.
Die Aktivistin Anita Augspurg reichte zwischen 1899 und 1918 zahlreiche Petitionen für das Frauenwahlrecht beim Reichstag ein.
Einen guten Einstieg in die Informationen fand ich in "Wir Alphamädchen" aus 2008 unter der Überschrift "Eine kleine Geschichte des Feminismus".
In die Tiefe gehen kann man darüberhinaus mit vielen Literaturempfehlungen, jedoch könnte das schnell ein tagesfüllender Job werden.
Es ist richtig wenn gesagt wird wie mit dem allem umgegangen wird.
Der heutzutage noch m.E. gelebte feministische Revanchismus- so mein Eindruck - ist nicht mehr zeitgemäß und es gießen immer wieder einzelne Personen Öl ins Feuer des sog. Geschlechterkampfes, wie er in div. Foren derzeit heftig diskutiert wird.
..nein, wer hat's erfunden.........
XRay, Thursday, 30.10.2008, 21:15 (vor 6263 Tagen) @ Dummerjan
Rikola war es nicht,
aber ich finds völlig unerheblich wer die z.B. Glühbirne erfunden hat,
entscheidend ist, wer eine Erfindung wie nutzt.
Und es ist keineswegs so, dass einer den Geist, den er rief auch ebenso leicht wieder los werden kann.
Es nutzt IMHO also nichts nach dem "schulidigen" Erfinder zu suchen.
Schuldig ist, wer eine Gefahr erkennt und nicht das in seiner Macht stehende dagegen tut.
mea culpa
..nein, wer hat's erfunden.........
Theokritos, Friday, 31.10.2008, 14:55 (vor 6262 Tagen) @ XRay
Schuldig ist, wer eine Gefahr erkennt und nicht das in seiner Macht
stehende dagegen tut.mea culpa
Was tust DU dagegen?