Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

«Stich doch zu, dann ist es endlich vorbei»

Christine ⌂, Wednesday, 29.10.2008, 12:31 (vor 6264 Tagen)

Wenn in Beziehungen die Gewalt regiert, sind Männer längst nicht immer die Täter. Auch sie werden verprügelt, schikaniert und erpresst.

Häusliche Gewalt geht auch von Frauen aus

Noch immer ist selbst von Fachleuten zum Thema häusliche Gewalt die Meinung zu hören, dass Männer in den allermeisten Fällen Täter und nicht Opfer seien. Die Statistik der Kantonspolizei aber weist bei den polizeilichen Interventionen wegen häuslicher Gewalt einen Anteil von weiblichen Täterinnen von immerhin 20 Prozent auf.

Bei der Zürcher Opferberatungsstelle für Männer melden sich jedes Jahr bis zu 150 männliche Opfer von häuslicher Gewalt. «Die meisten von ihnen erstatten aber nie Anzeige>, sagt Berater Matthias Hagner. Er schliesst daraus, dass die Dunkelziffer gross sein müsse. Hagners These wird von den Resultaten aus wissenschaftlichen Opferbefragungen gestützt. Mehrere Studien gehen davon aus, dass Frauen fast gleich häufig zu Gewalt greifen wie Männer.

Allerdings suchen Männer weniger oft Hilfe, und sie zeigen ihre Partnerinnen auch seltener an als Frauen, so die Studien. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele Männer sind in der selben Situation wie geschlagene Frauen auch: Sie lieben ihre Peinigerinnen trotz allem.

Männer als Opfer bleiben ein Tabu

Es gibt aber auch männerspezifische Probleme. «Dass Männer Opfer von weiblicher Gewalt werden, ist ein Tabu>, sagt Berater Hagner. «Deshalb meinen Betroffene, sie seien die einzigen, denen das passiert. Und oft schenkt man ihnen auch keinen Glauben.> Viele männliche Opfer würden sich selbst nicht ernst nehmen, sich für abnormal halten. Kathrin Graf, Fachverantwortliche für häusliche Gewalt bei der Kantonspolizei, sieht noch einen anderen Unterschied zu weiblichen Opfern: «Frauen sind sensibilisierter. Sie rufen häufiger die Polizei, selbst wenn die Verletzungen nur gering sind, weil sie körperlich unterlegen sind und eher um Leib und Leben fürchten.> Für viele Familienväter spricht ein weiteres Argument gegen eine Trennung: Sie befürchten, danach ihre Kinder nicht mehr sehen zu dürfen. Dazu kommt im Fall einer Scheidung die finanzielle Unsicherheit.

Die Studien, aber auch die Erfahrungen von Polizei und Beratungsstelle zeigen noch einen Unterschied: Frauen wenden eine andere Art Gewalt an als Männer. Sie schlagen nicht nur, sondern werfen mit Gegenständen, beissen, reissen an den Haaren oder greifen zum Küchenmesser. Trotzdem tragen Männer seltener schlimme Verletzungen davon.

Hilfsangebote für Männer sind - im Gegensatz zu Angeboten für Frauen und Kinder - noch immer dünn gesät. Neben der Opferberatungsstelle gibt es im Kanton Zürich noch das Mannebüro. Was vor allem fehlt, ist aber ein Pendant zum Frauenhaus, sagt Hagner. «Die Männer, die zu uns kommen, haben oft kein soziales Netz. Sie wissen nicht, wohin.> (leu)

Hier gehts weiter mit dem Fallbericht eines geschlagenen Mannes: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Stich-doch-zu-dann-ist-es-endlich-vorbei/story/17125047

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

powered by my little forum