»Mama« und »Papa« im Zerrspiegel der Medien
Viktor Farkas
Möglicherweise wird Ihnen bald schon während der Werbeblöcke im Fernsehen - sofern Sie nicht die Toilette aufsuchen oder die entsprechenden Minuten anderweitig nutzen - die Absenz von kochenden, die Küche putzenden, Wäsche waschenden oder bügelnden Frauen und Männern in schnellen Autos auffallen, die ohnedies schon länger durch Powerfrauen im Managerlook und Kinder tätschelnde Papas verdrängt werden.
Das ist kein Zufall, sondern EU-Werk. Im Herbst 2008 stimmte die Mehrheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament für den Antrag der schwedischen Abgeordneten Eva-Britt Svenson, der stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion der Vereinigen Linken/Nordische Grüne, welcher die Überwachung der Werbung zwecks Beseitigung der traditionellen Geschlechterrollen zum Inhalt und Ziel hat. Grund dafür, schärfer vorzugehen, ist das im Antrag in Berichtform festgehaltene Erschrecken darüber, dass die Ungleichheit der Geschlechter trotz >mehrerer gut dotierter Gemeinschaftsprogramme zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter immer noch weit verbreitet ist«.
Daher müsse schon den Kleinkinder unmissverständlich eingebläut werden, dass es, von ein paar unerheblichen Äußerlichkeiten abgesehen, keine wirklichen Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein gibt. Den Mitgliedsstaaten wird somit aufgetragen, nicht nur umgehend öffentliche Stellen einzurichten, bei denen man sich über klischeehafte Werbung beschweren kann, sondern die Ziele des Berichtes bindend in die Rechtsordnung aufzunehmen. Um dieses Diktat auch der Werbewirtschaft schmackhaft zu machen, obliegt es den Mitgliedstaaten, Werbungen mit Preisen zu bedenken, in welchen den Geschlechterstereotypen am effektivsten der Garaus gemacht wird. Manche nennen das >Peitsche und Zuckerbrot«.
Die Unterhaltungsindustrie präsentiert die klassische Familie schon seit Längerem nicht selten als Relikt aus der (verdächtigen) Vergangenheit oder simpel als Lachnummer. Voll im Trend des >Zeitgeistes« erscheinen Ehe und Familie als unerträgliches Gefängnis - mit dem Ehemann als tyrannischem Kerkermeister. Eine Befreiung nur gibt es aus diesem Joch: Berufstätigkeit.
Egal ob in Krimiserien, Fernsehfilmen oder auch Politbeiträgen, allerorten tummeln sich Frauen und Familien oftmals in ziemlich realitätsfremden Settings: Berufstätige Mütter haben kaum Erziehungsprobleme. Sie müssen sich auch selten damit herumschlagen, wo sie ihre Sprösslinge während der Arbeitszeit deponieren sollen. Dunkle Augenränder nach schlaflosen Nächten am Bett eines kranken Kindes bekommt man ebenso wenig zu sehen, wie die schwierige Balance zwischen Job und Familie, und vieles andere, von dem Alleinerzieherinnen ein Lied singen könnten - allerdings nicht in >Soaps«.
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein