Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Was ist Gleichberechtigung ? Zwei entgegengesetzte Begriffe von Gerechtigkeit.

Student(t), Saturday, 25.10.2008, 00:53 (vor 6269 Tagen)

Ein Artikel von Peter Kuntze in der "Jungen Freiheit" 44/08 gibt mir erneut Anlaß, über den Begriff "Gerechtigkeit" zu reflektieren. Auf die unterschiedlichen Auffassungen hiervon führen nämlich Verständnisschwierigkeiten zurück, die auch in diesem Forum immer wieder zum Ausdruck kommen.

Schon Aristoteles unterschied im 5. Buch seiner Nikomachischen Ethik zwei unterschiedliche Gerechtigkeiten:


1.
Eine solche Gerechtigkeit, die nach dem Motto geht: "Jedem das Seine". Voraussetzung ist die Anerkenntnis der Unterschiedlichkeit des Menschen, und damit auch die Unterschiedlichkeit seiner Bedürfnisse und Ansprüche.
Wie Kuntze schreibt, war dies auch der Wahlspruch von Friedrich I. Es liegt als Prinzip auch der Marktwirtschaft zugrunde.

2.
Eine solche Gerechtigkeit, die allgemein gilt. Kuntze weist richtig darauf hin, daß dieses Prinzip schon im Urchristentum angelegt ist, sodann aber im Marxismus wieder auftritt.
Meines Wissens findet sich der stärkste Ausdruck dieses Prinzips im neutestamentlichen Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg: Ein Arbeitgeber stellt, über den Tag verteilt, Tagelöhner ein. Dabei zahlt er ihnen jeweils genau den gleichen Lohn - egal ob sie seit dem frühen Morgen arbeiten oder erst seit einer Stunde. Das ärgert natürlich Diejenigen, die früh angefangen und folglich mehr geleistet haben. Jesus hält entgegen, daß Verdienste aus der Vergangenheit nicht zählen, wenn der Mensch das neue (ewige) Leben beginnt.


Es mag befremden, daß der Atheist Marx ("Religion ist Opium fürs Volk") sich hier als verkappter Christ erweist - und doch hat er das zentrale soziale Prinzip des Christentums zur Verbreitung verholfen, freilich unter Außerachtleistung einer Prämisse, die es erst heilbringend macht. Die allgemeine Gleichheit setzt nämlich das Liebes-Opfer voraus, nicht hingegen das Anspruchs-Opfer.

Der Feminismus hat die Idee der allgemeinen Gerechtigkeit dann sexistisch zugespitzt und ein zweites Mal entartet. Zum Materialismus (das Wort kommt bereits von mater=Mutter) kommt jetzt noch der Sexismus hinzu.


Auch das Prinzip der individuellen Gerechtigkeit aber (das nicht notwendig aufgehoben ist), ist atheistisch entartet worden, und zwar biologistisch. Seine relative Berechtigung wird jetzt begründet mit der Evolutionstheorie. Dabei wird auf das Tierreich zurückgegriffen, insbesondere auf Raubtiere: "Der Stärkste überlebt" heißt es, und z.B. "Es können nicht Alle Vegetarier sein."


Hier im Forum gibt es dementsprechend zwei entgegengesetzte Positionen, und somit, grob gesagt, zwei Fraktionen.


o Die Einen sagen: Männer und Frauen sind gleich. Nur kommt das aufgrund einer falschen Politik und Rechtssprechung noch nicht zum Ausdruck. Es wäre doch gut, wenn Frauen auch z.B. schwere körperliche Arbeit machen und mir das Kochen überlassen. Quoten sind gut - wenn sie nur richtig zugeteilt werden.

o Die Anderen sagen: Männer sind die Macher von Hause aus. Sie können daher auch nicht wirklich benachteiligt sein. Sofern sie es anscheinend sind, haben sie es selber zugelassen. Das können und wollen sie aber auf Dauer nicht.


Wie P.Kuntze für den ökonomisch-politischen Bereich glaubhaft zu machen sucht, sind beide Prinzipien letztlich unvereinbar. Mal gewinnt das eine, mal das andere Prinzip der Gerechtigkeit die Oberhand; zur Zeit und voraussichtlich noch mehr für die nahe Zukunft dominiert die christlich-marxistische Form der Gerechtigkeit. Und zwar sehr zu unserem Schaden.


Meines Erachtens könnte man beide Gerechtigkeiten miteinander harmonisieren. Allerdings nicht unter Voraussetzung des Atheismus. Die Anspruchs-Opferhaltung, die uns gerade der sexistische Feminismus so schmerzlich vorführt, müßte überwunden worden durch die Bereitschaft, sich einzubringen, auch Opfer zu bringen.

Zum Beispiel, sich direkt, nicht pseudonym, zu seinen Ansichten zu bekennen und die damit verbundenen Risiken inkauf zu nehmen. Und auch nicht zu darauf rechnen, daß die potentiellen Profitenten einem das danken werden. Aber nur zu fordern: "Ihr müßt endlich aufwachen, euch ändern usw.", das führt zu Nichts, wenn man nicht bei sich selbst anfängt. Hoffen wir, daß immer mehr Männer diesen Anfang machen.

Gruß
Student

http://sexistinnen-pranger.de
http://schlaegerinnen.stopp.de


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