Ein bisschen Lesestoff für Melly - 2
"Wenn wir wirklich wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwer machen. Auch wenn es weh tut. Sagt die Mutter zweier Töchter und eines Sohnes. (…)
Sie (die kleinen Jungen, Anm.) müssen zurückstecken lernen, verunsichert werden, sich in sich selbst und ihrer bisherigen männlichen Rolle in Frage stellen lassen. (...)
Den kleinen Buben soll der kalte Wind um die Ohren blasen, sie haben den kleinen Mädchen Platz zu machen. (...)
An einer anderen Stelle des Textes wird dann die Tatsache bedauert, dass kleinen Jungen von ihren Müttern keine Mädchenkleidchen angezogen werden, Anm. (…)
Gleich mit der Tür ins Haus: Mein Sohn ist im wahrsten Sinne des Wortes ein 'verunsichertes' Kind. (…) weil ich diese Gratwanderung, Feministin und Mutter eines Sohnes zu sein, nur schwer durchstehe (…) Spätestens seit er etwa drei Jahre alt ist und – krass ausgedrückt – entweder Mackerverhalten versucht oder Macken ausprobiert (die verschiedensten hinreichend bekannten Entwicklungsstörungen für verunsicherte Kinder, wie Bettnässen, nervöse Ekzeme, Ticks, sich – total – zurückziehen). (…)
Bettnässer ist er heute noch. Und er weiß wahrscheinlich genauso wenig wie seine Schwestern Bescheid, wo's lang geht. Dennoch geht es ihm schlechter als seinen Schwestern, und das muss auch so sein: Ihm wird etwas genommen, was ihm in unserer Gesellschaft natürlicherweise zusteht – dass er, und sei es in einem noch so kleinen Umfeld, Chef, Herr, Mann sein kann. (…) angsterregenden Erfahrungen, einen Sohn zu haben (…)
Ich finde es sehr schwer, viel schwerer, als Feministin zu sein und Töchter zu haben. Feministin und Mutter eines Sohnes zu sein. Weil ich eben bei fast keiner Sache, die den Sohn stark macht, Solidarität zeigen kann und/oder fühle. Überspitzt gesagt: Die Entwicklung der Töchter zur Frau schafft mir gelegentlich Konkurrenz- und Neidgefühle. Die Entwicklung des Sohnes zum Mann bedroht mich existentiell.
Da möchte ich, ehrlich gesagt, nicht Kind sein. (…)
Und trotzdem: Wir müssen den Söhnen die Privilegien nehmen! Wir können nicht Männermacht bekämpfen und die Augen vor den eigenen Söhnen verschließen. Wir haben keine neutralen Wesen an unseren alternativen Busen genährt, sondern die Patriarchen von morgen, wenn wir ihnen diese Sicherheit nicht rauben – ganz persönlich. Wir müssen unseren männlichen Kindern etwas wegnehmen, sie unterdrücken. (…) Praktisch heißt das zum Beispiel, solange es also die Mutter entsetzt ablehnt, ihrem Sohn die Nachthemden der älteren Schwester anzuziehen, obwohl sie ja noch so schön sind, wird sich bei den Männern nichts ändern. (…)
Ich vermute, dass ich – Feministin hin oder her – dennoch nicht in der Lage wäre, die Entwicklung meines Sohnes zu einem Versager in der Männerwelt tagtäglich zu beobachten – wenn ich nicht zwei Töchter hätte. Das macht es leichter."
(Quelle: "Emma", Jan./Feb. 1986.)
Ein bisschen Lesestoff für Melly - 2
"Wenn wir wirklich wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben,
müssen wir es unseren Söhnen schwer machen. Auch wenn es weh tut. Sagt die
Mutter zweier Töchter und eines Sohnes. (…)
Sie (die kleinen Jungen, Anm.) müssen zurückstecken lernen, verunsichert
werden, sich in sich selbst und ihrer bisherigen männlichen Rolle in Frage
stellen lassen. (...)
Den kleinen Buben soll der kalte Wind um die Ohren blasen, sie haben den
kleinen Mädchen Platz zu machen. (...)
An einer anderen Stelle des Textes wird dann die Tatsache bedauert, dass
kleinen Jungen von ihren Müttern keine Mädchenkleidchen angezogen werden,
Anm. (…)
Gleich mit der Tür ins Haus: Mein Sohn ist im wahrsten Sinne des Wortes
ein 'verunsichertes' Kind. (…) weil ich diese Gratwanderung, Feministin und
Mutter eines Sohnes zu sein, nur schwer durchstehe (…) Spätestens seit er
etwa drei Jahre alt ist und – krass ausgedrückt – entweder Mackerverhalten
versucht oder Macken ausprobiert (die verschiedensten hinreichend bekannten
Entwicklungsstörungen für verunsicherte Kinder, wie Bettnässen, nervöse
Ekzeme, Ticks, sich – total – zurückziehen). (…)
Bettnässer ist er heute noch. Und er weiß wahrscheinlich genauso wenig wie
seine Schwestern Bescheid, wo's lang geht. Dennoch geht es ihm schlechter
als seinen Schwestern, und das muss auch so sein: Ihm wird etwas genommen,
was ihm in unserer Gesellschaft natürlicherweise zusteht – dass er, und sei
es in einem noch so kleinen Umfeld, Chef, Herr, Mann sein kann. (…)
angsterregenden Erfahrungen, einen Sohn zu haben (…)
Ich finde es sehr schwer, viel schwerer, als Feministin zu sein und
Töchter zu haben. Feministin und Mutter eines Sohnes zu sein. Weil ich eben
bei fast keiner Sache, die den Sohn stark macht, Solidarität zeigen kann
und/oder fühle. Überspitzt gesagt: Die Entwicklung der Töchter zur Frau
schafft mir gelegentlich Konkurrenz- und Neidgefühle. Die Entwicklung des
Sohnes zum Mann bedroht mich existentiell.
Da möchte ich, ehrlich gesagt, nicht Kind sein. (…)
Und trotzdem: Wir müssen den Söhnen die Privilegien nehmen! Wir können
nicht Männermacht bekämpfen und die Augen vor den eigenen Söhnen
verschließen. Wir haben keine neutralen Wesen an unseren alternativen Busen
genährt, sondern die Patriarchen von morgen, wenn wir ihnen diese
Sicherheit nicht rauben – ganz persönlich. Wir müssen unseren männlichen
Kindern etwas wegnehmen, sie unterdrücken. (…) Praktisch heißt das zum
Beispiel, solange es also die Mutter entsetzt ablehnt, ihrem Sohn die
Nachthemden der älteren Schwester anzuziehen, obwohl sie ja noch so schön
sind, wird sich bei den Männern nichts ändern. (…)
Ich vermute, dass ich – Feministin hin oder her – dennoch nicht in der
Lage wäre, die Entwicklung meines Sohnes zu einem Versager in der
Männerwelt tagtäglich zu beobachten – wenn ich nicht zwei Töchter hätte.
Das macht es leichter."
(Quelle: "Emma", Jan./Feb. 1986.)
Da kommt mir nur eins im Sinn: Pakistan und Saudi Arabien sind im Vergleich zu Deutschland wirklich fortschrittliche Länder!
Wenn dieses Statement kein Niederschlag gegen die Menschenwürde und das Leben insgesamt ist, in aller Hinsicht, dann weiss nicht, was das wäre!
Nikos
--
*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*