Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 NDR-Kultur
08:40 Glaubenssachen
„Kind, du bist uns anvertraut“
Anspruch und Wirklichkeit eines Versprechens
Von Horst Härke
Immer mehr Eltern, so meldet das Statistische
Bundesamt, wird das Sorgerecht für ihre Kinder
entzogen; in Bremen verdoppelte sich die Zahl in den
beiden zurückliegenden Jahren, in Niedersachsen
stieg sie um ein Drittel. Die neuen Zahlen zeigen,
dass Jugendämter seit dem öffentlichen Entsetzen
über zahlreiche Kindstötungen und
Kindermisshandlungen früher eingreifen: Im
vergangenen Jahr haben deutsche Familiengerichte
in fast 11000 Fällen „den vollständigen oder
teilweisen Entzug der elterlichen Sorge“ angeordnet.
Horst Härke fragt nach den Konsequenzen der
Zusage, die Christen in einem Tauflied singen: „Kind,
du bist uns anvertraut. Wozu werden wir dich
bringen?“
In Essays, Features und Erzählungen stellt die Reihe "Glaubenssachen" religiöse und ethische Grenzfragen der Gegenwart zur Diskussion.
Als Livestream: http://www.ndrkultur.de/service/livestream20.html
Als podcastsiehe unter: http://www.ndr-kultur.de/service/podcast/index.html
Gruß
Flohgast
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Maesi, Saturday, 04.10.2008, 23:51 (vor 6288 Tagen) @ Flohgast
Hallo zusammen
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 NDR-Kultur
08:40 Glaubenssachen
„Kind, du bist uns anvertraut“
Anspruch und Wirklichkeit eines Versprechens
Von Horst Härke
Immer mehr Eltern, so meldet das Statistische
Bundesamt, wird das Sorgerecht für ihre Kinder
entzogen; in Bremen verdoppelte sich die Zahl in den
beiden zurückliegenden Jahren, in Niedersachsen
stieg sie um ein Drittel. Die neuen Zahlen zeigen,
dass Jugendämter seit dem öffentlichen Entsetzen
über zahlreiche Kindstötungen und
Kindermisshandlungen früher eingreifen: Im
vergangenen Jahr haben deutsche Familiengerichte
in fast 11000 Fällen „den vollständigen oder
teilweisen Entzug der elterlichen Sorge“ angeordnet.
Horst Härke fragt nach den Konsequenzen der
Zusage, die Christen in einem Tauflied singen: „Kind,
du bist uns anvertraut. Wozu werden wir dich
bringen?“
In Essays, Features und Erzählungen stellt die Reihe "Glaubenssachen"
religiöse und ethische Grenzfragen der Gegenwart zur Diskussion.Als Livestream:
http://www.ndrkultur.de/service/livestream20.html
Als podcastsiehe unter:
http://www.ndr-kultur.de/service/podcast/index.html
Der Radiobeitrag erscheint vielversprechend, vielleicht kann jemand darueber etwas berichten, der ihn sich anhoert. Ich glaube nicht, dass ich in der Schweiz diesen Radiosender empfangen kann.
Der Grund fuer die starke Zunahme von Sorgerechtsentzuegen wird genannt. Eine geaenderte Interventionspraxis, bei der staatliche Behoerden viel schneller eingreifen als frueher. Ob die Intervention immer berechtigt ist, bezweifle ich stark. Umfangreicher Aktionismus mit entsprechend grossem Aufwand und vielen ungerechtfertigten Interventionen bei vergleichsweise geringem Nutzen. Typisches Ergebnis in einem ueberbordenden Sozialstaat.
Ansonsten: eine wachsende Zahl von verwahrlosten Kindern ist aus Sicht der weiteren Verstaatlichung der Kinder voellig logisch. Eltern werden ja immer staerker dazu ermuntert, ihre Erziehungsverantwortung an 'professionell agierende' zumeist staatliche Institutionen (Kinderkrippe, Tagesschulen) zu delegieren. Kein Wunder, wenn parallel dazu immer mehr Eltern ihrer Erziehungsverantwortung unzureichend nachkommen. Sie glauben an die erziehungsbezogenen Heilsversprechen des Staates und erwarten von diesem, dass er ihrer grundgesetzlich verankerten Erziehungs-/Betreuungspflicht, die sie gegen Zahlung von Steuergeldern an ihn delegiert zu haben glauben, nachkommt, damit sie es nicht mehr selbst tun muessen. Natuerlich ist der Staat allein mit einer solchen flaechendeckenden Erziehungs-/Betreuungsverantwortung voellig ueberfordert. Logische Konsequenz: immer mehr Kinder verwahrlosen, was wiederum den Staat mit schnelleren Sorgerechtsentzuegen auf den Plan ruft.
Fazit: Wer jemanden weitgehend aus der Verantwortung entlaesst, erntet verantwortungslose Menschen. Eigentlich eine Binsenweisheit...
Gruss
Maesi
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Flohgast
, Sunday, 05.10.2008, 00:59 (vor 6288 Tagen) @ Maesi
@Hallo Maesi:
Der Radiobeitrag erscheint vielversprechend, vielleicht kann jemand
darueber etwas berichten, der ihn sich anhoert. Ich glaube nicht, dass ich
in der Schweiz diesen Radiosender empfangen kann.
Als Radio wirst du den Beitrag zu Recht nicht mehr empfangen können.
Alternative:
Als Livestream:
http://www.ndrkultur.de/service/livestream20.html
Als podcastsiehe unter:
http://www.ndr-kultur.de/service/podcast/index.html
Der Grund fuer die starke Zunahme von Sorgerechtsentzuegen wird genannt.
Eine geaenderte Interventionspraxis, bei der staatliche Behoerden viel
schneller eingreifen als frueher. Ob die Intervention immer berechtigt ist,
bezweifle ich stark. Umfangreicher Aktionismus mit entsprechend grossem
Aufwand und vielen ungerechtfertigten Interventionen bei vergleichsweise
geringem Nutzen. Typisches Ergebnis in einem ueberbordenden Sozialstaat.Ansonsten: eine wachsende Zahl von verwahrlosten Kindern ist aus Sicht der
weiteren Verstaatlichung der Kinder voellig logisch. Eltern werden ja immer
staerker dazu ermuntert, ihre Erziehungsverantwortung an 'professionell
agierende' zumeist staatliche Institutionen (Kinderkrippe, Tagesschulen) zu
delegieren. Kein Wunder, wenn parallel dazu immer mehr Eltern ihrer
Erziehungsverantwortung unzureichend nachkommen. Sie glauben an die
erziehungsbezogenen Heilsversprechen des Staates und erwarten von diesem,
dass er ihrer grundgesetzlich verankerten Erziehungs-/Betreuungspflicht,
die sie gegen Zahlung von Steuergeldern an ihn delegiert zu haben glauben,
nachkommt, damit sie es nicht mehr selbst tun muessen. Natuerlich ist der
Staat allein mit einer solchen flaechendeckenden
Erziehungs-/Betreuungsverantwortung voellig ueberfordert. Logische
Konsequenz: immer mehr Kinder verwahrlosen, was wiederum den Staat mit
schnelleren Sorgerechtsentzuegen auf den Plan ruft.Fazit: Wer jemanden weitgehend aus der Verantwortung entlaesst, erntet
verantwortungslose Menschen. Eigentlich eine Binsenweisheit...Gruss
Maesi
@ Alle:
Ich stelle mal folgende Theorie zum Thema der Sendung,
basierend auf Beispiele aus dem Tierreich auf:
Heut zu Tage lernen Kinder/Jugendliche nicht wie "Erziehung" funktioniert.Sie wachsen sehr oft als Einzelkind auf und haben in diesem Lebensabschnitt in ihrer Umgebung keine natürlichen Beispiele/Übungs Möglichkeiten. Oder sie sind das ältere Kind der Familie, sind aber noch zu klein um "Erziehung" zu begreifen. Das jüngstes Kind der Familie hat wiederum auch kein "Lernobjekt" mehr.
Junge Affenmädchen lernen durch zeitweises Übernehmen des jüngeren Nachwuchs der Gruppe ihre spätere Rolle.
Bekanntlich haben Tiere, die z.B. von Hand aufgezogen wurden und nicht das Leben in ihren natürlichen Gruppen erlebt haben, später Probleme den eigenen Nachwuchs anzunehmen und "richtig" zu erziehen.
Gruß
Flohgast
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Flohgast
, Sunday, 05.10.2008, 12:06 (vor 6288 Tagen) @ Flohgast
@all:
Leider wurde die Sendung aus mir noch unbekannten Gründen abgesetzt.
Ich habe den NDR mal eine Mail geschickt und warte auf deren Antwort.
Gruß
Flohgast
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Maesi, Sunday, 05.10.2008, 22:02 (vor 6287 Tagen) @ Flohgast
Hallo Flohgast
@ Alle:
Ich stelle mal folgende Theorie zum Thema der Sendung,
basierend auf Beispiele aus dem Tierreich auf:Heut zu Tage lernen Kinder/Jugendliche nicht wie "Erziehung"
funktioniert.Sie wachsen sehr oft als Einzelkind auf und haben in diesem
Lebensabschnitt in ihrer Umgebung keine natürlichen Beispiele/Übungs
Möglichkeiten. Oder sie sind das ältere Kind der Familie, sind aber noch zu
klein um "Erziehung" zu begreifen. Das jüngstes Kind der Familie hat
wiederum auch kein "Lernobjekt" mehr.Junge Affenmädchen lernen durch zeitweises Übernehmen des jüngeren
Nachwuchs der Gruppe ihre spätere Rolle.
Bekanntlich haben Tiere, die z.B. von Hand aufgezogen wurden und nicht das
Leben in ihren natürlichen Gruppen erlebt haben, später Probleme den
eigenen Nachwuchs anzunehmen und "richtig" zu erziehen.
Zustimmung
Familien kommt bei der Sozialisierung des Nachwuchses eine unschaetzbare Rolle zu. Dabei erwerben schon Kinder Erziehungskompetenz, wenn sie auf kleinere Geschwister aufpassen muessen; wenn sie hingegen keine Geschwister haben, erlangen sie auch keine (praktische) Erziehungskompetenz und muessen sie als Erwachsene erst muehsam erwerben, wenn sie eigene Kinder haben.
Desweiteren erfahren Kinder durch ihre Betreuungstaetigkeit schon frueh, was es heisst Verantwortung fuer das Wohlergehen anderer Menschen zu tragen - eine soziale Kompetenz, die gerade den heutigen Erwachsenen immer oefter abgeht.
Gruss
Maesi
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Flohgast
, Sunday, 05.10.2008, 23:53 (vor 6287 Tagen) @ Maesi
Hallo Maesi,
wenn Kinder mit echten Babys sich beschäftigen/spielen kriegen sie ja mit, das diese im Gegensatz zu Puppen schreien oder stinken, wenn man sich längere Zeit nicht mit ihnen beschäftigt oder das man sie nicht werfen darf.
Hier in Deutschland braucht man für jeden "Schiet" ja einen "Befähigungsnachweis" z.B.:
Mofaschein,Babysitter-Pass, Jugendgruppenleiterausweis, Ausbildereignungsprüfung, Qualifizierung für Tages.- und Pflegeeltern etc.
Nur für eigene Kinder brauchen Mütter keinerlei Kenntnisnachweise im Gegensatz zu Väter. Anscheinend reicht dem Gesetzgeber, den Gerichten und den Jugendämter als Mütter-Qualifizierung deren früheres Spielen mit Puppen.
(Aussage meiner Ex gegenüber meiner Mutter:"Ich wußte garnicht, das Spielen für Kinder Lernen ist!"
Zu diesem Zeitpunkt war ihr Großer 5 1/2 Jahre alt.)
Gruß
Flohgast
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Pööhser Frauenfeind, Monday, 06.10.2008, 19:20 (vor 6286 Tagen) @ Maesi
Der Grund fuer die starke Zunahme von Sorgerechtsentzuegen wird genannt.
Eine geaenderte Interventionspraxis, bei der staatliche Behoerden viel
schneller eingreifen als frueher. Ob die Intervention immer berechtigt ist,
bezweifle ich stark. Umfangreicher Aktionismus mit entsprechend grossem
Aufwand und vielen ungerechtfertigten Interventionen bei vergleichsweise
geringem Nutzen. Typisches Ergebnis in einem ueberbordenden Sozialstaat.
Hallo Maesi,
dir ist das Koordinatensystem etwas durcheinandergeraten. Du verortest die Probleme in einem "überbordenden Sozialstaat". Dabei übersiehst du, dass die Wirtschaft und der Feminismus hier ganz klar gemeinsame Interessen haben. Beide wollen sie möglichst alle ( d.h alle Männer und Frauen ) in den Lohnarbeitsprozess führen. Feminismus ist Steigbügelhalter einer ausufernden Ökonomiesierung aller Lebensbereiche geworden. Der "ausufernde Sozialstaat" ist ein Symptom dieser Politik, nicht die Ursache.
Der Erfolg des Feminismus beruht eben gerade auch auf der Tatsache, dass er den rein wirtschaftlichen Interessen dient und die Frauen ebenso wie die Männer in den Karrierentrott zwingen will.
Die totale Ökonomisierung der Gesellschaft ist ja wohl im Kern eine kapitalistische Zielsetzung.
Deine Analyse greift zu kurz.
Gruss
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Maesi, Wednesday, 08.10.2008, 22:01 (vor 6284 Tagen) @ Pööhser Frauenfeind
Hallo Poeoehser Frauenfeind
dir ist das Koordinatensystem etwas durcheinandergeraten. Du verortest die
Probleme in einem "überbordenden Sozialstaat". Dabei übersiehst du, dass
die Wirtschaft und der Feminismus hier ganz klar gemeinsame Interessen
haben. Beide wollen sie möglichst alle ( d.h alle Männer und Frauen ) in
den Lohnarbeitsprozess führen. Feminismus ist Steigbügelhalter einer
ausufernden Ökonomiesierung aller Lebensbereiche geworden. Der "ausufernde
Sozialstaat" ist ein Symptom dieser Politik, nicht die Ursache.
Natuerlich hat die Wirtschaft gewisse Interessen. Das wichtigste wirtschaftliche Interesse eines Wirtschaftsunternehmens ist voellig unideologisch der Gewinn.
Die ausufernde Oekonomisierung in den Familien findet nur deshalb statt, weil es die Eltern in den Familien mehrheitlich zulassen, wobei der Staat das durch seine Zwangsumverteilungspolitik allerdings kraeftig foerdert. Die Wirtschaft kann hingegen ueberhaupt nichts erzwingen, da ihr die Machtmittel, wie sie der Staat ueber die Gesetzgebung und die Steuerpflicht hat, fehlen. Die Wirtschaft kann hoechstens verfuehren; dazu braucht es jedoch immer jemanden, der sich verfuehren laesst. Niemand wird etwa von der Wirtschaft gezwungen, eine berufliche Karriere anzustreben oder nichtgewollte Produkte zu kaufen. Das Produkt 'Feminismus' zu kaufen, werden wir jedoch ueber die Steuerpflicht gezwungen.
Auch den ausufernden Sozialstaat haben wir bloss deshalb, weil eine Bevoelkerungsmehrheit ihn will. Der Grund ist wohl, dass man eine moeglichst weitgehende materielle Sicherheit will, und der Wohlfahrtsstaat verspricht diese Sicherheit. Dass die Versprechen der materiellen Sicherheit auf Dauer niemals gehalten werden koennen, interessiert nur wenige.
Der Erfolg des Feminismus beruht eben gerade auch auf der Tatsache, dass
er den rein wirtschaftlichen Interessen dient und die Frauen ebenso wie die
Männer in den Karrierentrott zwingen will.
Tatsaechlich? Worin liegen denn die Vorteile des Feminismus fuer die Wirtschaftsunternehmen? Ein Quantensprung in der wirtschaftlichen Produktivitaet oder in der Forschung/Entwicklung durch 'ueberlegene weibliche Softskills' ist ausgeblieben. Die Lohneinbrueche in der Wirtschaft dank einer grossen Zahl von in die Berufe stroemenden Frauen haben ebenfalls nicht stattgefunden. Die gemeinsamen oekonomischen Interessen zwischen Feminismus und Wirtschaft sind weitestgehend von Femifunktionaeren herbeigeredet. In der Praxis bleibt von dieser Propaganda jedoch sehr wenig uebrig. Vielmehr muss mit Steuergeldern, die in der freien Wirtschaft erwirtschaftet wurden, eine stetig wachsende Femibuerokratie finanziert werden, die niemandem (ausser den dort beschaeftigten Buerokraten) wirklich nuetzt. Per Saldo schadet der Parasit 'Staatsfeminismus' der freien Wirtschaft mehr, als dass er ihr nuetzt. Um dieses wirtschaftsschaedigende Parasitentum zu verschleiern, muessen die Feministen der Wirtschaft Gewinne in Aussicht stellen, wohl wissend, dass diese niemals eintreffen werden. Offensichtlich fallen auch manche Maskulisten auf die Femipropaganda der wirtschaftsfoerdernden Wirkung des Feminismus herein.
Die totale Ökonomisierung der Gesellschaft ist ja wohl im Kern eine
kapitalistische Zielsetzung.Deine Analyse greift zu kurz.
Nein, es ist eine materialistische Zielsetzung. Der Kapitalismus als politische Ideologie existiert nicht oder hoechstens in den Koepfen der Sozialisten. Du meinst damit wahrscheinlich die Freie Marktwirtschaft. Inwieweit man sein eigenes Leben der Freien Marktwirtschaft unterordnen will, kann aber jeder selbst entscheiden. Den eigenen Konsum kann man weitgehend selbst bestimmen, sofern man das will.
Nochmals: die totale Oekonomisierung der Gesellschaft findet statt, weil die grosse Mehrheit in der Gesellschaft das so haben will oder zumindest billigend in Kauf nimmt und nicht weil irgendwelche finsteren Plutokraten es ihr aufgezwungen haben. Was ich immer wieder schreibe: wir sind fuer unser Tun selbst verantwortlich und koennen die Verantwortung nicht auf andere abschieben. Auch in der heutigen Gesellschaft ist unsere Freiheit wesentlich groesser als wir wahrhaben wollen - allerdings nur, wenn wir selbstbestimmt und ueberlegt die Entscheidungen treffen. Wer sich hingegen willenlos von der Masse treiben laesst, der ist etwa so frei, wie ein Stueck Treibholz im Meer. Aber dafuer darf er sich wenigstens als hilfloses Opfer der treibenden Masse und der von ihm selbst verursachten Konsequenzen fuehlen, und das ist doch auch etwas, nicht wahr?
Gruss
Maesi
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Pööhser Frauenfeind, Thursday, 09.10.2008, 14:55 (vor 6284 Tagen) @ Maesi
Hallo Poeoehser Frauenfeind
dir ist das Koordinatensystem etwas durcheinandergeraten. Du verortest
die
Probleme in einem "überbordenden Sozialstaat". Dabei übersiehst du,
dass
die Wirtschaft und der Feminismus hier ganz klar gemeinsame Interessen
haben. Beide wollen sie möglichst alle ( d.h alle Männer und Frauen )
in
den Lohnarbeitsprozess führen. Feminismus ist Steigbügelhalter einer
ausufernden Ökonomiesierung aller Lebensbereiche geworden. Der
"ausufernde
Sozialstaat" ist ein Symptom dieser Politik, nicht die Ursache.
Hallo Maesi
Natuerlich hat die Wirtschaft gewisse Interessen. Das wichtigste
wirtschaftliche Interesse eines Wirtschaftsunternehmens ist voellig
unideologisch der Gewinn.
Du willst doch nicht etwa ernsthaft behaupten, dass der Kapitalismus, insbesondere die neoliberale Strömung als ausgeprägte Form derselben, keine Ideologie sei ?
Kurz einige Worte zum Begriff Ideologie. Der Begriff Ideologie, wertfrei verwendet, bezeichnet ein System von Ideen und Konzepten, welche für sich in Anspruch nimmt, Antworten auf grundlegende gesellschaftliche Fragen zu geben oder zumindest den Lösungsweg aufzuzeigen. Ideologie kann so als Deutungsraster oder Deutungsrahmen verstanden werden, in welchem sich der Ideologe orientiert. Ist dieses Deutungsraster starr und unflexibel, d.h nicht anpassungsfähig, dann wird der Begriff "Ideologe" in pejorativem Sinn verwendet, also im Sinne von engstirnig und borniert.
Du beschreibst die " freie Marktwirtschaft" gerade so wie ein Biologe das darwinistische Prinzip, als ein Prinzip, das naturgegeben sei. Deshalb auch dein Widerwille, marktwirtschaftliche Mechanismen als Teil einer Ideologie zu deuten.
Selbstverständlich ist der Glaube an die "freie Marktwirtschaft" und die darin zu unserem Wohle wirkenden "unsichtbaren Hände" eine Ideologie. Es fragt sich nur, ob dieser naive Glaube nicht viel eher eine Esoterik mit reichlich geringem Realitätsbezug darstellt. Der gegenwärtige beinahe - Kollaps des Finanzsystems und die gigantische Zwangsumverteilung, um hier mal bei deinen Begrifflichkeiten zu bleiben, von staatlichen Geldern, die letztendlich natürlich Steuergelder sind, zugunsten unverantwortlicher Ideologen des freien Marktes zeigt, dass mehr Vernunft und weniger Esoterik angesagt ist.
Die ausufernde Oekonomisierung in den Familien findet nur deshalb statt,
weil es die Eltern in den Familien mehrheitlich zulassen, wobei der Staat
das durch seine Zwangsumverteilungspolitik allerdings kraeftig foerdert.
Die Umverteilung ist absolut notwendig. Über das wieviel und wohin kann und muss diskutiert werden. Maesi, du vergisst, dass der von dir so gehasste Sozialismus eine Reaktion auf das Totalversagen eines völlig deregulierten Kapitalismus war.
Der II WK hätte ohne das komplette Marktversagen ( der Finanzmarktplätze - wie Wallstreet - als den Kathedralen des Kapitalismus ) und die anschliessende Weltwirtschaftskrise wahrscheinlich nicht stattgefunden.
Ich glaube nicht an die Extreme, nicht an die These "freie, deregulierte Marktwirtschaft" noch an den "Sozialismus" als Antithese. Dort, auf beiden Seiten, tummeln sich die Betonköpfe, die vernagelten Ideologen. Kluge Leute stehen ( so wie ich :) in der Mitte und plädieren für die Synthese.
Auch den ausufernden Sozialstaat haben wir bloss deshalb, weil eine
Bevoelkerungsmehrheit ihn will. Der Grund ist wohl, dass man eine
moeglichst weitgehende materielle Sicherheit will, und der Wohlfahrtsstaat
verspricht diese Sicherheit. Dass die Versprechen der materiellen
Sicherheit auf Dauer niemals gehalten werden koennen, interessiert nur
wenige.
Warum eigentlich können diese Versprechen nicht gehalten werden ? Der technische Fortschritt führt zu immer höherer Effizienz, zu immer rationelleren Ferigungsmethoden und benötigt gleichzeitig immer weniger menschliche Arbeitskräfte. Wozu so all dieser Fortschritt denn dienen, wenn nicht, als Ideal, zur Befreiung des Menschen vom Arbeitszwang?
Die neoliberale Philosophie, die gerade einmal mehr grandios durch die Wirklichkeit widerlegt wird, besagt, dass wir in ständigem darwinistischem Verdrängungswettbewerb strampeln, möglichst schneller als alle anderen. Diejenigen, welche nicht strampeln, die werden selektioniert. Durch den Markt. Wie praktisch. Keiner ist dann schuld für die Verwüstungen. Freiheit bedeutet nichts mehr als die Freiheit, die man sich leisten, d.h kaufen kann. Als Philosophie armselig !
Tatsaechlich? Worin liegen denn die Vorteile des Feminismus fuer die
Wirtschaftsunternehmen? Ein Quantensprung in der wirtschaftlichen
Produktivitaet oder in der Forschung/Entwicklung durch 'ueberlegene
weibliche Softskills' ist ausgeblieben.
Der Feminismus stellt nichts in Frage. Als emanzipierte Frau gilt die beruflich erfolgreiche Frau. Die Tendenz des Feminismus, den Staat für ihre Interessenwahrung zu instrumentalisieren, Regulierungen zu ihrem Vorteil zu installieren und sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, all dies ist für die "Glaubensbrüder und Schwestern der unsichtbar waltenden Hände" zwar ein Äergernis, aber nichts, womit man sich nicht arrangieren könnte. Die Kirche bleibt, trotz Gekeife, im Dorf.
Die totale Ökonomisierung der Gesellschaft ist ja wohl im Kern eine
kapitalistische Zielsetzung.Deine Analyse greift zu kurz.
Nein, es ist eine materialistische Zielsetzung. Der Kapitalismus als
politische Ideologie existiert nicht oder hoechstens in den Koepfen der
Sozialisten.
Hab ich widerlegt.
Inwieweit man sein eigenes Leben der Freien Marktwirtschaft unterordnen
will, kann aber jeder selbst entscheiden.
Ach ? Gibt es ein bedingungsloses Grundeinkommen ? Freiheit ? Eben, genau die Freiheit, die man sich materiell leisten kann.
Was ich immer wieder schreibe: wir sind fuer
unser Tun selbst verantwortlich und koennen die Verantwortung nicht auf
andere abschieben.
Also für die Zocker an der Wallstreet gilt dieser Grundsatz ganz offensichtlich nicht.
> Wer sich hingegen
willenlos von der Masse treiben laesst, der ist etwa so frei, wie ein
Stueck Treibholz im Meer. Aber dafuer darf er sich wenigstens als hilfloses
Opfer der treibenden Masse und der von ihm selbst verursachten Konsequenzen
fuehlen, und das ist doch auch etwas, nicht wahr?
Dieser Seitenhieb ist ungerechtfertigt. Warum soll nicht jeder abzocken, wo er nur kann ? Das ist ja genau das Prinzip, dass du vertrittst. Der Profit als oberste Maxime. Und jetzt komm mir nicht mit Moral ! Es ist ein Verteilkampf, sonst gar nichts.
Gruss Pööhser Frauenfeind
Radio-Tip: Sonntag 05.10.2008 „Kind, du bist uns anvertraut“
Maesi, Saturday, 11.10.2008, 17:46 (vor 6282 Tagen) @ Pööhser Frauenfeind
Hallo Poeoehser Frauenfeind
Natuerlich hat die Wirtschaft gewisse Interessen. Das wichtigste
wirtschaftliche Interesse eines Wirtschaftsunternehmens ist voellig
unideologisch der Gewinn.
Du willst doch nicht etwa ernsthaft behaupten, dass der Kapitalismus,
insbesondere die neoliberale Strömung als ausgeprägte Form derselben, keine
Ideologie sei ?Kurz einige Worte zum Begriff Ideologie. Der Begriff Ideologie, wertfrei
verwendet, bezeichnet ein System von Ideen und Konzepten, welche für sich
in Anspruch nimmt, Antworten auf grundlegende gesellschaftliche Fragen zu
geben oder zumindest den Lösungsweg aufzuzeigen. Ideologie kann so als
Deutungsraster oder Deutungsrahmen verstanden werden, in welchem sich der
Ideologe orientiert. Ist dieses Deutungsraster starr und unflexibel, d.h
nicht anpassungsfähig, dann wird der Begriff "Ideologe" in pejorativem Sinn
verwendet, also im Sinne von engstirnig und borniert.
Naja, soweit man materielles Profitstreben als Ideologie bezeichnen kann, waere der Gewinn das Resultat eines ideologisch motivierten Profitstrebens. Inwieweit aber die Reduktion auf eine einzige Idee (naemlich die Gewinnmaximierung) als System von Ideen und Konzepten durchgeht, ist wohl eine Definitionsfrage.
Du beschreibst die " freie Marktwirtschaft" gerade so wie ein Biologe das
darwinistische Prinzip, als ein Prinzip, das naturgegeben sei. Deshalb auch
dein Widerwille, marktwirtschaftliche Mechanismen als Teil einer Ideologie
zu deuten.Selbstverständlich ist der Glaube an die "freie Marktwirtschaft" und die
darin zu unserem Wohle wirkenden "unsichtbaren Hände" eine Ideologie. Es
fragt sich nur, ob dieser naive Glaube nicht viel eher eine Esoterik mit
reichlich geringem Realitätsbezug darstellt. Der gegenwärtige beinahe -
Kollaps des Finanzsystems und die gigantische Zwangsumverteilung, um hier
mal bei deinen Begrifflichkeiten zu bleiben, von staatlichen Geldern, die
letztendlich natürlich Steuergelder sind, zugunsten unverantwortlicher
Ideologen des freien Marktes zeigt, dass mehr Vernunft und weniger Esoterik
angesagt ist.
Freie Marktwirtschaft ist nichts anderes als das, was sich ergibt, wenn man Waren und Dienstleistungen frei zirkulieren laesst. So aehnlich wie sich ein elektrischer Strom ergibt, wenn Du zwei verschieden starke elektrische Ladungen mit einem Leiter verbindest. Fuer den Freien Markt wie fuer den Ladungsausgleich zwischen verschieden starken, miteinander verbundenen elektrischen Ladungen kann man ein Modell erfinden, welches den jeweiligen Vorgang beschreibt. Das von Menschen erdachte Modell ist die Ideologie, das tatsaechliche Ereignis jedoch ist die Natur.
Die ausufernde Oekonomisierung in den Familien findet nur deshalb
statt,
weil es die Eltern in den Familien mehrheitlich zulassen, wobei der
Staat
das durch seine Zwangsumverteilungspolitik allerdings kraeftig
foerdert.
Die Umverteilung ist absolut notwendig. Über das wieviel und wohin kann
und muss diskutiert werden. Maesi, du vergisst, dass der von dir so
gehasste Sozialismus eine Reaktion auf das Totalversagen eines
völlig deregulierten Kapitalismus war.
Jeder Gueter- und Dienstleistungsaustausch stellt eine Umverteilung dar. Insofern ist Dein Einwand, Umverteilung sei notwendig, zwar wahr aber auch reichlich trivial; denn wenn keinerlei Umverteilung notwendig waere, gaebe es im Freien Markt auch keinen Gueter- und Dienstleistungsaustausch. Es geht mir aber nicht um die Umverteilung an sich sondern um die Sonderform der Zwangsumverteilung. Der Sozialismus befuerwortet die Zwangsumverteilung aus ideologischen Gruenden, sieht sie sogar als zentrales Element der Disziplinierung und Konditionierung von Menschen. Das lehne ich ab.
Auch den ausufernden Sozialstaat haben wir bloss deshalb, weil eine
Bevoelkerungsmehrheit ihn will. Der Grund ist wohl, dass man eine
moeglichst weitgehende materielle Sicherheit will, und der
Wohlfahrtsstaat
verspricht diese Sicherheit. Dass die Versprechen der materiellen
Sicherheit auf Dauer niemals gehalten werden koennen, interessiert nur
wenige.
Warum eigentlich können diese Versprechen nicht gehalten werden ? Der
technische Fortschritt führt zu immer höherer Effizienz, zu immer
rationelleren Ferigungsmethoden und benötigt gleichzeitig immer weniger
menschliche Arbeitskräfte. Wozu so all dieser Fortschritt denn dienen, wenn
nicht, als Ideal, zur Befreiung des Menschen vom Arbeitszwang?
Naja, wir werden sehen, wie weit der Wohlfahrtsstaat die materielle Sicherheit in den jetzigen unruhigen Zeiten garantieren kann. Ich sehe da rabenschwarz. Nehmen wir nur einmal an, es entstuende ein Run auf mehrere groessere Banken in Europa. Der Staat koennte fuer die Spareinlagen entgegen seinen Versprechen niemals haften, weil sowas seine Finanzkraft bei weitem uebersteigt. Ganz zu schweigen davon, dass er beispielsweise auch das Rentenversprechen langfristig nicht wird halten koennen. Die Produktivitaet der Wirtschaft und die davon abhaengigen Loehne der Beitragszahler muessten in den naechsten Jahren geradezu explodieren, um eine gleichbleibende Kaufkraft der Renten garantieren zu koennen. Um das zu erkennen, braucht man keineswegs Adam Riese sein.
Wozu der wirtschaftliche Fortschritt? Ja, da hast Du eine grundlegende Frage gestellt. Wozu? Die Befreiung des Menschen vom 'Arbeitszwang' konnte noch nirgends grossflaechig durchgesetzt werden und ist deswegen allmaehlich als Aufputschmittel fuer die Massen reichlich ausgelutscht.
Die neoliberale Philosophie, die gerade einmal mehr grandios durch die
Wirklichkeit widerlegt wird, besagt, dass wir in ständigem darwinistischem
Verdrängungswettbewerb strampeln, möglichst schneller als alle anderen.
Diejenigen, welche nicht strampeln, die werden selektioniert. Durch den
Markt. Wie praktisch. Keiner ist dann schuld für die Verwüstungen. Freiheit
bedeutet nichts mehr als die Freiheit, die man sich leisten, d.h kaufen
kann. Als Philosophie armselig !
Hier springst Du ploetzlich zur neoliberalen Philosophie. Weshalb, ist mir schleierhaft.
Die 'Verwuestungen' sind ebenso Teil des Freien Marktes, da wird ueberhaupt nichts widerlegt. Die Korrektur an den Boersen findet statt, weil dem grossen Angebot nunmehr eine ungenuegende Nachfrage gegenuebersteht. Folge davon: die Aktienkurse fallen. Was also genau wird durch die Wirklichkeit nun widerlegt? Die neoliberale Philosophie? Moeglich, die war jedoch Dein Thema und niemals meines...
Dein Vergleich zum Darwinismus ist als Analogie vielleicht gar nicht mal so schlecht, denn auch das Leben auf der Erde wurde mehrmals schwer verwuestet in dem Sinne, dass jeweils grosse Artensterben stattfanden und das Leben danach wieder aufbluehte.
Armselig ist in der Tat die von Dir skizzierte Vorstellung von 'Freiheit, die man sich leisten, d.h. kaufen kann' - die typische Vorstellung eines Materialisten halt.
Tatsaechlich? Worin liegen denn die Vorteile des Feminismus fuer die
Wirtschaftsunternehmen? Ein Quantensprung in der wirtschaftlichen
Produktivitaet oder in der Forschung/Entwicklung durch 'ueberlegene
weibliche Softskills' ist ausgeblieben.
Der Feminismus stellt nichts in Frage. Als emanzipierte Frau gilt die
beruflich erfolgreiche Frau. Die Tendenz des Feminismus, den Staat für ihre
Interessenwahrung zu instrumentalisieren, Regulierungen zu ihrem Vorteil zu
installieren und sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, all dies ist für
die "Glaubensbrüder und Schwestern der unsichtbar waltenden Hände" zwar ein
Äergernis, aber nichts, womit man sich nicht arrangieren könnte. Die Kirche
bleibt, trotz Gekeife, im Dorf.
Du hast meine Frage bezeichnenderweise nicht beantwortet. Dass der Feminismus der Wirtschaft nicht so schlimm geschadet hat, dass er sie umbringt, bedeutet noch lange keine gemeinsamen Interessen zwischen beiden. Auch der Parasit bringt seinen Wirt normalerweise nicht um, schaden tut er ihm trotzdem...
Die totale Ökonomisierung der Gesellschaft ist ja wohl im Kern eine
kapitalistische Zielsetzung.Deine Analyse greift zu kurz.
Nein, es ist eine materialistische Zielsetzung. Der Kapitalismus als
politische Ideologie existiert nicht oder hoechstens in den Koepfen der
Sozialisten.
Hab ich widerlegt.
Nein, hast Du nicht. Ideologie existiert per definition nur in irgendwelchen Koepfen. Die Durchoekonomisierung von Familien und der Gesellschaft insgesamt ist Materialismus pur. Und sie findet auch keineswegs nur im sogenannten 'Kapitalismus' sondern selbstverstaendlich ebenso im Sozialismus statt. Fuer mich sind beide ideologische Facetten desselben Materialismus. Du magst das meinetwegen noch weiter unterscheiden in 'Kapitalismus' und 'Sozialismus', fuer mich sind die Unterschiede unwesentlich und v.a. auch irrefuehrend, da die sozialistischen Materialisten ebenso einem Kapitalismus anhaengen wie die von ihnen verfemten kapitalistischen Materialisten. Wie ich schon schrieb, der Kapitalismus als politische Ideologie existiert in den Koepfen der Sozialisten. Sie brauchen diesen (Klassen-)Feind einfach unbedingt, um sich von ihm irgendwie ideologisch absetzen zu koennen. 'Guter' (d.h. sozialistischer) vs 'boeser' (d.h. neoliberaler) Materialismus! Ebensogut koennte man zwischen guter und schlechter Sklaverei unterscheiden.
Inwieweit man sein eigenes Leben der Freien Marktwirtschaft unterordnen
will, kann aber jeder selbst entscheiden.
Ach ? Gibt es ein bedingungsloses Grundeinkommen ? Freiheit ? Eben, genau
die Freiheit, die man sich materiell leisten kann.
Wenn man fest daran glaubt (Vorsicht Ideologie!), nur mit einem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) ueberleben zu koennen, dann hat man seine Freiheit zugunsten dieser Ideologie aufgeben. Wer auch noch andere Wege sieht, um zu ueberleben, der kann sie auch versuchen zu beschreiten; er hat also objektiv feststellbar mehr Freiheit als der auf das BGE fixierte Mensch, der obendrein noch von demjenigen abhaengig (und somit unfrei) ist, der ihm das BGE garantiert.
Natuerlich kann jemand mit viel Geld sich materiell auch mehr leisten. Diese materiell groessere Freiheit hat er. Aber er opfert fuer diese groessere materielle Freiheit einen anderen Teil seiner Freiheit (z.B. Zeit, die er fuer etwas anderes einsetzen koennte). Er ist somit ein Sklave des Geldverdienens, des Mammons geworden. Und der materiell schlechter Gestellte ist Sklave seines Neides auf den Besitzenden und somit ebenfalls des Mammons. Am Neid auf den Besitz der anderen kann man den Materialisten uebrigens am besten erkennen - sowohl den armen wie den reichen Materialisten.
Was ich immer wieder schreibe: wir sind fuer
unser Tun selbst verantwortlich und koennen die Verantwortung nicht auf
andere abschieben.
Also für die Zocker an der Wallstreet gilt dieser Grundsatz ganz
offensichtlich nicht.
Doch, auch fuer die gilt dieser Grundsatz. Sie sind verantwortlich fuer das, was sie tun. Sie moegen vielleicht so tun, als seien sie nicht verantwortlich; dann beluegen sie sich jedoch bloss selbst. Ob sie irgendein Mensch wegen eines allenfalls unverantwortlichen Verhaltens bestraft, ist wiederum eine andere Frage. Ebenso, ob sie deswegen Gewissensbisse haben; wer sich erfolgreich selbst beluegt, graemt sich wegen letzterem wohl eher selten. Nunja, ich glaube daran, dass da Wer ist, Der die Verantwortungsleugner dereinst fuer ihre Taten zur Rechenschaft zieht, sofern sie nicht vorher ihre Suenden bereuen.
Wer sich hingegen
willenlos von der Masse treiben laesst, der ist etwa so frei, wie ein
Stueck Treibholz im Meer. Aber dafuer darf er sich wenigstens als
hilfloses
Opfer der treibenden Masse und der von ihm selbst verursachten
Konsequenzen
fuehlen, und das ist doch auch etwas, nicht wahr?
Dieser Seitenhieb ist ungerechtfertigt. Warum soll nicht jeder abzocken,
wo er nur kann ? Das ist ja genau das Prinzip, dass du vertrittst. Der
Profit als oberste Maxime. Und jetzt komm mir nicht mit Moral ! Es ist ein
Verteilkampf, sonst gar nichts.
Doch ich komme mit der Moral, sowie - noch schlimmer - mit dem Glauben. Das ist das Prinzip, das ich vertrete und nicht das Prinzip des Profits als oberste Maxime. Fuer den Materialisten (egal, ob sozialistischer oder 'kapitalistischer' Provenienz) hingegen kann nie etwas anderes eine hoehere Prioritaet einnehmen als der materielle Profit. Denn ausserhalb des Materiellen existiert fuer ihn ja gar nichts. Tragisch, aber diese Hoelle hat er sich selbst geschaffen.
Persoenliche Bemerkung: Ich habe den Eindruck, dass Du mich irgendwie in die Rolle eines materialistischen Liberalen (oder gemaess Sozensprech 'Kapitalisten') stecken willst in der Hoffnung auf einen ideologischen Disput, in dem Du dann die klassischen Argumente der Kapitalismuskritik herunterbeten kannst. Darin wirst Du jedoch erfolglos bleiben, denn ich lehne den Materialismus insgesamt ab und kann deshalb die Rolle eines materialistischen Liberalen gar nicht erfuellen, womit wiederum Deine materialistischen Argumente im Disput mit mir weitgehend gegenstandslos werden. Freiheit ist es, was ich propagiere. Aber eben nicht die Pseudofreiheit der Verantwortungsleugner, die sich einen Dreck um die Folgen ihrer Taten scheren, sondern jene Freiheit, die die damit verknuepfte ethische Verantwortung wahrnimmt und die sich daraus ergebenden Folgen akzeptiert.
Hier spanne ich den Bogen wieder zurueck auf das Ursprungsposting sowie das Subject und was ich dazu geschrieben habe. Den Familien wird durch die verstaerkte staatliche Interventionspraxis die individuelle Verantwortung weggenommen. Daraus ist unmittelbar einsehbar, dass sie dazu verfuehrt werden, ihre Verantwortung auch nicht mehr von sich aus wahrzunehmen, da der Staat das ja schon fuer sie erledigt. Und je mehr der Staat die Verantwortung fuer Kinder an sich reisst, desto staerker lehnen die Eltern ihrerseits die Verantwortung fuer ihre Kinder ab.
Eben diesen verhaengnisvolle Zusammenhang zwischen Verantwortungswegnahme/Verantwortungsablehnung, die miteinander korrespondieren, habe ich thematisiert und gleichzeitig den ueberbordenden Sozialstaat, der mit seinem Heilsversprechen der 'Entlastung der Eltern von der Erziehungs-/Betreuungsverantwortung' eindeutig der Treiber in diesem Teufelskreis ist, kritisiert. Das dabei eigentlich belanglose wirtschaftliche Element gefolgt von der sattsam bekannten materialistisch-sozialistischen Kapitalismuskritik hast erst Du in diesem Fred eingefuehrt, Poeoehser Frauenfeind.
Gruss
Maesi