Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Perspektive Wiedereinstieg" - Gesamtvolumen 30 Mio. Euro

Christine ⌂, Wednesday, 24.09.2008, 16:16 (vor 6299 Tagen)

BMFSFJ Internetredaktion

Pressemitteilung Nr. 326/2008
Veröffentlicht am 24.09.2008
Thema: Gleichstellung

Von der Leyen: "Wir schlagen Brücken zurück in die Arbeitswelt"

Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" des Bundesfamilienministeriums und
der Bundesagentur für Arbeit startet Bewerbungsphase - Gesamtvolumen 30 Mio. Euro

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der
Leyen, und der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-J.
Weise, starten die Bewerbungsphase für das Programm "Perspektive Wiedereinstieg".
Die breit angelegte Initiative hat zum Ziel, gezielt Frauen zu unterstützen, die
familienbedingt mehrere Jahre aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und jetzt
wieder in eine Erwerbstätigkeit einsteigen wollen. Bundesarbeitsminister Olaf
Scholz unterstützt das Projekt. Eine hochkarätig besetzte Jury wird Anfang 2009
entscheiden, welche Projekte an der Modellphase teilnehmen und damit von der
Förderung in Gesamthöhe von rund 30 Mio. Euro (darunter 14 Mio. Euro aus dem
Europäischen Sozialfonds) profitieren.

"Frauen, die mehrere Jahre aus dem Beruf ausgestiegen sind, haben keinen Anlass
zu glauben, der Zug zurück in den Job sei für sie abgefahren. Der Zeitpunkt ist
günstig, die Wirtschaft sucht hoch motivierte Fachkräfte und wir wissen, dass die
weit überwiegende Mehrheit der Wiedereinsteigerinnen über gute Qualifikationen
verfügt. Wir wollen Frauen, die Chancen suchen und die Unternehmen, die Chancen
bieten, zusammenbringen. Unsere Modellprojekte schaffen lokale Netzwerke, die die
Lücken zwischen den Wiedereinsteigerinnen, der Arbeitsagentur und den Unternehmen
überbrücken. Deswegen fördern wir Träger, die Kontakte und Wissen über die Lage
der Frauen mitbringen und gezielt dort helfen können, wo es häufig beim Schritt
zurück in die Erwerbstätigkeit hakt. Mit der Bundesagentur für Arbeit haben wir
einen starken Partner an unserer Seite, der nicht nur enorme Beratungskompetenz
einbringt, sondern die besten Ideen nach der Erprobungsphase in die Fläche
übertragen soll", sagt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen.

Bundesminister Olaf Scholz: "Gleichstellungspolitik und Frauenförderung haben für
uns einen hohen Stellenwert. Das wollen wir auch im Recht der Arbeitsförderung
noch deutlicher herausstellen. Deshalb soll im Zuge der geplanten Neuausrichtung
der arbeitsmarktpolitischen Instrumente neben dem Gleichstellungsprinzip auch der
gesetzliche Auftrag der Mindestbeteiligung von Frauen an arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen in die übergeordneten Ziele der Arbeitsförderung aufgenommen werden. Zu
den gesetzlichen Aufgaben der BA gehört auch die Unterstützung von Frauen und
Männern, die nach Zeiten der Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen in die
Erwerbstätigkeit zurückkehren wollen. Und zwar unabhängig davon, ob die
Arbeitsuchenden Arbeitslosengeld beziehen oder nicht. Deshalb begrüße und
unterstütze ich die Initiative 'Perspektive Wiedereinstieg'."

80 Prozent der nicht erwerbstätigen Frauen wollen spätestens wenn die Kinder
größer sind zurück in den Beruf. Viele Frauen ab 40 suchen Anknüpfungspunkte oder
eine Struktur, die ihnen auf ihrem Weg zurück ins Erwerbsleben hilft. Die meisten
kommen gar nicht auf den Gedanken, sich an die Bundesagentur für Arbeit zu
wenden, weil sie sich nicht als arbeitslos betrachten. Nur 8 Prozent von ihnen
sind arbeitsuchend gemeldet. Viele Frauen geben schon bei der Suche oder in den
ersten Monaten im neuen Job entmutigt auf, etwa weil ihnen alles über den Kopf
wächst, weil Qualifikationen veraltet sind, weil sie oder ihr Arbeitgeber
unrealistische Erwartungen hegen oder auch weil die Familie nicht mitzieht. Hier
setzt das Programm "Perspektive Wiedereinstieg" an. Gefördert werden erfahrene
Träger, die lokale Netzwerke zur Unterstützung von Wiedereinsteigerinnen
aufbauen. Ihre Aufgabe ist, der örtlichen Agentur für Arbeit Wissen und Kontakte
zu den Frauen zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit regionalen Akteuren aus
Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden sollen sie Wiedereinsteigerinnen gezielt und
dauerhaft zur Seite stehen.

"Die Bundesagentur will für Frauen, die nach einer längeren Familienpause wieder
in den Beruf einsteigen wollen, ein individuelles, unbürokratisches und
umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot zur Verfügung stellen", so der
Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-J. Weise. "Auch wollen wir Arbeitgeber
überzeugen, in ihrer Personalplanung die Potenziale von Wiedereinsteigerinnen
viel öfter zu berücksichtigen. Diese Frauen bringen ganz objektive Vorteile für
ein Unternehmen mit: Ihre Familienplanung ist abgeschlossen, sie sind belastbar
und stressresistent und verfügen oft über gute berufliche Erfahrungen und
Kenntnisse."

Eckdaten zum Programm "Perspektive Wiedereinstieg"
* Bewerberkreis: Einrichtungen und Träger, die in der Lage sind, regionale
Netzwerke aufzubauen (z.B. Ortsverband der Diakonie, katholischer
Frauenverband am Ort, Regionalstelle "Frau und Arbeitsmarkt", Regionale
Unternehmensverbände, Frauenbeauftragte, etc.).
* Bewerbungsfrist: Ab heute (24.9.) bis 31. Oktober 2008, 15.00 Uhr.
* Anzahl: Deutschlandweit bis zu zehn Projekte.
* Auswahlkriterien: Erfahrungen im sog. "Case Management", Kontakte zur und
Wissen über die Zielgruppe, familienfreundliche Infrastruktur und
chancenreicher Arbeitsmarkt vor Ort, gute Verbindungen zu Arbeitsagentur,
Beratungsstellen, Weiterbildungsträger, Unternehmen, etc..
* Förderstart: Februar 2009 (auf drei Jahre angelegt). Laufzeitende: 2011
* Gesamtbudget von rund 30 Mio. Euro (14 Mio. Euro aus dem Europäischen
Sozialfonds + Kofinanzierung u.a. durch die Bundesagentur für Arbeit).
* Aufruf und Antragunterlagen sind unter www.esf-regiestelle.de
<http://www.esf-regiestelle.de> abrufbar.

Für die Jury konnten neun Persönlichkeiten gewonnen werden:

* Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend
* Detlef Scheele, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales
* Dr. Frank-Jürgen Weise, Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für
Arbeit
* Margret Suckale, Vorstand für Personal und Dienstleistungen der DB Mobility
Logistics AG
* Petra Ledendecker, Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen
* Prof. Dr. Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit
* Brunhilde Raiser, Erste Vorsitzende des Deutschen Frauenrates
* Ingrid Sehrbrock, Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen
Gewerkschaftsbundes
* Dr. Monika Stolz, Ministerin für Arbeit und Soziales des Landes
Baden-Württemberg und zugleich Vorsitzende der GFMK (Gleichstellungs- und
Frauenministerkonferenz)

Neben dem Programm "Perspektive Wiedereinstieg" wird es ein gemeinsam mit der
Bundesagentur für Arbeit entwickeltes Internetportal speziell für
Wiedereinsteigerinnen geben, das Anfang 2009 online geht. Um rasch in der Breite
Wirkung zu erzielen, sind zudem auf lokaler Ebene bewährte und bereits in der
Fläche verankerte Strukturen wie die Lokalen Bündnisse für Familie, die
Mehrgenerationenhäuser oder das Bundesprogramm Lokales Kapital für Soziale Zwecke
(LOS) in das Aktionsprogramm einbezogen. Sie sollen künftig im Rahmen ihrer
jeweiligen Angebotspalette gezielte Schwerpunkte für die Zielgruppe der
Wiedereinsteigerinnen setzen.

Im Jahresdurchschnitt 2007 waren bei den Arbeitsagenturen rund 60.000
Berufsrückkehrerinnen arbeitslos gemeldet (und 600 Männer). Das waren knapp 9
Prozent aller arbeitslos gemeldeten Frauen im Rechtskreis SGB III. Sie sind meist
hoch motiviert und haben gute Chancen auf eine Integration in den Arbeitsmarkt.
87 Prozent der Befragten haben laut einer Umfrage der BA eine abgeschlossene
formale Ausbildung, und etwa die Hälfte der Frauen hat die Berufstätigkeit für
maximal drei Jahre unterbrochen.

"Gelingt einer Mutter um das 40. Lebensjahr der Wiedereinstieg, gibt es auf allen
Seiten nur Gewinner. Gelingt der Wiedereinstieg in den Beruf, haben diese Frauen
um die 40 noch rund 25 Erwerbsjahre bis zur Rente vor sich. Das ist eine lange
und gute Zeit, die sie nutzen können, um sich neue berufliche Perspektiven zu
erarbeiten und ihre eigene Alterssicherung deutlich zu verbessern. Auch für die
Unternehmen rechnet sich die Beschäftigung von Frauen nach der Familienzeit. Sie
sind in der Regel hoch motiviert, zuverlässig und reich an Lebenserfahrung und
Kompetenz. Diese Erkenntnis muss in Zeiten eines nahenden Fachkräftemangels jeden
pfiffigen Personaler aufhorchen lassen. Unsere Gesellschaft kann auf die
beruflichen Potentiale der Wiedereinsteigerinnen nicht verzichten", so von der
Leyen.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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