OT: Warum die Krankenkassenbeiträge ansteigen werden

Garfield, Friday, 29.08.2008, 19:42 (vor 6324 Tagen) @ Christian2

Hallo Christian!

Bei den teuren Medikamenten kann jede Person selbst entscheiden, ob er die teuren nehmen will.

Leider nicht immer. Oft merken die Patienten auch gar nicht, wie sehr die Medikamenten-Preise gestiegen sind. Sie leisten ihre Zuzahlung, und alles andere zahlt ja die Krankenkasse.

Ich habe dazu mal irgendwo einen interessanten Text von einem Hundebesitzer gelesen. Sein Hund hatte irgendeine Krankheit, für die er ihm regelmäßig ein Medikament kaufen mußte, das auch für Menschen verwendet wird. Da er den Hund nicht krankenversichert hatte, mußte er dieses Medikament voll selbst bezahlen. Nachdem nun die Zuzahlung für die Medikamente für Kassenpatienten eingeführt wurde, stellte dieser Hundebesitzer beim nächsten Medikamenten-Kauf plötzlich fest, daß sich der Preis dieses Medikamentes auf wundersame Weise ganz zufällig deutlich erhöht hatte. Das haben Kassenpatienten, die dasselbe Medikament für sich selbst auf Rezept gekauft haben, gar nicht mitbekommen. Man kann also wohl davon ausgehen, daß die Zuzahlung für die Medikamente nichts weiter ist als eine Spende für die Pharma-Industrie, die diese dann auch flugs durch Preiserhöhungen eingestrichen hat.

Und vor kurzem habe ich in einer Fernsehreportage noch etwas Interessantes gehört:

Man hat vor einiger Zeit festgestellt, daß ein bestimmtes Medikament prima gegen irgendeine Augenkrankheit eingesetzt werden kann, obwohl es ursprünglich für einen ganz anderen Zweck entwickelt worden ist. Seitdem verschrieben viele Ärzte ihren Patienten dieses Medikament. Für die Patienten und auch für die Krankenkassen war das gut, weil das Medikament relativ preisgünstig ist, gleichzeitig aber auch sehr wirksam.

Das Problem besteht nun aber darin, daß dieses Medikament offiziell für diese Augenkrankheit nicht freigegeben ist. Jeder Arzt, der es verschreibt, bewegt sich damit also auf gefährlichem Terrain. Solange es kein ähnliches Medikament gab, konnte ein Arzt sich notfalls noch darauf berufen.

Mittlerweile hat jedoch ein Pharmakonzern ein Medikament mit ähnlicher Wirkung heraus gebracht. Dieses ist offiziell zur Behandlung dieser Augenkrankheit zugelassen. Leider ist seine Wirkung aber schlechter, und es ist obendrein noch deutlich teurer als das andere Medikament. Auf Anfrage der Journalisten gab ein Sprecher des Konzerns an, daß es ja gar nicht stimmen würde, daß dieses Medikament überteuert wäre, man hätte vor kurzem sogar den Preis für eine Packung gesenkt. Was er dabei zu erwähnen vergaß, war, daß dabei gleichzeitig auch die Packungsgröße deutlich verringert wurde, so daß die Krankenkassen für dieselbe Medikamentenmenge nun deutlich mehr bezahlen müssen.

Viele Ärzte verschreiben nun dieses teure Medikament, weil das billige ja leider nicht für diese Augenkrankheit zugelassen ist. Die Journalisten interessierte nun, wieso dieses Medikament eigentlich nicht dafür zugelassen ist. Sie fanden heraus, daß der Hersteller diese Zulassung einfach nicht beantragt hat. Auf Nachfrage gab ein Sprecher der Hersteller-Firma an, daß dies auch nicht beabsichtigt wäre. Ganz zufällig ist die Firma eine Tochterfirma des oben erwähnten Pharma-Konzerns...

Und das sind nur kleine Spitzen des Eisbergs, die wir mehr zufällig zu sehen bekommen. Hinter den Kulissen laufen da mit Sicherheit noch ganz anders Dinge ab.

Freundliche Grüße
von Garfield