Männer sind eher Menschen
Eine schöne Typologie von Frau findet sich in der Sueddeutsche.de (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), wobei das Beste mal wieder zum Schluss kommt:
http://www.sueddeutsche.de/leben/special/681/173167/index.html/leben/artikel/952/171450/3/article.html
Der neue Feminismus
Total von der Rolle
Kann und soll man Frauen überhaupt auf diese Art in Schubladen stecken? "Ich denke schon, dass eine Kategorisierung in diesem Zusammenhang sinnvoll ist", sagt Paula-Irene Villa, Soziologie-Professorin an der LMU München, "solange man die verschiedenen Typen nicht mit konkreten Personen verwechselt". Na, dann trauen wir uns mal – mit ihrer Hilfe:
Die Business-MutterSie ist die Powerfrau, die alles kann: den Job wuppen und die Familie managen. Hauptsächlich arbeitet sie – als Ärztin, Vorsitzende, Freischaffende. Die Kinder laufen eher nebenher. Die Probleme, die dieser Spagat zuweilen aufwirft, sind eine willkommene Gelegenheit, zu beweisen, dass sie bei all dem Stress noch Mensch geblieben ist. Sie kokettiert mit Kakaoflecken auf dem Businesskostüm und dem Chaos im Kinderzimmer, die Bewunderung der Gesellschaft ist ihr sicher.
Die Vollzeit-Mutti
Diese Frau ist eigentlich Managerin eines Kleinunternehmens, sieht die Familie als Projekt. Termine – vom Baby-Schwimmkurs bis zur musikalischen Früherziehung - werden vorgeburtlich koordiniert und entsprechend inszeniert. Ernährung, pädagogisches Konzept und Freizeitgestaltung werden mit derselben Ernsthaftigkeit organisiert, mit der sie zuvor Business-Pläne erstellt hat.
Die Demeter-Glucke
Immer bio, immer organisch, in ständiger Angst vor Allergien und Giften lebend, glaubt sie fest an die Kraft der Homöopathie und Anthroposophie. Sie lässt ihre Kinder lieber nicht impfen und hängt ihnen Bernsteinketten um den Hals, damit sie leichter zahnen. Beim Elternabend in der Kita beschwert sie sich bitterlich, weil es gesüßten Tee gibt und normale Brezen statt Dinkelstangen.
Die Ultra-Materialistin
Diese Frauen sind nicht zwingend karriere-, jedoch stets materiell orientiert. Sie verwirklichen sich überwiegend bis ausschließlich über Statussymbole: große Eigentumswohnung, Designer-Klamotten, Marken, Urlaub, teure Restaurants. Viele von ihnen leben diese - auch bei Männern verbreitete Lebensform - unabhängig vom Partner, manche orientieren sich dabei an männlichen Vorbildern.
Die Neo-Konservative
Den Kampfparolen bewegter Frauen gegenüber zeigt sie sich beratungsresistent. Was für sie in diesen unruhigen Zeiten zählt, sind ideelle Werte wie Familie, Rechtsstaat, Moral. Es gibt nicht viele von ihrer Sorte – Neo-Konservative haben ein Image-Problem. Das sieht man an Autorinnen wie Ilona Ostner, die bestimmte Marktprinzipien als "Entfamilialisierung" der Kinder kritisiert ("Krippenzwang") oder natürlich Eva Herman, die sich mit der Mutterkreuz-Romantik ihres "Eva-Prinzip" das eigene Grab geschaufelt hat.
Die Tussi
Sie konzentriert sich darauf, sich durch die äußere Erscheinung abzuheben. Sehr beliebt sind künstliche Fingernägel, Strähnchen, Strass, Solariumbräune. Diese offen zur Schau getragene Künstlichkeit steht im krassen Gegensatz zum kultivierten Understatement des Bildungsbürgertums. Während die einen ihren Körper dezent durch Yoga, Joggen und Wellness in Form halten, stehen die anderen ganz offen dazu, nachgeholfen zu haben. Ja, mehr noch: Alle sollen sehen, wie teuer das war. Und je weniger man verdient, desto stärker soll es
auffallen.
Die Alpha-Mädchen
Spricht man von Frauentypen, kommt man um diesen nicht herum. Mit obszönen Gesten und dem Fäkal-Vokabular einer Gang aus den Bronx drängen sie in unser Bewusstsein – oder werden von den Medien dorthin gedrängt. Niemand kommt vorbei an den "Feuchtgebieten" von Charlotte Roche und den provokativen Songs und Texten von Lady "Bitch" Ray (ihr erstes Buch "Bitchism - Du hast es nicht verstanden, Ficker!" erscheint im Herbst). Sie werden zu allem gefragt, haben zu allem etwas zu sagen. Sie geben sich mal flockig, mal pampig, gelten als politisch ambitioniert oder zumindest denkend. In jedem Fall grenzen sie sich in ihrer Außenwahrnehmung lustfreundlich von der alten Frauenbewegung ab.
Wer wollen wir sein?
Bleibt die Frage, die auch schon Thea Dorn in ihrem Buch "Die neue F-Klasse" gestellt hat: "An welchen Rollenmodellen soll sich die Frau von heute denn nun orientieren? Und wer außer den Frauen soll unsere Gesellschaft voranbringen, wenn die Männer im Wesentlichen damit beschäftigt sind zu jammern, dass früher alles besser war?" Frauen wie Charlotte Roche und Ray Bitch werden es nicht sein, wenn es nach Mia Ming geht: "Mit Gesprächen über Sex werden wir da nicht weit kommen. Sie dienen nur der Unterhaltung, und Unterhaltung hat nicht die Kraft zur Veränderung."
Da fällt uns ein: Einen Frauentyp haben wir vergessen.
Das Mäuschen!
War ja klar, so schüchtern, wie es da in der Ecke steht. Dieser Frauentyp trägt Achseltäschchen und Ballerinas, ist meist unvorbereitet – im Leben wie im Studium – und spricht vorwiegend leise. Das Mäuschen ist trotz schlechtem Image und mangelnder Durchsetzungskraft noch immer nicht ausgestorben. Wenn sie noch ein bisschen durchhält, wird sie sich sogar als das ultimative Überlebensmodell entpuppen. Sie wird noch da sein, wenn der Mann reif ist für seine Emanzipation und die Frau sich auf ihre emotionale Kompetenz rückbesinnt. Ähnlich jener Organismen, die aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit selbst einen atomaren Angriff überstehen.
Wir müssen also nur etwas Geduld haben. Das Leben ist ein Zyklus - bald beginnt alles wieder von vorne. Frauenbewegung inklusive.
Unabhängig davon wird sich die Frau mutmaßlich weiterhin in einem sexualisierten Kontext darstellen, da ist sich Paula-Irene Villa sicher: "Hure oder Heilige, klug oder schön, Mutter oder Weib – die Frauen sind immer näher dran an der Natur des Geschlechts. Männer sind eher Menschen."
(Hervorhebung durch mich)
In einem hat die Autorin recht, in einem nicht:
Frauenbewegung wird sich so garantiert nicht wiederholen! Dass Männer eher und zwar ausschließlich Menschen sind - Mann sollte Frau zu dieser luziden Erkenntnis gratulieren. Hoffentlich kann Sie damit leben. Zweifel sind angebracht. Ich wollte, man könnte sagen: "Wen juckt das?".
roger
fight sexism - fuck 12a GG