Der Fehler der Jungs besteht darin, dass sie Jungs sind
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von Michael Klein, Scientific Consultant
02.08.2008 - 14.37 Uhr
Neue Untersuchungen beweisen die Benachteiligung von Jungen in der Schule. Empörend ist die schlichte Antwort der Feministen, die Jungen seien eben selber schuld.
Mehr Jungen als Mädchen bleiben ohne Schulabschluss oder erreichen nur einen Hauptschulabschluss, deutlich weniger Jungen verlassen die Schule mit der mittleren Reife oder dem Abitur.
Schon vor sechs Jahren haben Dr. Heike Diefenbach und ich in der "Zeitschrift für Pädagogik" auf die massiven Nachteile von Jungen in der Schule hingewiesen. Besonders bei Feministinnen schlug der Artikel wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Dabei sind die Daten allgemein zugänglich. Das Statistische Bundesamt erhebt sie im Jahresturnus. Inzwischen belegen weitere Studien: Jungen werden häufiger von der Einschulung zurückgestellt, stellen mehr als zwei Dritteln der Sonderschüler und schwänzen häufiger als Mädchen die Schule.
Auf diese Erschütterung des feministischen Weltbildes antwortete Waltraud Cornelißen vom Deutschen Jugendinstitut in München im Juli 2003 in der "Frankfurter Rundschau" mit der Behauptung, der Bildungsvorteil für junge Frauen sei oft "bitternotwendig", damit sie auch nur annähernd gleiche Chancen im Beruf haben.
Dergleichen offene Rechtfertigungen für Diskriminierung finden sich nicht allzu häufig. Inzwischen sind Cornelißen und mit ihr die feministische oder "Gender"-Schule bereit anzuerkennen, dass sich "die Anzeichen" dafür mehren, dass "die Leistungsbilanz" der Jungen in der Schule schlechter ausfällt als die der Mädchen, und dass dies ein Problem darstelle. Die Prämissen der feministischen Ideologie werden nun gerettet, indem frau den Schuldigen für dieses Problem sucht und findet, nämlich die Jungen selbst.
In unserem Artikel hatten Heike Diefenbach und ich eine Korrelation festgestellt: In Bundesländern, in denen der Anteil der Grundschullehrerinnen hoch ist, schneiden Jungen besonders schlecht ab. Weil es aber der Häresie gleichkäme, anzudeuten, dass auch weibliche Menschen Negatives bewirken könnten, werden die Verhältnisse umgekehrt: Den Jungen - und vor allem Jungen aus der Unterschicht (politisch korrekt: aus sozial benachteiligten Schichten) wird ohne nur eine Spur empirischer Grundlage ein "traditionelles Männlichkeitsbild" unterstellt.
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein