Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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kirchliche Ehe ohne Standesamt

Maesi, Wednesday, 16.07.2008, 23:05 (vor 6368 Tagen) @ Andi

Hallo Andi

In vielen Medienberichten wird momentan vom dem zunächst von der medialen
Welt übersehenen Wegfall am 01.01.2009 des Zwangs zu einer standesamtlichen
Heirat vor der kirchlichen Heirat berichtet. Z.B.
hier.

Doch
hier
und
hier
kann man lesen, dass die katholische und die evangelische Kirche
Schwierigkeiten mit dieser neuen Regel haben und sie nicht wollen.
Praktisch werden beide Kirchen wohl weiterhin einem Paar, das kirchlich
ohne Standesamt heiraten möchte, Schwierigkeiten bereiten.

Ein Sturm im Wasserglas, weiter nichts. Die Partnerschaft ohne Trauschein gibt es schon laengst und ist gesellschaftlich akzeptiert. Im Falle der Spendung des christlichen Ehesakraments ohne vorherige zivilstandsamtliche Trauung steht die kirchliche Ehe rechtlich auf exakt derselben Stufe wie die Partnerschaft ohne Trauschein. Weshalb einige Advokaten Sturm dagegen laufen, ist mir offen gesagt schleierhaft. Oder sind die betr. Juristen derart borniert, dass sie die rechtliche Gleichheit beider Partnerschaftsformen nicht einmal mehr bemerken? Und sowas will studiert haben...

Scheinbar hat in beiden Kirchen der feministische Zeitgeist Vorrang vor
dem Christentum. Denn wie kann eine nicht auf Dauer angelegte Ehe
christlich sein? Das einzige, was in der standesamtlichen Ehe auf Dauer
angelegt ist, ist die Zahlungsverpflichtung des Mannes. Daran hat in der
Rechtspraxis auch die Gesetzesänderung zu Anfang dieses Jahres nichts
geändert, weil die Richter (bislang?) die ihnen gegebene Möglichkeit,
Ex-Frauen zur Eigenversorgung zu Verpflichten, nicht ausgenutzt haben.

Ich glaube nicht, dass das auf das Konto des feministischen Zeitgeistes geht. Vielmehr wollen sich die Kirchen wohl einfach unnoetigen Stress mit den Staatsbuetteln ersparen, denn inzwischen haben die ein ziemliches Problem damit, wenn die Kirchen sich nicht bedingungslos dem Staat unterordnen. Interessanterweise hat insbesondere die Katholische Kirche bei der ersten Einfuehrung der buergerlichen Zivilehe vor etwa 200 Jahren besonders stark gegen diese Saekularisierung des Ehesakramentes protestiert. Inzwischen hat sie sich in den jeweiligen Staaten mit der Obrigkeit arrangiert. Es gibt Schlachten, die lohnt es sich nicht zu schlagen, weil die Verluste in keinem vernuenftigen Verhaeltnis zum moeglichen Gewinn stehen; und das ist eine davon.


Gruss

Maesi


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