Sensationell: Reine Jungenklasse in Mädchengymnasium.
Damit ist eine 100-jährige Tradition durchbrochen worden. Und zwar an einer katholische Schule.
Es geschah in Bonn (Stadtteil Godesberg), siehe hier.
[...] Die über 100 Jahre uneinnehmbare Mädchenbastion führt, sensationell in der regionalen Schullandschaft, eine reine Jungenklasse ein.
Bis Klasse neun werden Jugendliche nun an der Rheinallee gemäß ihrer geschlechtsspezifischen Entwicklung separat gefördert und in den Oberstufenjahrgängen 10 bis 12 zusammengeführt. Außerhalb des Unterrichts wird jedoch von Anfang an gemeinsam sozial gelernt.
"Unser Konzept entspricht offensichtlich dem Zeitgeist. Wir hätten gleich noch eine zweite Jungenklasse einrichten können", meint die Initiatorin zufrieden. Auch für zukünftige Fünftklässlerinnen schien die Neuerung einen besonderen Reiz zu bieten: Das "Clara" geht im August ebenso mit drei Mädchenklassen, also sogar vierzügig, an den Start. "Das werden wir aber nicht dauernd machen. Unsere Schule soll überschaubar bleiben", erklärt Heinen. [...]
Seit Bekanntgabe der Neuausrichtung im Mai 2007 habe sich das Kollegium intensiv fortbilden lassen. Und der renommierte Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin werde das Projekt weiter begleiten. Es sei unstrittig, dass Jungen nach der Grundschule von der Reife her etwa zwei Jahre hinter den Mädchen her hinkten. In der Oberstufe mittle sich das wieder aus, so Heinen.
Das heiße, dass der Unterricht für die kleineren Clara-Fey-Jungen etwas anders aussehen müsse als der für die Mädchen. Jungen hätten Spaß am wettbewerbsmäßigen Lernen, während die besonneneren Mädchen nach dem Prinzip "schauen wir erst mal" vorgehen. Bei getrenntem Unterricht habe man also ganz andere Möglichkeiten, jedem gerecht zu werden, aber auch Streicheleinheiten zu geben, betont Heinen. "Das wird also richtig spannend."
Und nach welchen Kriterien ist bei dem großen Andrang die reine Jungenklasse gefüllt worden? Die Direktorin lächelt. Als katholisches Gymnasium sei man an die 75-Prozent-Konfessionsquote gebunden, suche sich aber ansonsten keineswegs nur die geistigen Überflieger aus.
Man schaue auch darauf, dass die Kinder in die Schulgemeinschaft passen, dass auch die Eltern zum Engagement beriet sind. "Wir betreiben Wertschätzung für den ganzen Menschen. Wichtig ist, dass hier jeder aufrecht seinen Weg gehen kann."
Die neuen Jungen hätten übrigens selbst mit entschieden. "Einige haben mir, typisch für diese Altersstufe, klar gesagt, Mädchen sind doof, wir wollen in eine Jungenklasse", erzählt Heinen. Dann muss sie los, neben 90 neuen Mädchen auch 30 Jungen begrüßen. Als sie das in der Halle tut, ist eines nicht zu überhören: der donnernde Applaus auch der älteren Schülerinnen für die ersten Clara-Fey-Jungs überhaupt.
(Hervorhebungen durch mich.)
Vergleiche hierzu auch den früheren Beitrag im vorliegenden Forum. Was wir jetzt haben, ist also ein erfreulicher Vorgang.
Gruß
Student