Die Krise der Kerle
Männlichkeit
Kerle in der Krise
Was ist ein Mann? Schon immer stand die männliche Identität unter dem Druck, sich wandeln zu müssen.
„Männlichkeit wird gesellschaftlich marginalisiert“, hat einmal der Berliner Medienforscher Norbert Bolz beklagt. Nur in wenigen geschützten Bereichen wie dem Sport dürfe sie sich unverhüllt zeigen. Ansonsten sei die Gesellschaft von der Krippe bis zum Altersheim durchweg von weiblichen Werten bestimmt. – Doch sind „Männlichkeit“ und „weibliche Werte“ tatsächlich für alle Zeiten in Stein gemeißelte Kategorien, wie Bolz suggeriert? Wohl kaum. Längst haben die Kulturwissenschaften nachgewiesen, dass es sich um historisch wandelbare Konzepte handelt: „Was männlich und was weiblich ist, wird je nach Ort und Zeit unterschiedlich gesehen“, sagt Alexandra Karentzos, Kulturwissenschaftlerin an der Uni Trier.
Was ist männlich? - Was männlich ist wird, ganz unverkrampft, definiert dadurch, was Männer als männlich empfinden. Die kölner Stadtsoldaten haben z.B. in ihren Musestunden gehäkelt, empfanden diese Tätigkeit aber keineswegs als unmännlich. Wäsche zu waschen war im alten Rom Männersache und noch heute arbeiten in vielen Wäschereien Männer. Männer definieren durch ihr Tun und lassen, was männlich ist. Männlich ist der Raum, den Männer besetzen. Wo Männer den Raum besetzen, bekommen Frauen keinen Fuß auf den Boden. Frauen besetzen den Raum, den Männer frei lassen. Frauen besetzen den unmännlichen Raum, der dadurch an Wertschätzung und gesellschaftlicher Anerkennung verliert, was sich nicht zuletzt an den sinkenden Gehältern zeigt, die für Tätigkeiten in diesem Raum gezahlt werden. Also definieren Männer, was männlich ist und Männer definieren, was unmännlich, also weiblich ist. Frauen sind nicht friedlicher als Männer, sondern feiger als Männer und realistisch genug, dass sie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Männern nicht durchstehen könnten. Wo Frauen das Gefühl haben, gefahrlos gewalttätig sein zu können, sind sie es auch. Männlich ist nicht nur der Typ, der im Sport seine im vergleich zu Frauen größere Körperkraft oder Behändigkeit ausspielt, männlich ist auch der Typ, der sich mit Leib und Seele einer Aufgabe verschreibt, also der Tüftler, der Bastler, der Sucher, der Forscher, der Heger und Pfleger, der Träumer, der Dichter, der Denker. Ein männliches Leben ist ein Leben, bei dem der Körper nicht im Zentrum steht, sondern als williges Werkzeug benutzt wird, um Ziele zu erreichen. Ein Mann definiert sich nicht über seinen Körper, er definiert sich über sein Tun oder Lassen. Ein Mann gibt sich nicht seinen Emotionen hin, ein Mann hat Beherrschung, er ist sensibel, aber nicht sentimental, mitfühlend, aber nicht weinerlich.
Männlichkeit wird nicht marginalisiert, sondern zur Norm, zumindest im öffentlichen Bereich, im Beruf. Was tatsächlich marginalisiert wird ist Weiblichkeit. Sie wird zwar in Print- und sonsigen Medien breitgetreten, findet aber im täglichen Leben immer weniger Raum, sich zu entfalten. Wir erleben keine Krise der Männer, wir erleben eine Krise der Frauen, denen ihre originäre Aufgabe und ihr originäres Arbeitsfeld abhanden gekommen ist, und denen nichts übrig bleibt, als sich in der männlichen Welt zurechtzufinden. Der Kunde reagiert auf einen Tränenausbruch nicht verständnisvoll, er will fehlerfreie Produkte und Dienstleistungen. Also muss die Frau ihre Emotionalität unterdrücken, will sie professionelle handeln. Sie muss konkurrieren, sich in Gruppen zurecht finden, die hierarchisch gegliedert sind. Sie muss das Spiel auf Männerart spielen, weil das Spiel nur auf Männerart gespielt werden kann.
Natürlich gibt es auch weibische Männer. Sie werden keine Zukunft haben, weil die weibliche Strategie bei einem Samenerzeuger nicht praktikabel ist. Die Mädelz wollen echte Kerle im Bett, und auch das ist unvermeidlich, weil ein bauchbrütender Eizellproduzent mit einem langsam reifenden Kind, das eigentlich als Frühgeburt bewertet werden muss, nachhaltig nur mit dieser Partnerwahlstrategie im Genpool bleibt.
Darum ist auch die jetzt von manchen diagnostizierte „Krise der Kerle“, wie einer der populären Buchtitel zum Thema lautet, keineswegs die erste. So sahen sich Männer in ihrer Männlichkeit auch durch die „Blaustrümpfe“ des 19. Jahrhunderts in Frage gestellt, durch Frauen also, die Bildung und politischen Einfluss anstrebten, obwohl Männer diese Felder seit Jahrhunderten für sich allein beanspruchten.
Die Krise der Männer ist immer Zeichen einer Krise der Gesellschaft. Das 19. Jahrhundert hatte gewiss größere Probleme, als das der Blaustrümpfe. Die dominierende Frage über alle Geschlechtergrenzen hinaus war die soziale Frage, die Entkoppelung großer Teile der Bevölkerung von der Gesellschaft, die Auflösung der Bindungen und Strukturen der Gesellschaft, alles Folgen der industriellen Revolution. Es mag sein, dass sich der eine oder andere Dandy durch selbstbewusste Frauen bedroht fand, die Masse, auch die Masse der Oberschicht, hatte andere Probleme.
Allerdings waren es nicht immer nur Emanzipationsbestrebungen der Frau, die das Selbstbild der Männer in Frage stellten. Das vorherrschende Männerbild entstand immer auch aus dem Wettbewerb der Männer untereinander, wie der Soziologe Michael Meuser von der Universität Dortmund festgestellt hat.
Das Männerbild wird immer durch die Auseinandersetzung der Männer miteinander bestimmt. Frauen mögen es tradieren, aber es bildet sich in der Auseinandersetzung der Männer miteinander.
Anfang des 19. Jahrhunderts etwa setzten sich westeuropäische und nordamerikanische Künstler erstmals mit den Afrikanern auseinander, deren Maskulinität als fremd, bedrohlich und konkurrierend erlebt wurde. Diesem Bild stellten die Künstler den Apoll von Belvedere als Ideal gegenüber: Selbst die Soldaten auf zeitgenössischen Schlachtengemälden waren extrem schlank. Nicht Muskelkraft, sondern zivilisiertes, vergeistigtes Auftreten und Emotionalität wurden als Werte ausgewiesen, die wahre Männlichkeit ausmachen sollten. Die Afrikaner, die man als geistlose, rein körperliche Wesen darstellte, erschienen so als unmännlich.
Nun sind Intellektuelle, zu denen ich auch die Angehörigen der bildenden Künste rechne, keine typischen Männer. Sie sind Angehörige einer (mehr oder weniger) privilegierten Minderheit. Ihr Einfluss erstreckt sich meist auf die Oberschicht, einen kleinen Kreis Interessierter. Intellektuelle arbeiten nicht im luftleeren Raum, zumindest Beachtung möchten sie erringen, von Geld nicht zu schweigen. Aber viele Intellektuelle sind mit Beachtung schon zufrieden. Und Beachtung bekommt, wer die Bedürfnisse seiner Klientel trifft und sei es das Bedürfnis, mal was anderes zu sehen. Es mag einen Markt für vergeistigte Männer geben, doch der ist nicht sehr groß. Die Masse der Frauen steht auf das bodenständige, das Handfeste. Natürlich mögen Frauen Geist, doch manche ist froh, wenn Männe nicht zu helle ist, damit ihr eigenes schwaches Licht nicht gar zu dämmrig schummert.
Zu einem großen Wandel des europäischen Männerbildes kam es nach den Erfahrungen mit der Gründerkrise im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Alle „Weichheiten“ waren jetzt für echte Kerle tabu. „Ein eindeutiges, am besten soldatisches Erscheinungsbild, war gerade in bürgerlichen Kreisen Pflicht“, sagt Christa Ehrmann-Hämmerle, Historikerin an der Universität Wien. Alles Ambivalente sei in diesem Sinne unterdrückt worden. Wieder benutzte man das Leitbild auch, um die männliche Konkurrenz abzuwerten. Juden, so lautete ein über antisemitische Kreise hinaus verbreiteter Vorwurf, seien verweiblicht, ihre Körper seien kränklich und ihr Wesen zu intellektuell.
Wir bewegen uns immer noch im kleinen Kreis der Privilegierten, sagen wir mal der oberen 5% der Bevölkerung. Das Maß der Männlichkeit ist schnell genannt: Ein Typ, der in der Welt zurecht kommt, in welcher er lebt. Ein Typ, der Sicherheit, vor allem auch ökonomische Sicherheit, verspricht. Ein Typ, der in seiner Peer-Group nicht eben der Arsch ist. Das kann der blasse, asthenische aber rhetorisch gewandte Herr Assessor oder der braungebrannte, breitschuldrige, lustige aber völlig unintellektuelle Bauernbursche sein. Das Verhältnis von Juden und Gojim (also Nichtjuden) war von wechselseitiger Verachtung geprägt. Die Menschen der Vergangenheit waren kantiger, ihre Eigenarten ausgeprägter und damit die Reibungsfläche größer. Auch Frauen waren im gleichen Maße Antisemiten wie die Männer, ihre Ablehnung für das Fremde und damit Unheimliche wahrscheinlich sogar größer.
Tragische Folgen hatte dieses Klischee für den Wiener Philosophen Otto Weiniger, selbst Anhänger eines soldatischen Männerbildes – dem er als Jude nicht gerecht werden zu können glaubte. Er versuchte 1903 mit aufwendigen Formeln nachzuweisen, dass Frauen aufgrund ihrer biologischen Konstitution „geistlos“ und minderwertig seien. Bedrohlich war in seinen Augen die verbreitete Vermischung der Geschlechter und die Feminisierung der Männer, die er besonders deutlich an Juden festzustellen glaubte. Weininger versuchte vergeblich, seiner Herkunft dadurch zu entkommen, dass er zum Protestantismus konvertierte. Unfähig, seine Konflikte zu lösen, beging er 1903 Suizid.
In ihrer Hochzeit war es das Besondere von Sandoz, dem Pharmaunternehmen, in alle möglichen Präparate Mutterkornalkaloide zuzufügen. So ist es in Deutschland eine schreckliche Unsitte bei allen möglichen Themen die Judenfrage unterzurühren. Eine weitere Unsitte ist, den Einzelfall als pars pro toto einzusetzen. Die wunderlichen Schickale mancher Intellektuellen sagen nichts über die Lebenswirklichkeit des Volkes aus. Was männlich und was weiblich ist, liegt seit Äonen fest und ist in den Grundzügen unveränderlich über die Zeiten hinweg. Dass manche(r) an seinem Geschlecht oder der dazu gehörenden Rolle verzweifelt, das ist völlig normal und im Übrigen die Quelle von Kunst, Literatur und Politik. Wäre Napoleon körperlich nicht so ein Kleiner gewese, wer weiß, ob es ihn so weit nach oben getrieben hätte.
Nach Ehrmann-Hämmerles Beobachtungen hatten auch der Verlauf und der Ausgang des Ersten Weltkrieges dem in Deutschland herrschenden militärischen Leitbild wenig anhaben können. Soldatische Klischees waren weiterhin prägend – man denke nur an die „Stahlgewitter“-Prosa Ernst Jüngers. Für differenzierte Männerbilder war dann in der Zeit des Nationalsozialismus wiederum kein Platz. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Soldat als Vorbild in Deutschland weitgehend ausgedient. Außerdem sei daran erinnert, dass es die kriegsmüden russischen Männer waren, welche die russische Front zum Zusammenbruch brachten.
Wer Ehrmann-Hämmerle heißt, ab in die Ecke und sich schämen. Der Name ist schon eine Parodie an sich und sagt viel über die Trägerin aus. Aber das nur als kleine Anmerkung. Das Männerbild spiegelt immer die Zwänge der Gesellschaft wieder. In einer feindlichen Welt ist der Wunsch nach dem starken, soldatischen Mann groß. Die Militarisierung der Gesellschaft fand in Europa schon lange vor dem Ersten Weltkrieg statt. Sie bekam nach diesem Großkrieg aber eine neue Qualität durch totalitäre Bewegungen, sei es der Kommunismus in der Sowjetunion, der Nationalsozialismus in Deutschland, der Faschismus in Italien oder der Falangismus in Spanien. All diese totalitären Ideologien, den Falangismus vielleicht ausgenommen, verbanden ein Heilsversprechen, die Ankündigung einer goldenen Zukunft mit der Forderung an die Bevölkerung, besonders an die männliche Bevölkerung, sich in militärischer Disziplin für die Erreichung der hohen Ziele aufzuopfern.
Ehrmann-Hämmerle datiert den Anfang der Suche nach einer neuen Identität des deutschen Mannes auf 1945. „An die Stelle eines hegemonialen Leitbildes sind seitdem verschiedene, teilweise konkurrierende getreten“, sagt sie.
Die Identität des deutschen Mannes hat sich 1945 nicht gewandelt, denn schließlich war der Krieg 1945 nicht zu Ende. Die Kampfhandlungen waren zu Ende, aber der Kampf ums Überleben war in Deutschland nicht zu Ende und die feindlichen Handlungen gegen die Bevölkerung von seiten der Siegermächte waren nicht zu Ende. Und selbst 1949, das man als Kriegsende bezeichnen mag, hat sich an der Identität des deutschen Mannes nichts geändert, denn die Lebensumstände waren weiterhin hart und an den Forderungen der Gesellschaft (damit also vor allem der Frauen) an den Mann hatte sich nichts geändert. War zuvor von staatlicher Seite der mutige, sich selbst opfernde Kämpfer gefragt, so war nun der sich für das Überleben seiner Familie opfernde Kämpfer an der Arbeitsfront gefragt.
Anders in den USA: Vor dem Hintergrund des erfolgreichen Kriegseinsatzes im Zweiten Weltkrieg konnten sich hier die starken Männer länger als Leitbild behaupten. Der Zukunftsforscher Eike Wenzel vom Kelkheimer Zukunftsinstitut sieht den Bruch hier zeitlich verzögert erst Ende der 1950er Jahre. „John Wayne markiert einen Typ Mann, der handeln darf, ohne dieses Tun und die eigenen Gefühle zu hinterfragen“, sagt Wenzel. Damit sei er zumindest für den Mainstream maßgeblich gewesen. An dessen Rand aber begannen sich neue, „schwächere“ Helden wie Humphrey Bogart und James Dean zu etablieren.
Soziologie aus dem Kinosessel. Gut, Filme werden nur Renner, wenn sie Bedürfnisse der Kunden ansprechen und so entsteht eine Interaktion in beide Richtungen. Und dann ist noch die Frage, wer besucht hauptsächlich das Kino und was erwartet er.
Grundsätzlich erschüttert wurde das Konzept des Mannes als Kraftmeier aber spätestens seit 1968. Die Anfänge der Frauenemanzipation in den 1970ern und der Vietnamkrieg zwangen die Männer, sich auf die Suche nach einer neuen Identität zu begeben. Zudem verlor die größere körperliche Leistungsfähigkeit von Männern mit der fortschreitenden Deindustrialisierung an Bedeutung. „Dem demonstrativen Männerstricken Anfang der 80er folgten die Yuppies mit einem letzten Versuch, materielle Werte gegenüber dem Weiblichen, Emotionalen durchzusetzen“, sagt Wenzel.
"Der Mann als Kraftmeier", schon die Begriffe zeigen die Tendenz. Ein Starker muss kein Kraftmeier sein. Kraftmeier ist ein abwertender Begriff. Männer hatten, außer in der Unterschicht, nie Status, weil sie Kraftmeier waren. Kraftmeier sind die Türsteher, die Schläger. Ein Starker hat Kraftmeier als Bedienstete für die dreckige Arbeit. Wie bereits oben gesagt, Frauen besetzen Räume, die von Männern aufgegeben werden. Eine Frauenemanzipation wäre ohne das Zurückweichen der Männer überhaupt nicht möglich gewesen. Die Nachkriegszeit in Deutschland war eine Ausnahmezeit, gekennzeichnet durch eine Abwesenheit von Männlichkeit in den Familien. Die Männer waren mit dem Wiederaufbau so beschäftigt, oft auch kriegsbe- oder geschädigt, dass sie gar keine Zeit hatten, ihre Männlichkeit im privaten Bereich auszuleben. So war der Vater oft eine angstbesetzte auf alle Fälle aber keine Person, die ausreichend Nähe duldete. Die Frauen konnten sich "emanzipieren", weil die überwiegende Zahl der Männer den Standpunkt "Warum nicht?" einnahmen. Wobei noch zu klären ist, was denn Emanzipation bedeuten soll? Wenn Emanzipation bedeutet, dass jetzt auch die Frauen im Betrieb arbeiten dürfen, so waren unsere Vorfahren vor dem Ersten Weltkrieg ja tatsächlich total emanzipiert, abgesehen von der Oberschicht natürlich. Wenn Emanzipation das Wahlrecht betrifft, so wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Masse der Männer zusammen mit der Masse der Frauen emanzipiert. Wenn Emanzipation bedeutet, dass eine Frau ihr Leben ganz ohne Mann gestalten kann, so war dieses traurige Schicksal im Mittelalter weiter verbreitet als heute.
Übrigens, wenn es ein Geschlecht gibt, dem materielle Werte alles und wirklich alles sind, so sind das die Frauen. Männer häufen oft materielle Werte, um Eindruck zu schinden. Aber Frauen häufen materielle Wert aus Angst und ohne Sinn und Verstand. Frauen sind der Materie wesentlich stärker verhaftet als der Mann. Sie sind die wahren Materialisten.
Heute würden „männliche Tugenden“ wie Abenteuerlust weitgehend negativ eingeschätzt, kritisiert Wenzel. Schon im Kindergarten würden die Stärken der Jungen nicht hinreichend berücksichtigt. Solche Zuordnung von Charaktereigenschaften zu den Geschlechtern weist Karentzos hingegen als biologistisch zurück: „Im Sinne heutiger Geschlechterforschung verfestigen sich Eigenschaften der Geschlechter erst dadurch, dass sie ihnen immer wieder zugeschrieben werden: Wenn Jungen wild sein müssen, um Jungen zu sein, stellt diese Setzung erst die Männlichkeit her. Wilde Mädchen passen dagegen nicht ins Schema.“ Für sie liegt das Problem eher in einem Erziehungswesen, das auf die Vielheit der Geschlechter keine Rücksicht nimmt.
Der Mann hat keine Kinder, das ist das Problem. Ein typischer Intellektueller, eine richtige Kopfgeburt. Alles längst wiederlegt. Alles kalter Kaffee.
Meuser hebt dagegen in seiner Untersuchung über die Konstruktion von Männlichkeit die Bedeutung jugendlicher Kämpfe für die berufliche Karriere hervor. Ob es um die Schlägereien von Hooligans oder um das verbale „Dissen“ unter Hip-Hop-Gangs gehe – stets müssten sich die jungen Männer gegenüber anderen behaupten. Zwar werden solche aggressiven Männer in der modernen Gesellschaft schwer Erfolg haben. Doch der Mechanismus an sich – das Einüben von Durchsetzungskraft – verschaffe Männern gegenüber den „friedlichen“ Frauen den entscheidenden Vorsprung beim Wettbewerb im Beruf. Zumindest solange, wie sich Frauen als bloße Zuschauerinnen ausgrenzen lassen.
Das Letzte zuerst: der Mythos von der friedlichen Frau ist so alt, und so überholt, dass im Keller schon die Bartwickelmaschine zu klappern beginnt, wenn ihn einer erzählt.
Diese aggressiven Männer kommen im späteren Leben prima zurecht, wenn sie gelernt haben, die Aggression zu kanalisieren. Aggression ist die Wurzel vom individuellen Erkennen, die Wurzel von Freundschaft, die Wurzel von Liebe. Wie jede Emotion, wie jedes Verhaltensmuster muss sie durch Üben modifizert und angepasst werden. Nur wer seinen aggressiven Neigungen ausgeliefert ist, sie nicht gezügelt bekommt, der hat Probleme.
Frauen können bei der Konkurrenz mit Männern nur verlieren. Konkurrenz ist ein männliches Spiel. Kennen Sie die Geschichte von dem Geschäftsmann, der jede Diskussion mit seinen Kunden gewann? - Nun er ist schnell pleite gegangen.
Frauen sind samenshoppende, langstillende, an Männern parasitierende Bauchbrüter, deren einzige Strategie sein kann, sich den lebenstüchtigen Männern angenehm zu machen. Jede andere Strategie führt evolutionär ins Nirwana. Und die Krise der "Kerle" ist die Krise der Kerle, die in die heutige Zeit nicht passen. Die Männer aber, die in die Zeit passen, diese starken, erfolgreichen Männer haben immer einen gut bestückten Markt mit willigen Frauen zur Verfügung und werden statistisch häufiger ebenso erfolgreiche Söhne zeugen und großziehen, wie sicher ist, dass die "Kerle" mit ihrem Genmaterial aus dem Genpool der Art verschwinden, zusammen mit den Genen der Frauen, die sich von den Loosern befruchten lassen.
So ist das Spiel. Es gibt kein Entrinnen.
Die Krise der Kerle ist die Krise der Frauen, die sich vor dem nun kleineren Kreis der lebenstüchtigen Männer prostituieren müssen, um überhaupt noch einen angemessenen Partner zu finden.
Die Krise der Kerle ist das Unglück vieler Frauen, gerade der Erfolgreichen.
DschinDschin
Weiterführende Literatur:
Nina Baur/Jens Luedtke (Hg.): Die soziale Konstruktion von Männlichkeit. Hegemoniale und marginalisierte Männlichkeiten in Deutschland, Verlag Barbara Budrich April 2008, 290 S., 24,90 Euro.
Sabine Kampmann/Alexandra Karentzos (Hg.): Fremde Männer – Other Men. Kritische Berichte 4/2007, 10 Euro.
Ob die genannte Literatur weiter führt, da mache ich mal ein dickes Fragezeichen dahinter!
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 29.05.2008)
Und noch am gleichen Tag im Gelben Forum verrissen!
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
