Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

Franziska Kleiser @, Friday, 09.05.2008, 07:58 (vor 6436 Tagen)

DIE WAHRE GESTALT DER FRAUEN- bzw. GESCHLECHTERFRAGE, ERFASST AUS DEM LEBEN DER MODERNEN MENSCHHEIT

Offenbart sich nicht aus der Katastrophe der aktuellen Kindsmorde heraus die moderne Frauenbewegung durch Tatsachen, die beweisen, wie unzulänglich Gedanken waren, durch die man jahrzehntelang das weibliche Wollen zu verstehen glaubte?
Was gegenwärtig sich aus früher niedergehaltenen Forderungen der Frauen und im Zusammenhange damit an die Oberfläche des Lebens drängt, nötigt dazu, diese Frage zu stellen. Die Mächte, welche das Niederhalten bewirkt haben, sind zum Teil untergegangen. Das Verhältnis, in das sich diese "patriarchalen" Mächte zu den sozialen Triebkräften der Frauen gesetzt haben, kann nur erhalten wollen, wer ganz ohne Erkenntnis davon ist, wie unvernichtbar solche Impulse der Frauennatur sind.


Manche Persönlichkeiten, deren Lebenslage es ihnen möglich machte, durch ihr Wort oder ihren Rat hemmend oder fördernd einzuwirken auf die Kräfte im europäischen Leben, die zum Feminismus drängten, haben sich über diese Triebkräfte den größten Illusionen hingegeben. Sie konnten glauben, ein "Sieg ihres Geschlechtes" werde die sozialen Anstürme beruhigen. Solche Persönlichkeiten mußten gewahr werden, daß durch die Folgen ihres Verhaltens die "feministichen Triebe" erst völlig in die Erscheinung traten. Ja, die gegenwärtige Kinder- und Erziehungs-Katastrophe erweist sich als dasjenige geschichtliche Ereignis, durch das diese Triebe ihre volle Schlagkraft erhalten. Die führenden Persönlichkeiten und Politiker mußten ihr Verhalten in den letzten Jahren stets von dem abhängig machen, was in den feministisch gestimmten Kreisen der Menschheit lebte. Sie hätten oftmals gerne anders gehandelt, wenn sie die Stimmung dieser Kreise hätten unbeachtet lassen können. In der Gestalt, die gegenwärtig die Ereignisse angenommen haben, leben die Wirkungen dieser Stimmung fort.
Und jetzt, da in ein entscheidendes Stadium eingetreten ist, was jahrzehntelang vorbereitend heraufgezogen ist in der Lebensentwickelung der Menschheit: jetzt wird zum tragischen Schicksal, daß den gewordenen Tatsachen sich die Gedanken nicht gewachsen zeigen, die im Werden dieser Tatsachen entstanden sind. Viele Persönlichkeiten, die ihre Gedanken an diesem Werden ausgebildet haben, um dem zu dienen, was in ihm als soziales Ziel lebt, vermögen heute wenig oder nichts in bezug auf Schicksalsfragen, die von den Tatsachen gestellt werden.
Noch glauben zwar manche dieser Persönlichkeiten, was sie seit langer Zeit als zur Neugestaltung des menschlichen Lebens notwendig gedacht haben, werde sich verwirklichen und dann als mächtig genug erweisen, um den fordernden Tatsachen eine lebensmögliche Richtung zu geben.


Man kann absehen von der Meinung derer, die auch jetzt noch wähnen, das Alte müsse sich gegen die neueren Forderungen eines großen Teiles der Frauen halten lassen. Man kann seinen Blick einstellen auf das Wollen der Frauen, die von der Notwendigkeit einer neuen Lebensgestaltung überzeugt sind. Man wird doch nicht anders können, als sich gestehen: Es wandeln unter uns Parteimeinungen wie Urteilsmumien, die von der Entwickelung der Tatsachen zurückgewiesen
werden. Diese Tatsachen fordern Entscheidungen, für welche die Urteile der alten Parteien nicht vorbereitet sind.

Solche Parteien haben sich zwar mit den Tatsachen entwickelt; aber sie sind mit ihren Denkgewohnheiten hinter den Tatsachen zurückgeblieben. Man braucht vielleicht nicht unbescheiden gegenüber heute noch als maßgeblich geltenden Ansichten zu sein, wenn man glaubt, das eben Angedeutete aus dem Verlaufe der Weltereignisse in der Gegenwart entnehmen zu können. Man darf daraus die Folgerung ziehen, gerade diese Gegenwart müsse empfänglich sein für den Versuch, dasjenige im sozialen Leben der neueren Menschheit zu kennzeichnen, was in seiner Eigenart auch den Denkgewohnten der sozial orientierten Persönlichkeiten und Parteirichtungen ferne liegt. Denn es könnte wohl sein, daß die Tragik, die in den Lösungsversuchen der Frauenfrage zutage tritt, gerade in einem Mißverstehen der wahren weiblichen Bestrebungen wurzelt. In einem Mißverstehen selbst von seiten derjenigen Feministinnen, welche mit ihren Anschauungen aus diesen Bestrebungen herausgewachsen sind. Denn der Mensch bildet sich keineswegs immer über sein eigenes Wollen das rechte Urteil.

Gerechtfertigt kann es deshalb erscheinen, einmal die Fragen zu stellen, was will die moderne Frauenbewegung in Wirklichkeit? Entspricht dieses Wollen demjenigen, was gewöhnlich von feministischer oder nicht-feministischer Seite über dieses Wollen gedacht wird? Offenbart sich in dem, was über die “Frauen-Frage” von vielen gedacht wird, die wahre Gestalt dieser “Frage”? Oder ist ein ganz anders gerichtetes Denken nötig? An diese Frage wird man nicht unbefangen herantreten können, wenn man nicht durch die Lebensschicksale in die Lage versetzt war, in das Seelenleben des modernen Feminismus sich einzuleben. Und zwar desjenigen Teiles dieses Feminismus, der am meisten Anteil hat an der Gestaltung, welche die Frauenbewegung der Gegenwart angenommen hat.


Man hat viel gesprochen über die Entwickelung der modernen Familie und des modernen Arbeitslebens. Man hat gefragt, wie innerhalb dieser Entwickelung die gegenwärtige neue Frauenbewegung entstanden ist, und wie sie durch die Entfaltung des neueren Wirtschaftslebens zu ihren Forderungen gekommen ist. In all dem, was man in dieser Richtung vorgebracht hat, liegt viel Treffendes.

Daß damit aber ein Entscheidendes doch nicht berührt wird, kann sich dem aufdrängen, der sich nicht hypnotisieren läßt von dem Urteil: "Die äußern (patriarchalen) Verhältnisse geben dem Menschen das Gepräge seines Lebens."

Es offenbart sich dem, der sich einen unbefangenen Einblick bewahrt in die aus inneren Tiefen heraus wirkenden seelischen Impulse. Gewiß ist, daß die feministischen Forderungen sich entwickelt haben während des Lebens der modernen Gesellschaft und des modernen Familienlebens; aber die Einsicht in diese Tatsache gibt noch durchaus keinen Aufschluß darüber, was in diesen Forderungen eigentlich als rein menschliche Impulse lebt. Und solange man in das Leben dieser Impulse nicht eindringt, kann man wohl auch der wahren Gestalt der "Frauenfrage" nicht beikommen.


Ein Wort, das oftmals in der "feministischen Welt" ausgesprochen wird, kann einen bedeutungsvollen Eindruck machen auf den, der in die tiefer liegenden Triebkräfte des weiblichen Wollens zu dringen vermag. Es ist das: Die moderne Frau ist selbstbewußt, sich ihres "Frauseins" bewußt geworden. Sie folgt den Impulsen der außer ihr bestehenden Männerwelt nicht mehr gewissermaßen instinktiv, unbewußt; sie weiß sich als Angehörige eines anderen Geschlechtes und ist gewillt, das Verhältnis dieses ihres Geschlechtes zu dem andern im öffentlichen Leben in einer ihren Interessen entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen. Wer ein Auffassungsvermögen hat für seelische Unterströmungen, der wird durch das Wort "Frausein" in dem Zusammenhang, in dem es die moderne Feministin gebraucht, hingewiesen auf wichtigste Tatsachen in der sozialen Lebensauffassung derjenigen Frauen, die im Leben der modernen Familie und des modernen Arbeitslebens stehen. Ein solcher muß vor allem aufmerksam darauf werden, wie soziologische Lehren über das Frauenleben und dessen Verhältnis zu den Frauenschicksalen zündend in die Seele der Frau eingeschlagen haben. Hiermit wird eine Tatsache berührt, über welche viele, die nur über die Frauen denken können, nicht mit denselben, nur ganz verschwommene, ja in Anbetracht der ernsten Ereignisse der Gegenwart schädliche Urteile haben. Mit der Meinung, den Frauen sei durch den Feminismus und seine Fortsetzung durch das gendermainstreaming der Kopf verdreht worden, und mit dem, was man sonst in dieser Richtung oft hören kann, kommt man nicht zu einem auf diesem Gebiete in der Gegenwart notwendigen Verständnis der geschichtlichen Weltlage. Denn man zeigt, wenn man eine solche Meinung äußert, nur, daß man nicht den Willen hat, den Blick auf ein Wesentliches in der gegenwärtigen Frauenbewegung zu lenken. Und ein solches Wesentliches ist die Erfüllung des feministischen Bewußtseins mit Begriffen, die ihren Charakter aus der neueren wissenschaftlichen Entwickelung heraus genommen haben. In diesem Bewußtsein wirkt als Stimmung fort, was in Simone de Beauvoirs - und anderen - Glaube an die Wissenschaft (über die Geschlechter) gelebt hat. Solche Dinge mögen manchem unwesentlich erscheinen, der sich für einen "praktischen Menschen" hält. Wer aber eine wirklich fruchtbare Einsicht in die moderne Frauenbewegung gewinnen will, der muß seine Aufmerksamkeit auf diese Dinge richten. In dem, was gemäßigte und radikale Feministinnen - bis hin zur Familienministerin - heute fordern, lebt nicht etwa das in Menschen-Impulse umgewandelte soziale Leben so, wie es sich manche Menschen vorstellen, sondern es lebt die Sozialwissenschaft, von welcher das feministische Bewußtsein ergriffen worden ist. In der wissenschaftlich gehaltenen und in der journalistisch popularisierten Literatur der Frauenbewegung tritt dieses so klar zutage. Es zu leugnen, bedeutet ein Augenverschließen vor den wirklichen Tatsachen. Und eine fundamentale, die soziale Lage der Gegenwart bedingende Tatsache ist die, daß die moderne Feministin in wissenschaftlich gearteten Begriffen sich den Inhalt ihres Frauenbewußtseins bestimmen läßt.

Mag die in der Familie arbeitende Mutter von "Wissenschaft" noch so weit entfernt sein; sie hört den Aufklärungen über ihre Lage von seiten derjenigen zu, welche die Mittel zu dieser Aufklärung von dieser "Wissenschaft" empfangen haben.
Alle die Auseinandersetzungen über das neuere Familienleben, das Zeitalter der Geschlechtergerechtigkeit, den Feminismus mögen noch so einleuchtend auf die Tatsachengrundlage der modernen Frauenbewegung hinweisen; was die gegenwärtige soziale Lage entscheidend aufklärt, erfließt nicht unmittelbar aus der Tatsache, daß die Frau in die Familie gestellt worden, daß sie in die "patriarchale" Lebensordnung eingespannt worden ist.

Es fließt aus der andern Tatsache, daß ganz bestimmte Gedanken sich innerhalb ihres weiblichen Bewußtseins in der Familie und in der Abhängigkeit von der "patriarchalen" Ordnung ausgebildet haben. Es könnte sein, daß die Denkgewohnheiten der Gegenwart manchen verhindern, die Tragweite dieses Tatbestandes ganz zu erkennen und ihn veranlassen, in seiner Betonung nur ein dialektisches Spiel mit Begriffen zu sehen.

Demgegenüber muß gesagt werden: Um so schlimmer für die Aussichten auf eine gedeihliche Einstellung in das soziale Leben der Gegenwart bei denen, die nicht imstande sind, das Wesentliche ins Auge zu fassen. Wer die Frauenbewegung verstehen will, der muß vor allem wissen, wie eine feministische Frau denkt. Denn die feministische Bewegung - von ihren gemäßigten Reformbestrebungen an bis in ihre verheerendsten Auswüchse hinein - wird nicht von "außermenschlichen Kräften", von "Gerechigkeitsimpulsen" gemacht, sondern von Menschen; von deren Vorstellungen und Willensimpulsen.
Nicht in dem, was die Familie und die Gesellschaft in das weibliche Bewußtsein hineinverpflanzt haben, liegen die bestimmenden Ideen und Willenskräfte der gegenwärtigen Frauenbewegung. Diese Bewegung hat ihre Gedanken-Quelle in der neueren Wissenschaftsrichtung gesucht, weil der Frau das modernen Familienleben und die moderne Gesellschaft nichts geben konnte, was ihre Seele mit einem menschenwürdigen Inhalt erfüllen konnte.

Ein solcher Inhalt ergab sich der mittelalterlichen Frau aus ihrem Leben mit Arbeit, Haushalt, Kindern. In der Art, wie diese Frauen sich menschlich mit ihrer Tätigkeit verbunden fühlten, lag etwas, das ihnen das Leben innerhalb der ganzen menschlichen Gesellschaft vor dem eigenen Bewußtsein in einem lebenswerten Lichte erscheinen ließ. Sie vermochte, was sie tat, so anzusehen, daß sie dadurch verwirklicht glauben konnte, was sie als "Mensch" sein wollte. Innerhalb der materialistischen modernen Lebensordnung war sie dann auf sich selbst, auf ihr Inneres angewiesen, wenn sie nach einer Grundlage suchte, auf der sich eine das Bewußtsein tragende Ansicht von dem errichten läßt, was man als "Mensch" ist. Von der modernen Gesellschaft, von dem Materialismus strömte für eine solche Ansicht nichts aus. So ist es gekommen, daß das Bewußtsein von Frauen die Richtung nach dem wissenschaftlich gearteten Gedanken einschlug. Sie hatte den menschlichen Zusammenhang mit dem unmittelbaren Leben verloren. Das aber geschah in der Zeit, in der "die führenden Männer" der Menschheit einer wissenschaftlichen Denkungsart zustrebten, die selbst nicht mehr die geistige Stoßkraft hatte, um das menschliche Bewußtsein nach dessen Bedürfnissen allseitig zu einem befriedigenden Inhalte zu führen. Die alten Weltanschauungen stellten den Menschen als Seele in einen geistigen Daseinszusammenhang hinein. Vor der neueren Wissenschaft erscheint er als Naturwesen innerhalb der bloßen Naturordnung. Diese Wissenschaft wird nicht empfunden wie ein in die Menschenseele aus einer Geistwelt fließender Strom, der den Menschen als Seele trägt. Wie man auch über das Verhältnis der religiösen Impulse und dessen, was mit ihnen verwandt ist, zu der wissenschaftlichen Denkungsart der neueren Zeit urteilen mag: man wird, wenn man unbefangen die geschichtliche Entwickelung betrachtet, zugeben müssen, daß sich das wissenschaftliche Vorstellen aus dem religiösen entwickelt hat. Aber die alten, auf religiösen Untergründen ruhenden Weltanschauungen haben nicht vermocht, ihren seelentragenden Impuls der neueren wissenschaftlichen Vorstellungsart mitzuteilen. Sie stellten sich außerhalb dieser Vorstellungsart und lebten weiter mit einem Bewußtseinsinhalt, dem sich die Seelen der Frauen nicht zuwenden konnten. Den führenden Männern konnte dieser Bewußtseinsinhalt noch etwas Wertvolles sein. Er hing auf die eine oder die andere Art mit ihrer Lebenslage zusammen. Diese Männer suchten nicht nach einem neuen Bewußtseinsinhalt, weil die Überlieferung durch das Leben selbst sie den alten noch festhalten ließ. Die moderne Frau wurde aus allen alten Lebenszusammenhängen herausgerissen. Sie ist der Mensch, dessen Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden ist. Für sie war mit der Entziehung der alten Lebensgrundlagen zugleich die Möglichkeit geschwunden, aus den alten geistigen Quellen zu schöpfen. Die stand inmitten von Gebieten, denen sie entfremdet worden war. Mit der modernen Familie, der modernen Technik und der modernen Gesellschaft entwickelte sich gleichzeitig in dem Sinne - wie man die großen weltgeschichtlichen Strömungen gleichzeitig nennen kann - die moderne Wissenschaftlichkeit. Ihr wandte sich das Vertrauen, der Glaube der modernen Frau zu. Bei ihr suchte sie den ihr notwendigen neuen Bewußtseinsinhalt. Aber sie war zu dieser Wissenschaftlichkeit in ein anderes Verhältnis gesetzt als "die führenden Männer". Diese fühlten sich nicht genötigt, die wissenschaftliche Vorstellungsart zu ihrer seelentragenden Lebensauffassung zu machen. Mochten sie noch so sehr mit der "wissenschaftlichen Vorstellungsart" sich durchdringen,z.B. sogar auch, daß in der Gesellschaftsordnung ein gerader Ursachenzusammenhang von "Männerherrschaft" zu "Frauenunterdrückung" führe: diese Vorstellungsart blieb doch theoretische Überzeugung. Sie erzeugte nicht den Trieb, das Leben auch empfindungsgemäß so zu nehmen, wie es dieser Überzeugung restlos angemessen ist. Aber neben dieser Vorstellungsart wirkte in ihrer Seele etwas, das sie festhalten ließ an Lebenszusammenhängen, die sich nur sinnvoll rechtfertigen aus dem Glauben an eine geistige Weltordnung. Man stelle sich doch nur unbefangen vor, wie anders die Wissenschaftlichkeit auf den wirkt, der in solchen Lebenszusammenhängen mit dem eigenen Dasein verankert ist, als auf die moderne Frau, vor die ein/e Agitator/in hintritt und in den wenigen Abendstunden, die von der Arbeit nicht ausgefüllt sind, in der folgenden Art spricht: Die Wissenschaft hat in der neueren Zeit den Menschen ausgetrieben, zu glauben, daß sie ihren Ursprung in geistigen Welten haben. Sie sind darüber belehrt worden, daß sie in der Urzeit als Baumkletterer lebten, belehrt, daß sie alle den gleichen rein natürlichen Ursprung haben. Und daß sie als Frau seit jeher unterdrückt sei...

Vor eine nach solchen Gedanken hin orientierte Wissenschaftlichkeit sah sich die moderne Frau gestellt, wenn sie nach einem Seeleninhalt suchte, der sie empfinden lassen sollte, wie sie als Mensch im Weltendasein drinnen steht. Sie nahm diese Wissenschaftlichkeit ernst, und zog aus ihr ihre Folgerungen für das Leben. Sie traf das moderne, technische und materialistische Zeitalter anders als die Männer.

ER hatte alles Interesse daran, die Errungenschaften der neuen Zeit in den Rahmen dieser Lebensordnung einzuspannen. Viele Frauen waren aus dieser Lebensordnung seelisch stärker herausgerissen. Ihnen konnte diese Lebensordnung nicht eine Empfindung geben, die ihr Leben mit einem menschenwürdigen Inhalt durchleuchtete. Empfinden lassen, was man als Mensch ist, das konnte die Frau das einzige, was ausgestattet mit Glauben erweckender Kraft aus der alten Lebensordnung hervorgegangen zu sein schien: die wissenschaftliche Denkungsart.
Es könnte manchen Leser dieser Ausführungen wohl zu einem Lächeln drängen, wenn auf die "Wissenschaftlichkeit" der feministischen Vorstellungsart verwiesen wird. Wer bei "Wissenschaftlichkeit" nur an dasjenige zu denken vermag, was man durch vieljähriges Sitzen in Bildungsanstalten sich erwirbt, und der dann diese Wissenschaftlichkeit in Gegensatz bringt zu dem Bewußtseinsinhalt der Feministin, die "nichts gelernt" hat, der mag lächeln. Er lächelt über Schicksal entscheidende Tatsachen des gegenwärtigen Lebens hinweg. Diese Tatsachen bezeugen aber, daß mancher hochgelehrte Mensch unwissenschaftlich lebt, während die ungelehrte Frau ihre Lebensgesinnung nach der Wissenschaft (bis hin zur gender-wissenschaft) hin orientiert, die sie vielleicht gar nicht besitzt. Der Gebildete hat die Wissenschaft aufgenommen; sie ist in einem Schubfach seines Seelen-Innern. Er steht aber in Lebenszusammenhängen und läßt sich von diesen seine Empfindungen orientieren, die nicht von dieser Wissenschaft gelenkt werden. Die Feministin ist durch ihre Lebensverhältnisse dazu gebracht, das Dasein so aufzufassen, wie es der Gesinnung dieser Wissenschaft entspricht. Was die Soziologen (und andere Wissenschaftler) "Wissenschaftlichkeit" nennen, mag ihr ferne liegen; die Vorstellungsrichtung dieser Wissenschaftlichkeit orientiert ihr Leben. Für viele andere ist bestimmend eine religiöse, eine ästhetische, eine allgemein-geistige Grundlage; für die Feministin wird die "Wissenschaft", wenn auch oft in ihren allerletzten Gedanken-Ausläufen, (feministischer) Lebensglaube. Mancher Wissenschaftler fühlt sich "aufgeklärt", "freireligiös". Gewiß, in seinen Vorstellungen lebt die wissenschaftliche Überzeugung; in seinen Empfindungen aber pulsieren die von ihm unbemerkten Reste eines überlieferten Lebensglaubens.

Was die wissenschaftliche Denkungsart nicht aus der alten Lebensordnung mitbekommen hat: das ist das Bewußtsein, daß sie als geistiger Art in einer geistigen Welt wurzelt. Über diesen Charakter der modernen Wissenschaftlichkeit konnte sich der Angehörige der "männlichen Wissenschaften" hinwegsetzen. Denn ihm erfüllt sich das Leben mit alten Traditionen. Die Feministin konnte das nicht. Denn ihre neue Lebenslage trieb die alten Traditionen aus ihrer Seele. Sie übernahm die feministische Vorstellungsart von den männlichen Wissenschaftlern als Erbgut. Dieses Erbgut wurde die Grundlage ihres Bewußtseins vom Wesen des Menschen. Aber dieser "Geistesinhalt" in ihrer Seele wußte nichts von seinem Ursprung in einem wirklichen Geistesleben. Was die Feministin von den Wissenschaftlern als geistiges Leben allein übernehmen konnte, verleugnete seinen Ursprung aus dem Geiste.


Mir ist nicht unbekannt, wie diese Gedanken Männer und auch Frauen berühren werden, die mit dem Leben "praktisch" vertraut zu sein glauben, und die aus diesem Glauben heraus das hier Gesagte für eine lebensfremde Anschauung halten. Die Tatsachen, welche aus der gegenwärtigen Weltlage heraus sprechen, werden immer mehr diesen Glauben als einen Wahn erweisen. Wer unbefangen diese Tatsachen sehen kann, dem muß sich offenbaren, daß einer Lebensauffassung, welche sich nur an das Äußere dieser Tatsachen hält, zuletzt nur noch Vorstellungen zugänglich sind, die mit den Tatsachen nichts mehr zu tun haben.

Echte Fleißarbeit, dieses Plagiat!

Ekki, Friday, 09.05.2008, 13:39 (vor 6436 Tagen) @ Franziska Kleiser

Hallo allerseits!

Beim Lesen dieses Textes fiel mir sofort auf, daß er zwar auf die neuesten Ereignisse (Kindsmorde) Bezug nimmt, jedoch in einem Stil geschrieben ist, der auf die Wende vom 19. zum 20. Jh. oder auf noch frühere Jahre verweist.

Und richtig:

Als ich den Text ergoogelte, wurde ich schnell fündig:

http://www.anthroposophy.com/Steinerwerke/Steiner-GA23-04.html

Das mag wohl auch erklären, warum ich mich beim Lesen des Textes ständig fragte, welche Haltung der Autor denn nun zur Geschlechterfrage einnimmt:

Der Versuch, durch Ersetzen der Worte "proletarisch"/"Proletarier" durch "feministisch"/"Feminist" einen neuen Text zu schaffen, führt offensichtlich argumentativ ins Nirgendwo, weil die Sachverhalte zu unterschiedlich sind.

Zur Posterin:

Zuerst hatte ich gedacht, "Franziska Kleiser" sei die Autorin des Artikels un habe auch nach diesem Namen gegoogelt.

Ergebnis u.a.:

http://www.suedkurier.de/_/tools/vorschau.html?id=2687395

Sofern der Name nicht sowieso frei erfunden ist oder einer anderen Trägerin gehört - eine echte Sportsfreundin, die hier mal gedankliche Turnübungen gemacht hat.

Das Resultat ist in jedem Fall weniger überzeugend als ihre sportlichen Meriten.

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

Das war eine "Aktualisierung" des Textes...

Franziska Kleiser @, Friday, 09.05.2008, 15:56 (vor 6436 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki,

Kompliment: gut gegoogelt...- war ja klar, daß das ein sehr alter Text sein muß. Allerdings - das meine ich ernst - so wie ich ihn abgeändert hatte, finde ich ihn sehr treffend!

Ursprünglich hatte Rudolf Steiner über die proletarische Bewegung geschrieben - und ich fand es passend, den Text so für die Frauenbewegung "umzuschreiben" - wobei 'umschreiben' zu stark ist.... - Es sind immer nur einzelne Wörter, die ich änderte.
Ich finde den Text allerdings lesenswert!

Natürlich heiße ich nicht Franziska Kleiser - und der Text hier ist selbstverständlich realer und besser als irgendeine sportliche Leistung! Ich find ihn sogar sehr treffend - im Kern!

Also: laßt Euch nicht von der alten Sprache stören, sondern lest den Text ganz durch!
Es ist schließlich ja auch eine Kritik an der Frauenbewegung - da sie in ihrem Kern weder von den Feministinnen selbst noch von ihren Kritikern verstanden wird!

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

DschinDschin, Friday, 09.05.2008, 22:45 (vor 6435 Tagen) @ Franziska Kleiser

Herkunft des Wortes "Perversion": Perversion, (lat. perversio „die Verdrehung, die Umkehrung“)

Und wenn auch Perversion heute meist im Zusammenhang mit sexuellem Verhalten verwendet wird, so geht der Begriff im Ursprung darüber hinaus: eine Verdrehung, eine Umkehrung der Ratio, der Emotio, der Wirklichkeit.

Und darum verdient der Text, dieses Plagiat, die Wertung: pervers.

Es ist pervers die Frauenfrage und die soziale Frage gleich zu setzen oder die Frauenfrage als Fortsetzung der sozialen Frage zu bezeichnen.

Die Aussage: Woman is the Nigger of the World. ist pervers. Denn sie verwischt sie negiert die eigentliche soziale Frage: Wer produziert die Güter und Dienstleistungen und wer konsumiert und wer verwaltet den Überschuss.

Frauen sind wie Männer Opfer und Täter im System. Kapitalbesitzende Frauen oder kaptitalbesitzende Männer besitzende Frauen stehen proletarischen Frauen und proletarischen Männern gegenüber. Die soziale Frage wird nicht dadurch gelöst, dass ich innerhalb der gesellschaftlichen Klassen zwischen Männern und Frauen Chancengleichheit und Gerechtigkeit herstelle, sondern dass ich über Klassengrenzen hinweg Chancengleichheit und Gerechtigkeit herstelle. Im Gegenteil, die zunehmenden beruflichen Chancen von Frauen verstärken die Klassengegensätze, weil jetzt zwei Partner im öffentlichen Raum agieren, wodurch sich die Konkurrenz unter den Arbeitskraftverkäufern, den Proletariern verstärkt.

Was den weiteren Text betrifft, so wird das Steiner'sche Geschwalle durch das Umprägen auf die Frauenfrage nicht eben verständlicher.
Dazu muss man wissen was Steiner ist: ein westlicher Hindu.
Und man muss wissen, was er als "wissenschaftlich" bezeichnet: seine Religion.
Die Antroposophie versteht sich als (Geistes-)Wissenschaft, was sie de facto aber nicht ist.

Das gute und schlechte am Kapitalismus ist seine unbarmherzige Ehrlichkeit. Arbeitskraft ist ein handelbares Gut, hat also Warencharakter, kann gekauft werden, hat einen Preis. Und es ist nicht schlecht, den Markt zu durchschauen und dazu gehören die gegensätzlichen Interessen von Käufer und Verkäufer von Kapitalist und Proletarier, den Gegensatz von Kapital und Arbeit. Das Verschleiern von Marktkräften durch religiösen Nebel mag den Zukurzgekommenen trösten und den Absahner ruhiger schlafen lassen, es löst die grundlegenden Probleme nicht. Aller Liberalismus und aller Fortschrittsglaube und alle Religion konnten die großen Weltkriege und die revolutionären Umwälzungen nicht verhindern.Denn erst kommt das Fressen und dann die Moral.

Die Entmündigung der Frau in alten Gesellschaften hatte vor allem den Hintergrund, sie zu schützen. Denn da sie als a priori "behindert" galt, hatte sie Anspruch auf den umfassenden Schutz der Gesellschaft, also der Männer. Begingen Frauen Vergehen wurden ihre Männer bestraft. Das soziale Netz war für Frauen viel dichter geknüpft als für Männer. Und nicht vergessen, der Großteil der Männer war nicht weniger entrechtet, als die Frauen. Die Männer mussten regelmäßig einen hohen Blutzoll für ihre Freiheit und ihre Rechte bezahlen, die Frauen bekamen dergleichen en passant.

Die Frauen müssen sich mal entscheiden, wollen sie gleich sein oder etwas Besonderes. Beides geht nämlich nicht. Und gleich heißt gleiche Chance und gleiches Risiko. Denn Gleichheit heißt, dass ich dem Könner und dem Tüchtigen wegnehme umd dem Nichtskönner und Unfähigen zu geben, weswegen Gleichheit niemals gerecht sein kann.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

Franziska Kleiser @, Saturday, 10.05.2008, 01:54 (vor 6435 Tagen) @ DschinDschin

Hallo Dschindschin,

ich habe nun das wesentliche, das ich nicht schlecht finde an dem Text, rauskopiert - (und ein Wort hinzugefügt)... - hälst Du diesen Inhalt für falsch? Es geht dabei nicht, wie Du meinst, um die soziale Lage der Frau...Bitte lies nun nochmal den folgenden gekürzten Text, - was ich als die Quintessenz empfinde: (Es wird hiermit auch klar, wieso religiöse Frauen keine Feministinnen sind - sondern wie der Feminismus aus dem Matrialismus entspringt!)
Die Quintessenz aus dem Text ist doch eigentlich gerade, daß das was die Femis an Gleichstellung, mehr Geld usw. fordern - am eigentlichen vorbeigeht. Der Ursprung des Feminismus ist eben NICHT die "Ausbeutung" der Frau, sondern letztenendes "der Sinnverlust" ihres Lebens mit Kindererziehung, Haushalt usw.

"Offenbart sich nicht aus der Katastrophe der aktuellen Kindsmorde heraus die moderne Frauenbewegung durch Tatsachen, die beweisen, wie unzulänglich Gedanken waren, durch die man jahrzehntelang das weibliche Wollen zu verstehen glaubte?


Ja, die gegenwärtige Kinder- und Erziehungs-Katastrophe erweist sich als dasjenige geschichtliche Ereignis, durch das diese Triebe ihre volle Schlagkraft erhalten. Die führenden Persönlichkeiten und Politiker mußten ihr Verhalten in den letzten Jahren stets von dem abhängig machen, was in den feministisch gestimmten Kreisen der Menschheit lebte. Sie hätten oftmals gerne anders gehandelt, wenn sie die Stimmung dieser Kreise hätten unbeachtet lassen können. In der Gestalt, die gegenwärtig die Ereignisse angenommen haben, leben die Wirkungen dieser Stimmung fort.

Man kann absehen von der Meinung derer, die auch jetzt noch wähnen, das Alte müsse sich gegen die neueren Forderungen eines großen Teiles der Frauen halten lassen. Man kann seinen Blick einstellen auf das Wollen der Frauen, die von der Notwendigkeit einer neuen Lebensgestaltung überzeugt sind.

Denn es könnte wohl sein, daß die Tragik, die in den Lösungsversuchen der Frauenfrage zutage tritt, gerade in einem Mißverstehen der wahren weiblichen Bestrebungen wurzelt. In einem Mißverstehen selbst von seiten derjenigen Feministinnen, welche mit ihren Anschauungen aus diesen Bestrebungen herausgewachsen sind. Denn der Mensch bildet sich keineswegs immer über sein eigenes Wollen das rechte Urteil.

Gerechtfertigt kann es deshalb erscheinen, einmal die Fragen zu stellen, was will die moderne Frauenbewegung in Wirklichkeit? Entspricht dieses Wollen demjenigen, was gewöhnlich von feministischer oder nicht-feministischer Seite über dieses Wollen gedacht wird? Offenbart sich in dem, was über die Frauen-Frage von vielen gedacht wird, die wahre Gestalt dieser Frage? Oder ist ein ganz anders gerichtetes Denken nötig? An diese Frage wird man nicht unbefangen herantreten können, wenn man nicht durch die Lebensschicksale in die Lage versetzt war, in das Seelenleben des modernen Feminismus sich einzuleben. Und zwar desjenigen Teiles dieses Feminismus, der am meisten Anteil hat an der Gestaltung, welche die Frauenbewegung der Gegenwart angenommen hat.


Daß damit aber ein Entscheidendes doch nicht berührt wird, kann sich dem aufdrängen, der sich nicht hypnotisieren läßt von dem Urteil: "Die äußern (patriarchalen) Verhältnisse geben dem Menschen das Gepräge seines Lebens."

Es offenbart sich dem, der sich einen unbefangenen Einblick bewahrt in die aus inneren Tiefen heraus wirkenden seelischen Impulse. Gewiß ist, daß die feministischen Forderungen sich entwickelt haben während des Lebens der modernen Gesellschaft und des modernen Familienlebens; aber die Einsicht in diese Tatsache gibt noch durchaus keinen Aufschluß darüber, was in diesen Forderungen eigentlich als rein menschliche Impulse lebt. Und solange man in das Leben dieser Impulse nicht eindringt, kann man wohl auch der wahren Gestalt der "Frauenfrage" nicht beikommen.

Ein Wort, das oftmals in der "feministischen Welt" ausgesprochen wird, kann einen bedeutungsvollen Eindruck machen auf den, der in die tiefer liegenden Triebkräfte des weiblichen Wollens zu dringen vermag. Es ist das: Die moderne Frau ist selbstbewußt, sich ihres "Frauseins" bewußt geworden. Sie folgt den Impulsen der außer ihr bestehenden Männerwelt nicht mehr gewissermaßen instinktiv, unbewußt; sie weiß sich als Angehörige eines anderen Geschlechtes und ist gewillt, das Verhältnis dieses ihres Geschlechtes zu dem andern im öffentlichen Leben in einer ihren Interessen entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen. Wer ein Auffassungsvermögen hat für seelische Unterströmungen, der wird durch das Wort "Frausein" in dem Zusammenhang, in dem es die moderne Feministin gebraucht, hingewiesen auf wichtigste Tatsachen in der sozialen Lebensauffassung derjenigen Frauen, die im Leben der modernen Familie und des modernen Arbeitslebens stehen. Ein solcher muß vor allem aufmerksam darauf werden, wie soziologische Lehren über das Frauenleben und dessen Verhältnis zu den Frauenschicksalen zündend in die Seele der Frau eingeschlagen haben. Hiermit wird eine Tatsache berührt, über welche viele, die nur über die Frauen denken können, nicht mit denselben, nur ganz verschwommene, ja in Anbetracht der ernsten Ereignisse der Gegenwart schädliche Urteile haben. Mit der Meinung, den Frauen sei durch den Feminismus und seine Fortsetzung durch das gendermainstreaming der Kopf verdreht worden, und mit dem, was man sonst in dieser Richtung oft hören kann, kommt man nicht zu einem auf diesem Gebiete in der Gegenwart notwendigen Verständnis der geschichtlichen Weltlage. Denn man zeigt, wenn man eine solche Meinung äußert, nur, daß man nicht den Willen hat, den Blick auf ein Wesentliches in der gegenwärtigen Frauenbewegung zu lenken. Und ein solches Wesentliches ist die Erfüllung des feministischen Bewußtseins mit Begriffen, die ihren Charakter aus der neueren wissenschaftlichen Entwickelung heraus genommen haben.
In diesem Bewußtsein wirkt als Stimmung fort, was in Simone de Beauvoirs - und anderen - Glaube an die Wissenschaft (über die Geschlechter) gelebt hat. Solche Dinge mögen manchem unwesentlich erscheinen, der sich für einen "praktischen Menschen" hält. Wer aber eine wirklich fruchtbare Einsicht in die moderne Frauenbewegung gewinnen will, der muß seine Aufmerksamkeit auf diese Dinge richten. In dem, was gemäßigte und radikale Feministinnen - bis hin zur Familienministerin - heute fordern, lebt nicht etwa das in Menschen-Impulse umgewandelte soziale Leben so, wie es sich manche Menschen vorstellen, sondern es lebt die Sozialwissenschaft, von welcher das feministische Bewußtsein ergriffen worden ist.

In der wissenschaftlich gehaltenen und in der journalistisch popularisierten Literatur der Frauenbewegung tritt dieses so klar zutage. Es zu leugnen, bedeutet ein Augenverschließen vor den wirklichen Tatsachen. Und eine fundamentale, die soziale Lage der Gegenwart bedingende Tatsache ist die, daß die moderne Feministin in wissenschaftlich gearteten Begriffen sich den Inhalt ihres Frauenbewußtseins bestimmen läßt.

Mag die in der Familie arbeitende Mutter von "Wissenschaft" noch so weit entfernt sein; sie hört den Aufklärungen über ihre Lage von seiten derjenigen zu, welche die Mittel zu dieser "Aufklärung" von dieser(Pseudo-?)"Wissenschaft" empfangen haben.
Alle die Auseinandersetzungen über das neuere Familienleben, das Zeitalter der Geschlechtergerechtigkeit, den Feminismus mögen noch so einleuchtend auf die Tatsachengrundlage der modernen Frauenbewegung hinweisen; was die gegenwärtige soziale Lage entscheidend aufklärt, erfließt nicht unmittelbar aus der Tatsache, daß die Frau in die Familie gestellt worden, daß sie in die "patriarchale" Lebensordnung eingespannt worden ist.

Es fließt aus der andern Tatsache, daß ganz bestimmte Gedanken sich innerhalb ihres weiblichen Bewußtseins in der Familie und in der Abhängigkeit von der "patriarchalen" Ordnung ausgebildet haben. Es könnte sein, daß die Denkgewohnheiten der Gegenwart manchen verhindern, die Tragweite dieses Tatbestandes ganz zu erkennen und ihn veranlassen, in seiner Betonung nur ein dialektisches Spiel mit Begriffen zu sehen.

Demgegenüber muß gesagt werden: Um so schlimmer für die Aussichten auf eine gedeihliche Einstellung in das soziale Leben der Gegenwart bei denen, die nicht imstande sind, das Wesentliche ins Auge zu fassen. Wer die Frauenbewegung verstehen will, der muß vor allem wissen, wie eine feministische Frau denkt. Denn die feministische Bewegung - von ihren gemäßigten Reformbestrebungen an bis in ihre verheerendsten Auswüchse hinein - wird nicht von "außermenschlichen Kräften", von "Gerechigkeitsimpulsen" gemacht, sondern von Menschen; von deren Vorstellungen und Willensimpulsen.
Nicht in dem, was die Familie und die Gesellschaft in das weibliche Bewußtsein hineinverpflanzt haben, liegen die bestimmenden Ideen und Willenskräfte der gegenwärtigen Frauenbewegung. Diese Bewegung hat ihre Gedanken-Quelle in der neueren Wissenschaftsrichtung gesucht, weil der Frau das modernen Familienleben und die moderne Gesellschaft nichts geben konnte, was ihre Seele mit einem menschenwürdigen Inhalt erfüllen konnte.

Ein solcher Inhalt ergab sich der mittelalterlichen Frau aus ihrem Leben mit Arbeit, Haushalt, Kindern. In der Art, wie diese Frauen sich menschlich mit ihrer Tätigkeit verbunden fühlten, lag etwas, das ihnen das Leben innerhalb der ganzen menschlichen Gesellschaft vor dem eigenen Bewußtsein in einem lebenswerten Lichte erscheinen ließ. Sie vermochte, was sie tat, so anzusehen, daß sie dadurch verwirklicht glauben konnte, was sie als "Mensch" sein wollte.
Innerhalb der materialistischen modernen Lebensordnung war sie dann auf sich selbst, auf ihr Inneres angewiesen, wenn sie nach einer Grundlage suchte, auf der sich eine das Bewußtsein tragende Ansicht von dem errichten läßt, was man als "Mensch" ist. Von der modernen Gesellschaft, von dem Materialismus strömte für eine solche Ansicht nichts aus. So ist es gekommen, daß das Bewußtsein von Frauen die Richtung nach dem wissenschaftlich gearteten Gedanken einschlug. Sie hatte den menschlichen Zusammenhang mit dem unmittelbaren Leben verloren. Das aber geschah in der Zeit, in der "die führenden Männer" der Menschheit einer wissenschaftlichen Denkungsart zustrebten, die selbst nicht mehr die geistige Stoßkraft hatte, um das menschliche Bewußtsein nach dessen Bedürfnissen allseitig zu einem befriedigenden Inhalte zu führen. Die alten Weltanschauungen stellten den Menschen als Seele in einen geistigen Daseinszusammenhang hinein. Vor der neueren Wissenschaft erscheint er als Naturwesen innerhalb der bloßen Naturordnung. Diese Wissenschaft wird nicht empfunden wie ein in die Menschenseele aus einer Geistwelt fließender Strom, der den Menschen als Seele trägt. Wie man auch über das Verhältnis der religiösen Impulse und dessen, was mit ihnen verwandt ist, zu der wissenschaftlichen Denkungsart der neueren Zeit urteilen mag: man wird, wenn man unbefangen die geschichtliche Entwickelung betrachtet, zugeben müssen, daß sich das wissenschaftliche Vorstellen aus dem religiösen entwickelt hat. Aber die alten, auf religiösen Untergründen ruhenden Weltanschauungen haben nicht vermocht, ihren seelentragenden Impuls der neueren wissenschaftlichen Vorstellungsart mitzuteilen. Sie stellten sich außerhalb dieser Vorstellungsart und lebten weiter mit einem Bewußtseinsinhalt, dem sich die Seelen der Frauen nicht zuwenden konnten. Den führenden Männern konnte dieser Bewußtseinsinhalt noch etwas Wertvolles sein. Er hing auf die eine oder die andere Art mit ihrer Lebenslage zusammen. Diese Männer suchten nicht nach einem neuen Bewußtseinsinhalt, weil die Überlieferung durch das Leben selbst sie den alten noch festhalten ließ. Die moderne Frau wurde aus allen alten Lebenszusammenhängen herausgerissen. Sie ist der Mensch, dessen Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden ist. Für sie war mit der Entziehung der alten Lebensgrundlagen zugleich die Möglichkeit geschwunden, aus den alten geistigen Quellen zu schöpfen. Die stand inmitten von Gebieten, denen sie entfremdet worden war. Mit der modernen Familie, der modernen Technik und der modernen Gesellschaft entwickelte sich gleichzeitig in dem Sinne - wie man die großen weltgeschichtlichen Strömungen gleichzeitig nennen kann - die moderne Wissenschaftlichkeit. Ihr wandte sich das Vertrauen, der Glaube der modernen Frau zu. Bei ihr suchte sie den ihr notwendigen neuen Bewußtseinsinhalt. Aber sie war zu dieser Wissenschaftlichkeit in ein anderes Verhältnis gesetzt als "die führenden Männer". Diese fühlten sich nicht genötigt, die wissenschaftliche Vorstellungsart zu ihrer seelentragenden Lebensauffassung zu machen. Mochten sie noch so sehr mit der "wissenschaftlichen Vorstellungsart" sich durchdringen: diese Vorstellungsart blieb doch theoretische Überzeugung. Sie erzeugte nicht den Trieb, das Leben auch empfindungsgemäß so zu nehmen, wie es dieser Überzeugung restlos angemessen ist. Aber neben dieser Vorstellungsart wirkte in ihrer Seele etwas, das sie festhalten ließ an Lebenszusammenhängen, die sich nur sinnvoll rechtfertigen aus dem Glauben an eine geistige Weltordnung. Man stelle sich doch nur unbefangen vor, wie anders die Wissenschaftlichkeit auf den wirkt, der in solchen Lebenszusammenhängen mit dem eigenen Dasein verankert ist, als auf die moderne Frau, vor die ein/e Agitator/in hintritt und in der folgenden Art spricht: 'Die Wissenschaft hat in der neueren Zeit den Menschen ausgetrieben, zu glauben, daß sie ihren Ursprung in geistigen Welten haben. Sie sind darüber belehrt worden, daß sie in der Urzeit als Baumkletterer lebten, belehrt, daß sie alle den gleichen rein natürlichen Ursprung haben. Und daß sie als Frau seit jeher unterdrückt sei...'

Vor eine nach solchen Gedanken hin orientierte Wissenschaftlichkeit sah sich die moderne (feministische)Frau gestellt, wenn sie nach einem Seeleninhalt suchte, der sie empfinden lassen sollte, wie sie als Mensch im Weltendasein drinnen steht. Sie nahm diese Wissenschaftlichkeit ernst, und zog aus ihr ihre Folgerungen für das Leben. Sie traf das moderne, technische und materialistische Zeitalter anders als die Männer.

ER hatte alles Interesse daran, die Errungenschaften der neuen Zeit in den Rahmen dieser Lebensordnung einzuspannen. Viele Frauen waren aus dieser Lebensordnung seelisch stärker herausgerissen. Ihnen konnte diese Lebensordnung nicht eine Empfindung geben, die ihr Leben mit einem menschenwürdigen Inhalt durchleuchtete. Empfinden lassen, was man als Mensch ist, das konnte die Frau das einzige, was ausgestattet mit Glauben erweckender Kraft aus der alten Lebensordnung hervorgegangen zu sein schien: die wissenschaftliche Denkungsart.
Es könnte manchen Leser dieser Ausführungen wohl zu einem Lächeln drängen, wenn auf die "Wissenschaftlichkeit" der feministischen Vorstellungsart verwiesen wird. Wer bei "Wissenschaftlichkeit" nur an dasjenige zu denken vermag, was man durch vieljähriges Sitzen in Bildungsanstalten sich erwirbt, und der dann diese Wissenschaftlichkeit in Gegensatz bringt zu dem Bewußtseinsinhalt der Feministin, die "nichts gelernt" hat, der mag lächeln. Diese Tatsachen bezeugen aber, daß mancher hochgelehrte Mensch unwissenschaftlich lebt, während die ungelehrte Frau ihre Lebensgesinnung nach der Wissenschaft (bis hin zur gender-wissenschaft) hin orientiert, die sie vielleicht gar nicht besitzt. Der Gebildete hat die Wissenschaft aufgenommen; sie ist in einem Schubfach seines Seelen-Innern. Er steht aber in Lebenszusammenhängen und läßt sich von diesen seine Empfindungen orientieren, die nicht von dieser Wissenschaft gelenkt werden. Die Feministin ist durch ihre Lebensverhältnisse dazu gebracht, das Dasein so aufzufassen, wie es der Gesinnung dieser Wissenschaft entspricht. Was die Soziologen (und andere Wissenschaftler) "Wissenschaftlichkeit" nennen, mag ihr ferne liegen; die Vorstellungsrichtung dieser Wissenschaftlichkeit orientiert ihr Leben. Für viele andere ist bestimmend eine religiöse, eine ästhetische, eine allgemein-geistige Grundlage; für die Feministin wird die "Wissenschaft", wenn auch oft in ihren allerletzten Gedanken-Ausläufen, (feministischer) Lebensglaube.(...also zu ihrem Weltbild, Religion, Glaube...) Mancher Wissenschaftler fühlt sich "aufgeklärt", "freireligiös". Gewiß, in seinen Vorstellungen lebt die wissenschaftliche Überzeugung; in seinen Empfindungen aber pulsieren die von ihm unbemerkten Reste eines überlieferten Lebensglaubens.

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

Student(t), Saturday, 10.05.2008, 20:06 (vor 6434 Tagen) @ DschinDschin

[...]das Steiner'sche Geschwalle [...]
das Umprägen auf die Frauenfrage nicht eben verständlicher.
Dazu muss man wissen was Steiner ist: ein westlicher Hindu.
Und man muss wissen, was er als "wissenschaftlich" bezeichnet: seine
Religion.
Die Antroposophie versteht sich als (Geistes-)Wissenschaft, was sie de
facto aber nicht ist.

DschinDschin

Ich habe mir zwar nicht die Zeit nehmen können, den zur Diskussion stehenden Text zu lesen. Vielleicht ist er wirklich schlecht; oder vielleicht ist er es nicht, jedoch die Parallesisierung mit der Frauenfrage mißglückt.

Wie dem sei, was du über Steiner schreibst, ist offensichtlich reine Polemik. Wie kannst du uns vorschreiben, zu "wissen was Steiner ist" ? Dazu müßtest du ihn ja selbst gelesen haben. Nicht den obigen Text, aber Irgendetwas, was den Nachweis erbringt, daß er "ein westlicher Hindu" sei. Freilich kann man die von ihm beanspruchte Wissenschaftlichkeit in Frage stellen. Das hängt u.a. davon ab, was man genau unter Intersubjektivität versteht, oder wie man sie eingrenzt. Übrigens hat auch Marx Wissenschaftlichkeit für seine Heilslehre beansprucht, und dies nach mehrheitlicher Auffassung zu Unrecht.

In Abwandlung eines oft zitierten philosophischen Satzes: Was man nicht gelesen hat, darüber muß man schweigen !

Gruß
Student

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

*carlos*, Sunday, 11.05.2008, 16:35 (vor 6434 Tagen) @ Student(t)

(...)

Wie dem sei, was du über Steiner schreibst, ist offensichtlich reine Polemik. Wie kannst du uns vorschreiben, zu "wissen was Steiner ist" ? Dazu müßtest du ihn ja selbst gelesen haben. Nicht den obigen Text, aber Irgendetwas, was den Nachweis erbringt, daß er "ein westlicher Hindu" sei. ...

Ja, das war wohl offensichtlich offensichtliche Polemik, und die noch dazu hochrein... lolol... Dreh’ma mal die Sache mit der Beweiserei um: Erbring’ du den kolossalen Nachweis, daß du kein Steiner’scher unehelicher Rauschbub seiest... lol...

Freilich kann man die von ihm beanspruchte Wissenschaftlichkeit in Frage stellen. Das hängt u.a. davon ab, was man genau unter Intersubjektivität versteht, oder wie man sie eingrenzt. Übrigens hat auch Marx Wissenschaftlichkeit für seine Heilslehre beansprucht, und dies nach mehrheitlicher Auffassung zu Unrecht.

... und das auch noch im pluralis maiestatis... das mag ich ganz besonders, Lentze... Was ich hingegen so alles bei dir „in Frage stellen“ und wo ich überall „Wissenschaftlichkeit beanspruchen“ wollen mögen tun würde... lolol... das ging’ wohl „nach mehrheitlicher Auffassung“ auf keine Kuhhaut... lolol...

In Abwandlung eines oft zitierten philosophischen Satzes: Was man nicht gelesen hat, darüber muß man schweigen !

Si tacuisses, philósophus mansisses… q.e.d…

Steinigt den Steiner mit Hinkelsteinen…

carlos

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

DschinDschin, Tuesday, 13.05.2008, 13:14 (vor 6432 Tagen) @ Franziska Kleiser
bearbeitet von DschinDschin, Tuesday, 13.05.2008, 13:20

Die Quintessenz aus dem Text ist doch eigentlich gerade, daß das was die
Femis an Gleichstellung, mehr Geld usw. fordern - am eigentlichen
vorbeigeht. Der Ursprung des Feminismus ist eben NICHT die "Ausbeutung" der
Frau, sondern letztenendes "der Sinnverlust" ihres Lebens mit
Kindererziehung, Haushalt usw.

Wer die Richtung des Güterstroms (Waren und Dienstleistungen) verfolgt, der erkennt, dass er von den Männern hin zu den Frauen führt. D.h. Frauen konsumieren regelmäßig mehr Waren und Dienstleistungen, als sie produzieren. Frauen produzieren Kinder, wenn sie ihrer Bestimmung nachkommen. Sie bezahlen die Männer mit Sex und Betütelung für den Überschuss an Waren und Diensten, die sie erhalten. Nun haben die modernen Produktionsmethoden den klassisch weiblichen Bereich marginalisiert. Der Mann ist, um sein Leben führen zu können, auf die Unterstützung durch die Frau nicht mehr angwiesen. Die Frau am Herd ist überflüssig geworden, die Hausarbeit außerhalb der Landwirtschaft weniger als ein Halbtagsjob. Der Feminismus wurzelt in den Töchtern gelangweilten Frauen der Mittelschicht amerikanischer Vorstädte, die eines sicher wußten, nämlich das Leben ihrer durch Sinnentleerung neurotisierten Mütter nicht mehr führen zu wollen.

"Offenbart sich nicht aus der Katastrophe der aktuellen Kindsmorde heraus
die moderne Frauenbewegung durch Tatsachen, die beweisen, wie unzulänglich
Gedanken waren, durch die man jahrzehntelang das weibliche Wollen zu
verstehen glaubte?

Die Kindsmorde sind (im Vergleich zu den toten Kindern durch Abtreibung) ein im Einzelfall tragisches insgesamt aber vernachlässigbares und im Übrigen unvermeidbares Ausnahmeereignis. Aus solchen Einzelfällen lassen sich keine Rückschlüsse ziehen, außer vielleicht, dass das Murphy-Gesetz stimmt: Alles was schiefgehen kann, wird irgendwann schiefgehen.


Ja, die gegenwärtige Kinder- und Erziehungs-Katastrophe erweist sich als
dasjenige geschichtliche Ereignis, durch das diese Triebe ihre volle
Schlagkraft erhalten. Die führenden Persönlichkeiten und Politiker mußten
ihr Verhalten in den letzten Jahren stets von dem abhängig machen, was in
den feministisch gestimmten Kreisen der Menschheit lebte. Sie hätten
oftmals gerne anders gehandelt, wenn sie die Stimmung dieser Kreise hätten
unbeachtet lassen können. In der Gestalt, die gegenwärtig die Ereignisse
angenommen haben, leben die Wirkungen dieser Stimmung fort.

Wir haben weder eine Kinder- noch eine Erziehungskatastrophe. So gut wie heute ging es den Kindern noch nie. Noch nie hatten Kinder und Eltern ein so gutes und entspanntes Verhältnis zueinander. Wir haben ohne Zweifel Wohlstandsverwahrlosung aber mit dem Elend der Vergangenheit, der Prekarität der Unterschicht der Vergangenheit hat das nichts zu tun.

Ich bezweifle, dass Politiker mehr wollen, als ihren Posten zu behalten, ihr Ego zu befriedigen, sich wichtig zu tun. Auch ohne Feminismus wäre Politik nicht besser, weil Politik ein Abbild der Gesellschaft ist und die Gesellschaft ist immer Mittelmaß.

Man kann absehen von der Meinung derer, die auch jetzt noch wähnen, das
Alte müsse sich gegen die neueren Forderungen eines großen Teiles der
Frauen halten lassen. Man kann seinen Blick einstellen auf das Wollen der
Frauen, die von der Notwendigkeit einer neuen Lebensgestaltung überzeugt
sind.

Denn es könnte wohl sein, daß die Tragik, die in den Lösungsversuchen der
Frauenfrage zutage tritt, gerade in einem Mißverstehen der wahren
weiblichen Bestrebungen wurzelt. In einem Mißverstehen selbst von seiten
derjenigen Feministinnen, welche mit ihren Anschauungen aus diesen
Bestrebungen herausgewachsen sind. Denn der Mensch bildet sich keineswegs
immer über sein eigenes Wollen das rechte Urteil.

Gerechtfertigt kann es deshalb erscheinen, einmal die Fragen zu
stellen, was will die moderne Frauenbewegung in Wirklichkeit? Entspricht
dieses Wollen demjenigen, was gewöhnlich von feministischer oder
nicht-feministischer Seite über dieses Wollen gedacht wird? Offenbart sich
in dem, was über die Frauen-Frage von vielen gedacht wird, die wahre
Gestalt dieser Frage? Oder ist ein ganz anders gerichtetes Denken nötig?
An diese Frage wird man nicht unbefangen herantreten können, wenn man
nicht durch die Lebensschicksale in die Lage versetzt war, in das
Seelenleben des modernen Feminismus sich einzuleben. Und zwar desjenigen
Teiles dieses Feminismus, der am meisten Anteil hat an der Gestaltung,
welche die Frauenbewegung der Gegenwart angenommen hat.

Was will die Frau und was muss sie wollen. Das Muss ergibt sich aus ihrer biologischen Funktion. Sie kann Anderes wollen, geht dann aber samt ihres Gensatzes, also ihrer Mentalität, ihres Charakters, ihrer seelischen Disposition endgültig vom Markt.
Der Mann muss nur Eines wollen: möglichst viele schöne (=gesunde, gebärfähige) Frauen befruchten.
So wie es Albino-Löwen gibt, als Laune der Natur, es aber nicht zu erwarten ist, dass jemals in Afrika Albino-Löwen die Art stellen werden, so wenig haben Frauen mit feministischer Neigung die Chance, die Zukunft des Phänotyps Frau zu bestimmen. Feministische Frauen sind wie Albino-Löwen eine Abnormität. Eine Frau muss, will sie im Sinne ihrer Gene, erfolgreich sein, einen gesunden und lebenstüchtigen Befruchter finden und in der Lage sein, sich dessen Resourcen so lange zu sichern, bis die Kinder einigermaßen flügge sind. Das um so mehr, als ein Kind kein Kind ist und zwei Kinder grade mal das Erhaltungsniveau. Wenn wir wissen wollen, wie die Frau der Zukunft gestaltet ist, müssen wir uns die Frauen ansehen, die drei und mehr Kinder gebären samt deren Enkel und Urenkel.
Ich bezweifle, dass die Frau weiß, was sie will. Ihr Betriebssystem sagt ihr das Notwendige, wenn die Zeit gekommen ist.

Daß damit aber ein Entscheidendes doch nicht berührt wird, kann sich dem
aufdrängen, der sich nicht hypnotisieren läßt von dem Urteil: "Die
äußern (patriarchalen) Verhältnisse geben dem Menschen das Gepräge seines
Lebens."

Das größte Problem einer Gesellschaft ist, wie bringe ich den Mann dazu, sich für fremde Interessen zu knechten. In dem Buch "Die Camerons" verlässt an ihrem 16. Geburtstag Maggie Drum (Morag Hood) ihren Heimatort Pitmungo, ein westschottisches Bergarbeiterdorf. Sie will unbedingt einen Highlander heiraten, einen, der anders ist, als die Männer ihrer Gegend. Mit iren Ersparnissen kommt sie an die Küste und lernt Gillon Cameron (Malcolm Ingram) kennen, einen armen Fischer des Hochlandes. Sie findet diesen Highlander und bringt ihn dazu, sie zu heiraten und als Bergmann zu arbeiten. Er ist ihr Werkzeug um ihre Vorstellung von Glück und sozialem Aufstieg zu verwirklichen. Das ist das Spiel, ein Spiel, das in vielen Varianten gespielt wird. Wo dieses Spiel nicht gelingt, finden wir gescheiterte Gesellschaften: Afrika, die Slums in Amerika, Jamaika. Bei diesen gescheiterten Gesellschaften besteht die Familie aus Mutter und Kindern und die Väter wechseln und sind abwesend.

Es offenbart sich dem, der sich einen unbefangenen Einblick bewahrt in die
aus inneren Tiefen heraus wirkenden seelischen Impulse. Gewiß ist, daß die
feministischen Forderungen sich entwickelt haben während des Lebens der
modernen Gesellschaft und des modernen Familienlebens; aber die Einsicht in
diese Tatsache gibt noch durchaus keinen Aufschluß darüber, was in
diesen Forderungen eigentlich als rein menschliche Impulse lebt. Und
solange man in das Leben dieser Impulse nicht eindringt, kann man wohl auch
der wahren Gestalt der "Frauenfrage" nicht beikommen.

Ein Wort, das oftmals in der "feministischen Welt" ausgesprochen wird,
kann einen bedeutungsvollen Eindruck machen auf den, der in die tiefer
liegenden Triebkräfte des weiblichen Wollens zu dringen vermag. Es ist das:
Die moderne Frau ist selbstbewußt, sich ihres "Frauseins" bewußt geworden.
Sie folgt den Impulsen der außer ihr bestehenden Männerwelt nicht mehr
gewissermaßen instinktiv, unbewußt; sie weiß sich als Angehörige eines
anderen Geschlechtes und ist gewillt, das Verhältnis dieses ihres
Geschlechtes zu dem andern im öffentlichen Leben in einer ihren Interessen
entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen.

Die moderne Frau ist nicht selbstbewußter als ihre Schwestern der Vergangenheit. Die moderne Frau ist sich ihres "Frauseins" wesentlich unsicherer als ihre Vorgängerinnen, da sie ihren weiblichen Lebensraum und Daseinszweck verloren hat und sich in einer Welt zurecht finden soll, in der sich zu tummeln schon seit Äonen gezwungen ist, die ihn geprägt hat. Weil sie sich ihrer Weiblichkeit mehr und mehr entfremdet sieht, versucht sich sich derer durch viel Gerede und oberflächliches Gehabe immer und immer zu versichern. Niemand wird durch Gleichheit mehr verunsichert, als die Frau. Und wie sie sich auch spreizt, die Welt ist wie sie ist, nicht weil Männer die Welt gestaltet haben, sondern weil die Welt den Mann gestaltet hat. Und so stößt die Frau in dieser Welt auf ein gewaltiges Desinteresse an ihren spezifisch weiblichen Eigenschaften, und sammelt sich darum in Tätigkeitsfeldern, welche den klassisch weiblichen am Nächsten kommen. Denn was ist eine Frau ohne ihre Weiblichkeit: ein Weichei mit Titten.

Wer ein Auffassungsvermögen
hat für seelische Unterströmungen, der wird durch das Wort "Frausein" in
dem Zusammenhang, in dem es die moderne Feministin gebraucht, hingewiesen
auf wichtigste Tatsachen in der sozialen Lebensauffassung derjenigen
Frauen, die im Leben der modernen Familie und des modernen Arbeitslebens
stehen. Ein solcher muß vor allem aufmerksam darauf werden, wie
soziologische Lehren über das Frauenleben und dessen Verhältnis zu den
Frauenschicksalen zündend in die Seele der Frau eingeschlagen haben.
Hiermit wird eine Tatsache berührt, über welche viele, die nur
über die Frauen denken können, nicht mit denselben, nur ganz
verschwommene, ja in Anbetracht der ernsten Ereignisse der Gegenwart
schädliche Urteile haben. Mit der Meinung, den Frauen sei durch den
Feminismus und seine Fortsetzung durch das gendermainstreaming der Kopf
verdreht worden, und mit dem, was man sonst in dieser Richtung oft hören
kann, kommt man nicht zu einem auf diesem Gebiete in der Gegenwart
notwendigen Verständnis der geschichtlichen Weltlage. Denn man zeigt, wenn
man eine solche Meinung äußert, nur, daß man nicht den Willen hat, den
Blick auf ein Wesentliches in der gegenwärtigen Frauenbewegung zu lenken.
Und ein solches Wesentliches ist die Erfüllung des feministischen
Bewußtseins mit Begriffen, die ihren Charakter aus der neueren
wissenschaftlichen Entwickelung heraus genommen haben.

Der obige Absatz ist mir unverständliches Gefasel. Es stört der Begriff "wissenschaftlich". Was wird im Verhältnis der Geschlechter nicht alles als "wissenschaftlich" verkauft. Aber sein wir doch ehrlich. Wenig von dem, was wir zu wissen glauben ist wirklich wissenschaftlich zu nennen. Denken wir doch nur an die Debatte um den Mann als Mängelwesen, wegen des kleinen Y-Chromosoms. Das erinnert an "wissenschaftliche" Veröffentlichungen voriger Zeiten, als die Frauen wegen der kleineren Köpfe als debil galten.

In diesem Bewußtsein wirkt als Stimmung fort, was in Simone de Beauvoirs -
und anderen - Glaube an die Wissenschaft (über die Geschlechter) gelebt
hat. Solche Dinge mögen manchem unwesentlich erscheinen, der sich für einen
"praktischen Menschen" hält. Wer aber eine wirklich fruchtbare Einsicht in
die moderne Frauenbewegung gewinnen will, der muß seine Aufmerksamkeit auf
diese Dinge richten. In dem, was gemäßigte und radikale Feministinnen - bis
hin zur Familienministerin - heute fordern, lebt nicht etwa das in
Menschen-Impulse umgewandelte soziale Leben so, wie es sich manche Menschen
vorstellen, sondern es lebt die Sozialwissenschaft, von welcher das
feministische Bewußtsein ergriffen worden ist
.

Die Sozialwissenschaft ist eine Geisteswissenschaft und es stellt sich die Frage, ob wir eine Geisteswissenschaft als Wissenschaft bezeichnen wollen. Ist Theologie eine Wissenschaft? Biblogie mag eine Wissenschaft sein. Was den Geisteswissenschaften immer fehlt ist die Verifizierung an der Realität. Mögen die Methoden und die Art des Schlussfolgerns auch wissenschaftlich sein, da alles sich im luftigen Raum des Geistes abspielt, ist die Übertragbarkeit auf die Wirklichkeit immer fragwürdig. Und Mann-sein und Frau-sein ist nun einmal real, wie auch die Reproduktion.

In der wissenschaftlich gehaltenen und in der journalistisch
popularisierten Literatur der Frauenbewegung tritt dieses so klar zutage.
Es zu leugnen, bedeutet ein Augenverschließen vor den wirklichen Tatsachen.
Und eine fundamentale, die soziale Lage der Gegenwart bedingende Tatsache
ist die, daß die moderne Feministin in wissenschaftlich gearteten Begriffen
sich den Inhalt ihres Frauenbewußtseins bestimmen läßt.

"Wirkliche Tatsachen", da geht es schon los, mit Pleonasmen! Gibt es unwirkliche Tatsachen. Tatsachen sind immer wirklich. Was nun die wissenschaftlichen Begriffe angeht, so ist es damit wie mit dem Cargo-Kult bestimmter Stämme im heutigen Indonesien. Wikipedia
Es werden wissenschaftliche Begriffe in mythischer Bedeutung verwendet. So wie der Laie heute nicht mehr traurig sondern deprimiert, eine Meinung nicht mehr widersprüchlich, sondern schizophren ist.

Mag die in der Familie arbeitende Mutter von "Wissenschaft" noch so weit
entfernt sein; sie hört den Aufklärungen über ihre Lage von seiten
derjenigen zu, welche die Mittel zu dieser "Aufklärung" von
dieser(Pseudo-?)"Wissenschaft" empfangen haben.

Alle die Auseinandersetzungen über das neuere Familienleben, das Zeitalter
der Geschlechtergerechtigkeit, den Feminismus mögen noch so einleuchtend
auf die Tatsachengrundlage der modernen Frauenbewegung hinweisen; was die
gegenwärtige soziale Lage entscheidend aufklärt, erfließt nicht
unmittelbar aus der Tatsache, daß die Frau in die Familie gestellt worden,
daß sie in die "patriarchale" Lebensordnung eingespannt worden ist.

Die patriarchale Lebensordnung wurde um die Frau herum gestaltet. Da die Frauen in der Vergangenheit dauerschwanger , dadurch in ihrer Fähigkeit zur eigenbestimmten Lebensführung also erheblich eingeschränkt waren, hat sie die Gesellschaft jeder Verantwortung enthoben und diese dem Mann aufs Auge gedrückt. Die sogenannte patriarchale Lebensordnung ist der Frau willen geschaffen und nicht um des Mannes willen. Verantwortung und Last sind Geschwister, was jeder erfährt, der ein Führungspositionen aufsteigt.

Es fließt aus der andern Tatsache, daß ganz bestimmte Gedanken sich
innerhalb ihres weiblichen Bewußtseins
in der Familie und in der
Abhängigkeit von der "patriarchalen" Ordnung ausgebildet haben. Es könnte
sein, daß die Denkgewohnheiten der Gegenwart manchen verhindern, die
Tragweite dieses Tatbestandes ganz zu erkennen und ihn veranlassen, in
seiner Betonung nur ein dialektisches Spiel mit Begriffen zu sehen.

Den größten Fehler begeht, wer hinter weiblichem Handeln Tiefgründiges vermutet. Die Frau ist ein seicht denkender Opportunist. Persönlicher (kurzfristiger) Vorteil wiegt mehr als große Überzeugungen. Und wie die Säufer lügen sich auch Frauen gerne in die eigene Tasche, wenn es um ihre Motive geht. Im Zweifel und vor allem vor den Freundinnen ist es immer Liebe.

Demgegenüber muß gesagt werden: Um so schlimmer für die Aussichten auf
eine gedeihliche Einstellung in das soziale Leben der Gegenwart bei denen,
die nicht imstande sind, das Wesentliche ins Auge zu fassen. Wer die
Frauenbewegung verstehen will, der muß vor allem wissen, wie eine
feministische Frau denkt.
Denn die feministische Bewegung - von
ihren gemäßigten Reformbestrebungen an bis in ihre verheerendsten Auswüchse
hinein - wird nicht von "außermenschlichen Kräften", von
"Gerechigkeitsimpulsen" gemacht, sondern von Menschen; von deren
Vorstellungen und Willensimpulsen.

Wie schon gesagt, um der seelischen Gesundheit willen sollte man es sich schenken, hinter dem Denken von sich feministisch nennenden Frauen tiefe Motive zu suchen. In der Regel ist es: Nicht den richtigen Mann gefunden. Zu wenig befriedigenden Sex. Lesbische Neidungen und Neid auf die richtigen Männer.

Nicht in dem, was die Familie und die Gesellschaft in das weibliche
Bewußtsein hineinverpflanzt haben, liegen die bestimmenden Ideen und
Willenskräfte der gegenwärtigen Frauenbewegung. Diese Bewegung hat ihre
Gedanken-Quelle in der neueren Wissenschaftsrichtung gesucht, weil der Frau
das modernen Familienleben und die moderne Gesellschaft nichts geben
konnte, was ihre Seele mit einem menschenwürdigen Inhalt erfüllen
konnte.

Gib' der Frau Religion. Nur Religion kann eine Frau erfüllen. Am Besten die Katholische mit der Marie und dem ganzen Gedöhns. Mag sich der Mann als getriebener seiner Sexualität fühlen, die Frau ist dagegen die Besessene. Ihr ganzer Körper ist auf Reproduktion ausgerichtet, schreit nach Befruchtung, schreit nach Gebären, die Berg- und Talfahrt der Hormone erzeugt gewaltige Bewegungen auf der Seele, es ist kein Spaß. Nur Religion kann einem so instabilen Wesen Ruhe und Sicherheit geben.

Ein solcher Inhalt ergab sich der mittelalterlichen Frau aus ihrem Leben
mit Arbeit, Haushalt, Kindern. In der Art, wie diese Frauen sich menschlich
mit ihrer Tätigkeit verbunden fühlten, lag etwas, das ihnen das Leben
innerhalb der ganzen menschlichen Gesellschaft vor dem eigenen Bewußtsein
in einem lebenswerten Lichte erscheinen ließ. Sie vermochte, was sie
tat, so anzusehen, daß sie dadurch verwirklicht glauben konnte, was sie
als "Mensch" sein wollte.

Das klingt nun sehr idyllisch. Tatsache ist, dass die Menschen früherer Zeiten einen erbarmungslosen Existenskampf führen mussten. Da stellte sich die Frage nach Sinn überhaupt nicht.

Innerhalb der materialistischen modernen Lebensordnung war sie dann auf
sich selbst, auf ihr Inneres angewiesen, wenn sie nach einer Grundlage
suchte, auf der sich eine das Bewußtsein tragende Ansicht von dem errichten
läßt, was man als "Mensch" ist. Von der modernen Gesellschaft, von dem
Materialismus strömte für eine solche Ansicht nichts aus
. So ist es
gekommen, daß das Bewußtsein von Frauen die Richtung nach dem
wissenschaftlich gearteten Gedanken einschlug. Sie hatte den menschlichen
Zusammenhang mit dem unmittelbaren Leben verloren. Das aber geschah in der
Zeit, in der "die führenden Männer" der Menschheit einer wissenschaftlichen
Denkungsart zustrebten, die selbst nicht mehr die geistige Stoßkraft hatte,
um das menschliche Bewußtsein nach dessen Bedürfnissen allseitig zu einem
befriedigenden Inhalte zu führen. Die alten Weltanschauungen stellten den
Menschen als Seele in einen geistigen Daseinszusammenhang hinein. Vor der
neueren Wissenschaft erscheint er als Naturwesen innerhalb der bloßen
Naturordnung. Diese Wissenschaft wird nicht empfunden wie ein in die
Menschenseele aus einer Geistwelt fließender Strom, der den Menschen als
Seele trägt. Wie man auch über das Verhältnis der religiösen Impulse und
dessen, was mit ihnen verwandt ist, zu der wissenschaftlichen Denkungsart
der neueren Zeit urteilen mag: man wird, wenn man unbefangen die
geschichtliche Entwickelung betrachtet, zugeben müssen, daß sich das
wissenschaftliche Vorstellen aus dem religiösen entwickelt hat.

Nein, nein und nein! Selbst die Geisteswissenschaft per se, die Philosophie, entwickelt sich nur durch die Trennung vom Religiösen. Religion und Logik sind unverträglich. Philosophie ohne Logik ist unbekömmlich, ist leeres Geschwafel.
Religion ist nicht neugierig, sie hinterfrägt nicht, auch wenn das Judentum eine sehr intellektuelle Religion ist. Aber wer sieht, wie Jesaja eiert, um die Vertreibung der Juden aus dem Mythos vom auserwählten Volk heraus logisch zu erklären und ein Happy End in aussicht zu stellen, der fühlt, das Religion und Philosophie zueinander stehen wie Feuer und Wasser.

Aber die
alten, auf religiösen Untergründen ruhenden Weltanschauungen haben nicht
vermocht, ihren seelentragenden Impuls der neueren wissenschaftlichen
Vorstellungsart mitzuteilen.
Sie stellten sich außerhalb dieser
Vorstellungsart und lebten weiter mit einem Bewußtseinsinhalt, dem sich
die Seelen der Frauen nicht zuwenden konnten
.

Wahr ist, dass die alten Schablonen und Riten in unseren Köpfen, unsere angeborenen Ahnungen von der Welt, wie sie sein sollte und wie wir voraussichtlich darin zurecht kommen, dass die Basis unserer Seele auf welcher Religionen aufsetzen, indem sie den Dämonen in unseren Köpfen Namen geben und ihnen Rollen zuschreiben, welche sie für uns handhabbar machen, dass also diese alten Wurzeln unseres Wesens wirkmächtig weiter neben einem Intellekt bestehen, der sie nicht kennt, ihre Wirkung verleugnet und im Augenscheinlichen verhaftet bleibt. Die Frau weiß um den Verlust der uralten weiblichen Rolle, sie weiß um die Forderungen aus der Gesellschaft, die sie drängt ein männliches Leben zu führen und sie ist zerissen zwischen dem Intellekt und dem kulturellen Über-Ich, das sich mit ihren Wurzeln, ihrem Wesenkern nicht verträgt. Das klassische Bild einer Neurose.

Den führenden Männern
konnte dieser Bewußtseinsinhalt noch etwas Wertvolles sein. Er hing auf die
eine oder die andere Art mit ihrer Lebenslage zusammen. Diese Männer
suchten nicht nach einem neuen Bewußtseinsinhalt, weil die Überlieferung
durch das Leben selbst sie den alten noch festhalten ließ. Die moderne Frau
wurde aus allen alten Lebenszusammenhängen herausgerissen. Sie ist der
Mensch, dessen Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden ist.
Für sie war mit der Entziehung der alten Lebensgrundlagen zugleich die
Möglichkeit geschwunden, aus den alten geistigen Quellen zu schöpfen.
Die stand inmitten von Gebieten, denen sie entfremdet worden war. Mit
der modernen Familie, der modernen Technik und der modernen Gesellschaft
entwickelte sich gleichzeitig in dem Sinne - wie man die großen
weltgeschichtlichen Strömungen gleichzeitig nennen kann - die moderne
Wissenschaftlichkeit. Ihr wandte sich das Vertrauen, der Glaube der
modernen Frau zu. Bei ihr suchte sie den ihr notwendigen neuen
Bewußtseinsinhalt. Aber sie war zu dieser Wissenschaftlichkeit in ein
anderes Verhältnis gesetzt als "die führenden Männer". Diese fühlten sich
nicht genötigt, die wissenschaftliche Vorstellungsart zu ihrer
seelentragenden Lebensauffassung zu machen. Mochten sie noch so sehr mit
der "wissenschaftlichen Vorstellungsart" sich durchdringen: diese
Vorstellungsart blieb doch theoretische Überzeugung. Sie erzeugte nicht den
Trieb, das Leben auch empfindungsgemäß so zu nehmen, wie es dieser
Überzeugung restlos angemessen ist. Aber neben dieser Vorstellungsart
wirkte in ihrer Seele etwas, das sie festhalten ließ an
Lebenszusammenhängen, die sich nur sinnvoll rechtfertigen aus dem Glauben
an eine geistige Weltordnung. Man stelle sich doch nur unbefangen vor, wie
anders die Wissenschaftlichkeit auf den wirkt, der in solchen
Lebenszusammenhängen mit dem eigenen Dasein verankert ist, als auf die
moderne Frau, vor die ein/e Agitator/in hintritt und in der
folgenden Art spricht: 'Die Wissenschaft hat in der neueren Zeit den
Menschen ausgetrieben, zu glauben, daß sie ihren Ursprung in geistigen
Welten haben. Sie sind darüber belehrt worden, daß sie in der Urzeit als
Baumkletterer lebten, belehrt, daß sie alle den gleichen rein natürlichen
Ursprung haben. Und daß sie als Frau seit jeher unterdrückt sei...'

Nun, diese Aussagen zeigen, was von der hier beschworenen Wissenschaftlichkeit zu halten ist. Doch was die Welt vorantreibt ist die schiere Notwendigkeit. Weit davon entfernt, den Gedanken führender Männer zu gehorchen, wohnt dem System eine eigene Dynamik inne. Und war in einem Land erst einmal die kapitalistische Produktionsweise verwirklicht, blieb den anderen Ländern gar nichts übrig, als nachzuziehen, wollten sie nicht zuerst wirtschaftlich dann militärisch und dann als Völker völlig unter die Räder kommen.

Vor eine nach solchen Gedanken hin orientierte Wissenschaftlichkeit sah
sich die moderne (feministische)Frau gestellt, wenn sie nach einem
Seeleninhalt suchte, der sie empfinden lassen sollte, wie sie als Mensch im
Weltendasein drinnen steht. Sie nahm diese Wissenschaftlichkeit ernst, und
zog aus ihr ihre Folgerungen für das Leben. Sie traf das moderne,
technische und materialistische Zeitalter anders als die Männer.

ER hatte alles Interesse daran, die Errungenschaften der neuen Zeit in den
Rahmen dieser Lebensordnung einzuspannen. Viele Frauen waren aus dieser
Lebensordnung seelisch stärker herausgerissen. Ihnen konnte diese
Lebensordnung nicht eine Empfindung geben, die ihr Leben mit einem
menschenwürdigen Inhalt durchleuchtete. Empfinden lassen, was man als
Mensch ist, das konnte die Frau das einzige, was ausgestattet mit Glauben
erweckender Kraft aus der alten Lebensordnung hervorgegangen zu sein
schien: die wissenschaftliche Denkungsart.
Es könnte manchen Leser dieser Ausführungen wohl zu einem Lächeln drängen,
wenn auf die "Wissenschaftlichkeit" der feministischen Vorstellungsart
verwiesen wird. Wer bei "Wissenschaftlichkeit" nur an dasjenige zu denken
vermag, was man durch vieljähriges Sitzen in Bildungsanstalten sich
erwirbt, und der dann diese Wissenschaftlichkeit in Gegensatz bringt zu dem
Bewußtseinsinhalt der Feministin, die "nichts gelernt" hat, der mag
lächeln. Diese Tatsachen bezeugen aber, daß mancher hochgelehrte Mensch
unwissenschaftlich lebt, während die ungelehrte Frau ihre Lebensgesinnung
nach der Wissenschaft (bis hin zur gender-wissenschaft) hin orientiert, die
sie vielleicht gar nicht besitzt. Der Gebildete hat die Wissenschaft
aufgenommen; sie ist in einem Schubfach seines Seelen-Innern. Er steht aber
in Lebenszusammenhängen und läßt sich von diesen seine Empfindungen
orientieren, die nicht von dieser Wissenschaft gelenkt werden. Die
Feministin ist durch ihre Lebensverhältnisse dazu gebracht, das Dasein so
aufzufassen, wie es der Gesinnung dieser Wissenschaft entspricht. Was die
Soziologen (und andere Wissenschaftler) "Wissenschaftlichkeit" nennen, mag
ihr ferne liegen; die Vorstellungsrichtung dieser Wissenschaftlichkeit
orientiert ihr Leben. Für viele andere ist bestimmend eine religiöse, eine
ästhetische, eine allgemein-geistige Grundlage; für die Feministin wird die
"Wissenschaft", wenn auch oft in ihren allerletzten Gedanken-Ausläufen,
(feministischer) Lebensglaube.(...also zu ihrem Weltbild, Religion,
Glaube...) Mancher Wissenschaftler fühlt sich "aufgeklärt", "freireligiös".
Gewiß, in seinen Vorstellungen lebt die wissenschaftliche Überzeugung; in
seinen Empfindungen aber pulsieren die von ihm unbemerkten Reste eines
überlieferten Lebensglaubens.

Wie gesagt, für Steiner ist "Wissenschaft" ein Fetisch, so wie für manche der Begriff "Elite". Auch die fünf Penner, die sich unter einer bestimmten Brücke am Abend zum Saufen und Schlafen regelmäßig zusammenfinden sind eine Elite, sind unter den vielen Milliarden Menschen die Wenigen, die diesen besonderen Lebensraum bevölkern um dort ihre spezielle Kultur zu pflegen.

Und so finden wir bei den vom Glück Begünstigten nicht weniger Langweiler, Gauner, Betrüger, Miesmacher, Schleimer ... als beim Rest der Bevölkerung, auch wenn sich die oberen 15.000 vielleicht als Elite empfinden, sich mit Prosecco besaufen und in Festspielhallen abhängen. Auch der Idiot im Frack bleibt ein Idiot.

Feminismus ist eine Attitüde, wie auch Links. Die Meisten, die sich als Linke bezeichnen, leben ein rechtes Leben. Links ist eben chic, modern, weltoffen. Die Toscanafraktion der SPD hat mit dem Proletarier alten Schlages nichts mehr am Hut. Machterhalt durch Wohlfahrt ist die Strategie und je mehr Menschen am Staatstropf hängen und der eigene Kraft mißtrauen, desto besser für die SPD und die Linke.

Auf der anderen Seite würde sich jeder klassische Rechte im Grabe umdrehen, würde er das Gebaren moderner Aktionäre und Wirtschaftsführer sehen. Geldgier ist nach rechtem=katholischem=protestantischem Verständnis eine Todsünde, weil sie dem Mitmensch das nimmt, was er zum Leben braucht und Besitz zum Götzen macht.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

Wolfgang, Tuesday, 13.05.2008, 20:36 (vor 6431 Tagen) @ DschinDschin

Also erstmal muß ich mein Pseudonym aufklären: Franziska Kleiser - das war ich, Wolfgang...
War natürlich ein Spielchen - den Text umzuschreiben auf Feminismus...- habe mich dann aber immer mehr hineingesteigert. Stimmt natürlich, daß das nicht ganz stimmig ist...- aber der ursprüngliche Text von Steiner über das Proletariat ist durchaus richtig! Auch wenn er sprachlich nicht überwältigend ist...(man bedenke, daß das vor 90 Jahren war...)

Auf Deine Erwiderung könnte ich allerdings auch wieder einiges erwidern - da ist auch einiges dran, was ich für "daneben" halte - aber ich hab keine Lust mehr...
(Übrigens: Steiner war, ist und bleibt Klasse!!!)

Gruß...Wolfgang

Die wahre Gestalt der "Frauenfrage" - im Lichte des Geistes betrachtet

DschinDschin, Wednesday, 14.05.2008, 02:16 (vor 6431 Tagen) @ Wolfgang

Also erstmal muß ich mein Pseudonym aufklären: Franziska Kleiser - das war
ich, Wolfgang...
War natürlich ein Spielchen - den Text umzuschreiben auf Feminismus...-
habe mich dann aber immer mehr hineingesteigert. Stimmt natürlich, daß das
nicht ganz stimmig ist...- aber der ursprüngliche Text von Steiner über das
Proletariat ist durchaus richtig! Auch wenn er sprachlich nicht
überwältigend ist...(man bedenke, daß das vor 90 Jahren war...)

Auf Deine Erwiderung könnte ich allerdings auch wieder einiges erwidern -
da ist auch einiges dran, was ich für "daneben" halte - aber ich hab keine
Lust mehr...
(Übrigens: Steiner war, ist und bleibt Klasse!!!)

Gruß...Wolfgang

Hallo Wolfgang,

starker Trick!
Klar ist Steiner Klasse, wenn man ihn als das nimmt, was er ist: ein Philosoph.
Nur sollte man nicht an Philosophien glauben.
Ein gutes Gedankengebäude ist wie ein guter Weißwein: eiskalt getrunken ein Genuss, berauschend, erheiternd.
Aber Alkohol erst nach Sonnenuntergang.

DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

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