Bundesbildungsministerium: Studie über Sachstand im Nachhilfeunterricht
*05.05.2008* [Pressemitteilung 079/2008]
**Fragen und Antworten zum Thema Nachhilfe**
* BMBF veröffentlicht erste umfassende Studie/ Schavan: "Wir liefern
wichtige Grundlage zur Abkehr von Spekulationen" Kaum ein Thema erhält
in der bildungspolitischen Diskussion eine so hohe Aufmerksamkeit wie
die Nachhilfe. Zugleich wirft es viele Fragen auf, die bislang
aufgrund der fehlenden Daten und Fakten zum Thema nur unzureichend
beantwortet werden konnten. Das vom Bundesbildungsministerium in
Auftrag gegebene wissenschaftliche Gutachten "Was wissen wir über
Nachhilfe? Sachstand und Auswertung der Forschungsliteratur zu
Angebot, Nachfrage und Wirkungen" gibt jetzt erstmals einen
umfassenden Überblick über Forschungsstand und Datenlage zur
Nachhilfe in Deutschland. "Mit dem Gutachten legen wir die empirische
Basis und schaffen eine Grundlage, um Diskussionen im Bildungsbereich
nicht Spekulationen zu überlassen", sagte Bundesbildungsministerin
Annette Schavan am Montag in Berlin. Schavan hatte im Rahmen einer
Diskussion zur Bildungsberichterstattung im Parlament angeregt, die
Diskussion über die Nachhilfesituation in Deutschland durch ein
Gutachten zu fundieren und die Vergabe eines entsprechenden Auftrags
zugesagt.
Das Gutachten des Forschungsinstituts für Bildungs- und
Sozialökonomie (FIBS) liefert eine erste Analyse zum Thema Nachhilfe.
Die Ergebnisse zeigen: Derzeit nimmt jeder achte bis zehnte Schüler in
Deutschland Nachhilfe, in den Sekundarstufen I und II schätzungsweise
jeder Vierte. Jeder dritte bis vierte Schüler hat während der
Schullaufbahn Nachhilfe genommen - bei deutlichen Unterschieden
zwischen alten (25-30 Prozent) und neuen Bundesländern (11-16
Prozent). In den alten Bundesländern nutzen Gymnasiasten und
Realschüler am häufigsten Nachhilfe, in den neuen Bundesländern sind
es eher Hauptschüler. Die Mehrheit der Nachhilfeschülerinnen und
-schüler ist zwischen 12 und 16 Jahren alt. Nachhilfe wird nach wie
vor insbesondere in Mathematik, Englisch oder anderen Fremdsprachen
und Deutsch genommen. Hohe Nachhilfequoten für das Fach Deutsch gibt
es vor allem in den Grund- und Hauptschulen. Zudem nehmen Jungen
häufiger als Mädchen Nachhilfe im Fach Deutsch. Umgekehrt verhält es
sich für das Fach Mathematik.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass die
Forschungslage zu privater Nachhilfe in Deutschland bislang lückenhaft
und unübersichtlich ist. Es fehle insbesondere an unabhängigen,
repräsentativen und methodisch seriösen Untersuchungen gemäß den
Standards empirischer Bildungsforschung, um Aussagen zu Angebot und
Nachfrage sowie zum Umsatzvolumen am Nachhilfemarkt zu machen.
"Deshalb ist eine fundierte Bildungsforschung notwendig, um das
Bildungssystem weiterzuentwickeln. Mit der Auswertung der Studie
schaffen wir eine wichtige Basis für fundierte politische
Entscheidungen", betonte Schavan.
Das Gutachten gibt auch einen Überblick zum internationalen
Vergleich. Hier zeigt sich, dass die Bedeutung von Nachhilfe durchaus
unterschiedlich ist. Internationale Spitzenreiter sind asiatische
Staaten wie Korea und Japan, wo rund 50 bis 70 Prozent der
Schülerinnen und Schüler bis zur Sekundarstufe II nach der Schule in
privaten Einrichtungen Nachhilfe nehmen. In England, Österreich und
Polen wird Nachhilfe in ähnlichem Umfang wie in Deutschland genutzt.
Andererseits hat in einigen Ländern wie beispielsweise Kanada oder
den Niederlanden private Nachhilfe so gut wie keine Bedeutung. Eine
international zu beobachtende Tendenz ist, dass Schülerinnen und
Schüler heute Nachhilfe weniger aus Angst vor schulischem Scheitern
nutzen, sondern vielmehr zur Notenverbesserung, als Mittel "zur
Verschaffung eines individuellen Wettbewerbsvorteils", wie es in dem
Gutachten heißt.
Das Gutachten steht Ihnen auf der Homepage des BMBF unter
http://www.bmbf.de/pub/sachstand_nachhilfe.pdf zur Verfügung.
Weitere Informationen finden Sie unter www.fibs.eu
[http://www.fibs.eu]
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Gutachten Sachstand Nachhilfe
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Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS)
[http://www.fibs.eu/]
(URL: http://www.fibs.eu/)